Passen und Dribbeln

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  • Guten Morgen!


    Das in der G-Jugend in erster Linie das Individuum zählt und "eigensinniges" Spielen durchaus erwünscht ist, ist hinlänglich bekannt. Wir haben zwar vereinzelt beim Training ein paar "Versuche" bezüglich Passspiel und dazugehöriger Ballmitnahme gestartet, aber nur um die Technik die dahinter steckt ein wenig kennen zu lernen. Beim Spiel wurde von mir noch nie ein Pass gefordert. Meine Schützlinge beginnen jetzt aber, von sich aus, das Passspiel zu entdecken und auch im Spiel anzuwenden. So weit so erfreulich.


    Jetzt möchte ich aber mal folgendes in die Runde werfen:


    Sollten aber, vor allem die schwächeren Spieler, nicht nach wie vor zur Eigeninitiative ermutigt werden? Irgenwie habe ich das Gefühl, dass die Kinder sofort durchschauen, dass sie sich so "das Leben leichter" machen können.


    Bin schon gespannt auf eure Gedanken,


    LG Strznievski

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)

  • Hallo,


    ich denke, die Lösung ist ganz einfach. Man muss in jungen Jahren die Basis für eine stabile Entscheidungsfindung legen. Das geht nur über Spielpraxis und "machen lassen". Ich würde deswegen gar nix einfordern, sondern nur loben falls die Kinder etwas - für ihre Verhältnisse - überdurchschnittlich Gutes gemacht haben, egal ob dribbeln oder passen.


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Kann ich so bestätigen.
    Meine Erfahrungen: gerade diejenigen, bei denen das dribbeln nicht so gut klappt, versuchen am Anfang den Ball gern schnell wieder los zu werden. Vor allem wen sie neu in der Mannschaft und ohnehin noch etwas unsicher sind. Mit der Zeit steigen die Fähigkeiten und das Vertrauen in sich selbst. Dann wollen sie den Ball lieber selbst behalten und ein Tor schießen, anstatt ihn jemanden anderen zu geben. :D

  • Ich muss mich in dieser Frage wiederholen und:


    1. Scheint Kollege Strznievski -und das muß ich jetzt mal so loswerden- für mich das Paradebeispiel eines guten Trainers in dieser Altersgruppe zu sein. Er macht sich einen Kopf und zieht Dinge offensichtlich so durch, dass ich sie als PRIMA bezeichnen würde....da sie kindgerecht ausgelegt und an für Kinder mögliche Machbarkeiten angelehnt sind und zwar in Praxis und Theorie. Hier könnten sich viele Trainer eine Scheibe abschneiden...also Daumen hoch!


    2. Ich selber...vor 12 Jahren als Schrei.- und Joysticktrainer angefangen...machte es damals auch in dieser Frage falsch.


    Ich wendete größere zeitliche Trainingsanteile nicht nur auf das üben der Technik beim Pass an (für mich so ok in der Altersgruppe)....sondern....auch das Passkombinationsspiel. Die Ballmitnahme war auch Bestandteil, nur ...weil sie den Ball kaum annehmen konnten, kam es auch nicht zur Mitnahme.


    Das brachte den Kollegen Andre zunächst innerlich und später auch äusserlich ganz nach oben auf die Palme und das konnte ich nicht verbergen. Es wurde die Mimik verzehrt...und..ach ja...die Stimme wurde auch lauter.


    Kennt ihr -sorry- so einen Köter der angebrüllt wird und die Rute einzieht...so einzieht, dass er sich damit das Kinn von unten streichelt...und genau so rannte dann vermutlich der ein oder andere meiner Spieler schon beim Training rum. Zeitgleich schauten andere Trainer herüber und einige werden gedacht haben, was ich für ein Idiot bin/war und andere dachten spätestens nachdem sie sahen, dass wir in der Tabelle so bombastisch gut darstanden...das ich doch wohl deshalb ein toller Trainer war...kotz!. Auf das Punktspiel möchte ich in Bezug auf mein Verhalten nicht eingehen...schäm.


    Irgendwann Jahre später erkannte ich für mich, das das Geschrei ein Ende haben muß, weil ...ich die Entwicklung von Spielintelligenz verhinderte (ich erinnere an die eingeklemmte Rute!!!).


