Beiträge von vangaalsnase

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    Am besten sollte die Ballbesitzmannschaft auch die Möglichkeit bekommen irgendwann auf ein Tor gehen zu dürfen. Z.b. nach 6 erfolgreichen Pässen o.ä.

    Das führt in aller Regel dazu, dass der Spielfluss massiv zerstört wird. Die Spieler sollen im Rondo ja die Gelegenheit bekommen, dass der Ball über einen längeren Zeitraum in den eigenen Reihen zirkuliert wird. Auf diese Weise sollen sie viele schnelle Passaktionen in kurzer Zeit bekommen. Nach ca. 6 Pässen ein Tor zu schießen, ist dahingehend kontraproduktiv. Zumal es oft so konzipiert ist, dass die Tore außerhalb des eigentlichen Rondofeldes sind. Das ist für den/die Verteidiger in der Mitte aber unmöglich zu verteidigen und somit letztlich ohne Mehrwert für alle Beteiligten. Denn ein Tor ohne Gegenwehr zu schießen, trainiert nichts und macht auch keinen Spaß. Stattdessen könnte es Punkte für bestimmte Passwege (bspw. Pass von Stirnseite zu Stirnseite) geben, aber ohne dass nach einem solchen Pass unterbrochen wird.


    Ich mache gerne Rondos in zwei angrenzenden Zonen. Erobern die Verteidiger den Ball, versuchen sie, diesen in ihre Zone zu spielen, wo ihre Mitspieler sind. Dort geht dann das Rondo mit vertauschten Rollen ohne Unterbrechung weiter. Diejenige Mannschaft, die zuvor in Ballbesitz war, versucht natürlich, den Zonenwechsel zu verhindern.

    Man könnte dabei eine Art Schachuhr runterlaufen lassen. Also solange man Ballbesitz in der eigenen Zone hat, läuft die Uhr runter. Hat der Gegner den Ball oder man hat den Ball in der gegnerischen Zone, bleibt die Uhr stehen. Wessen Uhr zuerst auf 0 ist, gewinnt.

    Das jeder Trainer seine eignen Prinzipien haben muss, sehe ich ein bisschen anders - gerade im Jugendbereich sollte aus meiner Sicht etwas Kontinuität gegeben sein und die Kinder und Jugendlichen sich nicht in jedem Jahr bei jedem Trainer auf neue Prinzipien einstellen müssen (im Herrenbereich habe ich da in dieser Saison RB Leipzig und dessen Trainerwechsel im Kopf).

    Einheitliche Spielidee: ja; einheitliche Prinzipien: nein.

    Jeder Trainer muss innerhalb einer bestimmten Spielidee trotzdem noch seine eigenen Vorstellungen einbringen dürfen. Zumal mit zunehmender Altersklasse die Prinzipien zwangsläufig detaillierter werden.

    Warum würdest du für Kinder hier nach etwas anderem suchen? Hast du Angst, dass das 1 gegen 1 und seine Zweikampferfahrungen hier auf der Strecke bleiben?

    In einem Altersbereich, in dem noch keine Abseitsregel gilt, kann das ballorientierte Verteidigen nicht einfach nach Lehrbuch übernommen werden. Da muss man einige Anpassungen vornehmen.

    Der erste Punkt aus der Graphik entspricht dem "Prinzip der kurzen Wege": Wer am nächsten zum Ball ist, übt grundsätzlich Druck aus. Abgesehen davon sind das alles Auslöser bzw. Trigger. Insofern sehe ich sie auch nicht als Prinzipien an, sondern eher als Momente, die durch Prinzipien herbeigeführt werden sollen. Oberprinzipien dazu könnten lauten "Gegner in für ihn schlechte schlechte Situationen zwingen" oder "Nachteilige Situationen des Gegners für das eigene Pressing ausnutzen", je nachdem, ob der Gegner die Fehler von alleine macht oder wir ihn dazu zwingen.


