Wir sind hier im Trainertalk, aber wer <ist> eigentlich ein Fußball-Trainer? Wer dürfte oder sollte sich so nennen dürfen: jeder, der im Verein diesen "Posten" ergattert, oder nur der ausgebildete, der (demokratisch, vom Team) gewählte, getestete, akzeptierte, erfolgreiche (wo sich dann fragt, was Erfolg je sei). Muss er Fußball können, verstehen o. reicht auch bloßes Beaufsichtigen, um sich - mit Recht - als Trainer fühlen und "behandeln" lassen zu dürfen. Wieso erscheint dies so ungeregelt? Von wem, nur dem DFB, von neutralen - staatlichen - Stellen ohne Eigeninteresse o. einfach wie aktuell von jedem Verein sollte sich ein Trainer benennen lassen dürfen? Kann jeder mit einem mit "TR" verzierten Anzug auf Sportplätzen herumstolzieren o. sollte man dafür sorgen, dass dies nicht mehr einfach so akzeptiert wird? Ich habe nun mal nach dem Karneval, wo ich als "Schaaf" ging, meinen Werder-TR-Anzug auf einem Turnier angezogen: Wahnsinnseffekt: 30, 50 Kids sprachen mich an, Eltern kamen plötzlich mit nem Gratiskaffee auf mich zu, bis ich Reißaus nahm: für 30 Minuten war ich Werder-Trainer, Scout oder wer-weiß-was, in den Augen der anderen, jedenfalls oberwichtig, hofiert, ge- und beliebt...
Vor Ort entscheidet es meist der "Verein", wer in ihm Trainer sei. Fragt man nach Kriterien o.ä., steht man vor fragend staunenden Gesichtern... Der ist eben einfach hier Trainer, ist doch überall so, was soll die Frage, spinnst du...? Und wer ist wiederum der, der als "der Verein" das Sagen hat? In der Regel der JO o.ä. ein ähnlich benannter Leiter der Nachwuchsabteilung, mal der Vorstand, mal wird man irgendwie wild eingestellt wie ich zuletzt vom "Kollegen" (der meinen Vorgänger wie alsbald auch mich verschlissen hatte und nun für "seine" Zweite Ersatz suchte, da er selbst nur für die Erste dasein mochte, die Zweite aber unter Kontrolle halten wollte). Wird man überprüft, muss man eine Qualifikation nachweisen, werden Kinder o. als ihre Vertreter Eltern demokratisch befragt ? In meiner bisherigen Erfahrung nie, es wurde es topdown festgelegt. Gibt es dafür irgendwo, zB vom DFB o. vereinsrechtlich, vorgeschlagene Regeln des Vorgehens, wie man Trainer einstellt bzw. wieder entlässt, wer welche Rechte bzw. Pflichten hat? Meines Wissens nicht, oder? Was macht ein Trainer bzw. was besser nicht? Sollte er - auch selbstkritisch offen für Dialog o. Alleinherrscher sein?
