Raum-/Manndeckung in der Halle

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  • Hallo Community,


    ich wende mich mit einer Frage an euch, die ich mit meinem Co-Trainer sowie auch anderen Trainerkollegen schon sehr kontrovers diskutiert habe.
    Es geht um die Raum-/Manndeckung beim Futsal.
    Ich möchte mein Problem kurz schildern:


    In der Feldrunde haben wir (E1 älterer Jahrgang Kreisliga (höchste E-Klasse in Hessen)) nur selten einen spielstarken Gegner. Bei vielen Mannschaft beruht der Angriffsfussball auf das Zufallsprinzip, was gar nicht als Vorwurf gemeint ist, da sicherlich nicht alle Mannschaften das entsprechende Spielermaterial zur Verfügung haben, um einen gezielten Spielaufbau und kleinere taktische Möglichkeiten einzustudieren.
    Meine Mannschaft ist von der Intelligenz der einzelnen Spieler relativ weit, so dass ich mit vereinfachten Formen der Gruppentaktik bereits begonnen habe. Ich habe ihnen anhand von Übungen oder Videos ihrer Vorbilder (keine Angst, nur Ausschnitte und nicht während der Trainingszeit) die Raumdeckung mit Verschieben in den Grundzügen erklärt. Da man gegen die schwächeren Mannschaften kaum richtig gefordert wird, stechen einem die kleinen Schwächen nicht auf Anhieb ins Auge - dies hat sich jedoch jetzt in der Hallenrunde geändert.


    Wir haben bei einem überregionalen Futsal-Turnier mitgespielt (Futsal ist hier Pflicht - Gut so!) und sind dort teilweise an Grenzen gestoßen, da unsere Jungs im 4 vs. 4 ihren direkten Gegenspieler vernachlässigt haben. Sprich beim Einschießen, Eckball oder einem einfachen Pass von hinten raus ging der Blick meiner Spieler Richtung Ball, so dass sich hinterm Rücken die Gegner freilaufen konnten und dementsprechend auch zu Torchancen kamen.


    Meiner Meinung nach gibt es hier zwischen Hallen-Futsal und dem richtigen Fußball draußen signifikante Unterschiede in der Verteidigungsart. Raumdeckung, wie es gegen schwächere Mannschaften auch in der Halle funktioniert, wirkt gegen spielstarke Teams nicht wirklich und wenn ich eine gezielte Manndeckung spiele, habe ich Angst, dass sich das negativ auf das eigene Offensivverhalten oder gar die Feldrunde auswirkt. Gibt es dort ein Mittelding? Oder wie sind die Erfahrungen von euch? Mir würde ein paar Tipps auch gut gefallen, wie man das Verteidigen ohne immer den Ball als Fixpunkt zu haben besser trainiert oder verbessern kann?


    Noch ein paar kurze Infos zur Mannschaft und mir:


    Mannschaft: E1-Jugend älterer Jahrgang -> Dorfverein, wobei 5-6 Spieler zum Kreis-Stützpunkt gehören und auch zum Region-Branchenführer wechseln sollten (inklusive einem Mädchen)


    Technik - und "Taktik"-Stand: sehr lernwillig, Fokus lag anfangs auf viel Koordination in Verbindung mit Ballgefühl und Technik (Heidelberger Ballschule und Coerver). Außerdem mit guter Spielintelligenz geschult (Horst Wein sei Dank). In Sachen Taktik wollen sie gerne neue Dinge lernen, fragen fleißig nach und achten speziell auf Dinge, die ich anspreche


    zu mir: trainiere die Mannschaft seit 4 Jahren (seit erstem Jahr F-Jugend) und bin überglücklich eine solch disziplinierte, lernwillige Truppe beisammen zu haben. :love: Leider liegt es in meiner Natur, etwas perfektionistisch veranlagt zu sein, weshalb es mir schwer fällt, absolut zufrieden zu sein, wovon die Jungs aber eigentlich nix mitbekommen :D

  • Wieso sollten sie den Ball als Fixpunkt vernachlässigen? Genau darum geht's doch, das Spielgerät zu erobern.


    Ich würde zunächst mal die Fehler als normal ansehen, die dabei passieren. Wir reden hier über eine E-Jugend. Wenn die jetzt schon mal nicht lernen, dem Gegner hinterher zu laufen, dann ist schon viel gewonnen, weil man es ihnen dann hinterher nicht wieder abgewöhnen muss. Dass da dann beim Verteidigen Fehler auftreten ist normal und auch, dass das in der Halle dann augenfälliger wird, weil es halt schneller geht alles. Insbesondere wenn ihr gegen stärkere Gegner spielt als sonst.


    Ein Mittelding gibt es ja insofern, als dass es meines Erachtens generell nicht sinnvoll ist, IMMER ballorientiert zu verteidigen und sich dementsprechend im Raum zu positionieren anstatt sich am Gegner zu orientieren. Auch auf dem Großfeld ist es ja sinnvoll, sich etwa dann zum Mann zu orientieren, wenn in unmittelbarer Tornähe eine Hereingabe nicht mehr zu verhindern ist, einfach weil dann die Zeit nicht mehr ausreichen würde, eine Lücke zu schließen. Diese Situationen treten in der Halle dann vielleicht etwas öfter auf, weil man öfter in Tornähe ist. Deswegen würde ich aber nicht vom Grundprinzip des ballorientierten Verteidigens abweichen und mir zunächst mal keinen großen Kopf darum machen, wenn E-Jugendliche schon mal nicht richtig auf dem Schirm haben, was in ihrem Rücken passiert.

