Kinder mit ADHS

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
  • Hat jemand von euch Erfahrung mit ADHS Kindern?

    Ich habe am Dienstag einen 96er Jahrgang übernommen. Mal davon abgesehen, dass alle Kinder sehr unruhig sind und nicht wirklich Interesse haben, was ich als Trainer zu sagen habe, ist mir bereits am Dienstag beim ersten Trainer ein Spieler besonders auf die Nerven gegangen.

    Gestern hatten wir dann bereits unser erstes Spiel. Bei der Mannschaftsbesprechung hat der Spieler anfangs mit seiner Wasserflasche rumgespielt und andere Kinder nass gemacht. Auf mein Bitten die Flasche wegzuräumen und zuzuhören, hat er nicht reagiert. Es interessierte ihn einfach nicht. Daraufhin ging er zum Ballschrank holte einen Ball heraus und spielte damit in der Kabine. Ich habe ihn daraufhin angedroht er dürfe nicht von Anfang an mitspielen, wenn er sich nicht endlich hinsetzt und zuhört. Hingesetzt hat er sich aber natürlich mit Ball und mit dem hat er weiter kräftig gespielt. Denn Ball habe ich einkassiert und wieder weggeräumt und ihm darauffolgend mitgeteilt, er wird nicht starten. Froh dass er endlich saß und ich scheinbar weitersprechen konnte, kam eine Mutter in die Kabine herein, die ihren Bambini-Sohn suchte. Daraufhin stand mein Spieler auf und knallte der Mutter die Tür hinther zu.

    Nun gut, ich will jetzt nicht jedes einzelne Detail beschreiben. Fakt ist, dass ich absolut überfordert war und mit meinem Latein am Ende. Erst als ich den Jungen gesagt habe, dass er sich wieder umziehen kann und ich ihn aus der Kabine geschmissen habe, ist Ruhe eingekehrt.

    Nach dem Spiel habe ich mit unserem Jugendleiter gesprochen, der mir dann erst erklärt hat, dass der Junge unter ADHS leidet und Tabletten nimmt, um Ruhig gestellt zu werden. Nur lassen diese Tabletten wohl gegen Ende des nachmittags nach. Prima, dachte ich mir. Schön, dass ich so eine Kleinigkeit anschließend erfahre und auch kein Elternteil sich blicken lässt.

    Hat jemand Erfahrung mit solch verhaltensaufälligen Kindern? Wie geht ihr mit ihnen um? Bei Camps habe ich vereinzelnt bereits Kinder trainiert, die ebenfalls Tabletten nehmen mussten aber so extrem wie dieser Junge war noch nie jemand.

    Ich hoffe zumindest, dass die Eltern morgen beim Spiel sein werden, um mit ihnen zu sprechen.

    "Zufriedenheit ist Stillstand"

    • Offizieller Beitrag

    Zur Erläuterung:

    ADHS = AufmerksamkeitsDefizit-/ HyperaktivitätsStörung

    auch

    ADS = AufmerksamkeitsDefizitSyndrom


    Bitte beachten:

    Medizinische Beratung und Rechtsberatung ist den entsprechenden freien Berufen vorbehalten und darf hier nicht durchgeführt werden. Gegen Erfahrungsberichte ist nichts einzuwenden.



  • Schwierig! Sehr schwierig!

    Du hast recht. Als Trainer ohne Information zu diesen extrem auffälligen Kindern bist du schnell überfordert.

    Ob Fußball die richtige Sportart für ein solches Kind ist wage ich zu bezweifeln. Denn Fußball ist ein Teamsport, in dem sich der einzelne dem Kollektiv unterordnen muß. Es ist sicherlich schön für das Kind in der Gruppe aufgenommen zu werden. Aber mit dieser Aufgabe ist ein nicht speziell ausgebildeter Trainer sicherlich überfordert bzw. er kann der Mannschaft, die sicherlich auch ein Recht auf vernünftige Betreuung hat, nicht mehr gerecht werden. Gerade im Fußball kann nicht immer der einzelne über die Gruppe gestellt werden. Dies würde aber bei deinen bisherigen Schilderungen passieren.

