Torwart "klebt" auf Linie + hochstehende Viererkette = Problem

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  • Pedro87


    Ich hoffe, es ist dir nun auch dank der Beiträge von Sir Alex und fak klar geworden, dass es nicht allein das Problem deines Keepers ist, sondern der gesamten Mannschaft!


    Zwar hat der Keeper die Aufgabe, den Bockmist seiner Vorderleute (z.B. stellt bei Ballverlust sofort auf Zuschauermodus um) irgendwie auszugleichen. Aber wichtig ist es dennoch, sich zunächst mit häufigen Standardsituationen, die Basis der Ausbildung sind, zu befassen. Erst danach sollte man sich bei der Verfeinerung der Fähigkeiten mit seltener vorkommenden Varianten beschäftigen. Je nach Fähigkeit des TW-Trainers kann man unterschiedliche Wege in den Übungen wählen. Spielformen, bei denen der Keeper den Schwerpunkt bilden machen in dieser Altersgruppe für den TW noch nicht sehr viel Sinn, da die Streuung der Distanzschüsse kaum ein rekonstruierbares Bild abgeben. Und zufällig gehaltene oder nicht gehaltene Bälle dienen geben nicht der Verbesserung von TW-Fähigkeiten, weil hier der "Aha-Effekt" für die Nachhaltigkeit fehlt.


    Nun zum vereinfachten Stellungsspiel des Keepers:


    Wo sollte sich der Keeper in welcher Spielsitutation befinden?
    1. Am 16-er: bei eigenem Ballbesitz am oder im gegnerischen Strafraum, bei gegnerischem Ballbesitz in deren Drittel
    2. am 11-er: bei eigenem Ballbesitz im Mittelfeld; bei gegnerischem Ballbesitz in deren Hälfte
    3. am 5-er: bei gegnerischem Ballbesitz in der eigenen Hälfte, für Rückpaß bei Ballgewinn am eigenen Drittel (Distanz wichtig, wenn Verteidiger mit Blick zum eigenen Tor den Ball erobert)
    4. zwischen 5-er und Torlinie: Bei Freistößen, Flanken und Ecken vom Tor weg (ca. 1 m näher zum Tor bei seitlichen Flanken zum Tor hin)
    5. an der Torlinie: bei Freistößen aus kurzer Distanz
    6. auf der Torline: beim Elfmeter


    Sonderfälle:
    unterschiedliche Ausgangsposition bei 1 gegen 1 bei Angriff aus langer, mittlerer oder kurzer Distanz
    dito, jedoch bei gegnerischer Überzahl


    Beschäftigen wir uns nun mit der Kurzbeschreibung von hohen Schüssen aus weiter Distanz:


    A. Schüsse von der Mittellinie
    1. Der Torwart erkennt den Distanz früh genug, weil sich der Schütze den Ball vorher etwas weiter vorlegt!
    Wei bereits angesprochen, taucht als häufiges Argument auf, dass man sich ja bei weit vor dem Tor positioniertem Keeper ein Distanzschußtor einfangen könnte. Natürlich passiert das nicht so oft, aber man kann auch diese Situation ganz gut trainieren. Als Ausgangssituation positionieren sich der Schütze (z.B. TW-Trainer) ca .10 m hinter der Mittellinie, während der Keeper am 16-er steht. Zum Start der Übung legt sich der Schütze den Ball etwas weiter vor. Durch das weite Vorlegen des Balles kann der Keeper erkennen, dass daraus ein Distanzschuß werden kann und begibt sich zunächst in die Rückwärtsbewegung (mit vorwärts orientiertem Oberkörper), um in der Schlußphase auf den Ball zugehend abzuspringen und den Ball sicher zu fangen.


    2. Der Torwart erkennt den Ball erst im Anfang der Flugphase (z.B. Sicht verdeckt oder vom Schuß überrascht)
    Erkennt der Keeper die Situation zu spät, so kann man dafür eine zweite Variante trainieren. Dabei darf der Keeper sich erst bewegen, sobald der Schuß erfolgt ist. Jedoch sprintet er nun in Richtung seines Tores, wobei der Blick auf den Ball gerichtet bleibt. Sobald der Ball in den Fangradius gelangt, erfolgt der Stützschritt und der Absprung.


    2.a. dito, jedoch nicht mehr sicher zu fangen
    Eine aus dieser Situation abgeleitete Variante ist das einarmige Lenken eines Balles (übers Tor), wenn der hohe Ball nur noch auf diese Weise erreicht werden kann. Voraussetzung ist, dass der Keeper die Technik des Lenkens beherrscht!


    B: Schüsse aus dem Halbfeld oder von der Seite
    1. Flanken, die zu Torschüssen werden
    Die beiden Varianten des späten Erkennens sind von besonderer Bedeutung bei langen Flanken aus dem Halbfeld oder von der Seite. Denn hierbei kommt es immer wieder vor, dass gedachte Flanken zu Torschüssen werden und der Keeper durch einen angepaßten Bewegungsablauf auch diese hohen Bälle sicher fangen oder lenken kann.



    C. Eigenkönnen des TW-Trainers
    Für den wichtigen Lerneffekt des Keepers ist ein Eigenkönnen des TW-Trainers wichtig. Wie man die Trainingsübungen auf sein Eigenkönnen anpassen kann, soll nachfolgend kurz beschrieben werden.


    1. Hohes Eigenkönnen des TW-Trainers
    Alle Übungen erfordern ein Eigenkönnen des TW-Trainers. Denn wenn der TW-Trainer die Distanzschüsse nicht präzise genug mit dem richtigen Druck und der Flugbahn für den TW präsentieren kann, ist der Übungswert gering, weil die Ballstreuung zu groß ist. Zum Simulieren von Spielsituationen ist es ferner wichtig, dass der TW-Trainer den Schuß sowohl mit dem rechten wie auch dem linken Fuß ausführen kann, weil es sich hierbei um unterschiedliche Flugbahnen handelt, die der Keeprer richtig einzuschätzen lernen soll.


    2. Übungen für geringes Eigenkönnen des TW-Trainers
    Falls kein ausreichendes Eigenkönnen vorhanden ist, sollte man die Übungen aus etwas kürzerer Distanz wählen, damit der Keeper ausreichend gefordert und gefördert wird. Aber auch hier ist es zwingend erforderlich, den korrekten Bewegungsablauf des Keepers zu kennen und ggf. korrigieren zu können.