  • Mannschaft: E1-Jugend älterer Jahrgang -> Dorfverein


    zu mir: trainiere die Mannschaft seit 4 Jahren (seit erstem Jahr F-Jugend)


    Das sind die Gegebenheiten. Das habt ihr gemacht


    Fokus lag anfangs auf viel Koordination in Verbindung mit Ballgefühl und Technik (Heidelberger Ballschule und Coerver). Außerdem mit guter Spielintelligenz geschult (Horst Wein sei Dank).


    Und das kann dann dabei rauskommen


    wobei 5-6 Spieler zum Kreis-Stützpunkt gehören und auch zum Region-Branchenführer wechseln sollten (inklusive einem Mädchen)


    Von Systemen in G und F kann ich da nichts lesen. Kann man nicht oft genug erwähnen. Tja, und wer so gezielt an den Grundlagen arbeitet, darf/kann dann bei einer älteren E auch schon mal an taktische Feinheiten denken, um dann in der D darauf aufbauen zu können. Und ich vermute hier bei dem Beschriebenen um ein "Problem" im Schnittbereich Individual- / Gruppentaktik.



    @King


    Könnte aber auch sein, dass ich total falsch liege. Frage daher lieber vorher nach:


    Wenn ich es richtig deute, macht Deine Mannschaft in der Feldsaison hauptsächlich das Spiel und übt viel Druck auf den Ball aus, richtig ?


    Wie oft trainierst Du Unterzahl in der Defensive ?

  • Hallo Community,



    Wir haben bei einem überregionalen Futsal-Turnier mitgespielt (Futsal ist hier Pflicht - Gut so!) und sind dort teilweise an Grenzen gestoßen, da unsere Jungs im 4 vs. 4 ihren direkten Gegenspieler vernachlässigt haben. Sprich beim Einschießen, Eckball oder einem einfachen Pass von hinten raus ging der Blick meiner Spieler Richtung Ball, so dass sich hinterm Rücken die Gegner freilaufen konnten und dementsprechend auch zu Torchancen kamen.



    Keine Ahnung, ob ich richtig liege, aber ich sehe das Problem ähnlich, wie Steini.


    In der Feldsaison seid ihr wohl in der regel den Gegner überlegen, dh ihr könnt das Spiel (den Ball) von eurem Tor fernhalten. Ihr erobert durch Verschieben zum Ball hin den Ball schon weit vor dem eigenen Tor.




    In der Halle und/oder gegen bessere Gegner fehlt euch aber der Umsatnd, dass man auch in der ballorientierten Verteidigung, den Gegenspieler situativ eng (und mannorientiert) decken muss. Und zwar ganz besonders im torgefährlichen Bereich. (Es ist ballorientierte Verteidigung und NICHT Raumdeckung, wie du es im Titel nennst.)



    Und in der Halle, ist es nunmal permanent gegeben, dass der Gegner sich im torgefährlichen Bereich befindet und dort eben mannorientiert verteidigt werden muss.


    Ich lasse 2-2 spielen, auch sehr ballorientiert, dabei spielen aber meine beiden Defensiven meist sehr eng am Gegner, während die offensiven zum Ball hin verschieben. (seitlich und in der Tiefe, dh, wenn der Stürmer angespielt wird, attakieren sie diesen von vorne kommend.)


    Ich fürchte, ihr spielt wirklich eher Raumdeckung, als ballorientierte Verteidigung. Auch auf dem Feld. Nur da sind eure Gegner euch so unterlegen, dass ihr auch zu Balleroberungen kommt, obwohl ihr kein/kaum echte 1gg1-Situationen gewinnen müsst. (auch keine echten 2gg1). Die Überzahl in Ballnähe reicht aus, um den Gegner zu Fehlern (ungenauer Pass, schlechtes Dribbling) zu bringen, so dass ihr einfache Ballgewinne habt.



    Das ist zumindest für mich gerade eine plausible Erklärung für deine Schilderung.




    Edit:
    Vielleicht noch eine Ergänzung:
    Viele Mannschaften/Trainer/Spieler machen den Fehler, dass sie ballrorientiert spielen wollen, aber eben eine klare Raumdeckung spielen.


    Gegen gute Mannschaften muss man den Ball idR mittels Zweikampf erobern. (sei es 1gg1 oder 2gg1 durch Verschieben. )
    Aber man kann nicht so verteidigen, dass man auf den Pass spekuliert, um diesen abzufangen. Denn gegen gute Mannschften wird man wenig Pässe abfangen, stattdessen aber leicht überspielt werden. (Da recht ja schon eine Passfinte aus, um eine 3gg2 Überzahl herzustellen.)
    Mann muss den Gegner (vor allem in Ball- oder Tornähe) verteidigen und eben nicht den Raum.


    Ich sage meinen Spielern immer, dass sie in erster Linie eben nicht nur spekulieren sollen, sondern vor allem Bälle via echtem Zweikampf erobern, also eben diese Zweikämpfe auch bestreiten, was eben mindestens situatives Deckungsverhalten mit Körperkontakt(Oberkörper) bedeutet.



    Und da sind wir wieder bei dem (gut geschultem) 1gg1 als unabdingbare Basis für jede Form von gruppen- oder mannschaftstaktischen Überlegungen.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

    2 Mal editiert, zuletzt von Sir Alex ()

  • Es ist ballorientierte Verteidigung und NICHT Raumdeckung, wie du es im Titel nennst.


    Mal außerhalb des Forums: Gehe jede Wette, dass diesen Unterschied nicht viele kennen:




    Viele Mannschaften/Trainer/Spieler machen den Fehler, dass sie ballrorientiert spielen wollen, aber eben eine klare Raumdeckung spielen.


    :thumbup: