Was ist ein Foulspiel im Kinderfußball?

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  • Hallo zusammen,


    nach dem Lesen der Diplomarbeit von Emilie Knopp und meinen bisherigen Erfahrungen an der Seitenlinie frage ich mich, ob das Thema "Foul/Hand" nicht etwas intensiver betrachtet werden sollte.
    Sicherlich ist ein Foul in dieser Altersklasse seltener anzutreffen, als bei Jugendlichen oder Erwachsenen. Für wichtig erachte ich es trotzdem, denn die Grundlagen für faires oder unfaires Verhalten werden sicherlich bei den Jüngsten gelegt. Erklärungsansatz E. Knopp: "Lässt man ein Spiel eher laufen, wenn jemand schreit oder zu Boden geht, und es war tatsächlich ein Foul, dann verfestigt sich bei Foulenden bewußt oder unbewußt der Gedanke "ich komme damit durch". Der Gefoulte selbst registriert das natürlich auch und fängt irgendwann an, selbst so zu agieren."


    Mich würden Eure Ansichten, Erfahrungen und Beispiele zu folgenden Fragen interessieren:


    1. Wie definiert man ein Foul in der E-, F- und G-Jugend? Wo gibt es Gemeinsamkeiten, wo Unterschiede zum Jugend- bzw. Seniorenbereich?
    2. Wissen Kinder, Trainer und Eltern, was man in diesem Alter als Foul definiert?
    3. Wann sollte der Schiedsrichter pfeifen bzw. in der FPL die Kinder/Trainer das Spiel wegen eines Fouls unterbrechen?
    4. Wie kann man Kinder, Trainer und Eltern besser hierfür sensibilisieren?
    5. Wäre eine (verpflichtende) Kurzschulung "Regelkunde" für alle Jugend- und Kindertrainer sinnvoll? (quasi eine "Mini-Schiri-Ausbildung")


    Danke vorab!
    Micha71

  • 1. Wie definiert man ein Foul in der E-, F- und G-Jugend? Wo gibt es Gemeinsamkeiten, wo Unterschiede zum Jugend- bzw. Seniorenbereich?


    Sehr ähnlich wie bei den Erwachsenen. Allerdings finden diese viel seltener statt.



    2. Wissen Kinder, Trainer und Eltern, was man in diesem Alter als Foul definiert?


    Zunächst nicht. Jeder Pfiff macht sie aber etwas klüger.



    3. Wann sollte der Schiedsrichter pfeifen bzw. in der FPL die Kinder/Trainer das Spiel wegen eines Fouls unterbrechen?

    Wenn er das "P" im Auge und Verhalten eines Kindes bei einem klaren Foul sieht UND IMMER DAMM, WENN EINER VERLETZT AM BODEN LIEGT, IMMER!



    4. Wie kann man Kinder, Trainer und Eltern besser hierfür sensibilisieren?

    In dem man im Training schon gleich nichts durchgehen lässt und eigene Foulspieler zur kurzen Verschnaufspause SOFORT auswechselt.



    5. Wäre eine (verpflichtende) Kurzschulung "Regelkunde" für alle Jugend- und Kindertrainer sinnvoll? (quasi eine "Mini-Schiri-Ausbildung")


    Ja!!!!!!!

    [b][color=#990000]"Absolvent der SOCCERDRILLS-ONLINE Kurse BASIS, Ki-Fu und JUGEND-FU."

  • Germancoach hat schon die richtigen Antworten gegeben. Um nicht alles zu wiederholen hier nur ein paar Ergänzungen:


    zu 1: Fouls sind bei den Kleinen viel seltener, da meist weniger aggressiv zu Weke gegangen wird. Absichtliche Fouls gibt es praktisch gar nicht. Die Regeln sind dieselben.


    zu 2: Wissen das denn die Zuschauer beim Seniorenspiel? Foul ist immer, wenn der eigene Mann zu Boden geht...Und ganz ehrlich: Bei mancher Grätsche in der BL ("Klar Ball gespielt"), weiss ich auch nicht, was Sache ist.


    zu 3: Schiri sollte bei den Kleinen auch ohne Foul abpfeifen, wenn z.B. ein Spieler den Ball ins Gesicht bekommt und nicht sofort weiter spielen kann. Danach Schiedsrichterball und weiter geht's.


    Den Rest sehe ich wie GC.


    Grüße
    Oliver

  • Wer den Strassenfussball noch erlebt hat, der weiß, das es dort auch nicht ohne Foul zugegangen ist. Die meisten Fouls waren unbeabsichtigt und resultierten aus dem harten Körpereinsatz der Kontrahenten. Manchmal wurde auch taktisch gefoult, (z.B. wenn einer allein aufs Tor zumarschierte) wenn man wußte, das zu schnell war! Sobald ein oder mehrere laut Foul riefen, sah es auch der einzelne Spieler ein. Wenn nicht, durfte er gehen. Das kam aber so gut wie nie vor, bzw. nur bei solchen, die ganz selten und deshalb sehr unbegabt am Fussball teilnahmen.


    Das Ergebnis beim Straßenfussball interessiere auch kaum jemanden, weil es in der Regel damit begann, das einer mit seinem Fussball auf die Straße oder einen Bolzplatz kam und dies von anderen zufällig beobachtet wurde. Weil aber der eine oder andere noch Aufgaben zuhause zu erledigen hatte, war es ein Kommen und Gehen und mal spielte man für die eine, mal für die andere Mannschaft. Bei den Jüngeren waren auch Mädchen darunter, die sich im Laufe des Älterwerdens aber nicht mehr so häufig zwischen die wilde Meute trauten.


    Weils damals noch keine Handys und andere mobile Elektronic-Spielgeräte gab, wurde auch in den Schulpausen gegen den Ball getreten. Wenn dann sogar der Lehrer mitkickte war der Spaß dann besonders groß, wenn er vor lauter Freude die Pause überzog. Das man anschließend schweißtriefend, mit Dreck unter den Sohlen der Straßenschuhe wieder in den Klassenraum stolzierte und manchmal von der Schule nachhause kam, als wäre man ins Mannöver gewesen, gehörte damals zum ganz normalen Alltag!


    Sich über die Bedeutung von Fouls in der F-Jugend zu unterhalten hätte damals nur ein kurzes Achselzucken verursacht. Wenn man mit dem KiFu-Regeln den Kindern ihren (Straßen-)fussball wieder zurück geben will, dann braucht man sich keine Sorgen darüber machen, das dann gleich die Fussballanarchie einkehren wird!


    Micha71: Was hast du denn für Antworten erwartet?

  • 4. Wie kann man Kinder, Trainer und Eltern besser hierfür sensibilisieren?


    Wie schon gesagt, bei Kindern sollte man gerade zu Beginn konsequent alle Fouls pfeifen und nur sehr selten das Spiel weiter laufen lassen. Der Begriff "Vorteil" ist den Lütten im Zusammenhang mit dem Fußball sowieso unbekannt und auch noch egal. Ein Freistoß ist da oftmals viel spannender.. ;) Wie DQ schon sagte, im G- und F-Bereich gibt es so gut wie nie absichtliche Fouls, da wäre es auch falsch, dem Foulspieler in irgendeiner Art zu verstehen zu geben, er sei einer Sünde schuldig. Im Gegensatz zu DQ sehe ich in der E-Jugend aber durchaus Teams, die gezielt foulen, teilweise sogar richtig fies, à la Beinstellen von hinten bei vollem Tempo, oder den einen oder anderen Body-Check. Glücklicherweise sind diese Mannschaften eher die Ausnahme, und in ihnen spielen auch nicht alle Spieler unfair, aber doch immer ein paar... Das liegt natürlich daran, dass Trainer und Eltern dieses Verhalten nicht sanktionieren.