    3. Fast kein Eigenkönnen des TW-Trainers

    Wenn fast kein Eigenkönnen in der Schußqualität vorliegt, kann man diese Situation durch Würfe de TW-Trainers ebenfalls simulieren. Hierbei ist der besondere Vorteil von Anfänger-Keepers, dass die Flugbahn nicht so flach ist und er etwas länger Zeit zur Positionsanpassung hat. Hier kann man nur hoffen, dass der Torwart schlauer ist als sein Trainer und für sich die richtigen Schlüsse daraus zieht.


    Sonstiges
    Damit der Beitrag nicht noch länger wird, habe ich die Fehleranalyse und das dazugehörige Korrigieren erst mal weggelassen. Wenn dazu Fragen sind, kann man darauf separat eingehen.

  • "Daher fände ich es super, wenn Du dann und wann mal eine
    Wasserstandsmeldung abgibst, wie es so läuft bei Deiner Truppe. Was
    geklappt hat und was nicht.Geben und nehmen -)
    " Steini: werd ich machen


    "wie sollen da 6 Wochen Vorbereitung ausreichen?" guenter: schon klar, dass ich in 6 Wochen eine perfekte Umsetzung nicht hinbekomme (unabhäbgig von der Zeit fehlt mir für die totale Perfektion ja auch schlicht die Kenntnis). Aber meiner Meinung nach spricht nichts dagegen, trotzdem nach 6 Wochen Vorbereitung mit diesem System in eine Saison zu gehen. Man sieht ja dann im Laufe der Saison wo es noch nicht stimmt und wo es für die kurze Zeit schon relativ gut läuft. Während es wie gesagt bei hohen Bällen noch Probleme gibt , sind wir zum Beispiel auf der anderen Seite selbst ein bißchen überrascht gewesen, wie schnell das Verschieben im Mannschaftsverbund und auch in der Kette relativ gut geklappt hat.


    "2 schnelle Aussenstürmer. Da ist auch die Frage erlaubt, ob dieses System generell das richtige für diese Truppe ist." guenter: das versteh ich jetzt ehrlich gesagt nicht. Unabhängig von irgendeinem System sollten meine Aussenstürmer (bzw. eigentlich besser Aussenspieler) doch immer über eine gewisse Geschwindigkeit verfügen. Sonst schaff ich es doch gar nicht, aus dem raumverknappenden Verschieben heraus bei Ballgewinn schnell und effektiv (zwecks fehlenden Anspielstationen in den freien Räumen) in die Offensive umzuschalten.


    "Finde es nun aber nicht ideal, wenn jemand was Neues einführen will, das ihm selbst neu ist." guenter: klar ist es nicht ideal. Aber wäre es wirklich besser, wenn ich allen meinen Mannschaften nur dieses eine System beibringe, welches ich früher selbst gespielt habe?


    "Bei dieser neuzusammengestellten Mannschaft ist Pedro auch sicherlich nicht bekannt, welche Vorbereitung in E und D


    mit diesen Spielern durchgezogen wurde (1:1, Raum, Ball, Verschieben.).
    Dinge die gegeben sein sollten, wenn es in den gesamtmannschaftlichen
    Taktikbereich geht.
    " guenter: nö, dass ist mir nicht bekannt. Aber mir ist nicht klar, was deiner Meinung nach die richtige Alternative für mich gewesen wäre bzw. wie hätte ich den deiner Meinung nach mit dieser Mannschaft vorgehen sollen? Zumal. so blöd es nachdem durchlesen dieses Threads auch klingen mag, es eigentlich wirklich nicht schlecht funktioniert und wir in unserer Staffel (3. Liga von 5 im Ligensystem des Verbandes, also natürlich eher weit weg vom vielzitierten Leistungsbereich) gut dastehen.


    "Ich hoffe, es ist dir nun auch dank der Beiträge von Sir Alex und fak
    klar geworden, dass es nicht allein das Problem deines, Keepers ist,
    sondern der gesamten Mannschaft!
    " TW-Trainer: Ja, ist es mir. Insofern auch vieln Danke für deinen detailierten Trainingstipps.

  • . Aber mir ist nicht klar, was deiner Meinung nach die richtige Alternative für mich gewesen wäre bzw. wie hätte ich den deiner Meinung nach mit dieser Mannschaft vorgehen sollen?

    versuch mal einige Fragen zu beantworten auf Grundlage des zitierten. Für mich gibt es kein richtig oder falsch, sonden lediglich immer die Frage, ob es anders nicht vielleicht besser wäre.


    Auch der Perfektionismus, den du erwähnst gibt es im KIFU nicht, weder bei Spieler noch beim Trainer, lann also kein Kriterium sein.
    Geht immer nur darum was und wie können wir vom Iststadium ausgehend verbessern.


    Und natürlich hast du recht, dass es nicht Sinn machen kann, den Fussball wie du ihn gespielt hast, mit Libero und Manndecker,
    deshalb weiterzuvermitteln, weil du es so kennst.


    Nun zu dem wie ich vorgegangen wäre, betone ich, ohne Anspruch, dass das besser oder gar die richtige Vorgehenweise
    gewesen wäre.


    Ich hätte mit der Viererkette angefangen, und zwar mit einer tiefer stehende Kette. womit auch in dieser Anfangsphase
    das Vorpressing entfallen wäre. Mit dieser tieferstehenden Kette, hätten sich die Spieler, aber auch der TW einfacher auf dieses
    Spiel umstellen können.


    Statt Vorpressing, hätte ich zuerst ein Pressing im hintern Mittelfeldbereich eingefordert.


    Verschieben und ballorientiertes Spiel im Training und Spiel forciert, damit die Mannschaft Sicherheit für dieses Spiel bekommt.


    Begleitend hätte ich nun im Training den schwierigsten Teil, nämlich das Vorpressing schrittweise geübt.


    Du schreibst das Verschieben funktioniert recht gut. Ist das sowohl im vertikaler wie horizontraler Sicht so?


    Gerade in der horizontalen Verschiebung sehe ich bei vielen Mannshchaften ein erhöhtes Defizit, gerade je länger das Spiel dauert.


    Gerade bei tieferstehender Kette erkennt man schneller, wo da Schwachpunkte sind, vor allem, ob alle mitmachen.


    Dass alle mitmachen, ist nämlich dann auch beim Vorpressing enorm wichtig.


    Ist die Abwehrkette nun eingespielt, hat die nötige Sicherheit , und auch bestimmte Vorgaben wiez.B. Fallen lassen des/der Innenverteidigers gescheckt, dann würde ich dazu übergehen, die Kette höher spielen zu lassen, gleichzeitig mit dem Vorschecking,
    das inwischen im Training eingeübt wurde und die Spiler damit vertraut gemacht wurden.


