Stellenwert professioneller Ausbildung im Jugendbereich

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  • Hallo zusammen,


    in diesem Forum differenzieren wir gerne zwischen Leistungssport und Breitensport.


    Auf einem Infoblatt einer deutschen Eliteschule des Fußballs habe ich Folgendes gelesen: "Gesucht wurde die Antwort auf die Frage, wie viele Spieler einer U13 eines Bundesligisten den Sprung über die U15 und U17 in die U19 schaffen?" - "Die Antwort in % lautet 7! Gerade einmal 7% der U13 Spieler absolvieren erfolgreich den Weg in die U19! Bei einem 18 Mann starken Kader ist das also gerade mal ein einziger Junge, der das packt!"


    Laut internen Untersuchungen der Deutschen Fußball Liga (DFL) schafft es nur ein Spieler einer U13 im NLZ den Weg in die eigene U19. Der Verfasser des Infoblattes fragt sich, ob es Sinn macht, mit zwölf Jahren zum Bundesligisten zu wechseln oder ob nicht ein gutes Umfeld mit guten Trainern im Dorfverein reicht, um Profifußballer zu werden.


    Wir groß ist nun der Unterschied zwischen Breiten- und Leistungssport im Jugendbereich?


    In den NLZ gibt es pauschal viele qualifizierte Trainer, die die einzelnen Spieler sehr individuell fördern und fordern (Leistungstest, Persönlichkeitsentwicklungen, Medientraining, schulische Unterstützung, PLUS - MINUS - Stärken), was in Dorfvereinen nicht praktiziert werden kann. Ist trotz allem nicht letztlich das Ergebnis entscheiden?


    Wir kennen Spieler im Profibereich den den Weg im eigenen NLZ gemeistert haben, allerdings kennen wir auch Quereinsteiger, die den Sprung im Profibereich geschafft haben.


    Unabhängig vom Ergebnis einer professionellen Entwicklung, steht auch die Frage im Raum, warum so viele Talente in der U13 den Weg in die U19 nicht schaffen? Ist das Talent sogar zweitrangig oder das Scouting schlecht? (siehe Völlig falsche Sichtungskriterien bei...)


    Ohne weitere Argumente und Antworten zu liefern, freue ich mich auf eine interessante Diskussion!


    Gruß
    7Heby

    "Don't forget to love your haters. They keep you motivated."

  • Vermutlich sind die Prozentzahlen von Land zu Land und von Region zu Region verschieden.
    Bei uns (leistungsorientierter Schweizer Club) ist es so, dass wir im Rahmen eines nationale angelegten Förderprojekts (Footeco --> http://www.sfl.ch/sfl/spielbetrieb-technik/technik/footeco/) die meisten Speiler in der U12 und U13 haben, weil dann unsere eigenen 2 Mannschaften (+- 30 Spieler) um weitere 3 Mannschaften (+-50 Spieler) ergänzt werden, deren Spieler sich aus den uns angeschlossenen Partnervereinen und den uns in der Region zugeteilten anderen Clubs rekrutieren.
    So haben wir 1-2 Jahre Zeit aus einem relativ grossen Haufen talentierter Jungs (80) die vielversprechendsten auszuwählen, deren Eltern ud Umfeld kennenzulernen und mit ihnen in die Zukunft zu schauen.
    In die U14 schaffen es dann knapp 30 Spieler und noch +-20 in die U15. Die Anzahl der Jungs aus der eigenen U11 (30 Spieler) und andere (in unserer Region ca. 800 lizenzierte Spieler) ist etwas fifty fifty. Damit ist die Wahrscheinlichkeit - rein rechnerisich - für Jungs aus der eigenen U11 in die U14 zu gelangen in etwa 20-30 mal grösser als wenn man im Dorfverein bleibt. .
    Ziel ist es ab der U15 die Weichen für eine Profikarriere so zu stellen dass berufliche/schulische Ausbildung (wir produzieren keine Sozialfälle) und Fussball unter einen Hut gebracht werden können, so dass es für alle Beteiligten LANGFRISTIG Sinn macht.
    Aus der U15 schaffen es dann ca. 80% in die U19. Aber von der U19 nur sehr wenige (2-4 pro Jahr) in den gut bezahlten Berufsfussball.