    Später lernte ich das wissenschaftlich an Machbarkeiten angelehnte DFB-Ausbildungskonzept kennen und erkannte meine fatalen Fehler. Fehler deshalb, weil ich was abforderte (nämlich das Passkombinationsspiel)....was Kind in dieser Altersgruppe nicht leisten kann (Ausnahmen bestätigen die Regel). Hierzu kam auch die passende Erkenntnis, dass Kinder dieser Altersgruppe eine Art räumliches Sehen nicht oder kaum hinbekommen und dazu, dass sie Geschwindigkeiten nicht oder nicht richtig einschätzen können.


    Ein Ball rollt....ein Kind will ihn haben und Annehmen. Meine Erkenntnis war praktisch...dass sie auf den Ball im 90igGradwinkel zu rannten...um ihn dann ebend nicht an.- und mitzunehmen, sondern sie bogen in Rollrichtung mit dem Ball ab. DAS brachte mich vor der Erkenntnis und Eltern zur Weisglut. Erbarmunglos und -aus heutiger Sicht- saudumm wurde dann geschimpft...was wiederum die Spielintelligenz erdrückte. Dabei bleibt noch zu bedenken, dass ich mit der F 1 dastand und nicht mit der F 7 (die wir auch hatten).


    Wenn -wie wissenschaftlich belegt- Kinder dieser Altersgruppe (G und F...bis teilweise in die E) Geschwindigkeiten nicht einschätzen können, ist es für meinen Geschmack dumm, hier in dieser Altersgruppe auch nur eine Sekunden an Training zu investieren. Weglaufen tut das Thema nicht und sinnvoller wäre dann, die Zeit in machbare Dinge zu investieren...z.B. den Pass technisch zu üben.


    Wer leise mit lob unter machbarem Training trainiert schafft eine Ebene, wo Kind sich traut zu tun.


    Das bedingt, dass sie -und das lese ich beim Kollegen heraus- das eigentlich gewünschte aber eigentlich noch nicht machbare viele eher versuchen, als wenn sie mit der eingekniffenen Rute auf Grund Überforderung und Trainergebrüll "gesegnet" sind. D. h. nicht, das sie was eher tun, was sie nicht tun können, sondern das der Zeitpunkt ab dem sie es tun könnten, zeitnah genutzt werden könnte....wozu es bei Gebrüll so mit größter Wahrscheinlichkeit nicht kommen würde. (Bitte langsam lesen...war ein scheiss langer Satz, aber mit Inhalt!...wie ich finde).


    Hier schließt sich für mich der Kreis und ich komme deshalb auf -Daumen hoch- für Strzievski :thumbup::!::saint:

  • @ Schimanksi und Grätsche


    Danke für die rasche Antwort. Ich glaube ich werde das, ohne große Kommentare von meiner Seite einfach weiter beobachten. Die Besseren auch für den Pass loben und die "Zweitbesten" für jedes gelungene Dribbling überschwänglich feiern :D .


    @Andre


    Vielen Dank, für die lobenden Worte!


    Allerdings würde ich auch gerne deine Meinung (die ich übrigens sehr schätze), ob ich die "Schwächeren" jetzt eher einfach machen lassen soll, oder sie in die Richtung "trau dich nur selbst" lenken soll, hören.

    Das bedingt, dass sie -und das lese ich beim Kollegen heraus- das eigentlich gewünschte aber eigentlich noch nicht machbare viele eher versuchen, als wenn sie mit der eingekniffenen Rute auf Grund Überforderung und Trainergebrüll "gesegnet" sind. D. h. nicht, das sie was eher tun, was sie nicht tun können, sondern das der Zeitpunkt ab dem sie es tun könnten, zeitnah genutzt werden könnte....wozu es bei Gebrüll so mit größter Wahrscheinlichkeit nicht kommen würde. (Bitte langsam lesen...war ein scheiss langer Satz, aber mit Inhalt!...wie ich finde).

