Hallo werte Trainergemeinde!
Ich würde gerne mal eure Meinung zu diversen Vorkommnissen lesen, mit denen ich im Verein konfrontiert werde. Dazu schreibe ich vorab mal die Rahmenbedingungen auf:
E 1, Altjahrgang, betreut von einem Trainer namens X., seit Jahrzenten Jugendtrainer mit C-Lizenz.
E 2, Jungjahrgang, betreut von Trainer Y., seit ca. 3 Jahren Jugendtrainer ohne Lizenz, nebenher Vereinswirt (seit 1 Jahr)
E 3, gemischter Jahrgang, betreut von mir, seit 2 Jahren Jugendtrainer, C-Lizenz-Prüfung vor der Tür
Im letzten Jahr trainierte X. die E 1, war Koordinator, Y. trainierte die F 1, ebenfalls Koordinator, ich trainierte die E 2. Ich schaute mir vieles von X. ab, da ich neu als Jugendtrainer arbeitete, und ausser meinem Elan und Enthusiasmus, sowie Lernbereitschaft keinerlei Vorkenntnisse mitbrachte. Ich besuchte jedoch möglichst viele Kurzschulungen, um mir Wissen anzueignen. Schliesslich möchte ich nicht nur wissen, was ich trainieren soll, sondern auch warum ich diese oder jene Übung trainieren lasse. Das die Spielform "Leibchenfangen" ein gut getarntes Konditionstraining ist und nebenbei die koordinativen Fähigkeiten sowie die Übersicht schult, wäre mir ohne Erläuterung wahrscheinlich nicht sofort klar geworden. Insofern war ich nach kurzer Zeit mit allerlei theoretischem Wissen ausgestattet, und übernahm dann alleinverantwortlich die E2, um alles in die Praxis umzusetzen. Schnell fand ich auch eine für mich und die Kinder angenehme Mischung aus Strenge und Lockerheit, damit wir alle Spaß am Training und den Spieltagen hatten. Man könnte sagen, ich bin Fan von "Zuckerbrot und Peitsche". Ich versuche immer nett zu sein, aber wenn einer aus der Reihe tanzt, gibts Saures! Einen Leistungsgedanken gab es bei mir von Anfang an nie, auch wenn ich immer wieder dazu neige, gute Leistung (menschlich zählt mehr als sportlich!) auch zu belohnen. Wer sich anstrengt, sollte auch belohnt werden. Selbst, wenn er das Ziel nicht erreicht. Der Wille zählt!
Zu Beginn dieser Saison wechselte Y. mit seiner kompletten F1 in die E-Jugend. Ein Teil der alten E1 ging in die D-Jugend, genauso einige meiner ehemaligen E2-Spieler. Eingeteilt wurde nach Jahrgängen, dann nach Leistung. Sprich: Alles, was in Augen von X. und Y. nicht gut genug für ihre Mannschaft ist, kam zu mir. Gefragt wurde ich nicht. Ich wusste nicht einmal davon, wer welche Mannschaft betreuen soll, sondern wurde vor vollendete Tatsachen gestellt. Aber gut, damit konnte und kann ich leben. Als "Neuling" im Verein halte ich lieber erstmal die Klappe.
X. und Y. sind privat dicke miteinander, und gönnen sich auch öfter mal 1, 2, oder 10 Bier im Vereinsheim. Ich habe mich aus diesem "Bund" irgendwann verabschiedet, denn sowas ist zwar mal ganz nett, sollte aber nicht zur regelmässigkeit verkommen. Zudem wurde es mir auf Dauer zu blöd, das in dieser elitären Runde auch über so ziemlich alle Trainer und Eltern im Verein hergezogen wurde. Ich mag zwar nicht der Älteste sein, und mit gerade 28 Lenzen eher zur Garde der "jungen Kräfte" gehören, aber eines habe ich mir im Leben bereits gemerkt: Wer in deiner Anwesenheit über andere lästert, der lästert in deiner Abwesenheit auch über dich! Eine "Weisheit", die sich im Laufe dieses Jahres mehr als wahr herausgestellt hat. Das war für mich übrigens auch der Grund, aus dem von X., Y., einem anderen Trainer und mir gegründeten Förderverein der Jugend unseres Vereins auszuscheiden, in dem ich Vorstandsmitglied war.