    Ich greife mal das Beispiel von luibo auf: Für das Prinzip "Gegner auf den Flügel leiten/lenken" werden Unterprinzipien wie "das Zentrum mittels eigener Überzahl dicht machen" genutzt. Sobald die Mitte zu ist, neigen fast sämtliche Mannschaften dazu, den Ball nach außen zu spielen. Ist der Ball auf dem Flügel, wird dorthin geschlossen verschoben und die Wege ins Zentrum für den Gegner zugemacht. Da gelten dann wiederum die Prinzipien des ballorientierten Verteidigens (für Kinder müsste man da sicherlich andere Prinzipien finden). Wer es auf diese Weise schafft, den Gegner gut unter Druck zu setzen, zwingt ihn in der Regel dazu, dass der Ball entweder unkontrolliert nach vorne geschlagen, nach hinten gepasst, zu langsam oder ungenau gespielt wird. All das führt dazu, dass der Druck noch weiter intensiviert werden kann.


    Es gilt dabei, dass die Spieler lernen, diese Pressingtrigger zu erkennen. Ein weiterer Pressingtrigger bei mir ist, wenn der Spieler am Ball von seinen Mitspielern isoliert ist. Das ist in der Regel der Fall, wenn er von meinen Spielern umringt ist und sie Deckungsschatten nutzen. All diese Trigger zu erkennen, lernen die Spieler primär in Spielformen, wo sie die entsprechenden Erfahrungen sammeln können und ggf. situativ passend gecoacht werden.

    3. Langsamer Pass - dazwischen gehen: OK - Kinder sollte Geschwindigkeiten und Wegstrecken abschätzen können (E-Jugend).

    Hier gebe ich zu bedenken, dass die Wahrnehmung von Kindern noch nicht ausgereift ist. Kinder im Alter bis zu 11 Jahren haben oft noch Probleme damit, die Geschwindigkeit sich bewegender Objekte korrekt einzuschätzen. Darum haben sie auch Schwierigkeiten, Straßen sicher zu überqueren.


    5. Gegner am Spielfeldrand attackieren. Ja, der Spielfeldrand schränkt die Handlungsalternativen des Ballbesitzenden ein (grob gesagt nur 180 Grad anstatt 360 Grad zur Verfügung). Eine Balleroberung am Spielfeldrand schränkt aber auch meine Handlungsalternativen ein, wenn ich den Ball gewinne. Oft damit verbunden ist auch ein nach außen drängen des Gegenspielers und Ballbesitz durch Einwurf. Das führt zu Standardsituation und geordnetem Gegner und oft zu erneutem Ballverlust, weil viele Mannschaften keine Ideen beim Einwurf haben. Will ich die "Mitte stark machen", müsste der Spieler nach innen gelenkt werden, weil da bin ich stark und habe dann wieder die 360 Grad Möglichkeiten (beim Lenken hilft mir natürlich die Auslinie). Oft stelle ich aber auch fest, dass Kinder/Jugendliche und Erwachsene zufrieden sind, wenn der Angriff unterbunden ist und es Einwurf für den Gegner gibt. Damit habe ich den Ball allerdings nicht gewonnen - aufgrund der Ideenlosigkeit beim Einwurf habe ich allerdings eine hohe Wahrscheinlichkeit den Ball zu gewinnen.

    Gutes Beispiel dafür, warum jeder Trainer seine eigenen Prinzipien erstellen muss. Deine Bedenken ggü. der Balleroberung auf dem Flügel sind durchaus nachvollziehbar. Da musst Du als Trainer entscheiden, ob Du die Nachteile in Kauf nimmst und über weitere Prinzipien kompensierst, oder ob Du sie eben nicht in Kauf nimmst und stattdessen den Gegner ins Zentrum leiten willst. In diesem Falle wäre der fünfte Punkt kein Triggermoment für Dich und Dein Team.


    6. Gegner mit dem Rücken zum Tor angreifen. Auch ja, allerdings unter der Prämisse kein Foulspiel. Das sind aus meiner Sicht die dümmsten Fouls, wenn der Gegner mit dem Rücken zum Tor steht - jeder Freistoß ist vorteilhafter für den Gegner. In den unteren Klassen und in der Jugend führt das aber häufig zu Fouls. Wie geht ihr damit um und wie versucht ihr das zu verhindern?

    Auch hier kann man unterschiedliche Vorlieben vertreten. RB Salzburg sagt bspw. "Foul bricht Pressing". Wenn gefoult wird, ist ja sofort der Druck des Pressings weg. Der Gegner kann sich wieder sammeln und erlangt die Kontrolle zurück. Pep Guardiola lässt hingegen bewusst foulen, wenn der Ball nach einer gewissen Zeit nicht sofort wieder zurückerobert wurde. Auf diese Weise gibt er seinen (gegen)pressenden Spielern die Möglichkeit, sich hinten kompakt zu ordnen und nimmt dem Gegner die Möglichkeit, schnellen Raumgewinn zu erzielen. Also muss auch hier jeder für sich selbst entscheiden, was er bevorzugt.

