Ab wann konkrete Positionen

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  • Ich trainiere eine ältere F.
    Seit dieser Saison spielen wir im 3-3 mit Offensive und Defensive.
    Also 3 Spieler vorne, 3 hinten.


    Ab welchem Alter würdet ihr richtige Positionen zu teilen?
    Also linker Verteidiger, IV, rechtes Mittelfeld, zentrales Mittelfeld etc?


    Und was spricht dafür? Oder auch dagegen?

  • Zuerst war ich gelangweilt von der Frage und habe versucht zu antworten wie wir es in anderen Threads schon ein duzendmal gelesen haben. Hatte mich auch gewundert dass Du @Trainero diese Frage stellst, da du ja schon länger ein aktives Mitglied hier bist.
    Dann dachte ich mir, eigentlich kann man es ja bei den Kindern schlecht am Alter festmachen - unterschiedliche Entwicklung etc. und habe mich theoretisch gefragt ob es denn denkbar wäre bis in den Seniorenbereich hinein komplett auf Positionen zu verzichten. Bin dann schnell darauf gekommen, dass es auf dem Großfeld wenig Sinn macht ohne Positionen zu agieren - eine gewisse Absprache der Positionen ist da unvermeidlich, wenn man sich nicht totrennen will. Das wäre also spätestens ab C; natürlich darf auch hier nicht vergessen werden, dass Schubladendenken nie gut ist- aber das Positionsverständnis muss dann entwickelt werden.
    Von der anderen Seite der Feldgröße annährend ist selbst das Kleinfeld über die gesamte Platzbreite in der E in Verbindung mit recht kurzer Spieldauer für so wenige Spieler (6+1) so beschaffen, dass man eigentlich immer alle hinten wie vorne benötigt. - Vielleicht könnte mal einer stehen bleiben. Und die Kinder schaffen das auch oft. Man sieht jedoch schon, dass die Kinder sich in dem Alter viele Wege sparen, weil sie das Spiel inzwischen besser lesen können. Dennoch könnte man je nach Lauffreudigkeit der Mannschaft in der E noch Abstriche machen. (Auch spieltaktisch haben wir oft diskutiert dass es machbar wäre (langer Ball))


    Dann müsste man auch die Fähigkeiten noch anschauen: Ich gehe von meiner Funinoliga aus - wir bilden also in der F-Jugend eigentlich Mittelfeldspieler aus. Es gibt kaum spezielle Stürmer- und Verteidiger-Aufgaben. Wird im Spiel auch nicht benötigt und ist nicht der Ansatz. in der E beginnt also die Ausbildung hin zu Stürmern und Verteidigern. Da man jedoch den Kindern die Chance geben sollte auf allen Positionen zu Testen und auszuprobieren und Erfahrungen zu machen - die sie vorher nicht hatten (das gilt wohl für den Altjahrgang wie für den Jungjahrgang) sollte man auch hier keinesfalls ein Kind in eine Positionsschublade stecken und noch fleißig rotieren.


    Dazwischen gibt es noch das Kompaktfeld der D-Junioren. Hier spielen die Kinder nun auf einem ordentlich großen Feld eine Zeit die eigentlich ohne Positionen zu halten sauber gespielt werden kann. Hier sollten die Kinder mMn schon auf Positionen spielen aber noch nicht fest zuteilen, sondern noch immer rotieren - es kommen ja mit der Abseitsregel, Rückpassregel Sachen dazu die man sowohl als Stürmer wie auch Verteidiger oder MFS wieder erleben muss. Die pupertäre Entwicklung macht deiner Zuteilung vielleicht auch wieder einen Strich durch die Rechnung. Also auch in der D: rotieren.


    Vielleicht helfen meine laienhaften Gedanken ja ein wenig.

  • Danke schon mal @Ersatzbank


    Ich erläutere mal, warum mich die Frage beschäftigt.


    Wir haben bis zur Hinrunde ältere F komplett ohne Aufstellung gespielt.
    1 TW, 6 Feldspieler, alle greifen an, alle verteidigen.


