Philosophien im unteren Jugendbereich/BOS ab der F oder nicht?

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  • Philosophie des Dfb für den unteren Jugendbereich ist, die Kinder spielen zu lassen. Dribbeln, später Dribbeln und Passen, dazu Torschuss, alles im Sinne der Ausbildung im 1 gegen 1. Diese Ausbildungsziele betreffen die Individualtaktik, in Teilen die Gruppentaktik. Ungewünscht sind die Elemente der Mannschaftstaktik; Ausnahme hier, das grobe Vorgeben der Aufstellung, wobei es auch hier Stimmen gibt, die da sagen, dass man sich auch das in diesem Altersbereich sparen kann, .....man sollte vom Tore verhindern und Tore schießen sprechen -so habe ich es jedenfalls verstanden und für mich als "gut" befunden. Tore verhindern bedeutet für mich, dass der intelligente Spieler bei Ballbesitz des Gegner einen Gegenspieler in Manndeckung nimmt. Das fördert u.a. nach einem Paß auf diesen das 1 gegen 1.


    Eines ist gem. Dfb-Philosophie unerwünscht, ....die Mannschaftstaktik. Mannschaftstaktik bedeutet u.a., dass Verschieben der gesamten Mannschaft, sowohl in der Vorwärts. -und Rückwärtsbewegung, als auch seitwärts. Das Verschieben der Mannschaft geschieht Richtung Ball (BOS=ballorientiertes Verschieben), wobei damit nicht gemeint ist, dass die Spieler wie bei den Minis auf den Ball stürmen, sondern sie verschieben sich innerhalb ihrer vorgegebenen Positionen. Diese Philosophie wird lt. User Willi in seinem Bundesland (B.-Würtemberg) bereits für die F Jugend seit 20 Jahren propagiert.


    Ein anderer User schrieb hierüber einmal -etwas aus dem Zusammenhang wiedergegeben- ....warum wir (z.b.die Nrw-Trainer) den Spielern das sich Verschieben nach der Minizeit für die F und E Zeit abtrainieren (sie tun das doch bei den MInis schon in einer gewissen Form), um es dann in der D oder spätestens C Jugend wieder zu aktivieren?


    Willi schrieb -antwortete- auch, ....das das Spiel im 1 gegen 1 etc. hierunter nicht leiden würde, das würde ansonsten genau wie bei der Dfb.-Philosophie betrieben.


    Meine Frage: Was ist dran am BOS ab der F, macht es Sinn oder wird der Spielwitz unterdrückt? Wie seht Ihr das? :whistling:?(:):rolleyes:

  • Wie du ja schon geschrieben hast, beherrschen die Bambinis das ballorientierte Verteidigen wie keine zweite Mannschaft! Meiner Meinung nach vertreibt man regelrecht die Einstellung, sich mehr auf den Ball als auf den Gegner zu konzentrieren, indem man (direkte) Manndeckung praktiziert. In dem Moment, in dem ich einem Spieler sage: Das da ist dein Gegenspieler, und wenn er aufs Klo geht, gehst du mit! braucht sich der Spieler viel weniger sorgen um den Ball als um seinen Gegenspieler zu machen. Somit geht die Ballorientierung verloren.
    Sicherlich ist die Ballorientierung bei den Minis extrem, aber das ist doch ein Punkt, an dem sich Aufbauen lässt.


    Und ich denke nicht, dass es hinderlich für die Lernziele ist.

  • Meine Frage: Was ist dran am BOS ab der F, macht es Sinn oder wird der Spielwitz unterdrückt? Wie seht Ihr das?


    Wichtig ist doch die Erkenntnis, daß Kinder - beginnend bei den Minis - "von Natur aus" alles richtig machen ... Rudelfußball als BOS in Reinform!


    Bei der Frage, ob man das in der F evolutorisch löst und die Kids weiterhin einfach spielen läßt bis die Aha-Effekte von selber kommen, oder ob man ihnen mit einem Tannenbaum- oder 3-3-System etwas auf die Sprünge hilft, handelt es sich nach meiner Meinung nach um Nuancen, derentwegen sich kein "Glaubenskrieg" lohnt.




    Etwas anders stellt sich der Fall dar, wenn ab der F mit den bekannten Todsünden wie Feste Positionen, Joystick-Regie, Manndeckung, letzter Mann gearbeitet wird. Das geht überhaupt nicht und dafür lohnt sich's auch, "in den Krieg zu ziehen" ... sorry; für die Pazifisten: ... missionarisch tätig zu werden.

