Spielsysteme 7:7

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  • @let1612#
    Respekt vor den Gedanken, die Du dir gemacht hast.
    Da können sich viele Herrentrainer eine Scheibe von abschneiden. Für diesen Bereich richtig, richtig gut.
    Allerdings ist Dein Link das Krassete, was ich aus dem F-Jugendbereich bisher gelesen habe.
    Da haben wir beide völlig unterschiedliche Ansichten.
    Kinderfußball ist kein Erwachsenenfußball.
    Ich würde mir wünschen, das Du den Text in meinem Avatar einmal ließt.
    Eventuell könntest Du in diesem Forum nach "Helikopter Eltern/Trainer"; "Schachfigurenfußball" oder auch auf Google nach diesen Begriffen suchen.

    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

  • Hallo
    ...
    Doch das Verhalten einer Viererkette wird damit schon vor dem eigentlichen Spielen damit zumindest rudimentär geschult! Allein dieser Aspekt hat mich zu folgendem System geführt: 2-3-2.
    Von Haus aus steht beim Angriff über die Mitte ein Angriffsdreieck zur Verfügung, ohne dass etwas verschoben wird. Im Verteidigungsfall ebenso. Neben der Laufbereitschaft ist aber die zentrale Mittelfeldposition extrem wichtig. Dort muss ein Kind mit a.) Pferdelunge stehen und es muss b.) verstanden haben, dass es beim Verteidigen immer hinter dem Ball sein muss um die Rolle desjenigen Spielers zu übernehmen, der den ballführenden Gegenspieler im 1:1 stellt und zwar auf jeder Seite. Wen das klappt, brauch sich die 2er - Abwehr nur noch in Ballnähe zu verschieben um abzusichern, was Kinder ja generell automatisch machen. Variabel können die Außenspieler im Mittelfeld natürlich für Entlastung sorgen und dem ZM helfen.


    Fazit: Unter der Voraussetzung, dass der zentrale Mittelfeldspieler seine Aufgaben genauestens kennt und auch Laufarbeit leistet, ist dieses System meiner Meinung nach das taktisch am Besten durchdachteste. Einfache Erklärungen reichen trotzdem schon aus. Die Kinder sollen generell versuchen immer 2 freie Anspielstationen zu ermöglichen, bzw. mindestens einen Spieler hinter den Spieler zu ziehen, der den Angreifer im 1:1 unter Druck setzt. Das klingt alles sehr kompliziert und für Kinder unverständlich... doch das ist es nicht. Mit einfachen Herausstelungen bestimmter Situationen ("Helft immer dem verteidigenden Spieler", "Sorgt immer für 2 Anspieler", "Bleibt immer in Ballnähe") kann man das Grundgerüst dieses Systems schaffen.

    Du beschreibst es selbst:
    Dieses System steht und fällt mit dem zentralen Mittelfeldspieler.
    Nicht nur defensiv, auch offensiv lebt es davon, dass genau dieser Spieler die Überzahl herstellt.


    Ich bin ein klarer Verfechter davon, hinten mit einer Dreierkette spielen zu lassen und eben nicht mit 2 Manndeckern (und nichts anderes sind 2 Mann hinten in der Praxis: hab ich nie anders gesehen, egal was theoretisch möglich sein mag - es hat also nichts, im Gegenteil sogar mit Ausbilden zum ballorientierten Verteidigen in der Viererkette zu tun.) und einem !!! quasi alles entscheidenen Mittelfeld-Mitte Mann.
    "Nur" 2 Mann hinten können ja nicht breit stehen - also an der Linie, weil dann die Mitte völlig frei ist. Außerdem steht dort beim Offensivdrang der Außenmittelfeldmann "im Weg". (Nach innen, bzw. wegziehen, um den Raum zu öffnen tut der nirgends.)
    In einer Dreierkette hinten, mit 2 AV, die alleine auf außen agieren, hat man im Angriff einen Mann mehr, weil die AVs ja Platz vor sich haben und als Außenstürmer agieren (können).


    1) Ich will alle ausbilden, also alle auch im 1gg1. Alle mit Mut in wichtige Zweikämpfe. Alle wirklich aktiv! Nicht von einem zentralen "leben", der dies regelt und somit alle anderen einsetzt, die dann eigentlich immer dadurch Überzahl haben, steil geschickt werden können, weniger Gegnerdruck haben, etc.


    2) Ich will kein statisches System. Und genau das ist das 2-3-2 in der Praxis. Überall.
    Freie Räume, die man anlaufen kann, gibt es nicht. Alles passiert aus dem Stand, bzw. aus kurzer, aber nicht höchster Geschwindihkeit.


    3) Zumeist spielen die Mannschaften (erfolgreich) 2-3-2, die eben einen deutlich über dem Teamdurchschnitt begabten SPieler haben, den sie zentral agieren lassen. Da spielt kaum ein anderer Spieler.
    Ist dieser zentrale besser, als sein Pendant, gewinnt das Team, das Kombinationsspiel ist flüssig (da Überzahl hergestellt, alle anderen mehr Platz). die Denfensive steht (da der gegnerische Zentrale die Überzahlsituation nicht herstellen kann.
    Ist er schlechter, klappt fast gar nichts im gesamten Team. Alle anderen SPieler sind ja gewohnt, das der zentrale es richtet.


