Trainingsaufbau - Anzahl an Übungen

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  • @yvdreger


    Wenn die Eltern dir sagen, dass die Kinder dein Training langweilig finden, dann ist es schon der richtige Weg, sich darüber Gedanken zu machen. Hier im Forum gibts genügend Trainer mit entsprechender Erfahrung. Da kannst du dir gute Ratschläge holen, aber wie du es dann umsetzt, das ist allein dein Ding.


    1. Details über einfache Fragen erfahren
    Frag mal deine Trainingsgruppe, was sie am liebsten machen? Vermutlich wird sich eine andere Gewichtung (weniger Übungszeit, dafür längeres Abschlußspiel) ergeben. Leider wird nach dem Verschwinden des "Straßenfussballs" häufig vergessen, dass der Kinderfussball nicht eine Fortsetzung des Schulunterrichts sein sollte, sondern in erster Linie eine spielende Freizeitgestaltung.


    2. Erste Veränderungen probieren - sich dabei selbst disziplinieren
    Deshalb soll der Trainer auch kein Lehrer sein, der via Frontalunterricht jedes Detail erklärt, sondern er soll lediglich Impulse geben und nur dort helfen, wo die Kinder allein nicht weiterkommen. Also nicht minutenlange Vorträge, worauf es ankommt, sondern nur 2 - 3 Hinweise und dann soll sich deine Trainngsgruppe daran ausprobieren. Statt selbst zu präsentieren, wähle Spieler dazu aus bzw. frag, wer es zeigen möchte. Statt eine Übung zu unterbrechen und einen Spieler, der sie nicht hinbekommt, vor der Trainingsgruppe zu blamieren, lieber einen präsentieren lassen, der es sehr gut kann. Also statt zu kritisieren, durch dosiertes Lob zu führen. Je nach dem, in welcher Rolle man sich am wohlsten fühlt, bedarf es auch einer Selbstdiziplinierung, den Fussball nicht als Lehrstoff, sondern als Freizeitgestaltung ohne Leistungsdruck und -anspruch zu verstehen. Wenn die Kinder den Spaß am Fussball entdecken, dann kommt die Leistung sowieso von ganz allen.


    3. Trainingseinheit nach den Wünschen und dem Bedarf gestalten
    Versuch bitte mal die Trainingseinheit so zu planen, dass mindestens in der Hälfte der Zeit gespielt (Spielformen, Abschlußspiel) wird.


    4. Abweichungen bei der Trainingseinheit zulassen, wo es sinnvoll erscheint
    Häufig gibt der Trainer ein Feedback, ohne jedoch nach dem zu fragen, wie es die Kinder gesehen haben. Es wird ihm nicht nur deren Sichtweise verborgen bleiben, sondern er wird keine Gewissheit darüber erlangen, was die Kinder zufällig richtig oder falsch gemacht haben, weil er sie gar nicht sagen läßt, was sie schon verstanden haben und wo sie weitere Hilfe benötigen.


    Leider gibt es beim DFB nur Schwerpunkt-Trainingseinheiten. Eine Abweichung ist dabei nicht vorgesehen. Das heißt aber nicht, dass ihr alles so machen müßt, wie es darin beschrieben steht. Es soll lediglich dazu anregen. Ihr könnt es durchaus mischen. Aber achtet bitte darauf, dass der Schwierigkeitsgrad zu eurem Team paßt.


    5. Kinder wollen sofort Antworten
    Im Dialog über das letzte Punktspiel ergeben sich Fragen der Kinder. Sie wollen darauf sofort für sie verständliche Antworten. Die Chance im Training besteht darin, ihnen nach der kurzen Bespreichung durch praktische Übungen und Spielformen den Unterschied von: "das kann man noch besser" - zu - "das machen wir jetzt schon besser" zu zeigen. Denn Kinder brauchen einen wesentlich kürzeren Vergleichszeitraum, um die Unterschiede zu verinnerlichen als wir Erwachsene, die wir durch komplexe Zusammenhäng gewohnt sind, uns an Theman länger heran zu tasten.


