Eine, wie ich finde, extrem gute Diskussion und vor allem für mich interessant, da ich mich aktuell genau in dieser Zwickmühle auch befinde.
Ich will nun genauer beschreiben, wie ich es erst mal vorhabe, für mich zu lösen. Ich halte meine Vorgehensweise nicht für perfekt, aber mir fällt aktuell auch keine bessere ein, mit der ich alle Interessen halbwegs unter einen Hut bringe. 16er hat allerdings komplett fehlinterpretiert, was ich vorhabe und wie ich vorgehe – liegt nicht an ihm, sondern an zu wenigen Infos, deswg. führe ich es hier länger aus.
Ausgangslage: Seit Anfang der Saison trainieren wir (eingespieltes Trainerduo plus ein Nachwuchstrainer) eine U12, die letzte Saison als U11 alle "Titel" (Liga, Pokal, Halle) auf Kreisebene gewonnen hat, im überkreislichen Vergleich aber Defizite offenbarte.
Die Mannschaft hat aufgrund der "Erfolge" automatisch viele Neuanmeldungen gehabt. Im Rahmen der Vorbereitung haben wir einen Teil der Spieler in die U12 eingeteilt, einen anderen Teil der Spieler in die D3. Aus der alten Truppe (16 Spieler) haben wir nur zwei Spieler nicht mitgenommen in die U12.
Unsere Kadergröße beträgt jetzt 18 Spieler, also doppelte Anzahl der Spieler, die spielen. Ich hätte vielleicht lieber 16 Spieler, habe aber bewusst 18 genommen, weil die Trainingsqualität in der D3 leider so ist, dass diese durchaus talentierten Spieler, die ich dann hätte abgeben müssen, sich dort nicht so weiterentwickeln würden.
Grob kann ich meine Spieler so in Gruppen einteilen:
A: Sehr leistungsstark. Mehrere Spieler bei den Profivereinen im Rhein-Main-Gebiet auf den Zetteln. Einer kann sich aussuchen ob Mainz, Eintracht, FSV Frankfurt oder Kickers Offenbach (nur Darmstadt hat ihn glaube ich noch nicht). Sind immer da, trainieren fleißig.
B: Richtig gute Spieler. Sind auch immer da und trainieren fleißig.
C: Relativ durchschnittliche (gute?) Spieler. Sind auch immer da und trainieren fleißig.
Diese "Gruppeneinteilung" ist nicht rigide und fest, sie ist eine Grobeinteilung in meinem Kopf.
Bisher:
Viele Spiele in der "Vorbereitung" (das Wort gefällt mir für eine D-Jugend nicht wirklich, aber das ist ein anderes Thema). Neun Wochen, elf Spiele, zwei Turniere.
Spielanteile: Wer da war, wurde nominiert und hat 50 % Spielanteile bekommen, egal ob bei Turnier oder Spiel. Ganz simpel.
Stimmung in der Mannschaft und zwischen den Jungs untereinander ist sehr gut. Wir haben immer wieder betont, dass jeder uns wichtig ist, und dass jeder Spieler als Mensch respektiert werden muss. Klar, mal abwarten was in den nächsten Monaten passiert.
Aber auch: Die Spieler, egal ob A, B oder C, sind alle nicht so happy damit, "nur" 30 Minuten auf dem Platz zu stehen. Sie würden gerne länger spielen. Und es wurde ebenso die Erkenntnis bestätigt, dass zu viel Rotation dem Spielfluss nicht gut tut. Ich will den Spielfluss nicht unbedingt um des Ergebnisses, aber wenn alles nur noch Stückwerk ist, weil man permanent wechselt, macht das Spiel auch nicht wirklich viel Spaß (auch den Kids nicht).
Aktuell:
Die "Punktrunde" hat angefangen. Jetzt DARF ich keine 16, 17, 18 Spieler pro Spiel mehr mitnehmen, sondern nur noch maximal 13. Somit muss ich gewisse Ausschlüsse vornehmen. Es passt mir nicht wirklich, da eigentlich nach wie vor alle verdient haben zu spielen.
Was mir aber auch aufgefallen ist: Stelle ich Spieler der Gruppe B/C mit denen der Gruppe A zusammen auf, spielen sie auch besser (klar, sie erhalten bessere Bälle/Anspiele, sind nicht so viel Druck ausgesetzt usw.). Das heißt, wenn ich einem Spieler der Gruppe B/C eine faire Chance geben will, muss ich ihn normalerweise mit mehreren Spielern der Gruppe A stellen. Das ist aber auch keine neue Erkenntnis, sondern wurde hier nur wieder einmal bestätigt.
Wenn jemand meint, dass er schlecht trainieren kann oder sich öfter Fehlzeiten erlauben kann oder sich schlecht benehmen darf (kam bisher noch gar nicht vor), dann spielt er natürlich nicht. Egal, wie sein Leistungsniveau ist. Das weiß auch jeder.