    Beispielsweise das Prinzip: Mitspieler unter Druck helfen - Mitspieler ohne Druck = Wegbleiben. Das ist ein sehr allgemeines Prinzip, wodran sich jeder Spieler ein wenig orientieren kann (Kommt beim DFB meine ich auch vor). Sagen wir der linke Innenverteidiger ist unter Druck und wir trainieren das Prinzip. Bedeutet es für die ballnahen Spieler rechter Innenverteidiger, linker Verteidiger, Sechser die Passdistanz zu verkürzen und somit gleichzeitig Gegenspieler zu binden. Die Spieler auf der nächsten Ebene, linker Mittelfeldspieler und Zehner, Schnittstellen besetzen und Passdistanz verkürzen und die letzte Ebene können durch tiefe Laufwege unterstützen. Also vieles in einem Prinzip drin mit der simplen Frage, wie kann ich meinem Mitspieler in diesem Moment helfen. Ich denke solche Oberprinzipien sind im Kinderbereich gefragt und dann die Kreativität der Kinder gefragt, um die Prinzipien zu füllen.

    Allgemeine Prinzipien brauchen zwingend Unterprinzipien. Das obige Beispiel zeigt ja, wie komplex jede Situation ist. Wir müssen dann schon wieder weitergehen und fragen, welche Unterprinzipien gelten, damit wir dem Mitspieler unter Druck helfen können. Wie bieten wir uns in den Schnittstellen an? Da geht es dann um Abstände zu gegnerischen Verteidigern (gleicher Abstand zu den Verteidigern damit diese Zuordnungsprobleme bekommen), wie weit wird entgegengegangen und in welchem Winkel wird sich positioniert. Das sind jedoch alles Dinge, die die Spieler nicht explizit wissen, aber implizit verstehen müssen. Daher geht es bei solchen tiefergehenden Unterprinzipien auch nicht darum, ob die Spieler diese kennen. Ihr als Trainer müsst Sie kennen und dazu passende Spielformen entwickeln, in denen die Spieler diese implizit vermittelt bekommen. Im Coaching kann man dann die Prinzipien ausdrücklich nutzen: "Wenn Du Dich zwischen den Schnittstellen anbietest, achte darauf, dass Du zu den Gegenspielern in Deiner Nähe den gleichen Abstand hast. Dann wissen Sie nicht, wer Dich übernehmen soll. Oder Du bindest gleich mehrere Verteidiger auf einmal und öffnest Räume für Deine Mitspieler."


    Formuliert für Euch möglichst viele strategisch-taktische Prinzipien, die zu Eurer Vorstellung von Fußball passen. Das kann auch gerne ausufern und ins Detail gehen. Stellt Euch immer die Fragen: Was will ich mit dem Prinzip erreichen? Wie kann ich das Prinzip vermitteln/umsetzen? Dann strukturiert diese Prinzipien in Ober-, Unter-, Unterunterprinzipien, sodass eine Art Stammbaum entsteht. Die Spieler müssen aber nur die Oberprinzipien explizit kennen. Die restlichen Unterprinzipien müssen sie implizit verstehen.

    Mezut Özil und Arjen Robben haben/hatten ihre rechten Beine nur zum Stehen und haben trotzdem Weltklasse erreicht. Özil kann Pässe mit der Außenmauke spielen, die andere Toppspieler trotz (oder eher wegen) Beidbeinigkeit nicht hinkriegen. Wir betrachten immer nur vermeintliche Mängel und wollen sie beheben, anstatt einfach mal mit dem zu arbeiten, was die Spieler gut können. Jemanden besser zu machen heißt nicht (nur), seine Unzulänglichkeiten zu beseitigen, sondern vielmehr seine Stärken weiter zu fördern. Es gibt viele Profis, die ziemlich einseitig veranlagt sind und/oder grundlegende Dinge nicht beherrschen. So ist C. Ronaldos Verständnis vom Verteidigen absolut unterirdisch. Ist trotzdem ein ganz passabler Kicker geworden. Marko Rehmer und David Odonkor wurden in erster Linie über ihre Schnelligkeit definiert und haben es dennoch zum Nationalspieler gebracht.