    5.1. Trainingseinheit als "Roten Faden" führen und Zeit für spezielle Übungen/Spielformen einplanen
    Sofort nach dem Feedback in Form von Übungen/Spielformen den Kindern neue Lösungen zu geben, dass kommt nicht nur gut an, sondern das macht allen sehr viel Spaß. Selbst, wenn beim nächsten Punktspiel noch nicht alles Neue klappt, erkennen Kinder, Eltern und Trainer doch die Fortschritte. Die führen zu mehr Spaß und selbstverständlich führt jede Antwort wieder zu mindestens 2 neuen Fragen.


    6. Trainingsplan ergibt sich von ganz allein
    Statt seine Arbeit mit der von Kollegen zu vergleichen, ergibt sich durch einen aktiven Dialog mit der Mannschaft von ganz allein ein Trainngsplan. Denn der orientiert sich nun an den Bedürfnissen der Kinder.
    Ja, ich weiß, was sich jetzt im Hinterstübchen einiger Kollegen abspielt? Vor dem Training den Ball aufs Spielfeld werfen und danach wieder abholen? Das ist das Gegenteil von "Runden laufen und Drilltraining"!
    Also mitten zwischen diesen Extremen werden die Wünsche der Kinder liegen.


    7. Für sich eine Antwort auf eine wichtige Frage finden?
    Glaubt ihr, dass die Kinder wegen euch zum Training/Spiel kommen oder glaubt ihr, dass ihr wegen den Kindern zum Training/Spiel kommt?


    Viel Spaß bei der Antwort und den dabei gewonnenen Erkenntnissen!

  • @yvdreger
    Du trainierst also montags? Der Hinweis wäre zu Beginn nicht schlecht gewesen.
    Diesen Tag halte ich bei einer U 11 für ungünstig. Da wundert es mich nicht, dass die Spieler manchmal nicht so richtig zu motivieren sind bzw. länger als geplant für eine Übung brauchen.
    Kannst du das Training vielleicht verlegen?
    Wann spielt ihr gewöhnlich, samstags, sonntags oder gemischt?

    Die Aussage verstehe ich nicht. Ich habe noch nie einen U11 Spieler gesehen, der "montagsdepressiv" ist und kein Bock auf Fußball hat.


    Wenn du nur 60 Min. hast, dann würde ich die Erwämung auf 10 Min. kürzen, das geht bei E-Junioren.


    Abschlussspiel wären dann auch nur 10, max. 15 Min. Somit hast du 35 Min. Die würde ich im Haupteil auf 2 Übungen aufteilen, bei denen nicht umgebaut werden muss.
    @Steini
    Technikübungen in Wettkampfformen sind sicher gut gegen Langeweile, aber gerade wenn die Technik noch nicht richtig sitzt, was in dem Alter häufig der Fall ist, besteht bei bei Wettkämpfen die Gefahr, dass geschludert wird.

    Wettkämpfe sind bei den Kindern das Salz in der Suppe und in meinen Augen unerlässlich. Deswegen sollte vor den Wettkämpfen ausreichend geübt werden, um dort entsprechend korrigieren zu können. Im Wettkampf wird es immer mal vorkommen, dass die Technik nicht in Perfektion ausgeübt wird, aber es ist auch ein entsprechender Reiz den du wieder setzt, denn im Spiel wird der Gegner dir bei der Technik auch nicht alle Zeit der Welt lassen, um diese sauber auszuführen.

