Profifußball Paradoxum der Moderne?

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  • Ich habe heute in der Tagespresse folgenden -wie ich finde interesannten Text- gelesen. Ich zitiere diesen Text mal teilweise, ...es handelt sich um ein interessantes Buch, das ein hiesiger Sportreporter gelesen hat (Fußball als Paradoxon der Moderne). Dem Reporter geht es nicht um den Verkauf des Buches, sondern reinweg um das Thema...und mir auch ;) ...wie immer, los gehts:


    Fußball und Moderne sind zwei Dinge, die - so könnte man meinen - schlecht zusammenpassen. Soziologin aus Bielefeld, stellt zum Beispiel die Frage, warum sich niemand daran stört, wenn beispielsweise Franz Beckenbauer das Klischee von der "angeborenen Geschmeidigkeit der Afrikaner" pflegt. Oder: Warum finden wir die Existenz von Ausländerregelungen inder Bundesliga so selbstverständlich.? In jedem anderen Funktionssystem (also überall ausserhalb des Fußballs), wären derartige partikularistische - http://de.wikipedia.org/wiki/Partikularismus - Diskriminierungen hochgradig legitismationspflichtig....man könnte auch sagen....(meine Worte) rassistisch. Nur im Fußball und im Sport generell werden nationale, ethnische sowie geschlechtliche Zuschreibungen unhinterfragt akzeptiert.


    Woran liegt das? Sind wir alle rassistisch veranlagt? Vorrausgesetzt dass ist nicht in Ordnung, ....müßte dann nicht auch die Ausländerregelung (Quote) in der BL abgeschafft werden? Dürfte der schwächste Bundesligist nicht auch die beste Dame ins Team aufnehmen? Gruß Andre

    5 Mal editiert, zuletzt von Andre ()

  • Nein, das hat doch nichts mit Rassismus zu tun. Wir alle sind doch froh, wenn immer mehr internationale Top-Stars wie Robben, van Nistelroy, Raul und Co. in unsere Bundesliga kommen.
    Die Diskussion um die Ausländerregelungen fingen meines Wissens wieder an, als wir mit unserer Nationalmannschaft die Krisenzeiten hatten (1998-2004 mit der kleinen Ausnahme 2002). Da wird dann immer überlegt, was man machen kann, um die deutschen Talente zu fördern, weil häufig günstigere Profis aus dem Ausland verpflichtet wurden/werden. Klar, dass man sich da mehr deutsche Talente gewünscht hat. Aber ich denke, dass sich die Diskussion mittlerweile erübrigt hat.


    Dennoch wäre ich einer Regelung, die den Einsatz einer bestimmten Zahl einheimischer Spieler vorgibt, nicht in Gänze abgeneigt. Bedingung wäre für mich aber, dass die Fifa oder Uefa das flächendeckend vorschreibt. Das, was wir jetzt haben mit mind. 5 Spielern oder so im Kader ist doch eher Unsinn.

  • Jaa, ...alles richtig...aber kommt es nicht auf etwas anderes an?


    Wenn Firmen in Deutschland für eine bestimmte Arbeit Stellenausschreibungen international durchführen, ....sind da die Zahlen für die Arbeiter aus dem Ausland reglementiert?


    Könnten da nicht so viele den Job annehmen, wie es nötig ist, wies möglich ist....da gibts -soweit ich weiss- überhaupt kein Stop. Das gibt meines Wissens (muß ja nicht stimmen) die Gesetzeslage überhaupt nicht her und das hat seinen Grund, den man vermutlich auch in der Geschichte findet.


    Wer hier nun dran kratzt, muß aufpassen, wie er sich ausdrückt, sonst kommt er schnell in Teufels Küche, vor allem dann, wenn er in der Öffentlichkeit steht. Derjenige kommt schnell in den Dunstkreis dessen, was er nicht will und wo er vielleicht auch nicht hingehört, ....Rassist...usw.


