Kurz zum Hintergrund:
Mein Sohn (Jahrgang 2002) hat im Sommer 2010 bei den U09-Junioren mit dem Fußballspielen begonnen. Leistungsmäßig war er immer einer der schwächsten Spieler. In der letzten Saison hatte der Verein nur eine Mannschaft gemeldet, aber einen Kader von 24 Spielern. Das Problem bestand darin, dass viele Jungs erst nach Beginn der Saison dazugekommen sind und der Verein zum Meldezeitpunkt nicht erkennen konnte, dass man hätte 2 Mannschaften melden können. Testspiele hatte der Trainer nicht vereinbart, so dass ein Großteil der Jungs (und auch mein Sohn) nie spielen durfte. Trotzdem war die Trainigsbeteiligung sehr hoch.
In dieser Saison wurde eine 2. U10-Mannschaft gemeldet, so dass mein Sohn seit Saisonbeginn auch seine Einsatzzeiten bekommt (ca. 40%). Ich finde, dass er sich spielerisch auch gut entwickelt. Er ist immer noch unterdurchschnittlich (auch in der 2. Mannschaft), aber der Trend ist sehr positiv.
Folgendes Problem:
Er hatte immer schon Probleme, Freunde zu finden. Zu Geburtstagen war er noch nie eingeladen und Verabredungen mit anderen Kindern hat er praktisch nie. Jetzt ist es so, dass der Trainer manchmal nach dem Training einen Kreis bildet und kurz anspricht, was gut und was weniger gut gelaufen ist bzw. wie es weitergehen soll. Gestern beim Hallentraining sollte sich die Mannschaft noch in der Umkleide zusammensetzen.
Mein Sohn verweigert konstant die Teilnahme am Kreis und gestern hat er sich statt in die Kabine in den Gang gesetzt. Ich bekomme nicht aus ihm heraus, warum er sich so ausgrenzt. Ich habe jetzt dem Trainer empfohlen, ihn für die nächsten Spiele zu suspendieren, bis er sich bemüht, sich in die Mannschaft zu integrieren. Mein Argument: wer im oder nach dem Training signalisiert, dass er nicht zur Mannschaft gehört (gehören will), der soll auch im Spiel nicht dazu gehören.
Findet ihr diese Sanktionsmaßnahme angemessen oder zu streng? Der Trainer, dem ich die Entscheidung überlassen möchte, neigt dazu, ihn trotzdem spielen zu lassen. Andererseits sagt er, dass er sich dieses Verhalten noch max. 2 Monate ansehen wird, dann wird er ihn aus dem Team ausschließen.
Was vielleicht noch wichtig ist: bei meinem Sohn wurde ADHS (seinen Trainer habe ich darüber informiert) diagnostiziert. Er hat bis zu den Sommerferien eine sehr leichte Dosierung von Ritalin bekommen, die aber nach den Sommerferien abgesetzt wurde, weil wir mit dem Neurologen einig waren, dass ADHS bei ihm recht schwach ausgeprägt ist. Seine Lehrerin meint sogar, dass sie ihn gar nicht als ADHS-Kind sieht. Zweifelsfrei hat er aber Verhaltensweisen, die von der Norm abweichen. Bis zu einem bestimmten Grad akzeptiere ich das auch (ich bin vermutlich selber so ein "Patient"), aber alles hat seine Grenzen.
Außerdem hat er große Probleme, über seine Gefühle zu sprechen und mir zu sagen, was ihn stört oder ärgert. Er mag ja seine Gründe haben, dass er sich so aus der Mannschaft ausschließt, aber wenn er mir nicht sagt, welche Gründe das sind, kann ich ihm nicht helfen. Und ich bin inzwischen auch den regelmäßigen Austausch mit seinem Trainer leid, weil ich das Gefühl habe, dass es nichts bringt. Wobei ich finde, dass der Trainer sich wirklich sehr viel Mühe mit ihm gibt.
Ich hoffe, dass mir hier erfahrene Trainer Tipps geben können, ob sie so einen "Fall" auch schon erlebt haben und wie ich mit meinem Sohn das Problem in den Griff bekommen kann. Ich fände es total schade, wenn er die Mannschaft verlieren würde, weil ich schon das Gefühl habe, dass ihm Fußball Spaß bringt und er bestätigt mir auch immer wieder, dass es ihm Spaß bringt. Wir sind z.B. in der letzten Saison zu fast jedem Spiel seiner Mannschaft (Heim und Auswärts) gefahren, obwohl er nie eingeladen war. Trotzdem war es sein Team und wir haben gerne die Spiele gesehen. Und ihm war seine Mannschaft auch nicht unwichtig. Als "sein" Team die Endrunde der Kreismeisterschaft sehr knapp verfehlt hat (gleiche Punkte und Tordifferenz, aber weniger geschossene Tore), hat er Rotz und Wasser geheult. Aber er ist auch sehr sensibel und sehr nah am Wasser gebaut.