  • Hallo Leute, ich wundere mich darüber, dass dieses Thema nicht angenommen wird. Ich finde -nicht weil ich der Schreiber bin!- das die Sache eklatant wichtig ist. Ich wollte hier keine Podiumsdiskussion starten, um gewisse Meinungen/Leute dann an die Wand zu tackern, weil ihre Meinung hierzu nicht kindgerecht oder Dfb-Konform ist. Ich würde mich freuen, wenn z.B. ein "Dfb-Philosophie-Anhänger" - also ein Trainer der hier eher Spielen läßt, und nicht mannschaftstaktisch im unteren Jugendbereich aggiert - hier mal darstellt, ob er fest und ohne Zweifel an der Philosophie festhält oder ins Grübeln kommt, weil das eine das andere nicht ausschließt. Ich grübel jedenfalls derzeit und deshalb sind mir Eure Meinungen wichtig! Gruß Andre

  • Ich finde BOS bei Minis / F absolut nicht angebracht.


    Die Rudelbildung ist doch fantastisch, gerade für die Knirpse: sie wollen an den Ball treten, das reicht für einige schon um Spaß zu haben.
    Wenn dann noch ein Tor bei raus kommt freut es nicht nur den Torschützen.
    Den Stolz, ich habe im Spiel den Ball berührt, kann man doch in jedem Gesicht sehen.


    Gerade bei Minis und F, habe ich als Trainer andere Aufgaben >> Motivator, Clown, Fürsprecher


    Wenn du in der Phase, das Rudel auseinander reißt, und davon bin ich überzeugt, werden viele die Lust am Kicken verlieren.
    Warum???
    Man nimmt ihnen das weswegen sie eigentlich kommen, den Ball.
    Zumindest trifft dies bestimmt auf 80% der Jungs zu.


    AusnahmeTalente, die mit Beidfüssigkeit und Spielintelligenz geboren super Söhne und Töchter, wurden natürlich ausgenommen. :D :D


    Bestes Beispiel ist doch immer wieder der schreiende sogenante Trainer am Spielfeldrand. (siehe MDR Sendung, vor einer Woche)
    Da könnt ich immer an die Decke gehen, ich glaube manche tuen nichts anderes, bei der Lautstärke die teilweise erreicht wird.


    Die Trainer einer E freuet sich doch über jedes Kind welches im koordinativen Bereich gut ausgebildet ist.
    Sollte es dann noch den Ball treffen und nicht drüber stürzen ist das eine Bereicherung.


    Glaube auch das es gerade bei den Minis viel zu schnell in Überforderung endet.
    laufen, Ball spielen, abgeben, freilaufen, Mann decken, dem Geschrei vom Trainer lauschen, Mama und Papa schreien auch immer wieder gerne mit rein,
    wenn ich jetzt noch auf meiner Position warte bis was passiert... hab ich alles richtig gemacht usw...


    "Ich will doch nur Ball spielen."

  • Hi Kickme, schön das sich wenigstens mal einer reuspert, danke.


    Du schreibst, dass du es nicht schön findest, wenn man es bei den Minis abgewöhnt. Um die Minis geht es in so fern nicht, als das sie ja genau das tun, was die BOS-Anhänger wünschen, ...sie verschieben sich Rtg. Ball und man gewöhnt es ihnen ab der F nicht wie bei den Dfb.-Anhängern ab, sondern führt es -sagen wir mal- in geordnete Bahnen ab der F. Genau dieses Abgewöhnen ab der F will man ja beim BOS (Ballorientiertes Verschieben) nicht. Man will dass sie Rtg. Ball gehen und findet es unnötig, den Spielern nach den Minis, also ab der F dieses zum Ball Orientieren abzugewöhnen. Man nutzt dieses angeborene Verhalten und leitet es offensichtlich in gewisse Richtungen -eben ohne es abzugewöhnen-. Das ganze scheinbar für die Kinder unbewußt, denn man gibt ihnen ein taktisches Aufstellen vor und läßt sie sich in Rtg. ballführenden Gegner verschieben.


    Bei der Dfb.-Philosophie würde zumindest bis zum Ende der E Jugend der "zuständige" Spieler im Rahmen der Manndeckung und des hieraus resultierenden Spiels im 1:1 auf den Ballführenden gehen, ...die anderen bleiben am eigenen Mann. Beispielsweise der rechte Verteidiger bleibt am linken Stürmer des Gegners stehen und im besten Fall läuft er mit ihm mit, wohin auch immer. Das wäre das vom Trainer einer F oder E leicht durch taktische Vorgaben beinflußte Spiel, was in den meisten Fällen wohl so ablaufen wird.