    Gründe für das Ausscheiden nach der U12/U13
    - Viele hören auf, weil sie realisieren dass es nicht zum Profi reicht.
    - Andere hören auf weil sie den Sprung in die weit anspruchsvollere Oberstufe (Sekundarschule, Gymnasium) machen und deshalb nicht mehr so viel trainieren können/wollen
    - In den Städten wenden sich viele anderen Hobbys zu: Funsportarten, Tanzen, Musik, etc.
    - Wieder andere hören auf weil ihnen das fussballeriche Umfeld nicht mehr passt (Bildungsniveau, einfach gestrickte und/oder nicht kompetente Trainer und Kollegen), etc.

  • Was mich interessieren würde, aber in unserem Verein leider immer noch kein Thema ist: Wie sieht das mit der professionellen Ausbildung zum Trainer aus ? Gibt es Clubs die selber Jungtrainer (und Schiedsrichter) professionell ausbilden ?

  • Irgendwann war ich mal nur Vater...der dann als böser Vatertrainer zum Ausbildungsfußball kam, den Magath rausgeholt und ungehobelt Kinder versucht für mich die goldene Ananas gewinnen zu lassen. Ich träumte ein klitze kleines Stück -mehr o. minder damals unbewusst- davon, wie "meine" Jungs auf diesem Sektor mal was werden würden und focusierte so z.B. ein Sprungbrett dafür, nämlich den Stützpunkt. Deshalb war ich versteckt stolz darauf, damals 4 Spieler von 11 dort spielen zu sehen. Damit legte ich eine Wertung auf dieses Ziel und die äusserte sich dadurch, dass ich diese Jungs gelegentlich besonders empor hob....Stolz zeigte....oder gar mitlitt, wenn sie dort gewuppt wurde. Das brachte eine äusserlich erkennbare Wertigkeit für alle sichtbar und für mich spürbar.


    Da man/ich nicht so blöde bin, nicht irgendwann doch mal nachzudenken...zu reflektieren, ...sich im Tun zu hinterfragen, denn ich stellte zwei Dinge fest, die mich ans überlegen brachten:


    1. Ich habe vor cirka 8 Jahren mal grob..wirklich nur grob...überschlagen, wieviele Kinder in unserem Fußballkreis in vergangenen 10 Jahren beim Fußball gemeldet waren. Ich kam auf geschätzte cirka 10000 Kinder. Dann stellte ich mir die Frage, wieviele dieser Kinder in den Profifußball der BL gelangten? Ich kam auf:


    Simon Rolfes
    und
    Peter Niemeyer
    und ....ENDE


    Einige andere "kamen weiter unten an"...deren Namen kenne ich nicht, ich denke die Zahl beläuft sich auf unter 10.


    2. Sah ich, wie sehr und langanhaltend (bis zu 2 Monate) Kinder darunter litten, nicht mehr beim Stützpunkt zu spielen, weil die vermeidliche Leistung dort nicht mehr reichte. Das habe ich Hautnah mitbekommen...bei einem Nachbarkind und von einem weiteren Spieler dessen Eltern mir berichteten.


    Eigentlich war das der Augenblick, wo ich für mich erkannte, dass ich ziemlich einen an der Waffel hatte/habe, hier einen solchen Focus auf Sieg etc. zu legen, statt die Zeit freundlich und fröhlich von Spiel zu Spiel zu genießen!!! Das mit Leben zu füllen, fällt mir Idiot bis heute teilweise schwer. Um so wichtiger die selbst auferlegten Schutzmechanismen, ...hier das Befolgen der Kifu-Merkmale...


    Deshalb konnte ich -also richtig stolzer Vater eines Sohnes, der von einem Herrn Hrubesch im B - Alter bei der Kreisliga A während eines Pokalspiels gesichtet wurde auch sehr gut und locker damit umgehen, dass dieser nach wenigen Spielen mit einer sogenannten Regionalauswahl direkt sagte, dass ein "Mehr" für ihn nichts sei und er darauf zukünftig wieder verzichten wolle und tschüss.


