Einfrieren oder nicht ?

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  • Abschlußspiel bei Andre...spielen lassen war mal meine Aussage und das nicht nur einmal.


    Ich finde spielen lassen im Abschlussspiel wichtig.


    Das habe ich oft nicht hinbekommen.


    Durch den Deckmantel des "Einfrierens der Situation über ein Stoß" habe ich mein Handeln legitimiert.


    Ich konnte auf Grund meines tiefsten Denkens


    z.B.


    -weil ich an den Ausgang des Folgespiels dachte...Ergebnisdenken
    -weil ich es nicht ertragen konnte, dass sie tatsächlich einfach spielen und ebend nicht mehr das abspulten, was wir als Tagesthema erarbeiteten.


    Meine Philosophie war..."spielen lassen"...das hielt ich oft nicht aus und griff ein und mußte meinen neunmalklugen Mist mal ebend kurz einwerfen.


    Zum Schluß meiner Trainertätigkeit habe ich immerhin dabei die Horst Wein Methode ...im Sinne von Stimulieren...sie nach dem Problem und der Lösung fragen...öfter gehandelt. Das war vielleicht besser als zur vorzugeben und abzuverlangen (instruieren).


    Mein Trainerausbilder für den Schein hätte vermutlich gesagt, dass man im Abschlußspiel das Trainingsthema im Versuch der Spieler, es umzusetzen auch sehen können darf. Ich hatte im Urgedanken hierzu allerdings eine andere Denke geplant. Das wollte ich so tun, damit sie einfach mal im Team blödeln konnten...was sie nur selten taten. Ich war schließlich in der Trainingsphase (meist 2 Warmmachteile und 2 Hauptteile...dazwischen oft eine kleine Übung) über 80 Minuten streng und verlangte Ruhe und Disziplin. Da hatten sie diese wie von mir gewünschte Schlußphase auch verdient. Der einzige der das nur selten so zu ließ war eine Person: Ich...wieso ist man so blöde?

  • Ich habe das damals aus Sicht eines E-Trainers geschrieben. Sehe ich auch noch immer so. Ab D würde ich bei prägnanten gruppentaktischen Abläufen einfrieren. Ab C eingebettet in einem gruppentaktischen Thema auch unter Zuhilfenahme einer Taktiktafel, wenn denn die Truppe entsprechend empfänglich dafür ist. Das jedoch bis zum Schlussteil. Abschlussspiel
    sollte weiter freies Spiel bleiben. Zumindest sollte man mit dieser Einstellung da ran gehen.

    "Einfrieren" sollten man nur sehr selten verwenden, es bringt eh kaum etwas. Lieber einen Spieler aus dem Spiel raus holen, ihm die Sache gut erklären und ihn dann wieder rein schicken.


    Wenn es um individualtaktische Abläufe geht ( egal welche Altersklasse ) gebe ich Dir Recht. Sobald es um gruppentaktische oder gar mannschaftstaktische Elemente geht, wirst Du nicht ohne Einfrieren auskommen.

    Ich finde spielen lassen im Abschlussspiel wichtig.


    Ich auch. In sieben Jahren gab es nicht ein Training ohne. An "Kaspertagen" wohl mal stark verkürzt, aber es gab eins. Bis einschließlich E habe ich dabei ( jedenfalls ist es mir nicht in Erinnerung ) nie eingefroren. Ab und zu mal mit 'ner thematisch passenden Provoregel und das wars.
    Aber ab D geht für mich die Schulung von gruppentaktischen Elementen los. Und da laufen gerade in einem Spiel Situationen ab anhand deren man den Spielern den Sinn und Zweck des zuvor geübten sehr gut erklären kann, damit sie auch verstehen warum man es übt. Und das wollen wir doch, oder ? Intelligente Spieler und das ist für mich derjenige, der Handlungsalternativen als Rüstzeug hat und die im Spiel situativ anwendet. Wir Trainer sind dazu, die Alternativen zu schulen.

    -weil ich an den Ausgang des Folgespiels dachte...Ergebnisdenken
    -weil ich es nicht ertragen konnte, dass sie tatsächlich einfach spielen und ebend nicht mehr das abspulten, was wir als Tagesthema erarbeiteten.


    Punkt 1 mal außen vor. Punkt 2 ist menschlich. Es fällt keiner in ein psychisches Loch, wenn man es mal macht.

  • Andre


    Vielen Dank für deine ehrliche Beschreibung der Motive, die dich zu Beginn daran glauben ließen, immer dann, wenn etwas nicht so läuft wie du es dir vorstellst, das Trainingsspiel zu unterbrechen. Denn genau diese Denkweise führt auch dazu, dass Trainer später ins Spiel hineinrufen. Es bedarf viel Zeit, ein wenig Glück und schließlich eine große Portion Besonnenheit, sich seine Ziele so zu definieren, dass Spieler und Trainer zu Gewinnern werden.


    Die nachfolgenden Zeilen schrieb der chinesische Philosoph Konfuzius (500 Jahre vor Christus):


    "Sage es mir, und ich werde es vergessen.
    Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten.
    Lass es mich tun, und ich werde es können."


    Wie viel haben wir in den letzten 2500 Jahren dazu gelernt, das wir uns diese Zeilen noch heute in Erinnerung rufen können?

  • Danke für die super Antworten.


    Mein Output daraus


    Werde das Kommando "STOP" verwenden wie mehrfach von euch empfohlen.
    Warum: Weil es kurz u. prägnant u. exclusiv für diesen Zweck zu gebrauchen ist. Außerdem signalisiert es den Spielern am besten "keinen Schritt weiter", weshalb es ja auch im Straßenverkehr Verwendung findet.