    5. Wäre eine (verpflichtende) Kurzschulung "Regelkunde" für alle Jugend- und Kindertrainer sinnvoll? (quasi eine "Mini-Schiri-Ausbildung")


    Ja, aber sie sollte meiner Meinung nach von keinem der vier offiziellen Schiedsrichter durchgeführt werden, bei denen ich bereits eine Schulung hatte. Von vieren, wohlgemerkt, bisherige Nichteignungsquote: 100%.. :( Diese vier Schiris waren allesamt nette Kerle, aber von ihrem Regel- und Spielverständnis her voll auf älteren Jugend- und Seniorenbereich gepolt. Da ging es dann knifflige Abseitsentscheidungen, Fragen nach den Trikotfarben, darum, dass jedes Team unbedingt einen Torwart braucht. Um kindgerechte Entscheidungsfindung hingegen ging es leider überhaupt nicht...


    zu 2: Wissen das denn die Zuschauer beim Seniorenspiel? Foul ist immer, wenn der eigene Mann zu Boden geht...Und ganz ehrlich: Bei mancher Grätsche in der BL ("Klar Ball gespielt"), weiss ich auch nicht, was Sache ist.


    Ich habe auch den Eindruck, dass etwas, das diese Woche in der Sportschau aus dem Off als eindeutiger Elfmeter bezeichnet wird, vor drei Wochen als klar nicht elfmeterwürdig hätte deklariert werden können. Das ist im Fußball aber halt auch so, zumindest, wenn man in den älteren Jugend- und den Seniorenbereich kommt. Da gibt es dann Grauzonen. Bei Kindern hingegen nur sehr selten, wie du, DQ, schreibst, sind dort die eher seltenen Fouls zumeist ziemlich offensichtlich.


    zu 3: Schiri sollte bei den Kleinen auch ohne Foul abpfeifen, wenn z.B. ein Spieler den Ball ins Gesicht bekommt und nicht sofort weiter spielen kann. Danach Schiedsrichterball und weiter geht's.


    In diesen Zusammenhang fände ich es aber auch gut, wenn es einen 'parteiischen' Schiedsrichterball gäbe. Bei den Älteren wird das ja als aktives Fairplay so praktiziert: es geht nur ein Spieler der Mannschaft zum Schiri-Ball, die nicht in Ballbesitz war, als das Spiel unterbrochen wurde, 'gewinnt' logischerweise den Schiri-Ball und tritt ihn dann zu den Gegnern, damit sie wieder in Ballbesitz sind. Bei den Kindern ist das ja aber nie so, da wird um jeden Schiri-Ball erbittert gekämpft. Und da der Ball dabei ja aus ihrer Kopfhöhe fallen gelassen wird, gehen auch gleich zwei Füße auf Schulterhöhe und man hat gleich wieder die Situation des gefährlichen Spiels... Da wäre mir eine Änderung des Schiedsrichterballs deutlich lieber...


    Ich habe es übrigens in dieser Saison zum ersten mal geschafft, dass meine Jungs in einem Spiel einen Schiri-Ball so ausführten, wie es im Seniorenbereich üblich ist. Von allen Zuschauern kam dann auch anerkennender Beifall. Und die Stimmung war so auch gleich viel entspannter.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Verstehe die Zielrichtung deiner Fragen nicht so ganz?


    Micha71: Was hast du denn für Antworten erwartet?

    Ganz einfach: Ich möchte dazulernen!


    Dass Fouls in diesem Alter selten vorkommen, dürfte unbestritten sein. Dennoch gibt es Situationen bzw. Spiele, die ich persönlich für unfair halte. Bevor ich aber überlege, ob ich mich in solchen Fällen ggf. anders verhalte, möchte ich erst einmal wissen, ob ich mit meiner Einschätzung richtig liege.


