Ranwie, deine Antworten sind prinzipiell das, weshalb ich sagte, dass ich mich irgendwo "zwischen den Stühlen" hinsichtlich einer klaren Meinungsäußerung sitzen sehe.
"1. Ich würde F-Jugendliche nie dem Bereich Leistungssport zuordnen, egal bei welchem Verein sie spielen!
2. Auch kleine Vereine betreiben langfristige Ziele, im Grundsatz sogar noch intensiver, da diese später kaum Zulauf von außen haben."
Auf jeden Fall soll eine F-Jugend niemals als "Leistungsbereich" definiert werden...war eher ein sprachlicher Fehlgriff meinerseits. Wenn ich allerdings die Äußerungen von kuebler76 höre, war ich wohl mit der Begriffswahl nicht allzuweit weg. Deshalb finde ich "Talentepool" bei Vereinen wie den Kickers (ab 4. Liga aufwärts) ganz okay. Dass wir, die Breitensportvereine, auch nicht zu unterschätzende/ zu würdigende Ziele haben ist unzweifelhaft. Wir sind ja schließlich der Selbstbedienungsladen von "Talentepool"Clubs...wir sind die Basis...ohne uns und unsere Ziele geht gar nichts!
"Mir kann keiner weiß machen, dass die U8 der Kickers schon "ausgelernt" sind, was die Ziele der F-Jugend angeht. Insofern gibt es auch keinen Grund bereits Ziele der E-Jugend intensiv zu trainieren. Klar kann man hier und da mal etwas einstreuen, aber das hier gezeigte Passspiel, ist das Ergebnis von intensivem Training."
Kann mir auch keiner weiß machen, habe ich auch nicht behauptet. Mir ging es bei meiner Aussage, im Ausnahmefall von den Ausbildungszielen auch abweichen zu können, eher um die "echten" Talente. Ich selber habe noch keines dieser "Supertalente" trainiert - ich bin ohnehin sehr vorsichtig mit einer derartigen Einschätzung -, aber das kann bei einem "Talentepool"Club wie den Kickers ja durchaus anders sein. Ich meine, die scouten die komplette Stuttgarter Ecke ab und werden demnach schon diverse ihrem Alter entsprechende Talente erspäht haben. Ob das so ist, vermag ich letztlich nicht zu sagen. Ich denke, Dirk Coerverfan hat das mit seinem Statement an mich gut/besser rübergebracht:
"altersgerechte Ausbildung immer.
Abweichungen in absoluten Ausnahmefällen ja. Die 0,3%-0,5 % Hochbegabten (Achtung ich meine nicht die 2% Talente) dürfen auch schon einmal eine Alterstufe höher trainieren."
Dem würde ich mich vorbehaltlos anschließen! Da auch bei den "Talentepool"Clubs schon rein rechnerisch diese Hochbegabtenzahl nicht erreicht wird, muss ich meine Aussage wohl anpassen und sagen: Abweichen von Ausbildungszielen nur bei diesen "Hochbegabten" (wer auch immer das einzuschätzen vermag...ich traue das guten/erfahrenen Trainern durchaus zu).
Wieso nur bei Talentpools? Was für einen Spieler in einem Pool gilt, müsste doch auch für ein einzelnes Talent gelten. Müsste man dieser Logik folgend nicht auch mit einzelnen Talenten in einer ansonsten durchschnittlichen Mannschaft Übungsinhalte vorziehen?
Deine Fragen, Ranwie, dürften damit beantwortet sein...wie gesagt, durch den Hinweis von Dirk Coerverfan auf die "Hochbegabten" (ich würde auch die 2% Talente einbeziehen), habe ich etwas mehr Licht in meiner eigenen Meinungsbildung bekommen. Die folgende Aussage von Dirk Coerverfan bringt es m.E. auf den Punkt:
Differnziert ausbilden: Das ist unser Job als Trainer. Es heißt für mich aber nicht, das ich Ausbildungsziele überspringe.sondern bei besonders weit entwickelten Kinder setzte ich die Anforderungen durch Präzisons- Raum-, Gegner- und Zeitdruck einfach höher als bei den normal entwickelten Kindern der gleichen Trainingsgruppe. Dadurch werden ihre Grundlagen noch stärker ausgeprägt. Somit brauche ich zu diesen Zeitpunkt der Ausbildung keines meiner Kinder in ein Leistungszentrum zu bringen, bevor sie dafür reif sind.
