Man muss immer gegenüber dem aktuell bestehendem Narrativ kritisch sein. Sonst würde es nie Veränderungen geben, die zu einer Weiterentwicklung führen.
Training in Spielformen mit wenig Standzeiten und vielen Ballkontakten, Umschaltsituationen etc. ist derzeit der zu etablierende Standard, wird aber nicht der Endpunkt der Entwicklung des Fußballtrainings sein.
Es wird also auch bei Hannes Wolf wieder Dinge geben, die wir in 10 oder 20 Jahren nicht mehr als optimal empfinden, zumindest aber Details erkennen, wo man etwas noch besser machen kann.
Für mich ist relativ klar, dass man Techniken sinnvoll auch erst mal "trocken" üben kann oder sogar sollte. Dabei kann man durchaus Wege finden, um Standzeiten gering zu halten.
Wenn aus dem Spiel heraus alles von allein zu entwickeln wäre, dann wäre es nicht plausibel, warum z.B. Tischtennisspieler nicht nur spielen. Niemand stellt dort aber infrage, dass die erst mal hundert Bälle Vorhand / Rückhand, Unterschnitt und Überschnitt spielen, Aufschläge etc. separat üben.
Und so wird es auch beim Fußball sein bzw. bleiben. Gewisse Dinge erst mal step by step üben. Da sind auch Fehler leichter zu korrigieren und dann natürlich möglichst bald im Spiel anwenden. Und natürlich wird niemand ein Ronaldo werden, ohne nach oder vor dem Training 50 Freistöße trocken zu üben.
Schlussendlich ist es irrig zu glauben, es gäbe überhaupt eine optimale Trainingsform. Der Eine lernt eben anders als der Andere. Das sehe ich jeden Tag. Trainingsformen müssen also an die Spieler angepasst werden und nicht umgekehrt.