    Nicht alles muss unterbrochen werden, ich liebe den Spielfluss. Wenn aber meine Kinder, die ich für sehr fair halte, sich während und nach dem Spiel über die unfaire Spielweise des Gegners beschweren und ich dasselbe Gefühl habe, dann würde ich zukünftig vielleicht auch eher bzw. entschlossener handeln.


    Hier vielleicht ein paar Beispiele (aus meiner F-Jugend in 2011):


    - Bei einem Fairplay-Sommerturnier habe ich erstmals und einmalig ein Spiel unserer Jungs abgebrochen. Die Spielweise unseres Gegners fand ich überhart, Resultat war, dass ich fast durchgehend zwei meiner Spieler weinend neben mir stehen hatte, weil sie "gefoult" wurden. Der andere Trainer griff in keinem Fall ein. Ich hingegen wies ein paar Spieler an, dass sie z.B. das absichtliche Umschubsen sein lassen sollten.
    Das Spiel war eigentlich schnell entschieden (0:5 gegen uns nach wenigen Minuten), dennoch wurden meine Jungs reihenweise umgesäbelt. Kommentar des gegnerischen Co-Trainers danach: "Was willst Du denn, hat sich doch keiner schlimm verletzt..."


    - FPL-Spiel: Einer unserer Spieler geht in einem Gerangel zu Boden, er landet auf dem vorbeirollenden Ball (was soll er machen?). Gegnerischer Trainer sofort: "Elfer!" - Diskussion unmöglich. Danach reißt einer seiner Spieler die Hände hoch (nein, nicht der TW), um den Ball abzuwehren. Trainer entscheidet auf Freistoss von der Mittellinie - Diskussion nicht möglich. Nach Spielschluss erfahre ich von unserem fotografierenden Vater, dass die anderen Kinder sich mehrfach gegenseitig aufgefordert haben, bei Aus/Toraus die Unwahrheit zu sagen, um den Vorteil zu bekommen. Ich hatte mich während des Spiels schon gewundert, aber nicht eingegriffen, da ich mir sagte, die Kids haben es ja selbst entschieden.


    - oft erlebe ich Laufduelle, in denen meine Kinder zu Boden gehen und weinen (weil es schmerzt) - Foul? ich weiß es nicht, meist geht es zu schnell bzw. der Winkel ist ungünstig - und ja, meine Kinder sind eher klein und schmächtig, am Ball aber sehr gut und schnell, sollten sie freiwillig umfallen?

  • Habe jetzt meine F Jugend seit drei Jahren zusammen. Foulspiel ist die absolute Ausnahme im Training. 99% sind doch Zweikämpfe um den Ball, wo vielleicht einer der beiden schlechter steht oder zu langsam ist. Dann bleibt der Fuss mal stehen und der andere segelt drüber. Da wir einen flauschigen Kunstrasen unser eigen nennen, ist die nicht problematisch. Ein richtig böses Foulspiel konnte ich gottseidank noch nicht erkennen.


    Anders sieht es in den Spielen aus. Gerade bei Turnieren ging es auch bei uns schon einige Male hoch her. Da gab es doch die eine oder andere Szene, die mich so ein bisschen störte. Leider sind auch oft Eltern beteiligt, die Anfeuern mit Aufhetzen verwechseln. Höhepunkt war einmal als einer meiner Spieler nach einem gewonnenen Halbfinale von einem Gegner nach dem Schlusspfiff geschlagen wurde. Als dann der gegnerische Trainer nicht einschritt, wurde ich doch ein wenig ungemütlich.


    Wie oben schon angedeutet. Das Problem tritt ganz selten auf, wenn ja, dann meistens unabsichtlich. Falls dann mal was passiert, Hand geben, vielleicht einen Spruch raushauen und weiter. Ich fürchte allerdings, dass sich die Dinge ändern werden, sobald die Jungs älter sind, aber das ist eh klar.

    Wenn die Deutschen gut spielen, dann werden sie Weltmeister, wenn sie schlecht spielen, dann kommen sie ins Finale. Michel Platini