    Mit dieser Beobachtung kann ich dir nur recht geben. Ich war selbst verblüfft welchen "Entwicklungssprung" meine Zwerge vollbracht haben. Und das war tatsächlich ein Sprung. (Gefühlt) Über Nacht, waren sie auf einmal in der Lage Dinge zu machen, die wir noch nicht mal besprochen haben (freilaufen, passen, "ballorientiert-Verteidigen"). Außerdem waren sie bei "Wettbewerbsspielen" plötzlich hellwach. Während die anderen Spieler noch nicht mal wussten, was jetzt eigentlich passiert war, hatten meine Kids sich schon nach vorne orientiert, eingeworfen und den Ball ins Tor geschossen (und das ohne dass irgendeiner dieser Schritte diktiert wurde).
    Ich will hier keineswegs angeben, sondern allen, die sich vielleicht noch nicht ganz so sicher sind, welcher denn der richtige Weg sei, ein wenig Mut machen.


    Auf der anderen Seite befand sich ein typischer Joystick-Trainer. Der seinen Kids jeden einzelnen Schritt, den sie mit- und ohne Ball machen sollten, lautstark aufzwang. Nachdem sie 5 Tore im Rückstand lagen, schlug er nurmehr bei jedem Fehler die Hände vor den Kopf. Kommentare kamen nur mehr wenige. Als ihn ein Kind darauf anstarrte, schrie er allen Ernstes:" Warum schaust du mich an, SPIEL!" Ich konnte es mir gerade noch verkneifen, ihm zu sagen, dass besagter Spieler es nicht kennt eigenständig zu spielen. Der Blick nach draußen, war pure Hilflosigkeit. Ein Wunsch nach einem Auftrag vom Trainer.

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)

  • Du hast doch in jedem Training die Chane Kinder darin zu fördern die du als noch nicht so selbstbewusst siehst.
    Abschlussspiel mit drei gegen drei ohne Torwart, oder im Training selbst 1 gegen 1 oder 2 gegen 2 auf Hütchentore. Da sind sie gezwungen Initiative zu ergreifen.


    Die neuen, schwächeren, jüngeren Kinder verstecken sich gern hinter den "älteren" Häschen. Das fiel mir auch schnell auf.


    Ich finde es trotzdem nicht schlimm Übungen einzubauen die Passspiel beinhalten. Zb Ball gegen Bank oder Rebounder spielen, versuchen wieder aufzunehmen und aufs Tor zu schiessen.

  • Meine Grundsätzliche Meinung zu den Themen KiFu Altersgerecht ist: Rotieren und Dribbel/Pass-Balance so wie der DfB sich das vorstellt, ABER wenn einige Kinder deutlich abfallen kann man den Kindern und der Mannschaft helfen in dem sie nicht überfordert werden. Dann ist es mMn gut, wenn sie erstmal ein Solides Passspiel beherrschen und sich auf einer Seite/Position sicher fühlen.

    "Der Chef auf dem Platz ist die Spielsituation" (Karsten Neitzel)


  • Allerdings würde ich auch gerne deine Meinung (die ich übrigens sehr schätze), ob ich die "Schwächeren" jetzt eher einfach machen lassen soll, oder sie in die Richtung "trau dich nur selbst" lenken soll, hören.

    Zu deiner Frage....


    ...ich sehe es heute so:


    Es ist ständig normal, dass einige weiter sind und andere nachziehen...manchmal nie nachziehen werden, was du nicht als Situation hast.


    Ich finde und fände es im laufenden Jahr verwerflich, hierauf jetzt wie im Erwachsenenfußball den einer Mannschaft im Bereich F nun ein anderes Training zukommen zu lassen als anderen.


    Entsprechend würde ich hier das "normale" Training exakt genau so weiterführen und beobachten. Meiner Erfahrung nach werden -gerade bei deiner Methode- die anderen bald nachziehen. Wenn nicht...könnte man zur nächsten Saison überlegen -je nach Vereinsphilosophie- ob man sie trennt...


    Ich persönlich bin schon für eine "Leistungs"einteilung...und zwar nicht nach Alter. Bei großen Vereinen mit richtig viel Spielern in jeder Altersgruppe schon, sonst nicht nach Alter, sondern nach Leistung und das auch für die F.


    Das wiederum bedeutet für mich nicht, dass man von den Alterszielen gem. Dfb-Ausbildungskonzept abweichen darf, sondern das man innerhalb genau dieser Ziele die Übung z.b. erschweren kann...bis...eine andere Frequenz ansteuern könnte.