    Spieler, die nicht beidbeinig sind, entwickeln Strategien, wie sie das ausgleichen können. Dadurch erlernen sie Fähigkeiten, auf die beidbeinige Spieler nicht angewiesen sind und dementsprechend nicht beherrschen; und auch gar nicht beherrschen müssen. Wie etwa das Spielen mit dem Außenrist. Anstatt sich also ständig auf das vermeintlich schlechte zu fokussieren, sollte man sich eher Gedanken darüber machen, wie man solche Eigenheiten nutzen kann. Die Aufstellung von Robben auf dem rechten Flügel etwa ermöglichte es ihm, nach innen zu ziehen, um von dort gefährlich abzuschließen.


    Es wird immer gesagt, man möchte das Individuum fördern, aber in Wirklichkeit wird versucht, alle Spieler gleich zu machen, indem man eine Schablone ansetzt, in die jeder reinpassen soll. Und dazu gehört immer die Beidbeinigkeit, ohne die man angeblich nicht weit kommen kann. Die Folgen davon sehen wir doch seit Jahren in der N11, wo wir (zurecht) rumjammern, dass wir keine echten Stürmer haben. Wo sollen die auch herkommen, wenn wir alle Spieler ausbilden wie zentrale Mittelfeldspieler?! Jeder Ansatz von Individualität wird verhindert, wenn wir uns zu sehr damit beschäftigen, welche Schwächen ein Spieler angeblich hat. Ich will eher Spieler haben, die gewisse Dinge auf hohem Niveau beherrschen, auch wenn sie andere Dinge nicht können; anstatt Spieler, die alles können, aber nichts davon besonders gut.


    Davon abgesehen geht es hier um Kinder, die noch keine 10 Jahre alt sind. Was haben die im NLZ zu suchen? Da wird Druck aufgebaut, wo noch nicht mal ansatzweise abzusehen ist, ob es zum Profi reichen könnte. In dem Alter ist noch nicht mal der Teil des Gehirns ausgereift, der für die Risikoabschätzung und Entscheidungsbeurteilung verantwortlich ist (präfrontaler Kortex). Auch die Pubertät ist weit weg. Wenn die einsetzt, wird eh neu gewürfelt.

    Die Lösung heißt eher: Positionsspielformen wie el Rondo/Eck/Schweinchen in der Mitte/etc. und seine Abwandlungen. Relativ enge Felder aufbauen, in denen es zunächst keine feste Spielrichtung gibt. Eine Mannschaft hat Überzahl und spielt auf Ballhalten. Die Verteidiger sind in Unterzahl. Das ist der Grundaufbau, der unendlich variiert werden kann. Ein paar Abwandlungen sind im Anhang.


    Solche Spielformen vermitteln die Prinzipien der Raumaufteilung und wie man sich zueinander positioniert, anbietet und eine gemeinsame Ballzirkulation aufbaut. Durch Sonderregeln wie Kontaktbegrenzungen und Rückpassverbote forciert man diese Aspekte zusätzlich und schult so bspw. implizit taktische Mittel wie das Spiel über den Dritten.

    Definition von Prinzipien:

    a) Grundsatz, den jemand seinem Handeln und Verhalten zugrunde legt

    b) allgemeingültige Regel, bestimmte Idee, bestimmte Grundlage, auf der etwas aufgebaut ist, nach der etwas abläuft

    Dieser Definition folge ich auch. Ich habe im Anhang einige Prinzipien aufgeführt, die ich beim Gegenpressing nutze. Diese sind jedoch keinesfalls abschließend. Ich könnte noch mehr aufführen und das Geflecht bzw. den Prinzipienbaum erweitern, bleibe aber vorliegend nur bei diesen.


    Das erste Prinzip ist, dass schon die Staffelung bei eigenem Ballbesitz entscheidend dafür ist, wie ich nach einem Ballverlust umschalten und den Ball zurückerobern kann. Wenn die Spieler bei eigenem Ballbesitz zu weit auseinanderstehen oder (wie im Falle der N11) zu viele Leute auf einer Linie sind, wird es schwer, den Ball sofort zurückzuerobern, weil die Wege zu weit und die Räume zu offen sind. Zudem sorgen solch schlechte Staffelungen dafür, dass die Wahrscheinlichkeit eines Ballverlustes in Folge eines Fehlasses steigt.


