Hitzkopf in der Mannschaft

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  • Hallo liebe Trainertalk-Gemeinde,

    nachdem ich nun schon einige Zeit lang als Gast in diesem Forum mitgelesen habe und auch schon sehr viel nützliches heraus ziehen konnte melde ich mich heute selbst einmal mit einem kleinen Problem.

    Ich bin 21 Jahre und trainiere aktuell eine D-Jugend (Großfeld; unterste Klasse). Wir haben einen Kader von 15 Spielern. Die Mannschaft besteht ziemlich zur Hälfte aus jungen und älteren Jahrgängen. Die Vorrunde ist sportlich (für mich) überraschend gut gelaufen. Wir sind auf dem 4. Platz mit 7 Siegen, 2 UE und 2 Niederlagen und nur 1 bzw. 2 Punkte hinter den dritt- und zweitplatziertem.

    Nun zu meinem Problem: Ich habe einen Spieler in der Mannschaft (älterer Jahrgang), der - um es höflich auszudrücken - überehrgeizig ist. Er ist auch wirklich gut, ich möchte sagen, in unserer Liga wahrscheinlich unter den besten drei. Sein Problem ist aber dass er sofort am Meckern ist, sobald etwas nicht klappt. Fehlpass eines Mitspielers, Schiedsrichterentscheidung, selbst im Training wenn eine Übung nicht auf anhieb funktioniert ist er nur am schimpfen. Er lässt sich auch überhaupt nichts sagen sondern geht bei jeder Kleinigkeit gleich in die Luft und ist beleidigt.. Mittlerweile ist es schon soweit, dass vier jüngere Spieler keine Lust mehr haben zu spielen bzw. im Spiel mal aufs Tor zu schießen weil sie Angst haben gleich blöd angemacht zu werden. Ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt, ihn einfach mal vom Training heimzuschicken aber hier zögere ich noch aus einem Grund: Er ist, obwohl er zu den besten gehört, sehr unbeliebt im Team. Meiner Meinung nach sogar der unbeliebteste Spieler (darüber wundere ich mich aber auch nicht). Wenn ich jetzt gegen ihn so eine Maßnahme ergreife, wäre dass ja sozusagen die Bestätigung für alle anderen in der Mannschaft - die an der jetzigen Situation auch nicht ganz unschuldig sind - und der endgültige "Todesstoß" für ihn.
    Es ist wirklich eine schwierige Situation, momentan ist einfach das komplette Mannschaftsgefüge gestört. Der Vater des Jungen weiß um den Charakter seines Sohnes (er war in diesem Alter wohl noch schlimmer) und hat mir auch schon geraten, ihn einfach mal heimzuschicken. Was würdet ihr machen?

    Ich freue mich auf eure Antworten. Bitte entschuldigt den langen Text..

    gruß
    gong

    Schnell frißt langsam!!!

  • nicht heim schicken sondern zuschauen lassen.
    ich denke es ist viel wirksamer wenn er zuschauen muss und sieht wie die anderen spass haben.
    Oder versuch ihn einzubinden in dem er aufgaben bekommt.
    lg
    Hans

  • Zitat:


    Hans schrieb am 24.11.2008 11:27
    nicht heim schicken sondern zuschauen lassen.



    Das wollte ich soeben auch schreiben. Mache es sofort, einen Ton und der Spieler geht für 2Min. an die Seitenline. Steigere die Zeit innerhalb eines Trainings. Wärend dem Spiel, einmal verwarnen, das zweite Mal für 10Min raus (wie Zeitstrafe).