    Im Fußball wird darüber offen gesprochen, ..so wie du es gerade selber "getan" hast. Wieso? Und deshalb meine Frage: Wieso äussert man sich hier auch von höchster Stelle so offen und niemand sagt was negatives dazu, ...alle schweigen, ...sogar die Presse. Auch ein Beckenbauer....unangetastet, ...womit ich überhaupt nicht ausdrücken will, ...das Beckenbauer in den Dunstkreis solcher Menschen gehört, ...ganz im Gegenteil...das hat er bewiesen.


    Und ferner ....könnte es sein, dass die Quote im Fußball -im Bezug auf ausländische Mitspieler- aus o.g. Gründen nicht o.k. ist, ....diese -wenn den mal einer Klagen würde- gekippt würde. Würde bedeuten, ...jeder kann auch im Fußball so viele Einstellen wie er möchte und umgekehrt hätten auch mehr Deutsche mehr Chancen im Ausland.

  • Ich schätze die meisten Leute und dazu zähle ich auch empfinden es einfach nicht als eine Form von Rassismus, wobei man es bei näherer Betrachtung wohl so sehen kann. Die Argumentation der Soziologin ist da ja nachvollziehbar. Ich denke aber, wenn ein Franz Beckenbauer die Unterschiede einer Fußballnation darlegt muss das nicht gleich rassistisch sein mit der Absicht jemanden zu diskriminieren.
    Ich vage aber zu bezweifeln, dass Ausländer-Begrenzungen vor dem EuGH Bestand hätten. Wenn da einer zweiter Bosman käme, würden solche Limits fallen.

  • ganz billige polemik die mal wieder auf dem rücken des sports nummer 1 ausgetragen wird.


    schreib dem verfasser mal ne mail und frag ihn wieviele verbände es gibt, wer alles keine "ausläderregelung" hat und was der sinn und zweck dieser regelung ist/war. ;)

    "der runde steht im eckigen!"

  • Es wurde bei der Änderung zwar nicht groß beachtet, aber...: Es gibt in der Bundesliga keine Ausländerbegrenzung mehr.


    Es gibt lediglich die Local Player Regelung, die eine Mindestanzahl an vom Verband/Verein ausgebildeten Spielern verlangt. Das führt bei relativ begrenzter maximaler Kadergröße sicherlich zu einer automatischen Obergrenze an ausländischen Spielern - aber eine Ausländerbegrenzung gibt es definitiv nicht mehr.


    http://www.bundesliga.de/de/dfl/fragen/

  • @Co.Trainer, ...dann nenn doch mal den Sinn und Zweck dieser Regelung ;) ,...dann wären wir vermutlich weiter beim Thema.


    Follkao, ...der Link ist ja sehr interessant, nur gefunden habe ich das nicht, ...kann ja noch werden. Ich unterstelle jetzt, dass deine Angabe korrekt ist, ....


    Grundregel vor Spezialregel. Grundregel wäre: ...ist abgeschafft. ACHTUNG Hintertür: Spezialregel: Local Player Regel... ;) ?


    Zudem der Gedanke, ....es wird von der Bundesliga gesprochen. Die Soziologin spricht von der höchsten Liga/konkret vom Profifußball in Deutschland und nicht von den Ligen darunter. Tut sie das wohl mit bedacht?


    Gruß Andre

    2 Mal editiert, zuletzt von Andre ()


  • Das steht unter Fragen zum Thema Spielbetrieb. Ich kopier´s hier mal komplett rein:


    Wie viele EU und NICHT-EU-Ausländer dürfen in der Bundesliga und 2. Bundesliga spielen?
    Zur Saison 2006/2007 wurde die Ausländerbegrenzung definitiv aufgehoben - darauf einigten sich Ligaverband und Deutscher Fußball-Bund (DFB) am 21. Dezember 2005 im Rahmen einer Mitgliederversammlung. Dementsprechend wurde die bei der UEFA praktizierte Local-Player-Regelung zur Förderung des Nachwuchses eingeführt, gleichzeitig entfiel die damals geltende Limitierung von Nicht-UEFA-Ausländern.


    In der Spielzeit 2006/2007 müssen mindestens vier, in der Spielzeit 2007/2008 mindestens sechs und in der Spielzeit 2008/2009 mindestens acht lokal ausgebildete Spieler bei dem Verein/der Kapitalgesellschaft als Lizenzspieler unter Vertrag stehen.