    Bei der tieferstehenden Kette sehe ich es auch leicht an, den TW mit ins Spiel einzubeziehen und sich dieser Spielweise
    erforderlich anzupassen.



    Zu den schnellen Aussen. Natürlich ist eine gewisse Schnelligkeit immer erforderlich. Aber es ist doch so, dass diese Schnelligkeit wesentlich mehr zur Geltung kommt, je weiter weg die Spieler vom Tor an den Ball kommen, oder einen etwas längeren freinen
    Raum nutzen können. Bei einem Vorscheching sind diese Wege doch wesentlich kürzer.


    Wären das nun in der Offensive meine spielentscheidende Spieler, würde ich mich nun in der Spielweise taktisch mit danach
    ausrichten. War für mich aber auch nur ein Hinweis, war ich mehr dafür bin, eine Spielsystem nach den Spielern un nicht nach meinen Vorstellungen auszurichten.



    Ich habe gar nichts gegen das System, das dir vorschwebt, und wenn es einigermasse funktioniert ist es ja ein gutes.


    Für mein Empfinden wird da zuschnell zuviel gleichzeitg eingeführt. Es ist C jüngerer Jahrgang, und auch als Trainer, für den das System ziemlich neu ist, muss da zuerst auch mit reinwachsen. Für mich geht ihr da zu direkt in die Vollen., unabhängig
    ob die Ergebnisse nun stimmen oder nicht.



    Wie gesagt, meine Einstellung. Zum Glück gibt es hier auch andere. Die unterschiedlichen Sichtweisen erweitern dir aber
    deine eigene Sichtweise und Gedankengänge.


    Ich selbst hab auch immer gerne Neues ausprobiert, hab mir Meinungen eingeholt. Und die Unterschiedlichen haben mich dann zu
    Gedankengängen geführt und Problematiken sichtbar gemacht, die ich zuvor nicht gesehen habe.


    Letztendlich musst du dann entscheiden, denn nur du hast die Mannschaft vor dir, und weisst was machbar ist oder nicht.


    Zum Vorteil für dich ist aber dann, verschiedene Vorgehensweisen und Möglichkeiten zu kennen.



    Mal eine andere Frage:


    Libero mit Manndecker in der Verteidung hast du gespielt. Wie lange ist das denn her.? Hab auch mit Libero gespielt, aber mit
    manndeckenden Verteidigern ist doch schon jahrhunderte her.


    Oder fass ich jetzt manndekcnede Verteidiger anders auf, wie du es meinst,


    Übrigens 2 heute sehr gute Innenverteidiger habe ich in E und D mit einer besonderen Art des Liberospielens an ihre Aufgabe
    herangeführt. Beide beherrschen heute in der A-Jugend das Fallen lassen, das Mitgehen und den Spielaufbau von hinten heraus
    entsprechend dem allgemeine Niveau allerbestens.


    Bei deinem jetztigen Spielsystem würde ich auch das entsprechend als Zwischenlösung einführen. Ist aber ein anderes Thema,
    das jetzt hier zuweit geht. Ist auch etwas schwierig nachvollziehbar, wenn man den Libero alter Prägung vor Augen hat.

  • Ich hatte in meiner U14 gute Erfahrung gemacht, vor allem die IV in die Verantwortung zu nehmen: Beide IV sollen nach eigenem Ballverlust sofort eine Tiefenstaffelung einnehmen, d.h. ein IV agiert auf Höhe der AV, der andere IV setzt sich 2-3 Meter weiter zum eigenen Tor ab (nimmt teilweise eine Libero-Funktion ein). Wichtig ist, dass die IV nicht auf gleicher Höhe agieren (kann teils/teils auch schlechtes Verteidigen vom Schnittstellenpässe verbessern).


    Zur Veranschaulichung eine überragende Skizze meinerseits:


    x--x----x
    -----x---
    ---------
    ---TW--


    Damit kannst du sicherstellen, dass deine IV einen Bewegungsvorsprung bei Laufduellen haben, wenn dein TW nicht mitspielt.


    Außerdem habe ich meinen Spielern einen Tipp für´s frühzeitige Absetzen mitgegeben. Rein taktisch sollte sich die 4er-Kette absetzen, wenn kein (Gegen-)Pressing mehr möglich ist. Idealer Abstand der IV zu den Stürmern sollte eine Armlänge sein. Ich habe meinen IV gesagt, dass sie lieber 1-2 Meter von den ST wegbleiben sollten (tief stehender IV also knapp 3-4 Meter), um Vorsprung bei hohen und langen Bällen zu haben. Wenn die gegnerischen ST flach und kurz angespielt werden, können sie in der Zeit des Zuspiels wieder auf Armlänge (Eindrehen zu verhindern) ran rücken. Außerdem sollten sie das Spielbein der Gegner beachten: mit dem schwächeren Fuß schlagen in unteren Spielklassen wenige Spieler lange und hohe Bälle. Des Weiteren brauchen sie meist einen kurzen Anlauf, bzw. legen sich den Ball vor - das war mein Signal, dass meine 4er-Kette sich fallen ließ.


    Sicherlich ist diese Theorie von deinem Spielermaterial abhängig. Falls du es deinen Spielern nicht zutraust, würde ich als Mannschaft insgesamt tiefer stehen.

    "Don't forget to love your haters. They keep you motivated."

  • @personalit<


    ähnlich habe ich es aufgebaut, jedoch bereits in der 9er D. Allerste Hinführung, also in gewissen Ansätzen bereits in der E-


    In der D habe ich noch vorrangig das nach hinten absetzen eingeübt.
    Dadurch dass ich ihn offiziel als Libero einsetzte, war das seine Position, in die er immer wieder zurückfand.


    Nun bekam er seine Aufgaben, das Spiel von hinten aufzubauen, mit Einbezug des TW, bei Ballbesitz sich ins Mittelfeld
    und auch bis nach vorne zu orientieren. Seine Aufgabe übernahm nun der 6er. Bei Ballverlust rückte aber der vorherige Libero nicht merh ins Abwehrzentrum sondern übernahm die Aufgabe des 6er. dieser Wechsel fand nun ständig im Spiel statt.


    Ich hatte 2 Spieler, die also abwechselnd den Libero (bleibe mal bei der Bezeichnung) und den 6er spielten, jeweils mit der gleichen
    Aufgabenstellung.
    Diese 2 Spieler hatten auch das notwendige Verständnis und auch die technischen Vorraussetzungen, um dies zu spielen.