    Wenn meine Mannschaft in Ballbesitz ist, soll sie so gestaffelt sein, dass sie eine numerische und/oder strukturelle Überzahl am Ball hat. Das sorgt dafür, dass jeder Spieler, sofern er am Ball ist, gleich mehrere Kurzpassoptionen hat. Kurzpassoptionen sind technisch weniger anspruchsvoll, was die Gefahr eines Ballverlustes von vorne herein verringert. Darüber hinaus ist es für den Gegner schwer zu antizipieren und Pässe abzufangen, wenn der Ballführer gleich mehrere Passoptionen hat. Gleichzeitig ist der Gegner, wenn er doch den Ball erobert, zunächst in Unterzahl, was es meinen Spielern erlaubt, sofort Druck auszuüben. Für die Schaffung dieser GP-begünstigenden Staffelungen und Strukturen habe ich wiederum weitere Prinzipien. Das würde aber hier den Rahmen sprengen.


    Ein nächstes Prinzip im GP ist, dass der Gegner nicht aus meinen GP-Strukturen ausbrechen darf. Solange der Gegner am Ball ist, ich aber Überzahl am Ball habe, will ich diesen Vorteil natürlich ausnutzen. Da wäre es fatal, wenn es dem Gegner gelingt, aus meiner Vorteilssituation auszubrechen. Um das zu verhindern, nutze ich weitere (Sub- oder Unter-)Prinzipien. So sollen meine Spieler ihren Vorteil dazu nutzen, aus möglichst vielen Richtungen Druck zu machen, damit dem Gegner am Ball die Zeit fehlt, sich zu orientieren und seine Mitspieler zu sehen, weil er nur damit beschäftigt ist, den Ball nicht zu verlieren. Gleichzeitig dient dieses Unterprinzip dem Prinzip der schnellen Ballrückeroberung.


    Ein weiteres Unterprinzip ist das Abdecken möglicher Verlagerungsräume für den Gegner. So stelle ich Räume und/oder Gegenspieler, über die der Ballführer potentiell ausbrechen und verlagern könnte, in den Deckungsschatten (Sub-sub-Prinzip). Dabei spielt situativ das bogenförmige Anlaufen eine wichtige Rolle.


    Das Zusammenspiel dieser Prinzipien und Unter-Prinzipien sorgt dafür, dass der Gegner keine Zeit am Ball hat. Er hat ständig Stress und kommt nicht aus dem für ihn nachteiligen Raum. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit einer schnellen Ballrückeroberung.


    Das ist nur ein recht grober Anriss dieser Thematik, aber ich denke, er verdeutlicht ganz gut, was mit Prinzipien gemeint ist.


    Um das zu trainieren, nutze ich Positionsspielformen, in denen die Teams unterschiedliche Ziele verfolgen (siehe Anhang. Hatte ich schon mal in einem anderen Thread geposted). Ein Team spielt auf Ballhalten, während das andere nach Balleroberung auf Tore abschließen soll. Die Tore simulieren die Verlagerungsräume, um aus den GP-Strukturen auszubrechen. Gleichzeitig werden in dieser Spielform diejenigen Prinzipien vermittelt, die für den Spielaufbau entscheidend sind. Aber wie gesagt: die lasse ich mal unerwähnt, weil es einfach sehr viele sind.


    Natürlich erkläre ich meinen Spielern nicht jedes noch so kleine Prinzip. Die meisten sind nur für mich als Trainer relevant, um Spielformen zu entwerfen, mit deren Hilfe, ich die Spieler in Situationen bringe, in denen die Prinzipien notwendig sind. Also alles rein implizit. Trotzdem coache ich natürlich so etwas wie: „wir wollen den Gegner nicht ausbrechen/entkommen lassen“.


    Über all meinen Prinzipien schwebt stets das „Prinzip der kurzen Wege“. Je weniger Abstand meine Spieler zum Ball haben, desto mehr Passoptionen bestehen, desto besser sind sie nach Ballverlusten abgesichert und desto eher sind sie in Überzahl und können so Druck gegen den Ball erzeugen, wenn der Gegner ihn hat. Natürlich sollen sie nicht alle auf einem Haufen stehen, aber das klassische Ziehharmonikaprinzip (bei gegnerischem Ballbesitz Raum eng machen. Bei eigenem Ballbesitz den Raum öffnen) finde ich halt unpassend, weil es meinem ersten GP-Prinzip widerspricht.