    Darüber hinaus käme ich auf Idee,


    a)über bestimmte Übungen...Spielformen die anderen "nachzuführen"...dazu wären auch Spielformen mit Provokationsregeln eingebaut dienlich


    und


    b)würde ich ala Horst Wein (Buchempfehlung: Entwicklung der Spielintelligenz) innerhalb der unter a benannten Spielformen diese gelegentlich einfrieren, um über Fragestellungen die Spieler zu Ergebnissen die sie selbst erkennen und ausarbeiten zu stimulieren, statt ihnen die Lösungen vorzugeben. Ich lenke sie versuchsweise als Trainer über die Übung und diese Fragen und erzeugten Situation dahin. DAS wäre heute meine Philosophie innerhalb der Ziele für die Altersgruppe. Viel Spass

  • Meine Grundsätzliche Meinung zu den Themen KiFu Altersgerecht ist: Rotieren und Dribbel/Pass-Balance so wie der DfB sich das vorstellt, ABER wenn einige Kinder deutlich abfallen kann man den Kindern und der Mannschaft helfen in dem sie nicht überfordert werden. Dann ist es mMn gut, wenn sie erstmal ein Solides Passspiel beherrschen und sich auf einer Seite/Position sicher fühlen.

    Zur Erinnerung: Ich spreche von 6-jährigen.


    Wir spielen 1+4. Also rotiere ich genau zwei Positionen TW und Feldspieler. Bei mir gibts weder links/rechts/zentral noch vorne/hinten. Ich finde immer toll, wenn andere Trainer typischerweise 2 Verteidiger und zwei Stürmer ins Rennen schicken. Das hat dann entweder zur Folge, das 1,7 Sekunden nach Anpfiff jede Ordnung wieder über den Haufen geworfen ist, oder die zwei Verteidiger brav 3m vor dem Tor warten und nur am Spiel teilnehmen, wenn sie die gegnerischen Spieler volles Karacho an sich vorbeilaufen sehen. Außerdem kenne ich keinen 6-jährigen, der solides Passspiel beherrscht?

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  • @Andre


    Soweit hatte ich noch gar nicht gedacht. Mir ging es lediglich darum, das Verhalten der Kinder in eine gewisse Richtung zu lenken, oder auch nicht. Lasse ich sie einfach tun wie es ihnen passt? Oder ermutige ich sie doch dazu eher 1v1 Situationen zu suchen und den Ball nicht abzugeben.


    Einteilung kommt bei uns nur bedingt in Frage. Erstens sind wir ein sehr kleiner Verein. Zweitens sind meine Kids eine so verschworene Truppe, dass sie es glaube ich nicht zulassen würden, getrennt zu werden.


    Wenn ich einem Kinder- Jugendtrainer der nur Geld für ein einziges Buch hat, eines vorschlagen müsste, wäre es, das von dir genannte Buch von Horst Wein. Wir spielen regelmäßig Funino (mit ein paar Erleichterungen) und Spiele zur Ballgewöhnung. Die vereinzelten Übungen zum Thema Passen sind auch die von Hr. Wein (ich glaube er nennt das Spiele zum Passen, der Ballannahme und zum Torschuss) :D

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)

  • Ja, das wollte ich @16er auch erwidern: Bei Bambini und auch bei vielen F-Junioren gibt es kein "solides Passspiel". In unserer F1, also alter F, sind ein paar dabei, die einen ganz ordentlichen Pass spielen können, aber die Mehrheit kann das eben nicht oder nicht zuverlässig. Ja, da ist bei mehreren Versuchen auch mal einer dabei, aber die Quote bewegt sich da zwischen 60% bei den guten Spielern und 2% bei den schwächsten. Für die schwächsten Spieler ist es, so meine Meinung, keine gute Idee, ihnen zu helfen versuchen, indem man ihnen den Pass und eine bestimmte Position empfiehlt. Sie brauchen eigentlich vielmehr noch mehr Ballkontakte als die bereits besseren Spieler. Das erreicht man im Training, indem man die Bälle-zu-Spieler-Quote in den Übungen möglichst hoch hält. Und im Spiel profitieren diese Spieler besonders stark von klitzekleinen Mannschaften, bei denen ihre eigene sowie die ihrer Gegner natürlich ihrem Niveau angepasst sein müssen.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Ja, da ist bei mehreren Versuchen auch mal einer dabei, aber die Quote bewegt sich da zwischen 60% bei den guten Spielern und 2% bei den schwächsten.

    Wie bei unseren Senioren :D

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