    Entsprechend beriet ich eine Mutter, dessen Sohn nun in der U 13 beim BvB spielt ablehnend, hier nicht zuzulassen, dass der Sohn bis zu viermal die Woche 260 Kilometer am Tag neben der Schule zum Fußball fährt. Sie fahren das nun seit August 2013.


    Ich komme zu dem Schluß, dass ein Stellenwert professionelle Ausbildung im Breitensport nicht zu benennen ist, weil er nicht stattfindet.


    -wie FB schon sagte, sind Trainer da "unten" meistens dafür nicht kompetent...in ihrer Persönlichkeit, was das Fachwissen angeht und es gibt auch keinen direkten Austausch zwischen "unten" und "oben" .....Ausnahme: Stützpunkte, die eine Art Bindeglied sind, hier auch -mit Tiefen- relativ gute Arbeit vollziehen.


    -es sind mir auch keine bindenden Absprachen bekannt, wonach sich z.B. Bundesligisten verpflichten, ebend nicht einen 12 oder 13jährigen anzusprechen/...deren Eltern anzusprechen.....deren Stützpunkttrainer beim Westfalencup o.ä. anzusprechen zwecks Anwerbung des Spielers. DARAUF verzichten nur wenige offiziell aus Verantwortung. Der BvB macht sich hier -nach meiner Auffassung- schuldig. Besser wäre, die Spieler -wie in dem Fall den ich kenne- diesen Spieler weiter zu beobachten und ihn dabei in seinem Umfeld zu belassen ODER das Portemonai aufzumachen, damit der Spieler dort in 130 km Entfernung mit Schule und Essen versorgt wird, schließlich wollen die auf dieses Pferd setzen und sollten sich hier zumindest anteilig beteiligen. Ich denke das die ein Spritgeld an die Eltern zahlen, mehr aber auch nicht.


    Unter dem Strich kam ich zu dem Ergebnis, dass mich als Trainer der Stützpunkt, der Bundesligist etc. nicht im aller geringsten interessierte. Die konnten mich mal sonst wo die Herren Bauchpinsler. Diejenigen die sich hier pinseln ließen...sollen die Suppe doch löffeln die sie kochen. Ich finde, dass ein Spieler im gewohnten Umfeld am besten gedeiht und um das zu unterstützen, sollte man Kohle von "oben" in die Hand nehmen, um dafür zu sorgen, das da "unten" in den Vereinen vieles besser abläuft bzw. sollte man -gerade im ländlichen Bereich- dafür sorgen, dass die potenziellen Talente abseits des Stützpunktes zentriert beschult werden können. D.h. ...ich bin der heutigen Auffassung, dass der Stützpunkt dann nicht mehr nötig wäre. Diese Talente sollte dort als Team in einem überörtlichen Ligabetrieb spielen und mehrfach die Woche ein Training bei Top-Jugendtrainern erhalten ...und zwar vor Ort wo sie wohnen, wo ihre Familie ist.


    Ich denke, ich spreche von einem LZ (Leistungszentrum). Zudem sollte man das "Abwerben" für diese Spieler verbieten...oder verhindern in dem man sie vertraglich bindet.


    Mich erinnert das ein wenig an die Debatte mit dem Elternentscheid in Sachen..."Welche Schulform darf mein Kind besuchen". Hier werden/wurden die Fachkompetenz von Lehrern bemängelt. Sicher kam es mal -im Nachhinein- zu Fehlurteilen, wo ein Kind zu tief oder zu hoch vom Lehrer eingestuft wurde.


    Im Großen und großen Ganzen war es aber eher der Fall, dass das Urteil eines Lehrers -hinsichtlich der Schulform nach Klasse 4- passend. Es sind die ELTERN die meist ihren für die Hauptschule favorisierten Sohn zum Gymnasium schicken!!! Das ist oftmals sehr grausam und endet in Kathastrophen, dessen Auswüchse ich oftmals im Monat kennen lerne....ganz versteckt...aber da liegt der Hund dann auch begraben.