    Es ist sicherlich richtig deshalb das Gespräch mit den Eltern zu suchen. Aber was möchtest du Ihnen sagen ?

    Ich wäre von dieser Aufgabe überfordert.

    www.bcefferen.mx35.de

    Wer kämpft kann verlieren - wer nicht kämpft hat bereits verloren

  • Eye-See
    Ich war bass erstaunt, als ich gelesen haben, daß Dich keine über diese Krankheit informiert hatte. Auch ich habe ein ADS-Kind in meiner E-Jugend (Jahrgang 97), allerdings hat mich die Mutter ausführlich informiert. Er bekommt regelmäßig Tabletten, die Anzahl richtet sich nach seinem aktuellen Verhalten. Sollte es beim Training irgendwelche gravierende Auffälligkeiten geben, habe ich mit der Mutter vereinbart, daß ich sie noch am selben Abend anrufe.

    Es ist natürlich nicht immer einfach mit ihm, insb. wenn er beim Training verliert oder er zu etwas keine Lust hat. Ich muß dann aufpassen, nicht überzureagieren. Nach dem Training spreche ich dann ganz ruhig mit ihm, was häufig auch zum gewünschten Ergebnis führt. Da das Fußballspiel für ihn sehr wichtig ist, werde ich alles versuchen, ihn in der Mannschaft zu belassen.

    Viele Grüße
    Thomas

  • Erst einmal vielen Dank für die Antworten.

    Am Samstag ist der Spieler nicht zum Spiel erschienen. Habe also bisher noch nicht mit den Eltern gesprochen.

    Thomas: Wie reagierst du denn dann während des Trainings, wenn dein Spieler "von der Rolle" ist? Nach dem Training mit ihm sprechen hilft dir ja nicht wirklich erstmal weiter.

    "Zufriedenheit ist Stillstand"

  • Eye-See
    Dann gebe ich ihm eine Auszeit, sich abzureagieren. Auf seinem eigenen Standpunkt zu beharren, bringt in dem Moment nichts, weil er "dicht" macht. Ich laß ihn dann mal 5 Minuten am Rand, anschließend geht es dann meistens weiter.

    Viele Grüße
    Thomas

  • Ich persönlich habe seit kurzem. bzw. seit paar wochen eine E-jugend übernommen war selbst nur in B-bzw. nur A-Jugend bereich tätig. Und da fiel mir so ein kind sofort auf, und fragte mein Partner was der junge so macht oder warum er so reagiert ich konnte aber ohne seine hilfe diese diagnose fest stellen, mein Partner äussert sich so ja der ist in Ärztliche Behandlung usw.bei Psy. und dir anderen Kinder nahmen ihn als nerven kranken jungen an!!Und Zeigten mir das auch so, weil dir vor mir gewissen respekt haben und wollten mir deutlich machen der ist immer so!!! Aber kommen wir zu den Rat den ich dir geben kann und 100% WIRKUNG hat du muss den "immer"(bitte beschränkt,sonst fühlen sich andere benachteiligt) als Vorbild nehmen ob es um laufen ist oder vormachen der Übungen und da wo der keine Lust hat musst du ihm VERANTWORTUNG geben die anderen werden das verstehen er soll auf jeden fall mit VERANTWORTUNG nehmen und ihm das auch so sagen das er dafür verantwortlich ist!!! Aber ganz wichtig nicht nur ihm bestimmen sondern noch paar mit ihm damit die mitspieler ihm wahrnehmen!!! Probiere es, und rede mit ihm mit gewissen ironie vor dem anderen!!! Weil meistens diese kinder sehr intellegent sind bei mir ist es zumindest so!!!!Ich bin auch mit ihm einiges am ausprobieren, habe auch mit dem Eltern gesprochen, die haben mir das bestätigt was ich so über ihm dachte, ich wusste auch nicht das er ADS hat! Aber das ist nicht schlimm, gib ihm eine aufgabe und versuche ihm immer wieder das verlieren nicht was böses ist, ich bin selber in ein prozes mit ihm ich könnte auch guten RAT gebrauchen zumindest FACHWISSEN mit so ein kind um zugehen!!!