  • @Mapo
    Ich finde es gut, sich im Forum sachlich auszutauschen. Weder hab ich etwas von montagsdepressiv noch von keinen Bock auf Fußball geschrieben. Meine Formulierung war "ungünstig".
    Deinen Erfahrungsschatz mit dieser Altersgruppe kenne ich nicht. Meine Erfahrungen sehen so aus, dass die Kinder montags durch den Wind sind. Das liegt einerseits am Wochenendverhalten mit langem Aufbleiben, vielleicht die halbe Nacht am Zocken, sonntags lange im Bett bleiben und montags dann wieder früh raus müssen. Immer wieder bestätigen mir Lehrerinnen und Lehrer, welch Kampf es montags fast immer ist. Hinzu kommt, dass in dieses Alterklasse der Kampf um die Zulassung zum Gymnasium im vollen Gange ist. Häufig werden über das Wochenende keine Hausaufgaben aufgeben, dafür aber innerhalb der Woche und nach meiner Erfahrung gern montags.
    Bei übermüdeten und vielleicht überdrehten Kindern, die nach dem Training eventuell noch Hausaufgaben machen müssen, wundert es mich nicht, wenn die Übungen länger dauern.
    Bezüglich der Wettkampfformen habe ich nur meine Bedenken geäußert, weil ich es schon häufig erlebt habe, dass Trainer schnell voran kommen wollen in der Ausbildung. Klar macht es den Kindern Spaß, aber wenn der Trainer nicht korrigiert, schleifen sich gerade durch den Zeitdruck Fehler ein, die hinterher schwer zu korrigieren sind. Bsp. Schusstechnik. Sehe es immer wieder, dass Trainer Fehler nicht erkennen und meinen die Kids haben die Technik drauf, dann die Druckdimensionen erhöhen und im Punktspiel werden die Kids angebrüllt, sie sollen gefälligst ordentlich schießen.

  • Bezüglich der Wettkampfformen habe ich nur meine Bedenken geäußert, weil ich es schon häufig erlebt habe, dass Trainer schnell voran kommen wollen in der Ausbildung. Klar macht es den Kindern Spaß, aber wenn der Trainer nicht korrigiert, schleifen sich gerade durch den Zeitdruck Fehler ein, die hinterher schwer zu korrigieren sind. Bsp. Schusstechnik. Sehe es immer wieder, dass Trainer Fehler nicht erkennen und meinen die Kids haben die Technik drauf, dann die Druckdimensionen erhöhen und im Punktspiel werden die Kids angebrüllt, sie sollen gefälligst ordentlich schießen.

    Deine Bedenken hatte ich bis vor kurzem auch, jedoch bin ich nach ausführlicher Auseinandersetzung und Erprobung der vorgeschlagenen Methoden im Buch "Spielintelligenz im Fußball - kindgemäß trainieren" von Horst Wein zu einem anderen Schluss gekommen.
    Dort wird, grob gesagt, vorgeschlagen eine Trainingseinheit (Hauptteil) mit einer Spielform zu beginnen und erstmal zu üben bis die Kids die Regeln verstanden haben. Nun kommt oft schon der Erste Wettkampf bei denen der Trainer genau darauf achten sollte was die Kinder falsch machen. Danach werden entsprechend der aufgefallenen Fehler Korrekturübungen/Spielformen angeboten um die Techniken die speziell für diese Spielform benötigt werden zu verbessern. Aber wie du schon sagtest muss der Trainer korrigieren.
    Im Anschluss folgt nun ein weiterer Wettkampf in der Spielform. Sollte alles (wieder aller Erwartungen) gut klappen macht man die Spielformen etwas schwerer. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mit dieser Herangehensweise die Kids ein größeres Verständnis für die Techniken erlernen(Wann? Wie? Wo? Warum setzte ich z.B. ein Dribbling ein) und mit größerer Freude und Konzentration in den Übungen arbeiten, da sie genau wissen warum eigentlich geübt wird und sie natürlich den zweiten Wettkampf unbedingt gewinnen möchten. :)


    Und so sind 90 Minuten Training auch schnell gefüllt. Es reicht meiner Meinung nach völlig aus, im Hauptteil, eine Spielform und 1 bis 2 Korrekturübungen anzubieten. Man muss sich auch kaum Gedanken darüber machen ob das Training zu einfach oder zu schwer ist, denn der Schwierigkeitsgrad hängt in einer Spielform fast ausschließlich vom eigenen Können und das der Gegenspieler ab und man kann als Trainer die Teams ja so machen, dass jeder gefordert wird.