"Eigentlich" würde er dem Wortsinne nach nur "trainieren". In der Praxis macht er aber auch zB die Aufstellung, hat also eine Aufstellungsmacht gegenüber dem Teamganzen und ragt so - als Einzelner, der zugleich als Mitmensch doch nur Teil des Ganzen sein kann - über es hinaus. Ist er somit gut für die teaminterne Eigendynamik - oder kann er sie auch erdrücken, nicht erst individuell als evtl. herrschsüchtige Person, sondern schon von seiner generellen Position her, ob er nun will oder nicht? Da alle gewohnt sind, auf ihn als "den" Verantwortlichen zu starren, sich zu verlassen. Im Herrenbereich ist so dann immer zuerst der Trainer "Schuld", wenn es - atmosphärisch oder ergebnistechnisch - nicht gut läuft. Auffällig für mich: in der Jugend stehen oft über Jahre seitens des unantastbaren Trainer die Spieler, das Team am Pranger. Hat das etwas mit der Bezahlung zu tun: jener bekommt (Schmerzens-)Geld für den Job, dieser nichts o. kaum etwas außer dafür einer sonst atypischen Macht nicht nur übers Aufstellen: eine Art Besitzmacht - das Team gilt dann als "seines".Er ist niemand Rechenschaft schuldig, unkündbar, zT bis zum bitteren Ende einer völligen Teamauflösung mit vielen tragischen einzelnen Kinderschicksalen (wie leider oft über unsere Kinder mit erlebt). Dann 'ist' ein Trainer fast wie eine Art "Gott", mit welcher Selbsttitulierung mal ein Kindertrainer (der selbst nie Fußball gespielt hatte) kritische Bemerkungen konterte: ich bin Gott für dich und wenn's dir nicht passt, geh doch zum Vorstand, der steht 1000% hinter mir und du kannst nichts dran machen. So war es dann auch. Keine Ausbildung, keine nachweisbare Praxis, aber ein Gott - ist das "der Trainer" (im KiFu)? Sicher nicht überall, aber solch Position ist im "System Fußball" offenbar problemlos möglich und in der Tat: man kann nichts dagegen machen außer den jeweiligen Verein zu wechseln, da niemand eine Art Aufsicht übers Trainerwesen zu führen scheint.
Es gibt mE nur das bekannte Lizenzvergeben des DFB, wo ein Verband mit naturgemäß eigenen Interessen Menschen als besondere, von ihm ausgebildete Trainer auszeichnet und dann zT innerhalb seines Spielbetriebs vorschreibt, welche eine Qualifikation nachweisende Lizenz für welchen Trainerjob zwingend notwendig sei. Mit der Folge, dass mögliche qualifizierte Trainer ohne diesen Nachweis de facto ein Berufsverbot ereilt: wer kein vom DFB lizensierter Fußballlehrer ist, darf auch nicht in einer Herren-Bundesliga als (Chef-)Trainer tätig werden. Nicht der Staat hat dabei auf dieser nationalen Ebene die Hoheit, sondern wie auf lokaler Ebene der Verein ein Verband, der ursprünglich eher mit Lobbyismusabsichten gegründet wurde - hhm. Also: ein richtiger Trainer scheint man nur von Gnaden dieses Verbandes sein zu können, egal ob zB jemand als hervorragender Fußballer erfolgreich aufs Lehramt studiert, im anderen Sportverband Trainerlizenzen o. eine Businesstrainer-Firma hat: alle Wege führen nur über den DFB, was sodann ausschließt, dass Leute jemals als Trainer anerkannt werden könnten, die diesen DFB und sein System ablehnen, sich ihm verweigern. Sie "sind" demnach niemals in der Praxis ein Fußball-Trainer, egal wer sie sonst seien, was sie können, ob sie erfolgreich wären. Wer nicht im System mitschwimmt, ist per se ausgeschlossen, Punkt. Sein oder Nichtsein - Demokratie, freier Wettbewerb oder Markt interessieren hier nicht, man befindet sich quasi noch in einer Art Monarchie, bestenfalls Oligarchie. Jeder muss Verdienste erwerben, sich adeln lassen, sonst ist und bleibt er - ein Nichts, was den Trainerstatus betrifft. Umgekehrt aber kann im Verein jedermann Trainer 'sein', wenn er nur irgendwie den Trainer-Posten ergattert hat und gegen andere zu verteidigen weiß!