  • Danke für die Antwort. Mein Problem ist es (glücklicherweise) nicht mehr, da ich Anfang des Jahres wieder umgezogen bin.

    Verantwortung übergeben klingt für mich im ersten Moment als eine gute Idee. In diesem Fall jedoch sehr schwierig. So viel Verantwortung und Beschäftigung kann ich ihm gar nicht geben, dass er ruhig geblieben wäre.

    Ich könnte eine ganze Menge Anekdoten erzählen, was der Spieler alles angestellt hat. Da abzusehen war, dass ich die Mannschaft nur für einen befristeten Zeitrum traineren würde, hatte ich mich dazu entschlossen, den Jungen durchzuziehen. Nach mir die Sintflut. Hätte ich mit der Mannschaft längerfristig gearbeitet, hätte ich ihn rausgeschmissen. Letztendlich kann ich stolz sein, dass niemand anderes die Mannschaft verlassen hat, obwohl es zum Schluss immer mehr Eskalationen gab und auch die Eltern auf die Barrikaden gegangen sind. Von unserer Abschlussfeier im Schwimmbad habe ich den Jungen ausgeschlossen, da ich nicht für die Sicherheit der anderen garantieren konnte.

    Um mal ein paar Beispiele zu nennen: Beim Slalom kickt er die Hütchen weg. Kritisieren konnte man ihn nicht, da der aggressiv wurde. Auch Tipps hat er selten als Motivation aufgefasst sondern meistens als Kritik. Folge war, dass er auf Stur schaltete und gar nicht mehr reagierte bzw. sein eigenes Ding machte. Wenn er bei Spielen im Torstand und einen dummen Fehler gemacht hat, hat er einfach aufgehört. Im Zweikampf war er einfach nur ungeschickt, was während des Spiels ein Vorteil war ;) aber im Training gab es jedes Mal eine Auseinandersetzung.

    Das schlimmste war, dass alle Spieler total von ihm eingeschüchtert waren, da er oft ohne Vorwarnung auf andere losging, Beinchen stellte oder direkt mit dem Knie in den Rücken gesprungen ist. Ihn danach zu beruhigen war nicht ganz einfach und ich habe auch keine Lösung gefunden, wie ich dies am besten machen sollte. Der Spieler mochte es absolut nicht, wenn man ihn anfasst. Aber wie soll man zwei Streithähne auseinanderbringen ohne sie anzufassen. Habe ich ihn angepackt hat, er mich weiter geschlagen oder getreten. Was macht man da automatisch? Ihn weiter festhalten. Dumm nur, dass er dies nicht mag. :)

    Ach ja, ich hatte übrigens nach ein paar Wochen den Eltern gesagt, dass er nur noch mittrainieren, kann wenn ein Elternteil dabei ist, in der Hoffnung sie würden ihn besser unter Kontrolle haben. Weit gefehlt! Auf die Eltern hat er auch nicht gehört, oftmals ist der Vater nicht einmal eingeschreitet, obwohl ich ihm ausdrücklich gesagt hat, dass er sich um ihn kümmern soll. Er hat sogar seinen Sohn unterstützt und den anderen Kindern Vorwürfe gemacht. Geilste war aber als der Vater mir vorgeworfen hat, ich wäre nicht konsequent genug. Leider musste ich ihm sogar recht geben, denn ansonsten wäre sein Sohn schon nach wenigen Wochen geflogen.

    "Zufriedenheit ist Stillstand"

  • Das spricht doch alles für sich selbst.

    Theorethisch hier etwas schreiben, ohne selbst von diese Vorgängen betroffen zu sein ist eine Sache. Diese Situationen ständig zu erleben eine ganz andere.

    Die Freiheit und Förderung hört da auf wo es anfängt die anderen erheblich zu beeinträchtigen. Da dies hier der Fall gewesen ist, und selbst die Eltern nicht in der Lage waren ihr Kind unter Kontrolle zu bringen ist ein Ausschluß die einzige richtige Entscheidung.