    Wir spielen 1te Staffel unseres Kreises.
    Als junger Jahrgang ging das noch gut. Als Altjahrgang haben wir in der Hinrunde dann jede Menge Tore durch lange Abschläge und Konter bekommen.
    Darauf hin haben wir im Winter angefangen mit Aufstellung zu spielen 3-3 ohne Zuweisung ob links, rechts oder zentral.
    Das läuft wieder gut.


    Nach dem Ferien geht's in die E und ich stelle mir halt die Frage, ob konkrete Positionen dann besser wären.


    Spielt ihr denn schon in der G mit konkreten Positionen oder wann fangt ihr damit an.


    Die klare Zuständigkeit für einen Raum sehe ich als Vorteil.
    Meine Jungs müssen sich viel absprechen, verschieben ganz gut und wechseln ständig die Positionen. Das sehe ich als Vorteil davon noch ohne klare Positionsvorgaben zu spielen

  • @Trainero
    Meine Jungs verschieben auch gut und wechseln schön ohne Positionsvorgaben. das ist fantastisch zu beobachten.
    Wir haben auch das selbe erfahren wie Du (und in anderen threads schon diskutiert): Tore durch Lange Abschläge oder Konter oder egal wie, aber immer mit dem selben Resultat: ein Gegner ist durch und steht mutterseelenalleine vor dem Torwart.
    Ich habe dann folgendes gemacht um das Positionsspiel zu umgehen und das problem dennoch zu entschärfen: Ich habe eine Spielführerbinde gekauft! Seitdem habe ich immer einen meiner Spieler, die auch sonst die Mannschaft zusammenhalten und die auf dem Platz du für das Team stehen einfach gesagt: "Du kommst jetzt bald in die E, dort bekommt ihr einen Kapitän! Der Kapitän muss Verantwortung tragen können für die Mannschaft. Du bekommst jetzt von mir eine verantwortungsvolle Aufgabe. Du kennst ja unser Problem mit den Gegner die alleine vor unserem Tor stehen. Also: Du bist jetzt in diesem Spiel dafür verantwortlich, dass das nicht passiert. Lass Dir was einfallen, wie Du die Aufgabe löst." Dabei ermahne ich ihn immer auch vorne mitzuspielen und tore zu schießen - nicht dass er hinten festwurzelt.
    Jedes Spiel möchte nun ein andere die binde mal haben - und manche drücken sich interessanter Weise vor dieser Verantwortung und wollen die Binde nicht! Auf diese Weise kann ich die Jungs stolz machen - die Binde wird mit stolz getragen. Die Jungs erarbeiten sich selbst wie sie diese Position bekleiden. und ich erinnere mich nicht daran, dass es seitdem auf diese Weise mal bei uns ein Tor gegeben hätte. Bis auf einen einzigen meiner Wortführer, der sich diese Aufgabe nicht verinnerlichen kann, freue ich mich, wie die Spielführer bei Ballverlust schnell umschalten und schauen wie weit der erste Gegner schon in unsere Tornähe kommt und stellen ihn, manchmal dirigieren sie sogar die Mannschaft.
    Das ist für mich in der F aber auch schon das maximum an Positionsspiel.
    bin ehrlich gesagt sehr stolz auf diese Lösung.


    Wie ich damit anfange im Training Positionen zu üben und wann: Siehe Horst Wein, Kapitel V, zweite Fußballentwicklungsstufe. (in meiner Ausgabe von 2016 so ab S. 243)

  • Ich bin kein Trainer und habe auch keine Ausbildung in diesem Bereich.
    Dennoch würde ich gerne einen Gedanken einbringen.


    Ist euch aufgefallen, dass die Kreativität der Kinder sich besonders gut entfaltet, wenn von Seiten der Erwachsenen einer Art Hilfe zur Selbsthilfe geleistet wird?
    Es entseht für Kinder ein sicherer Rahmen in welchem sie sich bewegen und Kinder die sich sicher fühlen, können auch mehr leisten als andere.