Die Saison fing mehr als mässig an. Während die E1 und E2 Siege einfuhren, kassierten wir nur zweistellige Klatschen. Warum das so war, erschloss sich mir recht schnell. Jene ehemaligen Spieler von mir, die in dieser Saison für die E1 nicht gut genug waren, waren von Anfang an absolute Leistungsträger in der Mannschaft, die neu hinzugekommenen Spieler aus der F-Jugend waren einfach unterirdisch. Deren Training in der letzten Saison hatte nur was mit Beschäftigungstherapie zu tun, aber garantiert nichts mit Spielformen, die irgendwelche Trainingsziele unterstützen sollen. Das wurde mir auch von den Eltern so bestätigt, und auch Y., der ja letztes Jahr Koordinator der F-Jugend war bestätigte, das deren ehemaliger Trainer total überfordert war.
Die Niederlagen wurden dann allerdings irgendwann knapper, und so langsam wird eine Mannschaft aus der bunt gemischten Truppe. Hartes Durchgreifen war dafür notwendig, aber so langsam pendelt es sich ein. Mittlerweile haben auch die "Schwachen" fussballerisch zugelegt, und mit reichlich Zureden und Motivieren traut sich ja selbst die größte Talentfreie Zone auf dem Platz mal was zu. Solche kleinen Fortschritte motivieren mich dann immer für die nächsten Monate! Ausserdem wird in der Rückrunde ja alles leichter für die Jungs.
Von X. und Y. kapselte ich mich im Laufe des Jahres immer weiter ab. Wir reden normal miteinander, aber was die Mannschaften angeht, wechsle ich schon lange kein Wort mehr mit denen. Vielmehr zählen für mich nur die Kinder, die ich trainiere. Zu den Eltern habe ich beste Verhältnisse geschaffen. Was man durch Reden nicht so alles erreichen kann... Die Trainingsbeteiligung ist auch überragend geworden. Oft kommt es vor, das bei leichtem Regen aus der E1 und der E2 je 5 Kinder da sind, von meiner Truppe tummeln sich aber glatt 10, 11 (von 14) auf dem Platz. Das ist zwar nichts, was man sich in den Lebenslauf schreiben kann oder sollte, bestätigt mich aber darin, das ihnen mein Training Spaß macht. Und mein Training ist mitunter körperlich verdammt anstrengend! Nur merken die Kinder das nicht... kein Wunder, wenn man alles in Spielformen verpackt
Da wir alle drei zur gleichen Zeit trainieren, hört man die anderen Trainer ja auch mal, wenn sie lautstark ihrem Unmut Luft machen... ein "Was soll das? Was macht ihr denn da? Gebolzt wird in der E3, HIER wird Fussball gespielt" kam nun schon öfter. Ich nehme das Kopfschüttelnd zur Kenntnis. Meine Jungs bekommen das aber leider Gottes auch mit. Ich greife dann ein, und lenke sie ab. Klappt meist ganz gut. Darüber reden werde ich mit den beiden Trainern nicht, das ist mir schlichtweg zu dumm geworden. Wie ich bereits erwähnte, lästern Menschen über jeden, wenn sie überhaupt lästern. So kam es dann auch zu folgender Situation:
Ein Spieler der E1 (eine wahre Augenweide, der Junge! Er spielt clever, zeigt Präsenz auf dem Platz, und ist technisch verdammt versiert! Wirklich, absolut talentiert!) brachte einen Freund mit zum Training. Sein Freund ist ebenfalls Altjahrgang, kommt also zuerst mal für die E1 in Frage (diese setzt sich bei uns aus einem reinen Altjahrgang zusammen). Er ist nicht untalentiert gewesen, aber das erste Mal bei einem Vereinstraining aufgetaucht. Dementsprechend durchwachsen war auch sein Training. An sich ja kein Problem. Die Worte des E1-Trainers nach dem Training: "Entweder lässt du den Freund von deinem Sohn ab jetzt zuhause, oder er kommt in die E3!" Bumm! Solche Aussagen sprechen Bände! Lieber gar kein Fussball, als in meine "Gurkentruppe", oder wie?! Dummerweise ahnt der Trainer aber nicht, das ich davon weiss...