    Das man seine Kids nicht anschreien sollte wenn sie einen Fehler gemacht haben versteht sich hoffentlich von selbst.

  • Verstehe Deine Bedenken @Grätsche aber auch oder gerade in der Technikschulung sind stereotypische Übungsanordnungen und -durchführungen mMn Kontraproduktiv. Der Lerneffekt ist bei Zeitdruck (=spielnah) höher, als bei der langsam durchgeführten Ausübung. Zumindest meiner Erfahrung nach. In der Altersklasse stellt sich schnell dabei Langeweile ein und die Übung wird eher lustlos durchgeführt. Die dabei aufkommenden Fehler schleichen sich schnell ein und sind später nur sehr schwer zu korrigieren. Der Threatersteller schildert ja was von Langeweile und darauf basierte mein Posting. Wäre für mich hier Primärziel. Spaß und Dynamik. Dabei dann punktgenaues Coaching mit kurzer prägnanter Korrektur und weiter gehts.
    Natürlich bin ich in der wettkampfbasierten Durchführung einer Übung als Trainer umso mehr gefordert, zeitnah und zielorientiert ( also tatsächlich auch nur den avisierten Schwerpunkt coachen ) zu korrigieren. Hier trennt sich schnell die Spreu vom Weizen in der Trainerschaar. Zudem sollte ich mir vorher schon sehr wohl überlegen, wo genau sich hier in der "Hektik" Fehler einschleichen könnten. Dies kann ich bereits durch genau geplanten Übungsaufbau weitestgehend vermeiden.
    Nur kurzes Beispiel ( nagelt mich jetzt bitte nicht an der Übung fest;soll nur der Veranschauung dienen):
    Ich möchte das Abkappen mit der Innenseite rechts und links üben. Macht das mal im Selbstversuch im langsamen und im schnellen Tempo. Wo ist es einfacher ? Und achtet mal dabei auf eure jeweilige Gewichtsverlagerung. Wo ist es einfacher und vor allem, bei welchem Tempo führe ich die richtig durch ? Das projeziert mal auf die Koordinationsfähigkeit eines E-Jugendlichen.
    Beispielhafter Übungsaufbau Dribbling um Slalomstangen im ZickZack-Muster angeordnet.
    Bei meinen technisch schwächeren Spielern werde ich damit rechnen müssen, dass sie einen "Feuerhaken" laufen werden, um so vor den Ball zu kommen und ihn so frontal in die beabsichtigte 90Grad Richtung nach links oder rechts zu bekommen. Das möchte ich natürlich nicht. Vorgabe ist also bei Kappen nach z.B. links muss die linke Hand die Stange berühren. Schon ist der Haken nahezu unmöglich.
    Dann achte ich noch auf den richtigen Abstand der Stangen zueinander und korrigiere ihn wenn nötig. Bei zu weitem Abstand wird im Wettkampf die enge Ballbehandlung nicht so korrekt ausgeführt, weil sie ja durch einfaches Vorpassen des Balles schneller Meter machen können und dann einfach kurz vor der Stange den Ball wieder einfangen. Bei zu kurzen Abständen sind gerade techn. schwächere Spieler schnell überfordert. Usw. usw. Das sollte man alles vorher einplanen und ggfls. im Trainingsbetrieb leicht abändern, wenn nötig.
    Dabei stelle man sich jetzt mal zwei E-Jugendmannschaften auf einem Trainingsplatz vor. Die eine macht es ohne, die andere mit Wettkampf. Welche von beiden würde wohl zur anderen neidisch rüber schauen ? Oder anders gefragt: An welchem Training würdet ihr lieber teilnehmen?