Ansonsten verfahre ich grob so, wie ich es vorher beschrieben habe:
Ca. 6-7 Spieler sind quasi immer dabei (das wechselt auch von Woche zu Woche ein wenig, wer die 6-7 sind. Ist wie gesagt keine feste Gruppe), da sie IMMER trainieren und (fast) IMMER gut spielen.
Die restlichen Spieler rotieren nach Trainingseinsatz und (zu einem geringeren Maße) nach gezeiger Leistung.
Wer bei Spielen dabei ist, soll mindestens 50 % Einsatzzeit, im schlimmsten Fall mal 40 % Einsatzzeit erhalten. Dabei geht es weniger um Gewinndenken, aber manchmal will ich als Trainer bestimmte Dinge sehen ("Ich will noch 10 weitere Minuten sehen, wie sich X gegen diesen schnellen Gegenspieler schlägt" "Ich will noch abwarten, bis ich Y rausnehme, der bis jetzt echt schwach war, sich gerade aber ein wenig fängt"). Da Eltern und Kinder mitunter jedes Wort auf die Goldwaage legen, möchte ich mich im Vorfeld ungern festlegen ("Jeder spielt mindestens 50 % eines Spiels").
Mehr als ein Spiel sollte kein Spieler aussetzen müssen.
Im Gegensatz zum Beispiel von Tobn sind wirklich auch viele Freundschaftsspiele gegen Gegner unterschiedlicher Qualität geplant. Grob kann man sagen, dass wir ein zusätzliches Freundschaftsspiel alle zwei bis drei Wochen anpeilen. Bis Winter stehen jetzt schon drei Spiele. Hallenturniere sind ca. 10-20 geplant. An Spielpraxis wird es den Spielern also nicht mangeln.
Kommuniziert wurde das nur grob so. Ich will die Kinder gar nicht rigide in "Gruppen" einteilen und ihnen erst recht nicht sagen, "du bist A", "du bist C", da kann nicht viel Gutes bei rauskommen. Es werden sowieso auch mal Spieler der Gruppe A aussetzen, entweder weil im Vorfeld klar ist, dass der Gegner so schwach ist, dass ich möglichst wenige Spieler der Gruppe A mitnehmen will, oder weil sie eine Woche verreist waren.
Was wir gesagt haben ist: Es wird jetzt nicht mehr jeder gleich viel spielen, aber jeder wird spielen und seine Chancen erhalten. Trainingsbeteiligung und Leistung entscheiden ebenso wie Leistung im Spiel (Benehmen ist wie gesagt aktuell kein Thema).
Wir haben Spielern und Eltern gesagt, dass wir die Spieler dazu ermuntern wollen, bei uns nachzufragen, wenn sie nicht im Kader sind. Sie haben ein Recht darauf, zu erfahren, warum wir sie aktuell nicht ausgewählt haben und was sie tun können, um beim nächsten Mal ausgewählt zu werden. Am Anfang werden wir jedem Spieler vor jedem Punktspiel kurz erklären, warum er dabei ist. Nach ein paar Wochen dann nur noch auf Nachfrage, die wir aber immer wieder einfordern und ermutigen wollen. Feedback ist sehr wichtig für Spieler.
"Konkurrenzkampf" finde ich nur insofern förderlich, als dass den Spielern klar sein muss: "Wenn ich einfach mache, was ich will, und es schleifen lasse, spielt statt mir jemand Anderes." Der Mensch ist von Natur aus bequem. Dass die Spieler sich als Konkurrenten begreifen sollen, meinte ich damit auf gar keinen Fall!
Ziele:
Fairen Umgang der Spieler untereinander.
Jeder Spieler soll sich anerkannt und wohl fühlen.
Platz eins und Aufstieg (ich würde lügen, wenn ich es nicht so sehen würde, aber das ist mein "Hintergrundziel", mit den Jungs haben wir darüber noch gar nicht gesprochen).
Sehen, was mit den äußerst talentierten Spielern maximal möglich ist (in Testspielen gegen sehr starke Gegner).
Fehler bei sich und Mitspielern als etwas Normales zu akzeptieren.
Die weniger talentierten/leistungschwächeren Spieler näher ranführen an die anderen/Gruppe A (allerdings ist es wenig realistisch, wie tobn meinte, dies in 6-8 Wochen zu tun. Ich denke da eher in Maßstäben von 6-12 Monaten).
Alle Spieler individuell weiterzubringen (und hier werde ich wohl scheitern. Es wird Unzufriedene geben, so oder so, die gibt es fast immer).
Spaß!
Ist das das Gelbe vom Ei? Sicher nicht. Ich denke aber, dass es für unsere Mannschaft aktuell die bestmögliche Lösung ist. Bessere Ideen? Immer her damit!