  • Das scheint ein klarer Fall zu sein, wo der Ehrgeiz über das Ziel hinausschießt, evt. noch mit der Meinung, sich aufgrund des "Mehr" an Leistungsvermögen alles erlauben zu können.
    Gleich den Hammer kreisen zu lassen halte ich für keine gute Möglichkeit. Der Junge scheint sich selbst nicht im Griff zu haben und sich das Miteinander und den Spass am Fussball zu nehmen. Mit viel Einfühlungsvermögen kannst Du versuchen, in einem ruhigen Gespräch unter vier Augen dies mit ihm zu klären. Vielleicht schaffst Du es, ihm die Augen zu öffnen und gleichzeitig Möglichkeiten aufzuzeigen, wie das eine oder andere zu lösen ist. Ich würde ihm auf jeden Fall versuchen die Hand zu reichen. Es ist ja auch gut, dass Du Dir Gedanken machst, um ihn nicht vollends den anderen "zum Fraß vorzuwerfen".
    Letztendlich muss an der Stelle aber auch das Miteinander vor der Leistung stehen. Auch wenn er mit Abstand der beste ist, muss ihm klar werden, dass ihm dies nicht das Recht gibt, sich so zu verhalten. Du musst klare Grenzen ziehen und ihm auch ganz klar machen, dass Du so etwas nicht durchgehen lassen kannst und willst. Das wichtigste ist für eine solche Mannschaft das Miteinander. Eine gute Stimmung im Team und Spaß zusammen hält die Kinder eher langfristig zusammen als wie ein Sieg mehr oder weniger am Ende der Saison. Ein vernünftiges Miteinander sollte daher wichtiger sein als ein Sieg am Wochenende, so nimmst Du ihm auch die Sicherheit, alles machen zu können, denn er wird davon ausgehen, dass ihm eh nicht viel passieren kann, da ihr ihn ja braucht. Wenn er sich als Teil der Mannschaft sieht und nicht als der wichtigste Teil der Mannschaft, dann könnt Ihr zusammen versuchen, seinen Ehrgeiz in vernünftige Bahnen zu lenken, unterdrücken solltest Du ihn nicht.
    Also Gespräch suchen, Situation aufzeigen, Lösungen finden, Regeln festlegen und konsequentes Handeln beim Abweichen davon. Das kann dann auch mal heißen, dass Ihr am Wochenende ohne ihn spielt oder er nur eingewechselt wird. Versuche ihn mit ins Boot zu nehmen, zusammen ist die Chance sicher größer als wenn Du ihn nur abstrafst.
    Überdenke aber auch das Handeln des Vaters, wenn er auch so ehrgeizig war, wird er hinter Deinen Maßnahmen stehen? Wenn nicht, dann kann Dein Vorhaben von vornherein zum Scheitern verurteilt sein. Das wäre dann aber auch so, dann müssen der Junge und der Vater eben mit den Konsequenzen leben. Für den Fall muss das Wohl der Mannschaft im Vordergrund stehen.

    "Sag es mir - und ich werde es vergessen. Zeige es mir - und ich werde mich erinnern. Beteilige mich - und ich werde es verstehen."
    Lao-Tse (chinesischer Philosoph)

  • Also erst einmal Danke an alle, die sich bis jetzt gemeldet haben!

    Holler: Natürlich habe ich auch schon mit ihm geredet und gesagt, dass es so nicht weitergeht. Aktuell hat er einen riesengroßen Streit mit einem Mitspieler wo natürlich auch jeder andere aus der Mannschaft meint, seinen Senf dazu geben zu müssen. Hier habe ich auch schon versucht zu schlichten. Mit mäßigem Erfolg.
    Der Vater steht zu 100 % hinter mir. Das hat er mir schon gesagt.
    Letzte Woche hatten wir unser letztes Spiel und ich hatte mir fest vorgennomen, ihn zunächst draußen zu lassen. Leider hatten wir keinen Auswechsler... ;)

    Schnell frißt langsam!!!

  • Da wiederhole ich mich, aber in so einem Fall würd ich problemlos auch zu zehnt spielen und die/den anderen auf der Bank sitzen lassen (für 20 mInuten oder eine Halbzeit).

    Allerdings würd ichs auch erst mal mit den Auszeiten im Training probieren.

  • Ich hatte in meiner D 1 ebenfalls einen ähnlichen Charakter. Der Junge war so ganz nett, sehr talentiert, hatte gerade im Trainingsspiel und auch im normalen Spiel die Angewohnheit andere auszumotzen. Dieses tat er vor allem auch dann, wenn er selber scheiße drauf war.