    Klappte nicht mehr so gut, wenn anderere Spieler diese Position besetzten, In der D hatte ich 3 Spieler, die das konnten.
    Rotiert mit anderen Spielern habe ich dann gegen schwächere Gegner.


    Wichtig, dass die beiden Aussenverteidiger keine Manndeckung spielten, sondern inRichtung Aussenspieler in der Viererkette.
    Die Aussenverteidiger wurden natürlich mit einbezogen, aber das ist eine andere Sache, und war auch erst der 2te Schritt
    in der Entwicklung.


    Für Aussenstehen mag es teilweise so ausgesehen haben, dass ich Kette spielte, aber vom Erklären her, vom besseren
    Verständnis der Spieler her und von der Aufgabenstellung her sprach ich immer von meiner Art mit Libero zu spielen.



    Weiss nicht ob es von der Beschreibung her richtig rüberkommt, aber ich habe damit sehr gute Erfahrung gemacht.


    Darauf aufbauend habe ich dann bei Turnieren in der Sommerpause und im 2ten D Jahr die Offensive aufgebaut, auf die sich der Gegener schwierig einstellen konnte.


    Als kleine Dorfmannschaft, waren wir eine der besten D-Jugendmannschaften im ganzen Kreis, und das nicht mit einer selektierten
    Mannschaft, sondern mit den Kids, mit denen ich im Alter von 4-5 Jahren in ballorientierten Sportstunden (im Gegensatz zu
    fussballerischem Training) angefangen habe.

  • @ guenter: Durch die vielen Rückmeldungen in diesem Thread und auch deine vorgeschlagene Vorgehensweise ist mir klargeworden, dass wir das angedachte System zu schnell entwickeln wollten und dabei auch deutlich zu oberflächlich gearbeitet haben. Gleichzeitig freut es mich, hier so viel Input zu bekommen.


    zum Verschieben: horizantal funktioniert es besser als vertikal, da sich die Offensive bei Ballverlusten manchmal noch etwas "widerwillig" daran beteiligt. Machen es aber immer wieder im Training und es wird von Spiel zu Spiel besser. (Wobei das Verschieben nach einem Ballverlust ja oft gleichzeitig sowohl vertikal als auch horizontal erfolgen muss um eine optimale Raumverknappung zu erreichen und auch von hinten Druck auszuüben).


    zu den Außen: das sind jetzt nicht unbedingt unsere spielentscheidenden Spieler (das sind eher unsere zwei 6er und an guten Tagen unser 10er, da von diesen oft der meiste Druck auf den Gegner aufgebaut wird und wir so zu Ballgewinnen kommen, wobei unsere Mannschaft leistungsmäßig ansich relativ homogen ist). Aber in den beschriebenen Spielsituationen (es ging in dem Zusammenhang ja um Spiele, in denen wir gegen die Topteams der Staffel tiefer stehen) sind sie eben unglaublich effektiv, da sie da dann auch den Raum haben.


    zum deiner Frage bezüglich dem Libero/Manndecker: Ich hab vor sechs Jahren mit dem aktiven Fussball aufgehört und dazwischen lediglich noch einmal zwecks Spielermangel ausgeholfen. War aber in der untersten Liga. Dh. so groß Mannschaftstaktik war da nicht. Ich selbst hab meistens Manndecker gespielt. Wobei das keine "klassische" Manndeckung war, dh. man hat den Stürmer nicht quer über die eigene Hälfte verfolgt. Da aber die gegnerischen Offensivspieler während dem Spiel nie groß rotierten, spielte man eigentlich immer den gleichen Gegenspieler. Man kann es vermutlich am ehesten als eine Mischung von Raum- und Manndeckung beschreiben (die zwei Manndecker haben den zentralen Weg zum Strafraum bewacht und dahinter hat der Libero rumgebrüllt und versucht, alles was durchging auszubügeln =) ). Ich fand das System selbst aber immer sch..... Dadurch, dass die Außenspieler einen so hohen Aktionsradius hatten sind sie oft nicht mehr rechtzeitig zurück und man war dementsprechend oft mit Unterzahlsituationen am eigenen Strafraum konfrontiert.


    personalityX: danke für den Tipp. Ich seh jetzt schon die Gesichter meiner Verteidiger vor mir wenn ich ihnen sag, dass sie das mit der gleichen Höhe der beiden Innenverteidiger wieder vergessen sollen :D

  • Ich würde wahrscheinlich versuchen, einen anderen Ansatz als personalityX zu fahren, ohne aber behaupten zu wollen, dass dieser generell besser ist -- er erscheint nur mir selbst sinnvoller. Vielleicht kommt es am Ende sogar auf dasselbe raus, mal sehen.


    Warum würde ich nicht so verfahren wie der Kollege? Nun, wenn sich nur ein Spieler der Kette nach hinten absetzt, so verschiebt er damit die Abseitslinie nach hinten. Spielt man gegen spielstärkere Mannschaften, welche den Schnittstellenpass gezielt einsetzen, so fängt man sich dadurch nicht nur immens viele Gegentore sondern frustriert auch seine Abwehrspieler, weil sie ständig mit recht einfachen Mitteln ausgespielt werden. Außerdem ist das Absetzen eines Spielers nach hinten ja auch genau das Gegenteil der reinen Lehre der Viererkette. Denn da soll es ja eigentlich so sein, dass wenn ein Angreifer frei auf die Kette zudribbelt, diese sich nach hinten fallen lässt und dabei den Abstand zum Angreifer langsam verkürzt und gleichzeitig durch (im Verbund) trichterförmiges zurückweichen die Abstände zueinander verringert. So wird bzw. werden:

    • Der Angreifer verlangsamt, damit eigene Spieler zur Unterstützung nachrücken können,
    • Die Bewegung des Angreifers aufgenommen, so dass er nur noch einen geringen Geschwindigkeitsvorteil gegenüber den Verteidigern hat, diese dafür aber einen Vorsprung in Richtung des Ziels des Angreifers.
    • Die Abstände der Verteidiger soweit verringert, dass eine Absicherung möglich ist, wenn der Angreifer gestellt werden kann.