    Einmal editiert, zuletzt von Andre ()


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    Zodiak

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  • Ich komme zu dem Schluß, dass ein Stellenwert professionelle Ausbildung im Breitensport nicht zu benennen ist, weil er nicht stattfindet.


    Ist ein ganz interessanter und wichtiger Punkt! Allerdings kann man wenigstens versuchen es so zu gestalten das man es trotzdem irgendwie hinbekommt. Es ist doch so(Bitte korrigiert mich wenn ich falsch liege),ein Verein bekommt von der Stadt ein gewisses Budget, um mit diesem Budget die Anlage(Unkraut,Müll etc pp) in Schuss zuhalten. Der größte Teil fließt aber in den Senioren, wo unteranderem auch die Prämien bezahlt. Natürlich kommen auch noch die Sponsorengelder dazu. Warum ist man nicht in der Lage als Senioren und der Jugendabteilung zu kooperieren?


    Das allerbeste Beispiel ist im Ruhrgebiet die DJK TuS Hordel. Ich kann mich noch an die Zeit in der Oberliga erinnern. Da wurde das ganze Geld in die 1.Mannschaft gepumpt und die Jugend wurde links liegen gelassen. Die musste sich fast von alleine finanzieren. Da dann aber irgendwann der Hauptsponsor Müntefering(mittlerweile leider verstorben)den Geldhahn zugedreht hat weil die Töchter es nich mehr wollten, hat der Verein endlich auf die Jugend gebaut. Und das mittlerweile mit sehr großem Erfolg. Nach und nach wurde alles optimiert. Und das ohne großen finanziellen Aufwand. Es waren Leute am Werk danach die es einfach verstanden haben die Jugend einzubauen. Was versteht man nur darunter?


    1. 1.Mannschaft und 2.Mannschaft arbeitet zusammen.
    2. 1.Mannschaft,2.Mannschaft und A1/2-Jugend arbeiten zusammen.
    3. A1/2 Jugend arbeitet mit der B1/2 Jugend zusammen.
    4. bis nach unten hin zu den Minis.


    5. 1 oder 2 mal im Monat ein Trainer Treffen um alles zu besprechen. Feedback einholen usw.....
    6. TW Trainer für die Jugend. 1 mal die Woche die Torhüter der Senioren und A/B Jugend zusammen. Und 1 mal die Woche der anderen Mannschaften. Und bevor einer ankommt, das wäre zu teuer(was durchaus sein kann). Dann besteht die Möglichkeit jemanden aus dem Verein der Interesse hat die Lizenz bzw die Fortbildung zu bezahlen.


    Ein A-Jugendspieler, am besten der Torwart schaut sich das gelernte vom TW-Trainer ab und er trainiert selbst die unteren Mannschaften als TW-Trainer. Somit bindest du die Jugend mit ein und du kannst unteranderem damit werben das es ein TW-Trainer gibt für jede Jugend.(Ich meine jetzt nicht nur die Bälle aufs Tor hauen) Der Jugendspieler der bekommt dann ebend 30€ im Monat dafür oder Fussballschuhe etc pp.


    7. Der Trainer der 1.Mannschaft oder vielleicht ein Spieler der von Taktik Ahnung hat, soll die Jugend schulen. Auch hier treffen sich 1 mal die Woche alle Spieler ab der C-Jugend(nur die Verteidiger und Mittelfeld Spieler). Die meisten Mannschaften spielen 4er Kette. Also sollte man schon ab der C-Jugend damit anfangen, den Jungs es beizubringen, wie man sich zu verhalten hat.


    8. Das gleiche mit der Offensive.


    Punkt 6,7 und 8 geht natürlich nur wenn man dafür die finaziellen Mittel hat oder es Leute gibt die sich wirklich dafür einbringen und helfen. Und das können dann ebend auch die Trainer die sich andauernd beschweren das die Jugend kein Konzept hat. Wo ein Wille ist,ist auch ein Weg. Ansonsten Sponsoren fragen ob die das Unterstützen finanziell.


    9. Oder eine Woche in 2 Gruppen Koordniation für die Jungs anbieten. Gibt soviele Möglichkeit, den Jungs es auch schmackhaft zu machen.


