Ein Punkt, der vergessen wird, ist die Nostalgie. Wer erinnert sich an das 0:1 (S) bei der WM-Quali 1968 auf Zypern, an das 2:3 (S) 1984 auf Malta, an das 0:2 (S) gegen Albanien 1980 oder auch daran, dass Deutschland 1989 gegen Wales einmal 0:0 (U) und einmal nur 2:1 (S) gewonnen hat?
Gut, dass du das rausgesucht hast: Das sind jetzt fünf Beispiele, die zum Teil über 20 Jahre auseinanderliegen und fast 40 Jahre her sind. Für die Beispiele der deutschen Mannschaft aus diesem Jahrtausend (gleicher Zeitraum) braucht man wahrscheinlich eine A4-Seite, um alles aufzulisten, was diesen Spielen auch nur im geringsten nahekommt. Wir erinnern uns doch auch gerne noch an die vielen Quali-Unentschieden gegen Finnland, das 1:5 gegen Rumänien, das 1:1 auf Zypern und die Häufung "erster Niederlagen der deutschen Geschichte" gegen Nationen. Man erkennt doch eindeutig, dass der Fußball sich soweit professionalisiert, dass vermeintlich "kleine" Nationen aufholen und viel öfter für Sensationen sorgen. Es gab immer schon Sensationen, aber in der Fülle?
Wer eine "kleine" Nation ist, kann sich schnell ändern. Wer erinnert sich noch an Island bei der EM 2016. Bei der Quali 2022 waren sie nur vor Liechtenstein in der Gruppe, 2024 waren sie dann hinter Luxemburg und jetzt sind sie wieder im Rennen um ein Playoff-Ticket dabei.
Genau, gutes Beispiel: Wo war Island in den 70 Jahren davor? Wir sehen: Die Entwicklung hat erst in diesem Jahrtausend stattgefunden. Es geht um die langfristige Entwicklung und wir können an diesem Beispiel erkennen, dass kleine Nationen über einen längeren Zeitraum ein Niveau erreichen, mit dem sie sich dann auch mal für eine EM/WM qualifizieren. Das ist nicht nur ein guter "Jahrgang", sondern eine viel bessere Struktur in der Arbeit der Verbände. Damit hat man Anschluss zu den vermeintlichen Top-Nationen hergestellt, diese haben keinen organisatorischen Vorteil mehr. Vor 40 Jahren - würde ich behaupten, ohne es erlebt zu haben - hat allein die Spielvorbereitung und der Qualitätsunterschied der Heimatligen den großen Nationen einen riesigen Vorteil verschafft.
Deutschland gegen Luxemburg war vor 20 Jahren das Duell "Topspieler der Bundesliga gegen Topspieler der luxemburgischen Liga (Viertliga-Niveau)". Heute ist es dann "Topspieler der Bundesliga gegen mindestens Zweitliga-Niveau". Ist doch klar, dass da inzwischen die Kantersiege ausfallen und wir auch mal Überraschungen à la 2. Runde DFB-Pokal sehen.