    Ist eine aureichende Kompaktheit entstanden oder ist man bereits zu nah vor dem Tor, so muss der Verteidiger, der den geringsten Abstand zum Angreifer hat, diesen attackieren oder stellen, wozu er entweder aus der Kette heraus rückt oder, besser, an den Angreifer heran rückt -- den Unterschied sehe ich darin, dass er sich beim Herausrücken auf den Angreifer zubewegt, während er beim Heranrücken bereits so nah am Angreifer dran ist, dass er sich praktisch nicht mehr selbst nach vorne bewegt, sondern bereits den Bogenlauf ansetzen kann.


    Es ist also wichtig, dass der Angreifer erst dann attackiert wird, wenn der Verteidiger, der diese Aufgabe übernimmt, entsprechend abgesichert ist. Oder aber man so nah am eigenen Tor ist, dass die Torgefahr durch einen Schuss so groß ist, dass der Verteidiger dazu gezwungen ist, einzugreifen und nicht länger auf die Absicherung warten kann. Das würde ich aber getrennt und nacheinander trainieren, erst einmal die Herstellung der Absicherung, denn das ist wichtiger. Das Abbruchkriterium ist dann relativ leicht erklärt. Die hohe Kunst der Innenverteidigung liegt anschließend, so meine Einschätzung, darin, sich so fallen zu lassen, dass man genau dort, wo das Abbruchkriterium greift, also bei der torgefährlichen Distanz, die optimale Distanz und Position zum ballführenden Angreifer eingenommen hat, um ihn dort isolieren und entweder vielversprechend attackieren oder abdrängen zu können. Bis ein Spieler so weit ist, muss er wahrscheinlich sehr viel praktische Erfahrung sammeln.


    Aber zurück zur Vermittlung der Absicherung. Ich würde da vermutlich erst einmal die Innenverteidiger alleine betrachten, also die AV weg lassen. Da passt dann das Vorgehen von personalityX wieder zu meinem. Vorgehen könnte man wahrscheinlich recht gut anhand des DFB-InfoAbends zum Verteidigen zu zweit.


    Wenn dann die AV dazu kommen, so würde ich ihnen sagen, dass sie sich ebenso nach hinten absetzen müssen wie der ballferne IV. Sie sollen die Höhe des ballfernen IV einnehmen und einrücken. Eventuell vorhandene Angreifer auf den Außenbahnen sollten sie zwar nicht gänzlich aus den Augen verlieren, wichtiger ist aber zunächst die Absicherung des IV. Dadurch, dass sie die Abstände verringern, schließen sie ja außerdem auch die Schnittstelle für den Pass in die Tiefe auf die Außenstürmer. Kommt dann der Pass nach außen, so müsste er eigentlich außen an ihnen vorbei gehen und für den Außenstürmer nur recht weit außen zu erreichen sein, wo der AV ihn wiederum stellen kann, während seine Kollegen den tornahen Raum im Zentrum besetzen und die Sechser den Rückraum im Zentrum besetzen.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • @unterschiedliche Sicht, Ansätze und Vorgehen machen doch den Fussball interessant.
    Nur das Kennen vieler Möglicheiten hilft einem bei seinem eigenen Vorgehen.


    Zum Abseitsverhalten hab ich aber eine andere Einstellung.


    Bei der Qualität der Schiedsrichter im unteren Fussballereich, ohne Linienrichter war das Spielen auf Abseits bei mir tabu, und nur in Notsituationen eine Lösung.



    Die Diskussion übers Fallenlassen finde ich ziemlich schwierig. Ich habe nicht den Eindruck, dass wir dabei immer das
    gleiche Bild vor Augen haben, wodurch möglicherweise doch oft aneinander vorbeidiskutieren.


    In der BL oder CL sehe ich Spiele, in denen sich die Innenverteidiger (oft beide) teilweise für mich zu extrem (im Vergleich zu meiner Vorgehensweise) fallen lassen.


    für mich ist eine Viererabwehrkette, die immer auf einer Linie steht eine schlechte.


  • für mich ist eine Viererabwehrkette, die immer auf einer Linie steht eine schlechte.


    Stimmt, aber eine, bei der ständig ein Spieler hinter den anderen steht, ist - überspitzt formuliert - gar keine. tobn hat das ja im Prinzip alles schon geschrieben, aber ich möchte mich ihm anschließen: der Sinn hinter der Viererkette ist ja genau der, das Spielfeld für den Gegner eng zu machen und Druck auf den Ball auszuüben, indem dem Gegner möglichst keine Tiefe gegeben wird. Wenn aber ein Spieler nach hinten weicht, dann passiert genau das wieder. Ich kann nicht beurteilen, ob das als Übergangslösung zum Erlernen sinnvoll sein könnte, weil ich es nicht ausprobiert habe. Aber mir erscheint es nicht sinnvoll, weil es genau gegen ein zentrales Prinzip der Viererkette verstößt.


    Bezüglich der Schiedsrichter und Abseits hast du natürlich Recht. Man kann sich nicht darauf verlassen, dass sie das sehen (selbst richtig gute Schiedsrichter können alleine auf dem Platz in vielen Situationen gar nicht sehen, ob eine Situation Abseits ist). Aber - so formuliert es mein Trainerkollege immer recht gut, wie ich finde - wenn die Abwehr hinten auf einer Linie steht spielt man ja noch nicht auf Abseits, nur "mit Abseits". Auf Abseits spielen wäre in dem Sinne ein gezieltes Herausrücken und Abseitsstellen. Das halte ich im Profibereich für riskant, im Amateurbereich in aller Regel für ziemlich dämlich, weil es zu oft schief geht. Das Spiel "mit Abseits" wiederum, also die letzte Linie auf einer Höhe zu haben, ist grundlegender Bestandteil der Viererkette und meines Erachtens auch sinnvoll. Es besagt ja nur, dass man sich so positioniert, dass man nicht größere Räume im Rücken seiner Abwehrspieler präsentiert, in denen ganz klar niemand im Abseits steht, weil eben irgendwo 30m daneben noch der Libero steht. Dass es dann knappe Situationen geben kann, in denen ein Spieler im Abseits steht und mittels eines Steckpasses dann frei aufs Tor läuft, ist richtig. Aber die Kombination aus Druck auf den Ball ausüben, wenn kein Druck da ist, zurückfallen und dann aus der Kette nach vorne den Ball zu attackieren soll ja im Idealfall vermeiden, dass es überhaupt zu Steckpässen kommt, die nicht der Torwart vor jedem Angreifer erreichen kann. Das Vermeiden solcher Situationen klappt auch bei uns in der C-Jugend mittlerweile schon ziemlich gut. Im Gegensatz zu unserer Anfangszeit mit der Viererkette kommen strittige Schiedsrichterentscheidungen in dem Bereich inzwischen kaum noch vor, weil wir es schaffen, diese Situationen weitgehend zu vermeiden.

