Ich hatte eine ähnliche Situation im Verein als D2-Trainer. Der Umstieg von 7er auf 9er Feld klappte nicht so gut, wir hatten uns leider (aufgrund einer sehr erfolgreichen E1-Saison) in eine ziemlich starke Staffel gemeldet und waren Jungjahrgang mit einigen Spielern aus dem Altjahrgang E-Jugend. In 10 Spielen der Herbstrunde gab es nur 3 Unendschieden und 7 Niederlagen. Die Niederlagen hielten sich alle in Grenzen (maximal 3 Tore), nur am letzten Spieltag gab es ein 0:7 gegen den bereits feststehenden Meister.
Mitten in der Hinrunde rief mich ein Vater an, dass sein Sohn (Führungsspieler, Kreisauswahl) nicht mehr bei uns spielen möchte (er rief nach einer knappen und unglücklichen Niederlage an). Stattdessen möchte er nun in der D1 spielen, er hätte das auch schon mit dem Trainer besprochen.
Das war eine komische Situation und gab mir echt zu denken. Vor allem, da sich der andere Trainer hinter meinem Rücken an Spieler meiner Mannschaft "rangemacht" hat. Der Vater kam dann noch einmal zum Training und erzählte mir, woran es liegt: Er erzählte mir ziemlich cholerisch, dass es bei uns einfach nicht läuft und er keine Weiterentwicklung sieht. Es würden ganz sicher viele andere Kinder auch noch aufhören, weil sie beim Training nichts lernen. Und die Hälfte der Mannschaft wäre sowieso zu schlecht um Fussball zu spielen. Ich habe ihn dann verabschiedet ohne großartig etwas dazu zu sagen, war mir leider etwas zu blöd. Sicherlich mache ich nicht alles richtig, aber mit einer C-Lizenz (beginne im Februar meine B-Lizenz) und dreimal Training in der Woche signalisiere ich schon, dass ich die Kinder weiterbringen möchte. Fortschritte waren auch im D2-Jahr deutlich zu erkennen, die Ergebnisse lasen sich nur schlecht.
Es gab dann noch ein Gespräch mit dem Vorstand, bei dem dann klargemacht wurde, dass ein D1-Trainer nicht einfach hinter dem Rücken des D2-Trainers Spieler aus der Mannschaft holen kann, aber man keinem Kind den Spaß am Fussball nehmen möchte. Somit durfte der Junge dann D1 spielen. Der Vater wurde in dem Gespräch noch ziemlich persönlich und warf mir vor, ich hätte seinen Sohn mehrfach beleidigt (was nicht stimmt!!).
Einen Monat später trat der D1-Trainer zurück, weil er mit irgendwelchen anderen Vorstandsentscheidungen unzufrieden war, der Junge spielte bis zum Sommer noch weiter im Verein und ging dann zu einer D-Jugend-Bezirksliga-Mannschaft, wo er nun kurz vor der Aussortierung steht. Wir dagegen wurden in der Rückrunde ohne Punktverlust Meister und sind im D1-Jahr mit der größtenteils gleichen Truppe vorzeitig Kreismeister geworden und sind nun Favorit auf den Bezirksliga-Aufstieg.
So leid es mir für den Jungen tut (er kam auch öfters zu meinem Training und wollte wieder mittrainieren), aber manche Trainer/Eltern sehen im Jugendfussball auf Kreisebene eben die Bundesliga. Trainerentlassungen, Vereinswechsel und Punktequote haben in der Jugend-Kreisliga nur bedingt etwas zu suchen.
Meiner Meinung nach sollte es keine Toleranz geben, wenn ein Spieler seine Mannschaft mitten in der laufenden Saison im Stich lässt. Ob das nun im Jugend- oder Seniorenbereich ist: Fussball ist ein Mannschaftssport und die soziale Komponente spielt eine große Rolle: Der Junge spielte 5 Jahre mit seinen Freunden zusammen und verlässt sie, weil es (das erste mal in diesen 5 Jahren) sportlich nicht läuft? Charakterlich sehr schwach. Wobei ich vermute, dass der Vater da die treibende Kraft war. Und was ist es für ein Signal für ein Kind, wenn man sagt "Die sind zu schlecht, du bist aber besser. Versuch es woanders, da ist es einfacher"?
Sollte sowas nochmal vorkommen (und in einem halben Jahr steht die Umstellung von 9er- auf 11er-Feld an), weiß ich schon genau, wie der Verein bzw. die Trainer in einer solchen Situation reagieren sollten: Briefmarke drauf, Porto zahlen wir gerne. Sowas hat mit Mannschaftssport und Vereinsarbeit nichts zu tun! Solchen Vätern keine Lobby bieten.