    Beim BOS würde er sich zur Mitte verschieben, wenn der rechte Stürmer des Gegners angreift und ballführend ist. Hierbei würde er den linken Stürmer auf der linken Seite stehen lassen. Auch wenn es dort im besten Fall kindgerecht verpackt wird, wäre es irgendwo wie bei den Großen.


    Da ich eher ein Fan der Philosophie des Dfb geworden bin, würde ich sie heute eher unbeeinflußter spielen lassen, d.h. ---drei spielen hinten in einer Reihe und drei Vorne. Dann die Vorgabe...."wir schießen Tore und wir verhindern welche". So gesehen wäre die Philsophie des Dfb eher erfüllt und sie könnten sich ja so auch zum Ball verschieben, denn ich hätte -würde ich/man das so durchziehen ab der F- ja nie abgewöhnt, dass sie sich nicht mehr zum Ball verschieben. Das sie das vielleicht in der E so wie bei den MInis nicht mehr tun, würde ich dann der Spielinteligenz zuschreiben. Was meint Ihr?


    So gesehen könnte man auch auf den SChluß kommen, dass diejenigen, die die Dfb-Philsophie auch so durchziehen, ja BOS praktizieren lassen ohne die Kinder überhaupt zu beeinflussen, was beim BOS ja schon der Fall ist, ...wenn auch im Sinne der Ausbildung gut gemeint! Was meinst Du Willi? Gruß Andre

  • Hey Andre! Ich mal wieder!
    Ich bin auch der Ansicht, dass das Individuelle im Vordergrund stehen soll. Ich, als bekennender Coerver-Fan, sage, dass das beharrschen des Balles die oberste Maxime ist! Individualtaktik und Manschaftstaktik folgen erst später. Spieler die in jeder Situation die richtige Entscheidung treffen und Probleme fussballerisch lösen, Aufgrund ihrer individuellen Klasse, das ist es was wir erreichen sollten!

    Ich bin nicht Alt, ich bin ein Klassiker!

  • Andre, praktische Erfahrungen mit dem BOS ab der F-Jugend habe ich auch noch nicht. Allerdings wie du schon geschrieben hast, spielen die F-Jugendlichen ja schon automatisch ballorientiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier der Spielwitz unterdrückt wird? Wie kommst du darauf?


    Den F-Jugend-Spielern soll folgendes vermittelt werden:
    - Grundordnung Drachen 1-1-2-1 (im 5 gegen 5) - kindgerechte Sprache
    - Wenn Gegner den Ball hat, und der Kopf des Drachen greift an, dann machen die Flügel, Bauch und Schwanz möglichst mit.
    - Torhüter ist Torspieler (Schwanz des Drachens) und spielt mit anstatt nur das Tor zu hüten - wird deshalb auch in den Systemen immer erwähnt 1-...
    - Bei gegnerischem Ballbesitz, steht die Mannschaft enger zusammen (geschlossene Faust), bei eigenem Ballbesitz gehen sie weiter auseinander (offene Hand)


    Bei eigenem Ballbesitz sollen Dribblings und Spielwitz unbedingt gefördert werden.


    Ich habe schon einige Schulungen von Martin Hägele mitgemacht, der einer der "Väter" des BOS ist. Er war früher Erwachsenentrainer bis zur Oberliga oder Regionalliga und macht heute eine Fußballschule und trainiert mehrere Jugendmannschaften in einem "ganz normalen" Verein. D.h. er hat im Gegensatz zu den meisten DFB-Trainern die Erfahrung mit normalem Kinderfußball. Mich und fast alle anderen Teilnehmer hat er überzeugen und begeistern können. In meinem ehemaligen Verein haben einige Trainer auf das BOS umgestellt!

  • *Hi koeppchen, .....ich habe nicht geschrieben, dass ich der Meinung bin, dass das BOS den Spielwitz unterdrückt, vielmehr stellte ich die Frage hiernach in den Raum ;) . Gruß Andre

  • Moin,


    wuggman hat insofern Recht, wenn man das BOS später weiter führen will, dann braucht man gute, schnelle Techniker in den Reihen. D.h. alle Spieler müssen überdurchschnittliche Ballkontrolle (Ballan- und mitnahme, Passspiel) haben.


    Ansonsten spricht vieles für diese Spielphilosophie. Der Spielwitz wird gerade erst dadurch gefördert. Man kann es auch unter dem Thema Spielintelligenz nachlesen...


    Absolut wichtig dabei ist aber was koeppchen sagte: Das "System" muss kindgerecht verbal den Kids verkauft werden. Das ist die Leistung eines guten Trainers...


    Vieles geht dann im nachfolgenden auch in den Fred One-touch-soccer über...


    ciao
    BB

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