  • guenter, ich pflichte dir in deiner Einschätzung der Fehlerquote bei der Bewertung des Abseits durch die Schiedsrichter in den unteren Klassen bei, ohne Linienrichter ist das aber tatsächlich oft genug auch wirklich schwer. Eine Viererkette soll auch überhaupt nicht immer auf einer Linie stehen. Bei eigenem Ballbesitz löst sie sich sowieso auf, sie wird eigentlich 'nur' dann hergestellt, wenn der Gegner in Ballbesitz ist und der Ball sich in recht großem Abstand und zentraler Position befindet. Wenn die Spieler der Kette aktiv eingreifen müssen, dann sollen sie ja Abwehrdreieck oder Sichel bilden.


    fak teilt meine Meinung offenbar ziemlich genau: es geht nicht darum, auf Abseits zu spielen, aber sehr wohl darum, mit Abseits zu spielen. Wenn da dann deine Abwehrreihe aussieht wie eine Ziehharmonika, dann nutzen das spielstärkere Gegner ruckzuck aus. Und eben das wir dadurch verhindert, dass deine Abwehrspieler eine Höhe halten und die Abstände verringern, bis der richtige Zeitpunkt zum Eingreifen gekommen ist.


    Einfach ist es nicht, ganz sicher, deshalb muss man da Schritt für Schritt vorgehen und den Spielern viele Fehler erlauben, wahrscheinlich auch recht viel erklären. Und man muss wahrscheinlich auch in Kauf nehmen, dass man Gegentore kassiert, die es nicht gegeben hätte, wenn die Spieler ihrem Instinkt gefolgt wären. Dazu möchte ich etwas heranziehen, das TW-Trainer weiter oben ansprach: dass viele Spieler relativ vogelwild auf den ballführenden Angreifer zulaufen, wenn sie ihn attackieren. Ich kann diese Beobachtung voll bestätigen, das machen in der (jungen) C-Jugendmannschaft meines Sohnes fast alle Verteidiger. Und im letzten Spiel kam es, glaube ich, dreimal vor, dass der Gegner einen Konter gefahren hat, ein schneller gegnerischer Spieler führte noch im eigenen Halbfeld den Ball (man denke an die Situation nach einer Ecke) und halt nur zwei Verteidiger von 'uns' so ungefähr auf Höhe der Mittellinie standen. Der Gegner hatte also den Ball voll unter Kontrolle und dribbelte in hohem Tempo auf diese zwei Spieler zu. Was machten sie? Sie wurden erstmal sichtlich nervös, blieben aber auf einer Höhe stehen, als der Angreifer dann fünf Meter weg war, schoss der rechte von beiden hervor und erwischte tatsächlich den Ball. Situation geklärt, aber taktisch völlig falsch agiert. wäre der Angreifer nicht der Typ Weit-vorlegen-und-hinterherrennen gewesen, sondern hätte er auch nur eine Finte oder Körpertäuschung beherrscht, er wäre durch gewesen und zwar uneinholbar...


    Was wiederum unterstreicht, dass zuallererst das individualtaktische Abwehrverhalten kommt, dann das Verteidigen zu zweit und dann die Kette, eigentlich, so meine Meinung, müsste dann auch ziemlich schnell das Mittelfeld dazu kommen, erst das zentrale, dann die Außen. Denn gegen deine 1A spielende Kette lassen sich wunderbar Tore aus dem zentralen Rückraum erzielen, wenn das Mittelfeld ihn nicht besetzt.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Für das Hintergrundwissen im Pressing, seinen Vor- und Nachteilen in den jeweiligen Zonen kann ich euch den Taktikfuchs: Ralf Peter bestens empfehlen.


    Vielleicht ein Beispiel: das Wort Pressing (drücken) wurde aus dem Englischen abgeleitet. In der Fussballtaktik kennt man die Begriffe: Angriffs-, Mittelfeld- und Abwehrpressing. Hierbei wird jeweils die Aktivitätszone beschrieben. Wenn`s ein Vorpressing gäbe, müßte es auch ein Haupt- oder Nachpressing geben. Weil hierbei keine Zonen angegeben sind, könnte das leicht zu Mißverständnissen und Verwirrungen führen.


    Ich finde es aber toll, dass ihr euch auch an schwierigere Themen heran traut!

  • Wenn`s ein Vorpressing gäbe, müßte es auch ein Haupt- oder Nachpressing geben.


    Es gibt Mannschaften, die beginnen ihr Pressing bereits auf 16er Höhe. Hab das für mich nun als Vorpressing (also nichts mit Haupt oder Nachpressing zu tun)bezeichnet.


    Im Gegensatz dazu ziehen sich andere Mannschaft zurück und gehen ab Mittellinie zum Pressing über.


    Das wichtigste ist aber doch, dass die ganze Mannschaft das Pressing mitmacht bzw. sich entsprechend verhält.


    Verhalten sich da nur 1 oder 2 Spieler falsch, kannst du das Pressing vergessen.


    Erleb das doch fast jeden Samstag, vorne wird direkt gestellt und im Mittelfeld schaut man zu, was da rauskommt.

  • Stimmt, aber eine, bei der ständig ein Spieler hinter den anderen steht,


    Für mich der Beleg, dass wir bei Beschreibungen ein anderes Bild vor Augen haben, auch wenn du es als etwas übertrieben beschreibts, denn das habe ich garantiert nicht gemeint und davon halte ich auch nichts,

  • TW-Trainer: Pressing ist doch ein interessantes Thema, und so schwer eigentlich auch nicht, zumindest nicht zu verstehen. Voraussetzung dafür ist aber, dass man das ballorientierte Verteidigen sehr gut verstanden hat. Dann ergibt sich das meiste im Pressing eigentlich ziemlich von selbst.


    Witzigerweise hatte übrigens die letzte Lizenzverlängerungsfortbildung (5 LE für den C-Breiten), die ich im September besucht habe, genau das Pressing in seinen Varianten zum Thema gehabt. Der Referent, bei dem ich damals meinen C-Breiten gemacht hatte, hatte sich dieses Thema wohl neu gewählt und in dieser Runde zum ersten mal ausprobiert. Es wurde zu einer reinen Theorie-Session, was auch daran lag, dass beide Plätze des gastgebenden Vereins mit Spielen belegt waren, aber auch diese war ganz interessant. Und ich habe für meine Gruppe das Thema "Gegenpressing" erarbeitet und vorgestellt. :)


    Es gibt Mannschaften, die beginnen ihr Pressing bereits auf 16er Höhe. Hab das für mich nun als Vorpressing (also nichts mit Haupt oder Nachpressing zu tun)bezeichnet.


