Nach langem Mitlesen im Forum habe ich mich nun dazu entschlossen, aktiv zu werden. Von daher, erst einmal Hallo an alle Forumsmitglieder.
Ich bin seit ca. einem Jahr Trainer einer F-Jugendmannschaft in einem Dorfverein. Bis auf 1-2 Jahre als Kind habe ich selbst nie Fußball gespielt, habe also außer aus dem Fernsehen keine Erfahrungen. Trainer bin ich nur geworden, weil mein Sohn in der Mannschaft ist und der vorherige Trainer (dessen Co ich vorher war) sich für die Mannschaft vorsichtig gesagt, kein Bein ausgerissen hat.
In der vergangenen Saison haben wir als F-Jugend in der Kreisklasse gespielt und uns zum Saisonende von einer absoluten Verlierermannschaft zu einem doch ernst zu nehmenden Gegner verbessert. Um eine stetige Entwicklung zu gewährleisten haben wir die Mannschaft diese Saison in der F-Kreisliga gemeldet. Die ersten 3 Spiele gingen dabei allesamt deutlich verloren. Egal ob starker oder schwacher Gegner, wir hatten nichts entgegenzusetzen. Und die wirklich starken Gegner kommen erst noch.
Ich bin nach einer kurzen Phase zum Beginn meiner Tätigkeit, in der ich den Kindern "Fußball beibringen wollte"
, schon seit längerem total der grundlegenden Philosophie des DFB und eigentlich ja auch dieses Forums verfallen. Auch der Erwerb meiner Trainerlizenz hat hier sicherlich einen Anteil daran.
Was mir bei unseren Spielen auffällt: 95% unserer Gegner scheinen taktisches Vorgehen zu ihrer Doktrin erhoben zu haben. Die Aufstellung besteht meistens in einem 2-2-2. Das habe ich letztens auch mal versucht und bin grandios gescheitert. Unsere Kinder verstehen gar nicht, wozu ein Mittelfeld überhaupt da sein soll. Bis ich dieses Thema den Kindern sinnvoll erklärt habe , ist das Training zu Ende. Also lasse ich es. Wir spielen jetzt wieder 3-3.
Mit meinem Vorgehen den Ausbildungsinhalten des DFB für F-Junioren folgend ist aktuell kein Erfolgserlebnis für unsere Mannschaft in Sicht. Unsere Gegner ziehen bereits ein Passspiel in der Breite und in der Tiefe auf, sind darauf gedrillt auf jeden Fehler den einer unserer Jungs macht zu lauern. Es werden Flanken geschlagen und Flügelwechsel vollzogen. Manchmal glaube ich, ich sitze vor dem Fernseher, so gut spielen diese Mannschaften. Aber alle diese Spielzüge sind gruppentaktische Verhaltensweisen, die ja eigentlich in dieser Altersklasse noch nicht vermittelt werden sollen. Mittlerweile kriege ich lauter "tolle" Ratschläge von den Eltern der Kinder ("Dein Sohn muss als Libero spielen, das sieht doch ein Blinder mit dem Krückstock." oder "Du musst jedem eine feste Position zuweisen, sonst wird das nichts.").
Unser Fußballkreis liegt im Osten Deutschlands, wahrscheinlich sind die Ideale des Kinderfußballs hier noch nicht so richtig angekommen. Jedenfalls haben unsere Leistungsträger keine Lust mehr auf neue Klatschen (z. B. 0:16) und die schwächeren haben auch keine Lust mehr, weil sie sich von den besseren anhören müssen, dass sie doch auch mal einen ordentlichen Pass wie die Gegner spielen sollen. Die Schwächeren stellen bisweilen ihre Spielbeteiligung auf dem Platz sogar ein und stehen nur noch rum. Die Mannschaft scheint kurz vor dem Zerbrechen zu stehen. Mit dem Grundsatz des Tore schießen und Tore verhindern brauche ich den Jungs gar nicht mehr kommen. Wir hatten sogar schon über die Zeit mehrere Austritte zu verzeichnen. Diese Jungs spielen jetzt bei den besagten Gegnern und sind natürlich glücklich und zufrieden, endlich gewinnen zu können.
Fazit: Die Grundsätze des Kinderfußballs sind absolut richtig. Doch was hilft es, wenn man weit und breit der Einzige ist, der diese umsetzt. Und gerade talentierte Kinder haben auch Ehrgeiz zu gewinnen. Wie soll man diese Kids richtig bei der Stange halten. Btw. solche Rudelbildungen wie in den beiden Youtube-Videos gibt es bei keinem unserer Gegner zu sehen, eher bei uns. Dazu bemerken "gegnerische" Eltern, dass wir ja gar nicht Fußball spielen können. ![]()