    10.Physiotherapeut/in für die A-Jugend und B-Jugend abstellen von der ersten Mannschaft. Nicht jeden Tag, sondern vielleicht abwechselnd zum Spiel und Training der Jungs.


    Okay, dann kommt natürlich der Punkt, das die verantwortlichen im Verein es auch überhaupt wollen. Sind die Trainer damit einverstanden etc pp. Leicht ist das ganze nicht.


    Hab das Gefühl das gleich der Einwand kommt wann man das alles unterbringen soll. Berechtigte Frage.


    Gehen wir mal davon aus, das Vereine die in/ab der Westfalenliga spielen(vielleicht einzelne nicht) das nicht brauchen werden,weil es schon vorhanden ist.


    Gehen wir mal von viele Kreisligisten,Bezirksligisten und Landesligisten aus. Viele Kreisligisten trainieren 2 mal die Woche. Eine zusätzliche Woche für die oben genannten Punkte.
    Bezirksligisten trainieren wie viele Landesligisten 3 mal die Woche. Auch da ein zusätzlichen Tag einrichten.


    Jetzt bin ich mal auf die Meinungen gespannt. ;)

  • Zitat


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    Ja, richtig! Allerdings folge ich nicht nur auf Facebook ;)


    @Fußballbaron: Vielen Dank für Deine Antwort. Letztlich hast Du meine Meinung belegt, dass der Sprung in den Profifußball sehr schwierig ist. Dazu noch eine Statistik:"55 % der jetzigen U18-Nationalspieler schaffen es nicht in die 1. Bundesliga". Ulf Schott, DFB-Direktor Nachwuchs Trotz allem ist man sicherlich nicht gescheitert, wenn man 2. oder 3. Bundesliga spielt, allerdings träumen Nachwuchstalente nur von der 1. Bundesliga. Es wird für viele nur ein Traum bleiben!


    Andre: Vielen Dank für deine offene Antwort, die meinen Gewissenskonflikt weiter erschwert: Beim größeren Verein (Oberliga), die Jugendmannschaften (Landesliga) zu trainieren oder Angebote nachgehen, in den Leistungsfußball zu wechseln (hohe Fluktuation, "Alibi-Ausbildung" der Talente, Empathie für viele junge Spieler, die scheitern - auch wegen mir in der Rolle als Gatekeeper scheitern)? Gibt es auch den Traum als hauptamtlichen Fußballtrainer?


    Ich erlebe derzeit auch viele Spieler, die Angebote von Bundesligisten bekommen, allerdings kann ich aus Fremderfahrungen sprechen, dass diese Spieler meistens nach zwei Jahren zurückkommen." Hat das alles noch Sinn?" Sollte man das selbst unterstützen, wenn man als Trainer in den Leistungsfußball wechseln würde?


    trainer1985: Danke für deine Antwort! Es gibt auch gute Beispiele, dass Vereine auf gute Zusammenarbeit unter Herren- und Jugendmannschaften setzen. Leider gibt es auch viele negative Beispiele. Eine Utopie zu entwickeln, die pauschal für jeden Verein funktioniert, ist zu realitätsfremd.


    Freue mich weiterhin auf Kommentare!


    Gruß
    7Heby

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  • Dazu noch eine Statistik:"55 % der jetzigen U18-Nationalspieler schaffen es nicht in die 1. Bundesliga". Ulf Schott, DFB-Direktor Nachwuchs Trotz allem ist man sicherlich nicht gescheitert, wenn man 2. oder 3. Bundesliga spielt, allerdings träumen Nachwuchstalente nur von der 1. Bundesliga. Es wird für viele nur ein Traum bleiben!