    Falls es dich interessiert: das ist Angriffspressing.


    Im Gegensatz dazu ziehen sich andere Mannschaft zurück und gehen ab Mittellinie zum Pressing über.


    Es gibt neben dem Angriffspressing noch das Mittelfeldpressing, bei dem sich die pressende Mannschaft um die Mittellinie herum aufhält, mal ein bisschen höher, mal ein bisschen tiefer. Und dann gibt es noch das Abwehrpressing, bei dem sich die verteidigende Mannschaft zwischen 16er und Mittellinie formiert.


    Diese drei Pressingvarianten werden eingesetzt, wenn der Gegner im Spielaufbau ist. Sie unterscheiden sich darin, in welcher Höhe der eigene Ballgewinn angestrebt wird und bedingen ein unterschiedlich hohes Risiko. Das Angriffspressing ist dazu noch deutlich laufintensiver als die beiden anderen Varianten und kann dadurch eigentlich nur phasenweise gespielt werden. Das Abwehrpressing wiederum ist ziemlich passiv und mental ermüdend. An und für sich sehe ich, was die Ausbildung anbelangt, keinen großen Unterschied zwischen Mittelfeld- und Abwehrpressing, sie unterscheiden sich eigentlich nur in der Höhe der verteidigenden Mannschaft. Das wäre also das Ziel meiner Defensivausbildung, das Angriffspressing käme erst später.


    Das Gegenpressing ist hingegen etwas anderes, denn beim Gegenpressing geht es darum, den soeben im eigenen Angriff verlorenen Ball sofort wiederzugewinnen, indem man hochaggressiv den ballführenden Gegenspieler unter Druck setzt, noch bevor er die Situation hat lösen können, und gleichzeitig alle Anspielstationen in der näheren Umgebung zu macht, so dass der Gegenspieler mit Ball entweder den Ball verlieren muss oder aber planlos ins Aus oder irgendwohin drischt. Voraussetzung dafür ist, dass man im Angriff in Ballnähe Überzahl hat, was eine enorme Laufbereitschaft voraussetzt. Außerdem, so meine ich, bedeutet das eigentlich auch, dass die eigene Mannschaft das Kurzpassspiel pflegen muss, also technisch und antizipativ sehr stark sein muss. Im Breitensport halte ich daher das Gegenpressing nur selten für sinnvoll trainierbar, vor allem nicht in der Jugend.


    Das wichtigste ist aber doch, dass die ganze Mannschaft das Pressing mitmacht bzw. sich entsprechend verhält.


    Das gilt für die ballorientierte Verteidigung insgesamt. Beim Pressing ist es tatsächlich ganz wichtig, die einzigen, auf die man da vielleicht verzichten kann, sind die Stürmer. Und auf sie auch nur, wenn man nicht zurück liegt.


    Verhalten sich da nur 1 oder 2 Spieler falsch, kannst du das Pressing vergessen.


    Eigentlich schon, wobei es auch reichen würde, wenn nur mehr verteidigende Spieler mit machten als es gegnerische Angreifer gibt.. Das will man zwar als Trainer nicht, aber es sollte eigentlich reichen.


    Erleb das doch fast jeden Samstag, vorne wird direkt gestellt und im Mittelfeld schaut man zu, was da rauskommt.


    Absolut, deshalb war es ja auch grober Unfug, als ein mir bekannter Trainer letzte Saison die Order raus gab, die vorderen Spieler sollten immer sofort drauf gehen. Das einzige, wozu das gegen halbwegs stärkere Gegner geführt hat, war, dass vier von unseren Spielern direkt überspielt waren, während die Hintermannschaft sich noch in einem heillosen Durcheinander befand.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • An und für sich sehe ich, was die Ausbildung anbelangt, keinen großen Unterschied zwischen Mittelfeld- und Abwehrpressing, sie unterscheiden sich eigentlich nur in der Höhe der verteidigenden Mannschaft.


    Einerseits ja, andererseits nein. Richtig ist meines Erachtens, dass die beiden Sachen grundlegend dasselbe sind und derselben Logik folgen, Angriffspressing dagegen folgt meiner Ansicht nach einer anderen Logik und ist damit grundlegend verschieden. Trotzdem würde ich nicht unbedingt sagen, dass es was die Ausbildung anbelangt keinen Unterschied macht, weil beim Abwehrpressing Punkte wegfallen, die beim Mittelfeldpressing wichtig sind. Beim Abwehrpressing ist kein Absetzen bei spielbaren langen Bällen nötig und kein Anpassen der Höhe. Man vereinfacht das Verteidigen im Prinzip dadurch, dass das vertikale Verschieben in jeglicher Form unnötig wird, weil man grundsätzlich vom sicheren Abstand aus verteidigt. Ich vermute anhand deiner Äußerungen fast, dass dir das auch klar ist, wollte es nur nochmal dazu schreiben, weil es möglicherweise für Andere interessant ist. Also: Abwehr- und Mittelfeldpressing grundlegend gleich: ja. Aber Abwehrpressing reduziert deutlich die Komplexität des Verteidigens.


  • Für mich der Beleg, dass wir bei Beschreibungen ein anderes Bild vor Augen haben, auch wenn du es als etwas übertrieben beschreibts, denn das habe ich garantiert nicht gemeint und davon halte ich auch nichts,


    Das klang wahrscheinlich so, als hätte ich es so verstanden, dass immer derselbe Spieler dauerhaft hinter den anderen steht. So habe ich es aber nicht verstanden. personalityX hat das ja aufgezeichnet und du hast ihm ja, so wie ich dich verstanden habe, beigepflichtet. Dabei ging es darum, dass sich ein Spieler (im Wechsel) hinter den anderen aufhält, um abzusichern. Das ist aber in meinem Verständnis von Viererkette eine Situation, die man nie haben möchte. Natürlich sind nicht ständig alle Spieler auf einer Höhe, aber das Heraustreten aus der Kette findet nach vorne statt, nicht nach hinten. Die andere Variante kann natürlich auch sinnvoll sein, ist aber, wie gesagt, dann meines Erachtens etwas anderes als eine Viererkette.

