Hallo zusammen,
einige interessante Beiträge zum obigen Thema habe ich hier und anderswo bereits gelesen. Dennoch möchte ich gerne einmal meine "Problematik" schildern:
In den letzten 2 Jahren habe ich die Bambini-Mannschaft unseres kleinen Dorfes "trainiert" (Training wäre falsch, es waren eher Spiel-, Sport- und Spaßstunden). Dabei haben wir auch so einige Freundschaftsspiele bestritten, mal gewonnen, mal verloren. Zudem habe ich in dieser Zeit den Trainerschein gemacht (wo m.E. das Training mit E-, F- und G-Jugend zu kurz gekommen ist). Seit diesem Sommer trainiere ich nun mit einer engagierten Kollegin unsere F-Jugend, 20 Kinder stark. Neben einer Fortbildung in Hennef (Training mit E-/F-Junioren - sehr empfehlenswert!) habe ich auch Einiges an Lektüre verschlungen. Theoretisch so gestärkt und auch von den Ausbildungszielen des DFB für die F-Jugend überzeugt haben wir dann vor wenigen Wochen einen Elternabend absolviert und die Eltern (die überwiegend ergebnismäßige Erfolge erwarten) mit diesem Thema konfrontiert. Dort haben wir anschaulich und wortgewandt verdeutlicht, dass uns die RICHTIGE Ausbildung der Kinder wichtiger ist als der Erfolg bzw. das Resultat. Weiterhin ist uns wichtig, dass alle Kinder in etwa gleichmäßig spielen, um Erfahrung zu sammeln. Davon konnten wir vermutlich auch die meisten Eltern überzeugen.
Für den Spielbetrieb haben wir 2 Mannschaften gemeldet, eine für die sog. FAIR-PLAY-Liga und die andere in einer "normalen" Staffel. Besonderheit in der FAIR-PLAY-Liga ist, dass kein Schiedsrichter vorhanden ist (die Kinder sollen selbst entscheiden), die Eltern mind. 15m vom Spielfeld entfernt stehen und die Trainer sich bis auf die nötigsten Anweisungen zurückhalten. Idee dahinter: Die Kinder spielen/ausprobieren lassen.
In unseren beiden Mannschaften spielen alle Kinder, unabhängig vom Können. Zudem findet bei uns auch ein regelmäßiger Wechsel der Positionen statt (jeder soll mal Erfahrung als Torwart, Abwehrspieler oder Stürmer sammeln - natürlich nicht alles in einem Spiel). Fast alle unsere Kids sind sehr klein und jung (sowohl beim 2002er als auch beim 2003er Jahrgang sind sie zumeist von November und Dezember), verfügen nur über eine geringe Schnelligkeit und Schusskraft (lässt sich m.W. aber auch noch nicht trainieren).
So weit, so gut bzw. so die Theorie. Praktisch sieht es so aus, dass auch in der FAIR-PLAY-Liga sich kaum ein Trainer mit lautstarken Daueranweisungen zurück hält. Zudem besteht der Eindruck, dass auch hier ausschließlich das Erfolgsdenken vorherscht. Unsere bisherigen 7 Spiele haben wir allesamt verloren. Lediglich ein gegnerischer Trainer pfiff einen unberechtigten Elfmeter für uns, um auch unseren Kids ein Erfolgserlebnis zu verschaffen und spielte zudem eine komplette Halbzeit mit einem Kind weniger. Bei allen übrigen ging es auch beim Stand von 9:0 eher darum, dass Ergebnis noch zweistellig zu gestalten, als uns irgendetwas zu gönnen. Erstaunlich ist auch, dass es bei anderen Mannschaften kaum einmal "schlechtere" Spieler zu geben scheint (und wir haben so einige, "denen man das Fussballspielen nicht mehr beibringen kann" - Zitat eines verkappten Bundestrainer-Elternteils, nicht meine/unsere Meinung!). In den Spielen selbst bin ich regelmäßig erstaunt, wie perfekt unsere Gegner schon Doppelpässe, Finten und Positionsspiele (z.B. Auf-/Nachrücken) beherschen. Viel schlimmer aber: Ich merke, dass ich auch selbst immer wieder in Richtung Erfolg denke und versucht bin, die Schwächeren weniger spielen zu lassen (weil man dann ggf. ein Gegentor bekommt statt vielleicht selbst eins zu schießen). Frustrierend ist auch, dass vieles, was wir den Kindern immer wieder erklären (z.B. "Wer am nächsten dran ist, geht zum Ball/Gegenspieler, die anderen achten auf Gegenspieler und helfen dem ersten nur, wenn er seinen Zweikampf verliert."), im Eifer des Gefechts vergessen wird. So rennen dann doch wieder 4 - 5 gleichzeitig auf den ballführenden Spieler zu und lassen mehrere Gegenspieler frei/ungedeckt. Oder der Torwart bleibt mal wieder wie angewurzelt auf der Linie stehen, statt rauszulaufen. Wohlgemerkt: Es geht mir hier nicht ums drohende Gegentor, sondern den Wunsch, dass die Kids versuchen die Anweisung zu behalten und umzusetzen, auch wenn dann der Ball im Tor zappelt.
Fürs Training (2x wöchentlich) erstellen wir monatlich einen Plan, der zumeist mit altersgerechten Übungen vom DFB (Training online) bestückt ist. Die Übungen wiederholen wir nach kurzer Zeit mindestens einmal, da die Kinder sie dann besser verstehen und beherrschen. Wir sind beim Training mindestens zu zweit, manchmal auch mit drei Trainern/Betreuern, so dass wir kleinere Gruppen bilden und mit den Kids intensiver arbeiten können. Eigentlich ist ja auch bekannt, wie man es schafft, dass die Kinder das Gesagte/Gelernte auch umsetzen: wiederholen, wiederholen, wiederholen. Schätze, hier ist Geduld, sehr viel Geduld gefragt.
Meine Frage: So weitermachen und von den Spielergebnissen überhaupt nicht beeinflussen lassen? Müsste sich nicht die richtige Ausbildung auch in Erfolgen niederschlagen? Bilden wir vielleicht doch nicht richtig aus? Wie baut man Eltern und Kinder denn nach der 10. oder 20. Niederlage in Folge wieder auf und macht ihnen Hoffnung fürs nächste Spiel? Wieviel Geduld müssen wir Trainer mitbringen, um Fortschritte zu sehen (wie gesagt, dass heißt nicht gleich im Ergebnis, sondern nur, dass die Kinder bestimmte Sachen versuchen umzusetzen)? Gibt es vielleicht auch alternative Trainingsmethoden?
Vielen Dank vorab für ein paar ernstgemeinte und hilfreiche Rückmeldungen.
Beste Grüße
Micha71 ![]()
