Neid­de­bat­te unter Eltern

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  • Wir haben nun mal Gleichberechtigung und die fängt nicht erst mit der Volljährigkeit an.

    Mit der Gleichberechtigung ist das so eine Sache... Wenn es darum geht, dürften auch die Jungs in Mädchenteams spielen, oder?

  • @TW-Trainer
    Das kann nicht stimmen. Die Regularien in NRW sind sogar noch ein bisschen strenger als in Hessen:

    Bei den D-Junioren und jünger ist es erlaubt, gemischte Mannschaften ausJunioren und Juniorinnen dieser Altersklasse zu bilden. Die Landesverbändekönnen eine entsprechende Ausnahmeregelung bei den B- und C-Junioren inihren Durchführungsbestimmungen gestatten. Dabei müssen die Eltern bzw.der gesetzliche Vertreter der Junioren zustimmen.

    C und B als Ausnahme, aber A ist definitiv nicht erlaubt.


    Grüße
    Oliver

  • Eine interessante Diskussion, die hier geführt wird (wobei man ab Beitrag 30 oder so vielleicht sogar splitten könnte).


    Ich trainiere seit Jahren mit Begeisterung (was ich damals nicht gedacht hätte) Mädchenteams der U13 bis U17. Obwohl es im Umkreis nur wenige Mädchenmannschaften gibt, ist das ein schwieriges Geschäft und man kann froh sein, wenn man genügend Mädchen hat. In dieser Saison stellen wir erstmal zwei Mädchenmannschaften (U13, U17).


    In diesem Jahr habe ich zum ersten Mal ein paar "Talente" dabei. Eine 2004er-Spielerin habe ich vor einem Jahr zum Sichtungstraining der Kreisauswahl geschickt. Sie hat auf Anhieb den Sprung in die Niederrheinauswahl geschafft, wurde dann aber im November wieder in den erweiterten Kreis (Landesleistungszentrum, Beschreibung folgt unten) "degradiert". Zwei weitere Spielerinnen gehören der Kreisauswahl an.


    Im FVN ist die Gliederung so, dass es Kreisauswahlmannschaften, Landesleistungszentren und schließlich die Niederrheinauswahl gibt. Die Kreisauswahlmannschaften trainieren 6 x im Halbjahr, die Landesleistungszentren alle zwei Wochen und die Niederrheinauswahl unregelmäßig (ich würde sagen ebenfalls so ca. 6 x im Halbjahr plus zwei Wochenendlehrgänge an der Sportschule Wedau). Dazu ist die Regelung im FVN so, dass die Spielerinnen der Niederrheinauswahl auch am DFB-Stützpunkttraining (jeden Montag) teilnehmen (allerdings nur am Training, nicht an Spielen, Leistungstests etc.). Meine Spielerin aus dem Landesleistungszentrum ist weiterhin beim DFB-Stützpunkttraining dabei. Finde ich gut, ob das aber so korrekt ist ... keine Ahnung (mein Kenntnisstand: nur Niederrheinauswahl).


    Soviel zu den Strukturen im FVN. Die Kreisauswahl hat vor zwei Wochen ein Spiel gegen einen anderen Kreis gehabt und musste mit 7 Mädchen (Kleinfeld) antreten. Alle anderen Mädchen hatten abgesagt. Ob das Konsequenzen hat, weiß ich nicht. Aber bei den Jungs wäre sowas sicher nicht passiert.


    Was ich aber gerne zur Diskussion stellen möchte:
    Warum sollen Mädchen überhaupt am Training von Jungs teilnehmen oder so lang wie möglich bei den Jungs spielen?
    Mir ist klar, dass ein leistungsstarkes Mädchen dadurch in der Regel mehr lernt, als wenn es mit anderen Mädchen zusammenspielen würde. Und ich kann auch die Verbände verstehen, die natürlich auch im Mädchen- und später Frauenbereich möglichst starke Mannschaften stellen möchten (nicht zuletzt auf Nationalmannschaftsebene). Das klappt mit Mädchen / Frauen, die sich möglichst lang gegen Jungs behauptet haben, besser.


    Ich finde es aber immer wieder erschreckend, wie gering das spielerische Niveau im Mädchenfußball ist. Mädchenfußball steckt immer noch in den Kinderschuhen. Viele Mädchen fangen sogar erst im U13-Bereich an, also D-Jugend. Ihnen fehlen also im Vergleich zu vielen Jungs vier Jahre oder mehr. Das kann man ja gar nicht mehr alles aufholen. Nun werden dazu auch noch die stärksten Spielerinnen raus gezogen und ihnen gesagt, sie sollen bei den Jungs kicken. Schön für die Mädchen, schlecht für den Mädchenfußball (Stichpunkte Leistungsniveau, Spielerzahl).