    Ich kenne diese Statistik nicht.
    Aber ich lese sie anders:
    45% - fast die Hälfte - aller U18 Nationalspieler schaffen es in die 1.Bundesliga. Klingt für mich super. Vor allem, wenn man bedenkt, wie das vor 20 Jahren so aussah.
    (Außerdem ist die U18 die "Test-Nationalmannschaft", d.h. hier kommen auch viele Spieler aus dem zweiten Glied zu Länderspielen. Hier wird getestet, der Kader sehr breit aufgestellt. Es gibt kein U-Turnier, also EM oder WM, die besten spielen schon Männer im Verein oder U19-Nationalmannschaft (bestes Beispiel Timo Werner), so dass die Dichte der Leistung dieser Nationalspieler in der U18 am geringsten ist.)
    Mal davon abgesehen, dass es ja nur um die 1.Bundesliga geht. Für den Profifussball ist diese Quote dann ja noch höher.



    Und das nach oben, die Luft immer dünner wird ist doch klar und logisch. Jedem NLZ reicht es, wenn durchschnittlich pro Jahrgang ein Spieler in die erste Mannschaft kommt. Zwei wären gut, mehr sind sensationell und dauerhaft völlig utopisch. (Bei den Profis sind ja auch nur 22-25 Plätze zu vergeben).





    Weiter oben sprichst du davon, dass 7% der U13-Spieler eines NLZ nur in der U19 ankommen.
    Das würde bedeuten höchstens 2 Spieler pro Jahrgang, also 4 Spieler insgesamt, da es ja eine Mannschaft für 2 Jahrgänge gibt.
    Ich bin gerade ein paar Bundesligisten durchgegangen (vor allem meine Region). Und wenn ich nur die 96er (junger Jahrgang) betrachte trifft dies überhaupt nicht zu.
    Und da sind die 95er und 96er, die schon zum U23 oder gar Profikader gehören gar nicht einberechnet. Die kommen ja noch dazu.
    Nicht zu vergessen, dass immer mehr Spieler schon in der Jugend von einem NLZ in ein anderes wechseln. Die zählen ja auch nicht in diese Statistik, obwohl diese nie aus Leistungsgründen ausselektiert wurden.


    Zwei Vereine bei denen ich das leicht nachrechnen kann:


    Bei Leverkusen kann man das gut nachlesen. Obwohl diese im Großfeld im Vergleich zu anderen sehr stark selektieren (vor allem im 95er Jahrgang, der bei Bayer als ganz schlecht galt), haben die deutlich mehr Spieler im aktuellen U19-kader, die schon in er U13 dort spielten. http://www.bayer04.de/B04-DEU/de/_site_index.aspx
    12 Spieler der aktuellen U19 spielten schon in der U13 bei Leverkusen.
    Dazu kommen noch 3 U23 Spieler, die vom Alter in Frage kommen. Der Torwart Schnitzler spielt schon ewig da, bei den anderen weiß ich es nicht - das gibt die Homepage nicht her.
    (Bei den Profis kommt Wagener (auch wenn der nie da spielt, muss der ja in deine Statistik zählen). dazu - der ist schon lange in Lerverkusen, ich glaube auch schon in er U13, ganz sicher bin ich mir nicht. Brandt und Ötztunali kamen später von anderen Bundesligisten)
    12 U19 Spieler plus Schnitzler und Wagener macht 14 Spieler.



    Mein Verein: 95er und 96er Jahrgang
    U19: 9 Spieler, die schon in der U13 hier waren. (Dazu mindestens 5, die zur U14 kamen)
    U23. 6 Spieler, die schon in der in der U13 hier waren, davon einer der schon Profieinsätze hatte.(plus 2 Spieler, die zur U14 kamen)
    Das sind 15 Spieler, die aktuell noch im Verein spielen und bereits in der U13 hier spielten. Das ist weit mehr als deine 7%.



    Zwei Beispiele, die ich leicht nachrechnen konnte und die eine weit bessere Quote haben, als es deine Statistik aussagt. ( Und bei Stuttgart, Schalke und den vielen anderen sind ganz sicher auch 4 Spieler in der U19 (ggfs U23 oder Profis), die schon in der U13 dort gekickt haben. Da bin ich mir sehr sicher.