TRPietro, deine Argumentation mit dem "Neid" ist für mich etwas zu einfach. Du scheinst da aufgrund anderer Threads in diesem Forum ja echt ein "gebranntes Kind" zu sein - ist nicht böse gemeint. Dennoch geht es hier ja um eine Grundsatzdiskussion, deren Ursprung mit Sicherheit nicht der Neid von diversen Schreibern auf das Spiel einer F ist.
Ob man anhand von zwei Videos die Arbeit einer Trainers, hier von kuebler76, bewerten kann, ist sicherlich diskutabel. Gewisse Schlüsse lassen sich aber aus dem Spiel dieser F auch für mich ziehen. Weil meine damalige F genau diese Art von Fußball gespielt hat...und ich weiss, wie ich selber trainiert/ philosophiert habe. Das war, bezogen auf mein Team, eben nicht altersgerecht. Wenn kuebler76 aber meint, er habe sein Team voll mit diesen "Hochbegabten", ist aufgrund meiner "Meinungskorrektur" hinsichtlich des "leistungsfördernden" Trainings/ Spielverhaltens nichts einzuwenden.
Appropos kuebler76 - dass du dich hier "stellst" finde ich gut, aber deine Aussagen entbehren m.E. schlagfertiger Argumente, zumal ich den Eindruck gewinne, dass du keine wirklichen Gründe für das Überspringen von Alterszielen hast (wie gesagt: Wenn alles "Hochbegabte" in deinem Team sind, bin ich bei dir!). Was ich glaube ist, dass bei den Stuttgarter Kickers ein gewisser Erwartungsdruck "von oben", wie Andre bereits sagte, vorliegt und man diesem standzuhalten hat. Wie sieht das auch aus, wenn ein "Haufen von Talenten" gegen eine Dorf- und Thekenmannschaft nicht gewinnt und nicht Fußball zelebriert...diesen Druck habe ich mir selber jahrelang gemacht. Bei Clubs oberhalb der 4. Liga unterstelle auch ich zumindest den Druck "von oben". Diesem musst offensichtlich auch du standhalten...mit (teilweisem) Überspringen von Alterszielen...ist kein Vorwurf, aber das ist mein Eindruck, da du ja auf das "Leistungsprinzip" verweist.
Der Ansatz mit den Spielberichten ist interessant und für mich persönlich hochaktuell. Ich selber schreibe seit der F Spielberichte - einerseits aus "historischen" Gründen, zum anderen sicherlich auch - da bin ich ehrlich! -, um unsere "tollen Erfolge" zu dokumentieren. Bislang tat ich dies aber nur für den Aushang im Verein, sozusagen intern. Da wir nunmehr eine Vereinshomepage erstellt haben, sollen die Beiträge auch ins Archiv. Aufgrund meiner füheren "Leistungsorientierung" habe ich altersgerechte Lernziele kaum in diesen Berichten erwähnt - es ging eigentlich immer nur darum, das Spiel zu beschreiben und Mängel/ Lobenswertes hervor zu heben. Der Eindruck von Chris, den er bei den Spielberichten der Kickers hat, würde er wohl auch bei meinen Berichten haben...zumindest teilweise.
Diesem Schreibstil bin ich bis heute weitgehend treu geblieben, wäge meine Worte nunmehr aber eher in Richtung Lobenswertes ab. Dennoch verschweige ich auch gravierende Mängel (vor allem Einstellungsmängel) nicht...in einer D sicherlich schon erlaubt. Letztlich ist es eigentlich das, was Chris schon sagte: Es ist "... schwierig, die Spielberichte so zu schreiben, dass sie dem Leitbild entsprechen."
Dennoch kann man auch am Schreibstil von Spielberichten erkennen, ob ein Trainer/Team/Verein leistungsorientiert ist, oder eben nicht - ich spreche aus Erfahrung! Und die Vermutung nach dem Überspringen von altersgerechten Lernzielen liegt da einfach nahe...