    4) Und die vielen Pasdreiecke im 2-3-2:
    Ein durchschnittlicher Gegner stellt die doch ohne große Mühe recht einfach alle zu, wenn das SPiel so statisch ist und der zentrale Spieler eben nicht die Überzahl (und damit offene Passwege) herstellen kann.
    Wenn die dann noch weniger statisch spielen und ein bißchen zur Ballseite verschieben - wenn zB der linke Verteidiger vom Fänger angespielt wurde, also den Rückpass zum Torwart noch zulaufen mit dem ballfernen Stürmer im 3-2-2, was dann?
    Und das können in der D-Jugend viele Teams, nicht nur NLZs. Das können sogar viele U11 Teams.



    Alles oft gesehen. Überall.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • @'Sir Alex,' ich kann deine Gedanken sehr gut nachvollziehen. Aus meinen Erfahrungen mit Kinderfußball heraus frage ich mich auch, welche Relevanz da die Anzahl von Dreiecken haben soll?!


    Ein Gedanke zur "Dreierkette": Es ist sehr hilfreich für Kinder, wenn sie den Ball und das Spiel vor sich haben. Fußball ist ja sowieso schon sehr kompliziert, wenn man die Herausforderungen an Koordination, Technik, Spielverständnis, Handlungsschnelligkeit betrachtet, mit denen schon die Kleinsten (Bambini und F-Jugend) konfrontiert sind. Der Raum im Rücken verkompliziert die Situation noch mehr.


    Eine tiefere bzw. tiefer gestaffelte Grundstellung ist daher eine gute Möglichkeit für den Trainer, das Spiel zu vereinfachen und seinen Kindern eine Hilfestellung zu geben. So können sie sich mehr auf das konzentrieren, worum es bei der Ausbildung in diesem Altersbereich geht.

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)

  • @Sir Alex Einige Einschätzungen /Erfahrungen teile ich, andere jedoch nicht.
    Vorweg: ich lasse häufig im 2-3-2 spielen (d.h. 8 vs. 8, insofern passt die Diskussion nicht ganz zur Überschrift Spielsysteme 7:7).
    zu 1) Gerade mit mit nur zwei Verteidigern komme ich in viele 1gg1 Duelle, zumeist wenn der Gegner mit 2 Stürmern spielt. Meine Verteidiger spielen zwar häufig gegen den Mann, bekommen aber so viel defensive und auch offensive Zweikämpfe, weil ich sie ermutige bei Ballbesitz auch mal das Dribbling am eigenen Strafraum zu suchen. Wohlgemerkt U 10. Eine Überzahl durch den zentralen Mann kommt bei uns fast nie zu Stande, weil die meisten Gegner mit 3 Verteidigern agieren. Und somit treffen zwei Stürmer und ein Mittelfeldspieler auf drei Verteidiger = die gewünschten 1gg1 Situationen.
    zu 2) Statisches Spiel hängt meiner Meinung nach weniger vom System als vielmehr von der Philosophie ab. Ich "gestatte" meinen Verteidigern sich offensiv mit einzuschalten und die finden i.d.R. ihre Räume. Wie geschrieben spielen fast alle anderen Mannschaften mit 3 Verteidigern. Alle, wirklich alle, stehen dann mit diesen 3 Verteidigern konsequent tief und selbst bei Ballbesitz meist in der eigenen Hälfte. Bei fast allen Mannschaften werden die Bälle dann lang auf die schnellen Spitzen geschlagen. Sowas nenne ich statische Verteidiger.Außerdem befinden sie sich fast immer in Überzahl, wodurch weniger 1gg1 Duelle stattfinden, als bei 2 Verteidigern.
    zu 3) Zutreffend ist, dass der zentrale Spieler über herausgehobene Fähigkeiten verfügen sollte, um "erfolgreich" zu sein. Ich für meinen Teil wechsele auf dieser Postion aber regelmäßig durch, so dass die Truppe sich eben nicht immer nur auf den Einen verlässt. Häufig beobachte ich, dass im 3-2-2 oder 3-3-1 derjenige Spieler, der beim 2-3-2 am ehesten zentral spielen würde, als Spitze eingesetzt wird und die meisten Bälle lang auf ihn kommen. Insofern wird sich auch bei diesen "Systemen" auf den Einen verlassen, der alles richtet.
    zu 4) Das Thema Passdreiecke ist aus meiner Sicht auch recht theoretisch. Hier bin ich wieder bei 2). Die Philosophie entscheidet. Wenn die Spieler begriffen haben, dass es am besten ist, sich so zu bewegen, dass der Mitspieler immer zwei Anspieloptionen hat, dann ist das "System" ziemlich egal.


    Meine Beobachtungen zur "Zweierkette" sind, dass bei nur einem Stürmer häufig im Raum gespielt wird, d.h. dass keine unmittelbar Zuordnung zum Mann erfolgt. Hingegen spielen die meisten Mannschaften bei uns mit 3 Verteidigern eine klare Manndeckung, wo der Mittelmann i.d.R. frei bleibt und häufig tiefer stehend den Libero gibt. Die Möglichkeit eines AV nach vorn wird so gut wie nie genutzt, d.h. die Möglichkeit der Überzahl in der Offensive ist eher theoretisch.
    Diese Beobachtungen beziehen sich auf das Kreisniveau. In NLZ-Teams mag das sicher anders aussehen. Allerdings spielen die mir näher bekannten NLZ-Teams häufig mit einer Raute, d.h. zwei Verteidiger, ein zentraler defensiver Mittelfeldspieler, ein zentraler Offensiver, zwei Außen und ein Stürmer. Diese Grundformation bereitet aus meiner Sicht gut auf ein 4-4-2 mit Raute vor.