    Bei Wolfsburg oder Braunschweig wird die Quote aber sicherlich sehr gering sein. Aber das hat ja auch Gründe. Erstens ist deren Einzugsgebiet so klein, dass es für sie schwer ist bis zur U13 schon "brauchbare" Mannschaften zusammen zu stellen. DIe müssen Spieler aus weiterer Umgebung ins Internat rekrutieren und das i.d.R. eben erst zur U14 oder U15. Und zweitens haben Wolfsburg oder HSV auch erst seit einigen Jahren eine gute Nachwuchsarbeit, Braunschweig ist da noch in den Kinderschuhen. Bedenkt man, dass für aktuelle U19 Spieler aber mindestens 5-6 Jahre Vereinszugehörigkeit erwartet werden, um dein Kriterium zu erfüllen, dann müssen diese ja schon dort gespielt haben, als deren Nachwuchsarbeit noch rudimentär angelegt war.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Hallo,


    7% ist doch eine ganz normal Quote (vielleicht sogar etwas hoch gegriffen).


    Wenn man sich vorstellt, dass die Mannschaften der 1. Bundesliga im Schnitt einen 20-Mann starken Kader haben dürfte, bedeutet das 360 aktive Bundesligaspieler. Geht man nun davon aus, dass die Karriere eines Durchschnittsbundesligafußballers so ca. 10 Jahre dauert (pessimistisch geschätzt und ohne echtes Hintergrundwissen) bedeutet das, dass in jeder Saison 36 neue "Plätze" in den Bundesligaclubs frei werden.


    In der A-Junioren-Bundesliga gibt es 3 Staffeln á 14 Mannschaften. Ich gehe einfach mal davon aus, dass die Kaderstärke dort ungefähr die gleiche ist, wie in den Profikadern. Damit ergeben sich jedes Jahr 840 Spieler, die versuchen die offenen 36 Stellen zu besetzen.


    Das würde bedeuten, dass im Schnitt nur 4,3% den Sprung von einem U23-Bundesligisten in einen Profikader schaffen.



    Mir ist bewusst, dass die Beispielrechnung so nicht der Realität entspricht (wechsel ins/aus dem Ausland, frühzeitiges Karriereende durch Verletzungen etc.pp.).




    Führt ja zu der Frage, warum gibt es überhaupt noch Menschen, die es versuchen? Oder, warum spielen Menschen Lotto?

  • Ich wohne direkt in der Nähe :)
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    Grüße
    Zodiak


    Siehe PN!


    Sir Alex: Wie in anderen Themen stellt sich heraus, dass Du für ein NLZ arbeitest oder gearbeitet hast. Ich bin 19 und haben diverse Praktika und Hospitationen bei Bundesligisten, Internate absolviert. Ich beziehe mich auf Zitate, die ich nicht weiter überprüft habe, weder kann ich aus Erfahrung sprechen. Auch das Buch "Traumberuf Fußballprofi" von Jörg Runde zeigen auf, dass das Geschäft mit Talenten auch viele Schattenseiten hat. Heimlich hoffe ich, dass auch Vieles gut ist. Freue mich umso mehr über Deine Richtigstellung.


    Gruß
    7Heby

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  • Führt ja zu der Frage, warum gibt es überhaupt noch Menschen, die es versuchen? Oder, warum spielen Menschen Lotto?


    Weil ihnen Leistungsfussball Spass macht.
    Wer hier nur mitmacht, weil er bereits Dollarzeichen blinken hat, ist eh fehl am Platz.
    So einfach ist das.

  • Führt ja zu der Frage, warum gibt es überhaupt noch Menschen, die es versuchen? Oder, warum spielen Menschen Lotto?


    Vielen Menschen spielen nicht Lotto, dass sie die Chance eines möglichen Gewinns bedenken. Trotz allem wird es auch die Menschen geben, die die Gewinnchance kennen, jedoch auf ihr Glück hoffen.


    Im Nachwuchsfußball ist es teilweise auch nur Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und die richtigen Menschen zu kennen (Stichwort "Vitamine B").


    Ich werde kein Talent überreden, nicht die Chance zu nutzen, in ein NLZ zu wechseln, auch wenn man selbst weiß, dass die Chance gering ist, irgendwann 1. Bundesliga zu spielen. Nichtsdestotrotz sollte man ihnen auch klar machen, dass man nicht nur auf die Karte "Fußball" setzen sollte.


    Gruß
    7Heby

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