    Es gibt Studien die aufzeigen, dass etwaige Fähigkeiten wie Problemlösungskompetenzen oder Kreativität mit dem Eintritt in das Schulsystem konsequent abnehmen.
    Das ist eben das Problem das Schule macht und welchem man entgegenwirken muss.


    Im Spiel finde ich Positionen wichtig, weil Positionen auch Bewegungsräume bedeuten in welchen Kinder sich dann "frei" (ohne Versagensangst) bewegen können.
    Was mit auffällt ist, dass Trainer in Kindern oft einen Robben oder einen Lahm sehen und dieser Junge dann Jahr für Jahr auf der Robben Position festhängt.


    Was mir ebenso auffällt ist, dass Trainer Kinder oft rotieren lassen, es aber für die neuen Positionen keine Anleitungen gibt.
    Damit meine ich z.B. ein Stürmer bewegt sich anders als ein Verteidiger. Der Gegner steht anders mir gegenüber usw.


    Ich als Trainer würde mit den Jungs Positionen üben und Elemente nach Horst Wein einfließen lassen um deren eigenes Ich als Fussballer entwickeln zu können.

  • Das halte ich immer wieder für eine interessante Frage. Ich trainiere eine U16. Es gibt bei mir einen Spieler, den ich regelrecht zu seinem Glück zwingen müsste, ich habe das lange versucht, ihn aus der Innenverteidigung auch mal vorne reinzuschieben. Er will nicht, oder sagen wir mal besser: Er will den Zeitpunkt selber bestimmen. Da der Innenverteidiger-Job bei den Spielern in Summe eher spärlich beliebt ist, macht Ihm das auch keiner streitig. Ganz im Gegenteil, alle sind froh, wenn er hinten spielt, den mit seiner Erfahrung ist er kaum zu bezwingen. Sein Gewinn ist also eher die Anerkennung als das schnelle Fussballspiel.


    Ganz anders sieht die Lage auf den Flügeln aus. Hier äußern Spieler regelmäßig, auch vorne spielen zu dürfen. Ich habe mir angewöhnt, die Sache anders zu regeln. Vor dem Spiel gibt es Rollenverteilungen, diese werden primär einem Spieler zugeordnet. Die Spieler bekommen aber den Auftrag, diese Rollen aktiv zu tauschen und die freiwerdenden Rollen vom Ball in Richtung Ziel zu besetzen. Das wird sehr gut angenommen und umgesetzt. Das dabei einzelne Spieler nicht zu kurz kommen, darauf muss ich achten. Im Jugendalter regelt sich dabei auch viel über Verletzungen / Kondition oder Abwesenheit aus anderen Gründen...


    Warum erzähle ich das? In den ganzen Jahren habe ich gelernt, dass es wenige Spieler gibt, die eine feste Rolle im Team anstreben und dass es dagegen viele Spieler gibt, die Abwechslung wollen. Und die meisten wollen natürlich vorne spielen. Ein Kind kann das nicht durchsetzen, es hat noch nicht die Kompetenz, oder es ist einfach zu überreden. Ein Jugendlicher dagegen wird dies irgendwann erkennen, wenn er für bestimmte andere Spieler den Ballschlepper spielen soll und wird dies dann quittieren.



    /Edit: Die Intention des TE ist allerdings ja eine andere, wie ich nach intensiverem Lesen feststelle. Ab wann spiele ich überhaupt mit benannten Positionen. Da ist vielleicht die Frage, ab wann Kinder zu besetzende Rollen überhaupt erkennen können...