Special Jugendtrainer: Vertragliche Rechte und verbindliche Regeln könnten ihn als unteren, abhängigen Schwächeren schützen, Willkürakte der Oberen eingrenzen, Verträglichkeit und Verantwortlichkeit aller sichern; doch oft fehlen sie, ist dies nicht bereits ein Zeichen von latenter Respektlosigkeit....? Man wird sodann meist wahllos und wild ernannt und ebenso wieder entfernt, falls man in Ungnade fällt. Zwischendrin "ist" man Trainer, davor u. danach nicht. Anders bei echten Berufen: wer einmal Lehrer, Bäcker, Arzt oder Maurer ist, bleibt dies auch zB als Arbeitsloser, ist halt nur ohne Job, wogegen es unmöglich wäre, dass der Maurer plötzlich Arzt würde, da ein Krankenhaus ihn dazu benennt... Ok, bei den neuen "pädagogischen Mitarbeitern" an Schulen ist's schon etwas anderes, Not macht erfinderisch u. wo kein Geld für echte Lehrer mehr da ist, da backt man sie sich, prüft und kontrolliert aber immerhin anfangs ein wenig, ob's gut läuft, funktioniert. Der Jugendtrainer aber scheint mir weder viel transparente Rechte noch viel Pflichten zu haben, die sein Sein bestimmen, auszeichnen würden. Ergebnis: der eine kann es gut, der andere nicht, aber egal. Der einer brüllt Kinder aus eigenem Ehrgeiz ganz "unpädagogisch" ständig an, der andere geht auf individuelle Kinder gemäß ihrer Entwicklung sensibel ein, aber auch egal etc.
Dabei interessieren natürlich nicht all die, die sich zu Recht Trainer nennen, ihren Job zur allgemeinen Zufriedenheit o. gar - nach welchen Kriterien auch immer - erfolgreich erledigen, sorry ihr Guten, Erfolgreichen, Selbstgewissen, Geliebten: ihr mögt sein, wie ihr seid, aber eben kein Problem, das man thematisieren müsste, es läuft und gut ![]()
Aufschlussreich fürs Wesen des "Systems" ist einzig der ganz andere, gleichwohl ebenso mögliche Fall des Trainers, den nichts zum Amt qualifizieren mag, der es aber trotzdem innehaben kann und darf. Das Mögliche ist das, was ins Wesentliche reicht, und da gilt: ohne dass es irgendwelche Regularien gäbe, die prüfen, ob wer der Aufgabe, der Verantwortung gewachsen sei, wie er den Job erledige, ob einzelne bedauernswerte Teile des Ganzen (also vorrangig wehrlose, schutzbefohlene Kinder) uU diskriminiert und persönlich beschädigt, andere privilegiert und protegiert werden etc., um private Vorteile im gemeinnützigen Verein zu realisieren, persönlichen Ehrgeiz auf Kosten anderer zu befriedigen, trotz Unfähigkeit oder Unwissen Macht ausüben zu wollen etc.- all dies ist im Prinzip uninteressant dafür, ob wer im System als Ganzen (also von oben bis unten zur Basis, bei den Kleinsten) "Trainer" sei, sein könne. - Puh, das war viel auf einmal, aber notwendig, um sich dem Bild dessen anzunähern, wer ein Trainer ist, dh so alles in aktueller Realität sein kann - und wer uU nicht. Sicher fehlt noch jede Menge an Aspekten, zu vielschichtig ist diese Tätigkeit. Und klar, alles ist aus dem eigenen Interesse heraus geschrieben - hier sollte nun kein bloßes Bashen derer einsetzen, die das System instinktiv vertreten, Andersdenkende zum Schweigen bringen wollen. Denn genau dies ist ja der hierin steckende Kernvorwurf, der so nur Bestätigung fände. Nicht zu vergessen: der öffentliche Auftrag der "gemeinnützigen" Vereine: darf ein Trainer hier, gar in der Jugend, wie ein Profi denken und agieren, z.T. ganz schön viel Geld erhalten o. nur auf Siege aus sein - oder verliert damit der Verein nicht eigentlich den Anspruch auf Gemeinnutz, da das private Hobby einiger weniger Oberhand gewonnen hat ![]()
PS: Ist nicht voll ergründlich, sicher fehlerhaft u. zu subjektiv, reicht aber erstmal als Denkanstoß, oder?? Wiss.-objektive Bücher wollen wir hier ja doch nicht schreiben, ich hätte aber auch noch länger schreiben können, hähähä... ![]()