  • Danke für die Ergänzung zur reduzierten Komplexität des Abwehrpressings, fak. Damit hast du vollkommen Recht, an diesen Aspekt hatte ich vorhin nicht gedacht.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • aber das Heraustreten aus der Kette findet nach vorne statt, nicht nach hinten.


    Wohin bewegt sich der Innenverteidiger, wenn er erkennt, dass vom TW oder Abwehrspieler ein langer Ball gespielt wird.
    Nach vorne oder nach hinten?


    Wohin bewegt sich der Innenverteidiger, wenn der Aussenspieler den Ball erlaufen hat hat? immer nach vorne,
    oder bietet sich der Innenverteidiger nach Hinten an? Von welcher Position baut er dann das Spiel auf?


    Wird der Angriff übers Mittelfeld vorgetragen wird natürlich in der Regel rausgerückt..


    Bei meiner Beschreibung hast du zuviel den ursprünglichen hinten stehen Libero im Kopf. Bring es wohl nicht richtig rüber.

  • tobn


    Prima erklärt!


    Da gibts vom Groben her kaum etwas hinzuzufügen.


    Vielleicht noch ein paar Anmerkungen:
    1. Gegenpressing
    Es wird als Unterform des Angriffspressing bezeichnet, weil es ebenfalls im gegnerischen Drittel stattfindet. Denn bei einer weit aufgerückten Hintermannschaft ist das Risiko, ausgekontert zu werden besonders hoch.


    2. Jeder Angreifer ist auch ein Verteidiger
    Weil du das Gegenpressing so schön erklärt hast, wirst du sicher schon festgestellt haben, dass Pep Guaridiola äußerst selten und meist erst in der zweiten Halbzeit mit Robben und Ribery spielen läßt. Beide sind überragende Angreifer, aber hin und wieder zu faul, um verloren gegangenen Bällen zu folgen. Das kann man vielleicht auf einer Seite noch einigermaßen absichern, aber auf beiden Seiten wird´s schon schwierig! Wenn überhaupt noch ein Angreifer von Defensiv-Aufgaben freigestellt wird, dann ist es der klassische Mittelstürmer. Aber den gibts immer seltener, weshalb im modernen Fussball jeder Mannschaftsspieler offensive wie defensive Aufgaben zu erfüllen hat. Von seiner Position in der Mannschaft hängt es jedoch ab, ob er mehr offensive oder mehr defensive Aufgaben hat.


    3. Pressingaufbau
    Das Angriffs- Mittelfeld- und Abwehrpressing unterscheidet sich noch in weiteren Punkten. So gibt`s beim Angriffs- und Mittelfeldpressing eine Pressingvorbereitung, in der ein eigener Angreifer den Paßweg zwischen den beiden IV versperrt, um den Ball auf eine bestimmte Seite zu lenken. Dort wird in der zweiten Phase die Außenbahn so zugestellt, dass der Paß ins Mittelfeldzentrum gelenkt wird, wo man den Paßnehmer doppelt. Eine Untervariante ist das Pressingopfer. Hierbei handelt es sich um einen technisch schwächeren Spieler, zu dem der Paß gelenkt werden soll, um diesen unverzüglich zu attackieren. Die Prinzipien unterschieden sich hier nicht zwischen dem Angrifffs- und Mittelfeldpressing. Lediglich die Pressingzone.
    4. Nach der Balleroberung beim Angriffs- und Mittelfeldpressing
    Während es beim Gegenpressing auch um die Vermeidung eines gegnerischen Konters geht und einer erneuten Torchance geht, will man beim Angriffs- und Mittelfeldpressing nach dem Ballgewinn auch eine gute Torchance kreiieren. Wichtig ist die unverzügliche Einleitung des Gegenangriffes, bevor sich der Gegner sortieren kann. Dazu muß auf der jeweils ballfernen Seite ein offensiver Mittelfeldspieler in die Gasse starten, damit nunmehr mit möglichst wenig Ballkontakten eine gute Torchance Kreiiert wird.


    5. Abwehrpressing
    Bei dieser Variante wird sich direkt nach gegnersicher Balleroberung ins eigene hintere Drittel zurück gezogen. Es werden dabei die Abstände untereinander verkürzt, sodass der Paßraum für den Gegner immer kleiner wird. Man vermeidet hier die Eins gegen Eins Situationen, da ein Dribbling auch verloren werden kann! Stattdessen wird der Gegner nach außen hin abgedrängt, das Tempo herausgenommen und der Paßweg zugestellt. Die häufig besseren Spieler des Gegners befinden sich im Zentrum. Damit die erst gar nicht an den Ball gelnangen, soll beim Abwehrpressing das torgefährliche Zentrum immer gut zugestellt sein! Beim Abwehrpressing sollen Fehlpässe provoziert werden.



    6. Gibt es ein bißchen ballorientierte Taktik?
    Diese Frage taucht immer im Zusammenhang auf, wenn fehlendes Trainerwissen damit gerechtfertigt wird, dass es ja für die Liga X noch nicht unbedingt notwendig wäre. Aber ohne ein Grundverständnis geht es nun einmal nicht! Wie bereits angemerkt wurde, müssen beim ballorientierten Spiel alle Spieler mitmachen. Nur seinen 4 Abwehrspielern zu sagen, ihr spielt jetzt "Kette" reicht nicht.


    Beim Thema Pressing wird sehr deutlich, dass man mit seinem Wissen aus dem gegnerorientierten Spiel und ein paar in den Medien aufgeschnappten Begriffen nicht sehr weit kommt.


    Deshalb hoffe ich, dass durch die Beschreibungen vielleicht einige User neugierig geworden sind, sich für Traineraus- und Fortbildung anmelden und sich mit guter Fachliteratur zum Thema ausstatten.


    Mitlerweile gibts genügend Übungs- und Spielformen, die nur darauf warten, von euch ausprobiert zu werden. Fast allen Jugendlichen macht das mehr Spaß, als der frühere Zermürbungskampf und die Abgrätscherei. Und wenn die Mannschaft Spaß hat, dann hat es der Trainer doch auch?!?


  • Beim spielbaren Flugball bewegt sich der IV natürlich nach hinten, aber nicht alleine. Mindestens der andere IV sollte sich ebenfalls absetzen bzw. eigentlich eher die ganze Kette meines Erachtens.


    Im Spielaufbau hast du natürlich Recht, da gibt es oft Situationen in denen ein Absetzen nach hinten Sinn macht, um vernünftig Passwege aufzumachen. ich hatte mich jetzt nur auf das Defensivspiel bezogen.