Die E1 setzt sich zum Teil ja - wie erwähnt - aus Spielern zusammen, die ich letztes Jahr in der E2 trainiert habe. Es kam mittlerweile öfter vor, das der ein oder andere zu mir kam und sagte, er wolle wieder bei mir spielen. Ich verhalte mich da immer diplomatisch und stelle mich doof, und frage daher einfach nur lapidar nach dem "Warum?". Als Antwort kommt immer wieder: "Der X. schreit nur!" Ich muss sagen, ich schreie auch ab und zu. Allerdings nur dann, wenn ich es vor mir selbst verantworten kann. Und selbst wenn, dann versuche ich gegenüber den Kindern auch zu begründen, warum mir das und dies und jenes gerade nicht gepasst hat. Allerdings kann man wohl den Schluss ziehen: Die unzufriedenen Kinder, die in der E1 sportlichen Erfolg haben, wollen wieder zu mir. Wohlwissend, das bei mir der sportliche Erfolg nicht gegeben ist.
Ich mache nebenher meine C-Lizenz, und wir dürfen Kinder dort mit hinbringen, die dann auch mitspielen. Da ich weiss, das alle Trainerkollegen dort beim Fussballspielen auch Rücksicht nehmen, und nicht zu hart rangehen, oder mit voller Wucht aufs Tor prügeln, wenn die Kinder dabei sind, nehme ich regelmässig zwei Ehemalige mit, die in der D-Jugend spielen. Die Eltern freut es, die Kinder sind begeistert. Von X. und Y. werde ich dafür oft dumm angeschaut, und einer der beiden hat dies dem D-Jugend-Trainerteam (bestehend aus 3 Trainern) "berichtet". Daraufhin kam es zu einer unschönen Situation. Ich wurde von den dreien zur Rede gestellt. Die Jungs seien aufgrund dieser Aktion Samstags total platt etc. Ausserdem seien sie Ansprechpartner, falls ich sowas plane. Nunja. Die Eltern und ich sind der festen Überzeugung, das eben die Eltern die Ansprechpartner seien. Ein ausgesprochenes Verbot des Trainerteam stieß bei den Eltern, den Jungs und mir auf taube Ohren. Das X. und Y. aber überhaupt "Petze" spielten (und ich weiss von Eltern, das sie es waren. Diese haben es live mitbekommen.) versetzte mir gleich wieder einen Tiefschlag. Vorne herum noch sagen "Was geht die das denn an?", und hinterrücks tratschen gehen...
Bisher schweige ich den beiden gegenüber, und lasse mir nicht einmal was anmerken. Diese ganzen Kleinigkeiten bewahre ich mir auf, und zum Saisonabschluss, wenn besprochen werden soll, wer welche Mannschaft übernimmt, und von den beiden Ansprüche kommen, wird das aber Verwendung finden.
1. Sehe ich das Ganze zu überspitzt?
2. Sollte ich derlei Sachen an den Vorstand herantragen?
Mit den beiden reden kommt für mich nicht in Frage. Im Laufe der Zeit hat sich herausgestellt, das sie zwar mir gegenüber einlenken würden, aber hinter meinem Rücken alles so weiterläuft wie bisher.