    Ich redete mit dem Spieler und versuchte ihm klar zu machen, dass er denjenigen den er gerade "bemotzt" nicht gerade stark redet. Ich fragte ihn, was er glauben würde:

    a)ob er den Spieler verbessern würde weil er motzt oder
    b)der Mitspieler immer schlechter wird, unsicherer wird, und sich eigentlich nichts mehr traut.

    Der Junge grinste und sagte, das das schon klar ist.

    Ich sagte ihm, was ich strikt von ihm erwarte.

    a)er hält die Klappe
    b)er muntert bei einem Fehler auf
    c)er gibt noch mehr Gas, um den Fehler des Mitspieler zu kompensieren.

    Irgendwann kam ein Mitspieler zu mir. Er weinte und erklärte, dass er das nicht mehr haben könnte mit der Ausmotzerei. Dann platzte mir der Geduldskragen. Ich ging zu dem Jungen, sagte ihm, das nun für ihn absolut schluss sei, .... ein Wort noch und ich würde ihn auswechseln und notfalls mit 10 Mann spielen. Dann erklärte ich ihm, dass sein Verhalten in diesem Sinne nicht sozial -Asozial- sei, denn er schwäche die Mannschaft doppelt, ...der bemotzte Spieler spielt nicht mehr voll und er wird beim nächsten Motzen auf dem Platz fehlen.

    Zu einem Spiel mit 10 Mann kam es nicht, aber ich holte ihn sowohl beim Abschlussspiel, als auch im Punktspiel direkt herunter. Das hatte seine Wirkung. Gruß Andre

  • Ich stimme den Äußerungen von Chris und Andre absolut zu, würde aber noch eine Alternative vorschlagen:
    Überlege mit deinem Trainerkollegen aus der C-Jugend, ob es für den Spieler nicht evtl. sinnvoll sein könnte, dort zu trainieren und/oder zu spielen. Es klingt für mich, als sei der Spieler in deiner Mannschaft völlig unterfordert.

  • An dem Punkt, an welchem auch Andre war, bin ich mittlerweile auch gelangt. Werde diese Linie jetzt knallhart durchziehen und ihn dann einfach runter nehmen! Ein anderer Spieler von mir schafft das ja auch. Er ist ähnlich stark und nach dem er bei einem unserer ersten Spiele auch nur auf den anderen rumgehackt hat habe ich ihm gesagt, dass er mit positiver Sprache auf dem Platzt wohl viel mehr erreichen würde. Seit dem klappt das wunderbar. Er ist mittlerweile zu einem richtigen Vorbild für die jüngeren gereift!
    Unterfordert ist er nicht. Ich habe schon einige gute Spieler mit drin und auch die jüngeren sind durchaus im Stande sehr vernünftige Aktionen zu machen.

    gruß
    gong

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  • Die Sache ist doch offensichtlich.

    Entweder es wird gehandelt, oder ihr seht zu wie das Team von innen zerstört wird. Denn nichts anderes passiert.

    Es mag sein, das ein Spieler über außergewöhnliche spielerischen Fähigkeiten verfügt, aber was nutzt es wenn er über absolut keine soziale Kompetenz verfügt. Fakt ist Fußball ist ein Team-Sport. Und da er offensichtlich nicht teamfähig ist, muss eingeschritten und gehandelt werden.
    Die hier vorgeschlagenen Maßnahmen reichen in der Regel völlig aus, um diese Spezis wieder in die Spur zu bringen. Mag sich hart anhören, aber nur wer sich in aussichtslosen Fällen von entsprechenden Spielern trennt, hat die Chance auf ein richtiges Team.

    Somit hat jeder die eigene Wahl, entweder handeln und diese Kids in die Spur bringen, oder Leiter eines Haufen zu sein, wo man zuguckt wie ein Kind die eigene Mannschaft herunter zieht, und ggf. dafür sorgt, das andere die Mannschaft verlassen.

    Wer kämpft kann verlieren - wer nicht kämpft hat bereits verloren