    Ein vom Club ausgebildeter Spieler ist ein Spieler, der in drei Spielzeiten/Jahren im Alter zwischen 15 und 21 Jahren für den Verein/die Kapitalgesellschaft spielberechtigt war. Ein vom Verband ausgebildeter Spieler ist ein Spieler, der in drei Spielzeiten/Jahren im Alter zwischen 15 und 21 Jahren für einen Verein/eine Kapitalgesellschaft im Bereich des DFB spielberechtigt war.


    Bei der Local-Player-Regelung spielt die Nationalität übrigens keine Rolle. Messi -obwohl Argentinier- ist für Barcelona ein Local-Player.


    Ich glaube bei dieser Diskussion geht es weniger um tatsächliche als um gefühlte Regelungen. Es gibt diese Regelung nicht aber alle wünschen sich unabhängig davon, dass junge, deutsche Spieler Chancen erhalten. Und an diesem Wunsch findet die Gesellschaft nichts Verwerfliches. In anderen Bereichen fände die Gesellschaft einen vergleichbaren Wunsch durchaus verwerflich.
    Würdest Du Wert darauf legen, dass die Büroräume Deines Arbeitgebers von jungen, deutscen Putzfrauen gereinigt werden, wäre es verwerflich. Legst Du Wert darauf, dass Dein Lieblingsclub junge, deutsche Spieler spielen lässt, sieht es gleich anders aus.


    Warum ist das so? Ein Grund ist sicherlich, dass wir keine Nationalmannschaft der Raumpfleger haben...;)


    Fußball (und hier speziell die Nationalmannschaft) hat bei uns (und auch in anderen Ländern) einen Stellenwert von nationalem Interesse. Kanzlerin und BuPrä fahren zu WM-Spielen nach Südafrika. Für eine WM im Ringtennis machen die das nicht...

  • Kein Problem:


    -Fußball als Paradoxon der Moderne-
    Zur Bedeutung ethnischer, nationaler und schlechtlicher Differenzen im Profifußball
    Marion Müller, Soziologin aus Bielefeld
    Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009


    Gruß Andre

  • Sport ist und bleibt halt Sport. Es geht dort weniger politisch zu (auch wenn das leider mehr wird), es geht um weniger Arbeitsplätze und wenn dann meistens nicht um existenzielle. Also diskreminiert man einen Ausländer, der nicht von einem Profifußballclub unter Vertrag genommen wird weniger als den Ausländer, der den Job bei Aldi nicht bekommt.

  • Ich glaube es geht hier vor allem um die Identifikation mit lokalen Gegebenheiten. Ich denke das ist ein natürliches Bedürfnis von Menschen. Den "Ausländer" der in der dritten Generation hier aufgewachsen ist, nimmt man als "Ausländer" doch so garnicht mehr war. Da sagt jeder, dass ist einer wie ich, der halt auch schaut, dass er so gut wie möglich durchs leben kommt, wenn er Büros putzt, Gemüseläden betreibt usw.
    Im Sport müssen Ausländer aber mit dem Vorurteil kämpfen nur die Kohle abzuzocken die ja mehr ist als die meisten Fans verdienen. Dieses Geld sieht der Fan dann halt lieber in den Nachwuchsspieler investiert als in irgendeinen Spielen aus Turkmenistan. Die Spieler eines Vereins verändern sich eben regelmäßig, Fan bleibt man aber ein Leben lang. Frag mal einen BVB-Fan ob es ihn stört, ob ein Dede Braslianer ist oder einen Clubfan nach Marek Mintal oder Javier Pinola. Denen sind diese Spieler mit Sicherheit wesentlich lieber als ein Mario Gomez oder Kevin Kurany. Frag aber im Gegenzug mal einen Clubfan nach Charisteas oder Boakye und du wirst erstaunt sein. Da sind Fans meiner Meinung nach sehr sensibel und sehen das Geld, das sie für den Eintritt bezahlen möglicherweise falsch investiert und akzeptieren daher solche Aussagen, weil sie meinen, dass das Geld so vielleicht besser ausgegeben wird.