    Hört sich hart an, aber auch Kranke haben kein Recht Spieler, Gegner und Trainer zu tyranisieren.


    www.bcefferen.mx35

    Wer kämpft kann verlieren - wer nicht kämpft hat bereits verloren

  • Moin,

    solche Geschichten könnte ich auch in Massen erzählen. Aber das würde Bücher füllen.

    Bei uns ist allerdings das Problem, das dieses Kind fussballerisch ein absolut guter ist. Schnell, dribbelstark und ein Knipser vor dem Herrn. An die Eskapaden haben sich die Mitspieler schon gewöhnt und gehen nicht mehr drauf ein. Gott sei Dank ist er kaum agressiv.

    Das er den Ball nicht abgibt, ist ja klar. Und das wiederum stört den gesamten spielerischen Ablauf bei uns. Die anderen laufen dann nicht mehr mit nach vorne, da sie sowieso nicht den Ball bekommen. Und das drückt gewaltig auf die Moral.

    Wir ziehen ihn allerdings weiter mit durch, in der Hoffnung das es mit zunehmendem Alter etwas besser wird. Dadurch, das er kaum richtig trainiert, wird er spielerisch sowieso gegenüber den anderen in nächster Zeit deutlich abfallen. Das deutet sich jetzt schon an. Dann werden wir mal sehen, ob er dann noch Lust dazu hat...

    bcefferen: Du kannst es dir wirklich nicht vorstellen wie sowas ist. Ich wollte es erst auch nicht glauben. Manchmal, eigentlich jedes 2. Training könntest Du den nehmen und an die Wand klatschen. Man muss sich teilweise schon sehr beherrschen...

    Solange die Mannschaft gefestigt ist, ist es kein grosses Problem ihm mit durchzuziehen. Ich selber habe die Erfahrung gemacht, wenn man ihn fast ignoriert, dann geht es deutlich besser. Er beginnt dann die gleichen Übungen selbständig zu machen wie andere. Und die anderen Kids haben mittlierweile auch gelernt seine ständigen Ausfälle zu ignorieren.

    Ansonsten sehe ich es aber genauso: Man muss die Masse der Kids, die Fussball lernen wollen, schützen. Wenn sich einer, aus welchen Gründen auch immer, nicht eingliedern kann, dann muss er eben eine andere Sportart machen.

    Heisses Thema...

    ciao
    BB

    ---- Sinnvoller Einsatz der Shifttaste sowie der Interpunktion erhöht die Lesbarkeit aller Postings signifikant. ---

  • moin

    also, die verhaltensweisen, die ihr dort beschreibt, treten doch auch bei ganz "normalen" kindern auf, oder? die meisten kinder haben ihre "phasen", abhängig von schule, stress, pubertät oder einfach nur übermut.
    so habe ich dienstags und freitags training, und während die konzentration am diesntag relativ hoch ist und auch anspruchsvollere übungen absolviert werden können, ist freitag dafür die luft raus. wochenende und spass, das zählt bei allen. da ich dies berücksichtige, schaffen wir auch dann als vorbereitung auf samstag unsere einheiten, zwar etwas nachgiebiger aber mit mehr spass und lockerheit. seitdem haben wir samstags erst zweimal verloren...

    ich habe in der letzten saison ebenfalls ein o.g. kind gehabt, von dem ich die situation wußte, nicht aber seine mitspieler. das war nie ein problem, oft war der junge einfach nur unterfordert. durch eine direkte freundliche ansprache hat es da nie ausreißer gegeben. ein paar extraaufgaben wie hütchen einsammeln etc.. die ich aber anderen kindern auch gebe, haben da immer geholfen. wichtig war hier immer die bewegung als solches. keine langen ansprachen insgesamt, sondern übungen, die dann bei durchführung begleitend erläutert wurden.

    komplizierter wird es bei meiner e-mixtruppe eher durch die entwicklungsphasen in sachen pubertät, bei mädchen und jungen ja zu unterschiedlichen zeiten,.... aber dies ist eine andere geschichte und soll ein nderes mal erzählt werden.

    tschüßken