  • Ich möchte mal ein Gegenbeispiel anführen. Vor ca. dreieinhalb Jahren bin ich zu der Mannschaft, die ich jetzt noch betreue, aber zum Saisonende abgeben werde, hinzu gestoßen, um den damals noch alleinigen Trainer zu unterstützen. Aufgrund zeitlicher Engpässe übernahm ich erst anderthalb Jahre später die Betreuung einer der inzwischen zwei gemeldeten, aber gemeinsam trainierenden Mannschaften im Spielbetrieb. Mein Kollege hat in der F-Jugend die Kids immer in 2:2:2 spielen lassen und ihnen auch mitgeteilt, dass sie zwei Verteidiger, zwei Mittelfeldspieler und zwei Stürmer sind. In der Folge waren dann auch die Stürmer fast nie in der eigenen Hälfte zu finden, während die Verteidiger häufig nicht weiter aufrückten als bis zur (eigenen) Strafraumgrenze. Gegen viele andere Mannschaften reichten auch zwei Abwehrspieler aus, um die Angriffe zu unterbinden, und vorne kam es, wie hier ja auch so oft beschrieben, ja auch eher auf die individuelle Klasse der ja auch typischen Stürmer an, als auf die übrige Mannschaft, um zum Torerfolg zu kommen. Mir kommt es so vor, als habe sich diese recht eindimensionale Spielweise bei vielen Kindern in den Köpfen fest gesetzt, viele von ihnen verbinden auch am Ende der E-Jugend noch viel zu eng umrissene Aufgaben- und Verantwortungsbereiche mit den drei Feldspielerpositionen. Immerhin agieren mittlerweile durchaus einige Spieler durchaus auch situationsbezogen recht flexibel, aber darum habe ich mich auch in den letzten zwei Jahren intensivst bemühen müssen...

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Ich möchte mal ein Gegenbeispiel anführen. Vor ca. dreieinhalb Jahren bin ich zu der Mannschaft, die ich jetzt noch betreue, aber zum Saisonende abgeben werde, hinzu gestoßen, um den damals noch alleinigen Trainer zu unterstützen. Aufgrund zeitlicher Engpässe übernahm ich erst anderthalb Jahre später die Betreuung einer der inzwischen zwei gemeldeten, aber gemeinsam trainierenden Mannschaften im Spielbetrieb. Mein Kollege hat in der F-Jugend die Kids immer in 2:2:2 spielen lassen und ihnen auch mitgeteilt, dass sie zwei Verteidiger, zwei Mittelfeldspieler und zwei Stürmer sind. In der Folge waren dann auch die Stürmer fast nie in der eigenen Hälfte zu finden, während die Verteidiger häufig nicht weiter aufrückten als bis zur (eigenen) Strafraumgrenze. Gegen viele andere Mannschaften reichten auch zwei Abwehrspieler aus, um die Angriffe zu unterbinden, und vorne kam es, wie hier ja auch so oft beschrieben, ja auch eher auf die individuelle Klasse der ja auch typischen Stürmer an, als auf die übrige Mannschaft, um zum Torerfolg zu kommen. Mir kommt es so vor, als habe sich diese recht eindimensionale Spielweise bei vielen Kindern in den Köpfen fest gesetzt, viele von ihnen verbinden auch am Ende der E-Jugend noch viel zu eng umrissene Aufgaben- und Verantwortungsbereiche mit den drei Feldspielerpositionen. Immerhin agieren mittlerweile durchaus einige Spieler durchaus auch situationsbezogen recht flexibel, aber darum habe ich mich auch in den letzten zwei Jahren intensivst bemühen müssen...

    Dann schnell die ordentliche Ausbildung beginnen, vielleicht ist noch nicht ales verloren!

  • Zitat von Ersatzbank

    Von der anderen Seite der Feldgröße annährend ist selbst das Kleinfeld über die gesamte Platzbreite in der E in Verbindung mit recht kurzer Spieldauer für so wenige Spieler (6+1) so beschaffen, dass man eigentlich immer alle hinten wie vorne benötigt.


    Für F-Spieler ist das Kleinfeld zu groß, als dass einer überall alles machen kann. Ich denke aber, wichtiger als konkrete Positionen ist es, ein grundsätzliches Verständnis vom Spielen im Raum zu vermitteln. Dazu ist Funino natürlich perfekt.


    Konkrete Positionen erlebe ich vor allem für mäßig talentierte Kinder als eine gute Hilfestellung (Stichwort "Komplexitätsreduktion"); insofern würde ich bei einer normalen Kinder-Mannschaft nicht komplett auf Positionszuteilung verzichten, auch wenn sich insbesondere die spielstarken Kinder im Spiel nicht daran halten werden und das auch völlig okay ist.

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)