    Werde es sparsam und geziehlt (Thema) einsetzen und wenn möglich im Abschlussspiel vermeiden.


    Lass es mich tun, und ich werde es können."

    Dabei kommt mir die Frage, ob Einfrieren nicht nur zur Fehlerermittlung dient, sondern auch besonders gelungene Aktionen herausstellen kann (Wiederholung derselben --> Aha, genau) ?


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • Dabei kommt mir die Frage, ob Einfrieren nicht nur zur Fehlerermittlung dient, sondern auch besonders gelungene Aktionen herausstellen kann (Wiederholung derselben --> Aha, genau) ?


    Was man da schon ganz gut machen kann ist eine gelungene Aktion explizit und deutlich erklärend loben, wenn sie abgeschlossen ist und damit sowieso eine Spielpause entstanden ist, wenn sich also der Ball im Aus befindet. Ggf. geht das auch nach einem Tor, das ist aber vermutlich nicht selten eine so emotional geprägte Situation, dass die Aufmerksamkeit der Spieler überfordert sein dürfte.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Gerne werde ich hier auch schreiben wie ich es bei meiner Nachwuchsmannschaft U-21 in der Schweiz.
    Bevor ich jedoch beginne mit dem einfrieren ja oder nein, werde ich ein bisschen ausholen...


    Theoretisch sollte man nie einfrieren, denn dies zu Konzentrations- und Rhytmusstörungen führt. Um dies zu verhindern gehe ich wie folgt vor.
    Am Sonntag analysiere ich den Spiel des Gegners in Form einer DVD (Habe jemand der für mich die Spiele der Gegner mit einer Kamera aufnimmt). Am Sonntag erstelle ich eine Videoanalyse des Gegners, da schneide ich wichtige Details aus dem Spiel heraus und erstelle einen Spielbericht mit den Spielauschnitten.


    Am Montag ist bei mir immer Sitzungstag mit dem Team. Da schauen wir uns das Spiel an, danach besprechen wir das Spiel, jeder Spieler bekommt noch dazu den Spielbericht und die geschnittene Szenen mit Bemerkungen als DVD.


    Am Dienstag simulieren wir die Schwachpunkte des Gegners auf dem Platz in Form von Übungen, wir versuchen Automatismen einzuspielen.
    Am Mittwoch simulieren wir die Stärken des Gegners und versuchen die auszuschalten ebenfalls mit Übungen auf dem Platz.
    Am Donnerstag haben die Spieler frei.(in der Regel ausser bei einer englischen Woche).
    Am Freitag simulieren wir die Schwachpunkte und Stärken des Gegners als (Wiederholung).
    Am Samstag morgen findet das Abschlusstraining statt, erst da wird eingefroren um wichtige Details zu perfektionieren. Am Samstag Nachmittag findet dann der Spiel statt.


    Sollte jemand fragen haben stehe ich gerne zur Verfügung.

  • Klingt Interessant.
    Da frage ich mich aber wann studiert Ihr denn eigene Abläufe ein? Nutzt Ihr wirklich die ganze Woche um euch intensiv auf den nächsten Gegner vorzubereiten oder sind finden zudem noch andere Übungsformen statt?

  • Sehr gute frage :)


    Die Grundautomatismen werden in der Meisterschafts-Vorbereitung eingeübt. Da reden wir von ca. 30% unserer Strategie.
    Der Rest ist grundsätzlich gegnerabhängig, das heisst wir suchen die Schwächen und Stärken des Gegners und passen unser Strategiesystem an den einzelnen Gegnern an.


    Ich habe auch einen Spielsystem entwickelt wo die Spieler relativ kurze Laufwege haben darum benötigen wir ca. 15% der Trainingseinheit für Kondition und Kraft in der Vorbereitungszeit.

  • wie ich es bei meiner Nachwuchsmannschaft U-21 in der Schweiz.


    Ich hab das nur zu Anfang noch mal hervor gehoben damit deutlich wird, dass man beim Thema Einfrieren ( =unmittelbare Reaktion des Trainers auf eine Trainingssituation im Abschlussspiel ) genau schauen muss/sollte welche Altersklasse man bedient. Mir geht es dabei um den Grund für das Einschreiten, also aus individual-, gruppen- oder mannschaftstaktischen Aspekten.

    Die Grundautomatismen werden in der Meisterschafts-Vorbereitung eingeübt. Da reden wir von ca. 30% unserer Strategie.
    Der Rest ist grundsätzlich gegnerabhängig, das heisst wir suchen die Schwächen und Stärken des Gegners und passen unser Strategiesystem an den einzelnen Gegnern an.


    30:70 Gewichtung. Das dürfte sich hauptsächlich auf die Mannschaftstaktik beziehen, sprich beispielsweise Mittelfeldpressing bei Gegnern mit stark aus der Mitte agierenden Spielern beim Spielaufbau, richtig ?
    Und Dein Spielsystem mit kurzen Laufwegen hört sich für mich eher nach deutlicher Gewichtung im gruppentaktischen Ablauf an, welche dann wieder flexibel in der Mannschaftstaktik angewendet werden, oder ?
    Womit wir ( hier aber klar auf Eure Altersklasse bezogen ) beim Thema wären. Wo friert Ihr mehr ein ? In der Gruppentaktik ? Und wäre es hier dann wirklich zielführend ? Sprich der Idealzustand wäre ja, wenn die Spieler eigenständig die richtigen Entscheidungen treffen. Das wäre aber eher in Spielformen zu trainieren und nicht im Abschlussspiel.
    Oder innerhalb der Mannschaftstaktik ?