Ich hoffe, es ist dir nun auch dank der Beiträge von Sir Alex und fak klar geworden, dass es nicht allein das Problem deines Keepers ist, sondern der gesamten Mannschaft!
Zwar hat der Keeper die Aufgabe, den Bockmist seiner Vorderleute (z.B. stellt bei Ballverlust sofort auf Zuschauermodus um) irgendwie auszugleichen. Aber wichtig ist es dennoch, sich zunächst mit häufigen Standardsituationen, die Basis der Ausbildung sind, zu befassen. Erst danach sollte man sich bei der Verfeinerung der Fähigkeiten mit seltener vorkommenden Varianten beschäftigen. Je nach Fähigkeit des TW-Trainers kann man unterschiedliche Wege in den Übungen wählen. Spielformen, bei denen der Keeper den Schwerpunkt bilden machen in dieser Altersgruppe für den TW noch nicht sehr viel Sinn, da die Streuung der Distanzschüsse kaum ein rekonstruierbares Bild abgeben. Und zufällig gehaltene oder nicht gehaltene Bälle dienen geben nicht der Verbesserung von TW-Fähigkeiten, weil hier der "Aha-Effekt" für die Nachhaltigkeit fehlt.
Nun zum vereinfachten Stellungsspiel des Keepers:
Wo sollte sich der Keeper in welcher Spielsitutation befinden?
1. Am 16-er: bei eigenem Ballbesitz am oder im gegnerischen Strafraum, bei gegnerischem Ballbesitz in deren Drittel
2. am 11-er: bei eigenem Ballbesitz im Mittelfeld; bei gegnerischem Ballbesitz in deren Hälfte
3. am 5-er: bei gegnerischem Ballbesitz in der eigenen Hälfte, für Rückpaß bei Ballgewinn am eigenen Drittel (Distanz wichtig, wenn Verteidiger mit Blick zum eigenen Tor den Ball erobert)
4. zwischen 5-er und Torlinie: Bei Freistößen, Flanken und Ecken vom Tor weg (ca. 1 m näher zum Tor bei seitlichen Flanken zum Tor hin)
5. an der Torlinie: bei Freistößen aus kurzer Distanz
6. auf der Torline: beim Elfmeter
Sonderfälle:
unterschiedliche Ausgangsposition bei 1 gegen 1 bei Angriff aus langer, mittlerer oder kurzer Distanz
dito, jedoch bei gegnerischer Überzahl
Beschäftigen wir uns nun mit der Kurzbeschreibung von hohen Schüssen aus weiter Distanz:
A. Schüsse von der Mittellinie
1. Der Torwart erkennt den Distanz früh genug, weil sich der Schütze den Ball vorher etwas weiter vorlegt!
Wei bereits angesprochen, taucht als häufiges Argument auf, dass man sich ja bei weit vor dem Tor positioniertem Keeper ein Distanzschußtor einfangen könnte. Natürlich passiert das nicht so oft, aber man kann auch diese Situation ganz gut trainieren. Als Ausgangssituation positionieren sich der Schütze (z.B. TW-Trainer) ca .10 m hinter der Mittellinie, während der Keeper am 16-er steht. Zum Start der Übung legt sich der Schütze den Ball etwas weiter vor. Durch das weite Vorlegen des Balles kann der Keeper erkennen, dass daraus ein Distanzschuß werden kann und begibt sich zunächst in die Rückwärtsbewegung (mit vorwärts orientiertem Oberkörper), um in der Schlußphase auf den Ball zugehend abzuspringen und den Ball sicher zu fangen.
2. Der Torwart erkennt den Ball erst im Anfang der Flugphase (z.B. Sicht verdeckt oder vom Schuß überrascht)
Erkennt der Keeper die Situation zu spät, so kann man dafür eine zweite Variante trainieren. Dabei darf der Keeper sich erst bewegen, sobald der Schuß erfolgt ist. Jedoch sprintet er nun in Richtung seines Tores, wobei der Blick auf den Ball gerichtet bleibt. Sobald der Ball in den Fangradius gelangt, erfolgt der Stützschritt und der Absprung.
2.a. dito, jedoch nicht mehr sicher zu fangen
Eine aus dieser Situation abgeleitete Variante ist das einarmige Lenken eines Balles (übers Tor), wenn der hohe Ball nur noch auf diese Weise erreicht werden kann. Voraussetzung ist, dass der Keeper die Technik des Lenkens beherrscht!
B: Schüsse aus dem Halbfeld oder von der Seite
1. Flanken, die zu Torschüssen werden
Die beiden Varianten des späten Erkennens sind von besonderer Bedeutung bei langen Flanken aus dem Halbfeld oder von der Seite. Denn hierbei kommt es immer wieder vor, dass gedachte Flanken zu Torschüssen werden und der Keeper durch einen angepaßten Bewegungsablauf auch diese hohen Bälle sicher fangen oder lenken kann.
C. Eigenkönnen des TW-Trainers
Für den wichtigen Lerneffekt des Keepers ist ein Eigenkönnen des TW-Trainers wichtig. Wie man die Trainingsübungen auf sein Eigenkönnen anpassen kann, soll nachfolgend kurz beschrieben werden.
1. Hohes Eigenkönnen des TW-Trainers
Alle Übungen erfordern ein Eigenkönnen des TW-Trainers. Denn wenn der TW-Trainer die Distanzschüsse nicht präzise genug mit dem richtigen Druck und der Flugbahn für den TW präsentieren kann, ist der Übungswert gering, weil die Ballstreuung zu groß ist. Zum Simulieren von Spielsituationen ist es ferner wichtig, dass der TW-Trainer den Schuß sowohl mit dem rechten wie auch dem linken Fuß ausführen kann, weil es sich hierbei um unterschiedliche Flugbahnen handelt, die der Keeprer richtig einzuschätzen lernen soll.
2. Übungen für geringes Eigenkönnen des TW-Trainers
Falls kein ausreichendes Eigenkönnen vorhanden ist, sollte man die Übungen aus etwas kürzerer Distanz wählen, damit der Keeper ausreichend gefordert und gefördert wird. Aber auch hier ist es zwingend erforderlich, den korrekten Bewegungsablauf des Keepers zu kennen und ggf. korrigieren zu können.
3. Fast kein Eigenkönnen des TW-Trainers
Wenn fast kein Eigenkönnen in der Schußqualität vorliegt, kann man diese Situation durch Würfe de TW-Trainers ebenfalls simulieren. Hierbei ist der besondere Vorteil von Anfänger-Keepers, dass die Flugbahn nicht so flach ist und er etwas länger Zeit zur Positionsanpassung hat. Hier kann man nur hoffen, dass der Torwart schlauer ist als sein Trainer und für sich die richtigen Schlüsse daraus zieht.
Sonstiges
Damit der Beitrag nicht noch länger wird, habe ich die Fehleranalyse und das dazugehörige Korrigieren erst mal weggelassen. Wenn dazu Fragen sind, kann man darauf separat eingehen.