    Sollte man also nicht eher sagen, dass man erstmal den Mädchenfußball weiter fördern sollte und eine breite Grundlage schaffen sollte, anstatt hauptsächlich die "Elite" zu verbessern?
    So gut geht es dem Mädchenfußball in Deutschland nämlich noch nicht.


    Hier auch noch ein ganz interessanter Artikel:
    http://www.faz.net/aktuell/spo…-den-erfolg-13668240.html

  • @Radagast


    Du hast sehr viele Punkte angesprochen und auf manche kann man gar keine einfache Antwort geben


    1. der Mädchen- und Frauenfussball steckt in den Kinderschuhen
    Zunächst einmal gebe ich dir vollkommen recht, dass der Mädchenfussball in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt. Es ist noch gar nicht so lange her, da verbot der DFB den Frauenfussball. Zu dieser Zeit gab es längst Schülermannschaften, sodass hier eine Struktur im Trainer- und Spielerbereich wachsen konnte. Bis heute gibts keine Trainerlizenz,die sich dem Mädchen- und Frauenfussball widmet, allenfalls Kurzseminare. Das Fehlen dieses Angebots hat zur Folge, dass die Qualität der Trainer im Mädchen- und Frauenfussball kaum mit der im Jungen- und Männerfussball zu vergleichen ist. Selbst in den den 3 und 4. höchsten Frauenligen toben sich Trainer ohne Ausbilungsnachweis aus, weil man sonst keine findet. Natürlich findet man auch deshalb keine bessseren Trainer, weil die im Jungen- und Männerfussball eine bessere Anerkennung und finanzielle Honorierung erhalten. Bei fast jedem Kreisklassen-Dorfkick sind mehr Zuschauer als in der 2. Frauen-Bundesliga.


    1.1. Unregelmäßige Teilnahme am Mädchen-Fussballspiel
    Der Ursprung von unregelmäßiger Teilnahme bei Auswahlmaßnahmen liegt häufig im Vereinsbereich. Kommt der Mädchentrainer gar nicht, zu spät oder unvorbereitet, merken das die Mädchen rasch und passen sie diesem Verhalten an, indem sie ebenfalls den Fussball nicht mehr nur als Mannschaftssportart betrachten, sondern als zeitlich latente Abwechselung, wenn sonst gerade nichts läuft. Erscheinen die Auswahlspielerinnen anfangs noch regelmäßig zu den Fördermaßnahmen, so nimmt der Neuigkeitsfaktor rasch ab. Es ist auch nicht mehr "ihr Fussball", wenn die Freundinnen keine Notiz mehr davon nehmen. Gewöhnt man sich an die unregelmäßige Teilnahme, so setzt sich das im Frauenbereich fort und führt dort zu Trainerrücktritten und/oder Mannschaftsabmeldungen während der Saison.


    1.2. Unterschiedliche Prioritäten
    Bei U 13 Jungs gibts ein anderes Verhältnis von Schule und Fussball setzen wie die meisten Mädchen. Von Ausnahmen natürlich abgesehen. Diese Prioritäten werden nicht selten im Elternhaus oder Verein gesetzt, wo man einem Jungen sagt: wenn du fleissig trainierst kannst du später berühmt werden und viel Geld verdienen. Einem Mädchen wird hingegen gesagt: denk an Beruf und Familie, weil du mit Fussball kein Geld verdienen kannst. Ihr verwehrt man durch diese Maßstäbe das Recht auf eine für sie angemessene Freizeitgesaltung. Sie muß es nicht selten gegen den Willen von Erwachsenen durchsetzen.


    2. Warum starke Mädchen in Jungenmannschaften kicken lassen
    Die Frage, ob man das Niveau der Mädchenmannschaft verändert, wenn man ein besonders starkes Mädchen dort kicken läßt, ist ja durchaus berechtigt. Allerdings sollte man dabei das Interesse seines Trainers und des Talents trennen. Für den Trainer ist dieses Mädchen ein Erfolgsgarant, aber das Mäddchn verliert so langsam den Spaß, weil es sich kaum anstrengen muß. Auch findet es spätesstens nach dem 50. Tor kaum noch einen Grund zum Jubeln, weil es ihr einfach viel zu leicht gemacht wird. Es gibt einige, wenige Vereine, die bereits ab der E-Jugend talentierte Mädchen sichten, aber der C-Jugend in Jungenligen spielen. Der logistische Aufwand ist hoch und läßt sich mangels finanzieller Mittel nur durch ein hohes ehrenamtliches Engagement tragen.


    3. Stiftung als Instrument zur Förderung des Mädchen- und Frauenfussballs
    Wie gezeigt, fehlt es an Allem, weshalb man mit den bisherigen Mitteln einen sehr langen Atem haben muß, um die Situation zu verbessern. Manche Maßnahmen erscheinen nur auf den ersten Blick erfolgreich. So hat der DFB die Gründung von E-Juniorinnen-Teams gefördert. Wenn man jedoch keine Trainerausbildung dafür anbietet, dann sind die finanzellen Mittel dafür rasch verpufft. Aber was kratzt es die Deutsche Eiche, wenn sich irgend ein Schwein daran schubbert? Hauptsache man kann irgendwie die Beiträge der durch den demografischen Wandel wegbrechenden Jungenteams irgendwie durch mehr Mädchenteams kompensieren. Es gibt also die Konstellationen: Mädchenteams, aber keine Frauenteams und Frauenteams, aber keine durchgängigen Mädchenteams. Als Ausweg dafür bildeten sich FSG (Frauenspielgemeinschaften), denen es je nach Gönner mal besser und mal schlechter geht. Bei unseren Nachbarn in den Niederlanden entwickelte sich der Mädchen- und Frauenfussball noch viel später. So gab es zeitweilig sogar eine 1. Liga mit niederländischen und belgischen Teams. Allerdings entwickelte sich dort ein teilweise anderes Modell. Denn während hierzulande doch viele Mädchen- und Frauenteams am finanziellen Tropf den Jungen- und Männerfussballs hängen, entwickelte man dort Stiftungen, die unabhängig und eng am Bedarf des Mädchen- und Frauenfussballs agieren. Hier hat man erkannt, dass zwar auch die Mädchen und Frauen gerne Fussballspielen, aber ansonsten eigenständige Wege gesucht werden müssen. Man muß natürlich weiterhin beobachten und abwarten, ob es sich dort besser entwickelt. Aber die ersten Ansätze schauen nicht schlecht aus. Denn schon nach wenigen Jahren kicken die ersten niederländischen Talente in der 1. Frauen-Bundesliga mit. So kommt es nicht von ungefähr, das die Frauen des FC Twente die Bayern aus der Championsligue kickten und zur neuen Saison von einem deutschen Trainer trainiert werden.

  • Bei U 13 Jungs gibts ein anderes Verhältnis von Schule und Fussball setzen wie die meisten Mädchen. Von Ausnahmen natürlich abgesehen. Diese Prioritäten werden nicht selten im Elternhaus oder Verein gesetzt, wo man einem Jungen sagt: wenn du fleissig trainierst kannst du später berühmt werden und viel Geld verdienen. Einem Mädchen wird hingegen gesagt: denk an Beruf und Familie, weil du mit Fussball kein Geld verdienen kannst. Ihr verwehrt man durch diese Maßstäbe das Recht auf eine für sie angemessene Freizeitgesaltung. Sie muß es nicht selten gegen den Willen von Erwachsenen durchsetzen.

    Hallo , Wenn ich das lese , höre ich meine Frau reden . Bei uns geht das aber noch weiter . Meine Frau war noch bei keinem Spiel oder Training . Trotzt der Erfolge unserer Tochter wird sie dafür von meiner Frau nicht gelobt .


    Und genau dieses verhalten führt dazu , das einige Mädchen mit Talent gar nicht in betracht ziehen den Weg weiterzugehen.


    Ich fürchte jetzt schon den Tag , an dem unsere Tochter auf die Sportschule möchte oder zu einem größeren Verein der weiter weg ist wechselt.


    Für meine Frau und ihre Eltern hat Fußball keine Zukunft für ein Mädchen .

  • @Spieler-papa


    Ich sag es deshalb, weil es unterschiedliche Motive geben kann.


    Wer als Erwachsener mit Fussball nichts anfangen kann oder diese Sportart sogar hasst, der wird sich ähnlich verhalten wie jemand, der aus einem "tradioellen Rollenverständnis" heraus meint, man müsse den Fussball der Jungen unterstützen, aber der Tochter ihr untypisches Mädchenhobby vergrämen.


    Er/sie wird denken: hoffentlich sucht sich das Kind bald ein "schöneres Hobby"?


    Aber es gibt bei den Mädchen auch Karrierewege, die bei den Jungen eigentlich undenkbar wären. Da kann es auch ab der U 13 aufwärts Mädchen geben, die zwar zuhause immer mit ihren Brüdern oder Freunden gekickt haben, denen jedoch aus dem Elternhaus die Teilnahme am Vereinsfussball verwehrt wurde. Ähnlich ist es mit Talenten, die zwar Fussballspielen dürfen, jedoch nicht an Talentsichtungen teilnehmen sollen. Desweiteren gibts Mädchen, die zwar gerne Fussballspielen, jedoch zunächst lieber Reiten, Hand- oder Volleyball, usw. spielen und erst später in den Fussball wechseln. Hier kann es in späteren Jahren dazu kommen, dsss diese Talente binnen 1 - 2 Jahren eine Reihe von Ligen überspringen. Das kommt bei den Jungen deutlich seltener vor.


    Gerade deshalb lohnt es sich für engagierte Mädchentrainer auch in späteren Jahren die Augen aufzuhalten!

  • @Radagast


    Viele Verbände bieten zum Glück ein Doppelspielrecht für Mädchen an. D.h. eine bedabte Spielerin kann in einer Mädchenmannschaft mitspielen aber trotzdem daneben noch bei den Junioren mitkicken.


    @TW-Trainer


    Sehr interessante Infos über die NL. Mir ist in den letzen Jahren aufgefallen, dass es dort sehr starke Juniorinnenteams (CTO Amsterdam / TELSTAR) gibt. Das scheinen eher Teams von Akademien zu sein als von klassischen Vereinen.

  • @Stefan70


    Es ist schwierig, es mit den deutschen Gegebenheiten zu vergleichen. Allein schon die größeren räumlichen Unterschiede machen es in Deutschland unweit schwerer, eine Bündelung der Talente schon im Juniorinnenbereich flächendeckend zu realisieren. Hinzu kommt sicher, das der KNVB (Koninklijke Nederlandse Voetbal Bond) sehr viel flexibler ist. Dass die Niederländerinnen in den letzten Jahren so stark aufgeholt haben, als das sie auch den deutschen Spitzenteams das Fürchten gelernt haben, ist nicht mehr zu übersehen. Da lohnt schon ein Blick hinüber!


    Schon allein die Idee, eine Jugend-Akademie für mehrere Vereine zu gründen, sich gemeinsaem Ziele zu setzen, den Aufwand zu teilen, das Trainerpersonal nach einheitlichen, durchgängigen Richtlinien als gesamtes Team zu führen, wäre hierzulande aufgrund des Kirchturmdenkens der Vereine gar nicht möglich. Während man hierzulande manchmal das Gefühl hat, dass die eine Hand nicht weiß, was die Andere tut, mag es bei unseren Nachbarn vielleicht die konstruktive Streitkultur sein, die nicht danach sucht, wer als letzter Recht behält, sondern wer nach dem Ausprobieren von Ideen die beste Weiterentwicklung geschafft hat? Definiert man hier das Saisonziel eines Meistertitels und verweist ansonsten auf des Ausbildungsziel, so gesteht man dort offen ein, dass es zwischen der Ausbildung und den Meisterschaftserfolgen gar keinen Widerspruch gibt. Denn nicht nur die Eredivisie (höchste niederländische Liga), sondern auch alle anderen Ligen freuen sich über gut ausgebildete Spieler.



    Selbst in deutlich kleineren Rahmen läßt sich hierzulande feststellen, dass in den Jugendspielgemeinschaften die Spitze der Talente trotz Bündelung der Kompetenzen nicht signifikant breiter wird. Andererseits läßt sich beobachten, dass die absolute Anzahl der aktiven Spieler weniger wird, weil man sich noch weniger als zuvor um die schwächeren Kicker kümmert.


    Der erste Austausch durch Spielerinnen hat bereits stattgefunden. Nunmehr ist auch der Trainer der Twente Vrouwen ein Deutscher! Die Niederländer/innen haben sicher erneut hinzugewonnen. Aber es wird sicher auch für uns etwas Gutes dabei herauskommen, wenn man sich gegenseitig noch besser verstehen lernt und dadurch die Angst vor unbekannten Wegen verliert.