    Bei Interesse werde ich mal etwas zu meinen Prinzipien bei eigenem Ballbesitz schreiben, aber das wird eine Weile dauern.

    Ich kann mich mit vielem von dem was Thomas Kost da sagt sehr gut identifizieren, ohne zu wissen, wie sich der Turnaround in der Talentausbildung bzw. in den Mannschaften an sich schaffen lässt.

    Er hat das Problem eigentlich schon recht gut erklärt: Taktik und Strategie werden in Deutschland fast nur mit Defensive, Langeweile (ein 0:0 ist ja immer "von Taktik geprägt") und korsettartigen Einschränkungen für die Spieler in Verbindung gebracht. Und das wenige, was etwa beim DFB zum Thema Spielaufbau und Angriffsspiel in den Trainerlehrgängen vermittelt wird, dreht sich um Abläufe aus dem 4-4-2 oder 4-2-3-1: Hat der rechte IV den Ball, geht der rechte Sechser weg und schafft Tiefe, während der linke Sechser zum Ball schiebt. Im Angriff haben wir dann die klassischen Mittel Doppelpass, Spiel über den Dritten, Hinterlaufen und Kreuzen. Und alles wird streng ablauforientiert an die Trainer vermittelt, welche es dann ebenso im Training an Ihre Spieler weitergeben. Das ist schon arg simpel.


    Warum vermitteln wir nur taktische Mittel bzw. Abläufe, aber keine Prinzipien? So sprechen wir zwar oft von Dreiecksbildung, aber keiner erklärt das "Warum" und erst recht nicht das "Wie". Abstände, Winkel, die Orientierung der Spieler, die Positionierung zwischen den gegnerischen Abwehrlinien... All das sind Elemente, die aufeinander abgestimmt über die Qualität von Verbindungen und Aufbaustrukturen entscheiden, welche wiederum den Ausschlag darüber geben, ob wir als Verbund gemeinsam kombinieren, uns gegenseitig unterstützen und absichern können. Stattdessen wird einem oft vermittelt, Kombinationsfußball sei technisch extrem anspruchsvoll, weswegen wir zuerst die Passtechnik des Einzelnen (isoliert) verbessern müssen.


    Natürlich ist eine solche Art von Fußball entscheidend von der Technik abhängig. Aber mindestens genau so wichtig sind strategisch-taktische Elemente. Da wirken unzählige kleine Aspekte zusammen, die man unmöglich mit übersimplifizierten Abläufen vermitteln kann. In meinen Trainerlehrgängen werden die immerselben Übungen und Spielformen gezeigt, wobei es stets um die oben genannten Abläufe geht. Ist der Ablauf fehlerhaft, wird sofort unterbrochen und gecoacht, bis der gewünschte Ablauf sitzt. Kein Wunder also, dass das von vielen als Korsett wahrgenommen wird. Denn für eigene Entscheidungen und die Entfaltung der eigenen Stärken ist da nur noch wenig Platz. Aber genau darum geht es: Spieler müssen am Ende auf dem Platz selbständig Entscheidungen treffen.


    Ich habe in den Lehrgängen leider noch nie Positionsspiele gehabt. Mal eine Rondovariation, in der es darum geht, wie man in engen Räumen den Ball sichert und sich zwischen den gegnerischen Linien durchkombiniert. Wo jederzeit ein hoher Gegnerdruck herrscht, der es notwendig macht, dass man schon weiß, was man mit dem Ball macht, bevor er bei einem ankommt. Und dabei ist jeder davon abhängig, wie schnell und wie passend die nahen Mitspieler sich anbieten und orientieren. Es müssen ständig Entscheidungen getroffen werden, wobei nur dann alle als Einheit fungieren können, wenn sie die gleichen Prinzipien kennen und verfolgen.


    Prinzipien müssen immer an erster Stellen stehen. Erst auf deren Grundlage kann man später auch gewisse Abläufe trainieren. Aber eben nicht umgekehrt. Solange wir solche Dinge im Fußball nicht verstehen und an unsere Trainer weitergeben, wird es schwer, aus den Talenten, die wir zweifelsohne haben, eine Einheit zu formen, in der jeder Einzelne seine Stärken einbringen kann, während seine Schwächen von den Mitspielern aufgefangen werden. Eine gute Taktik ist daher kein Korsett sondern die beste Möglichkeit, aus jedem einzelnen das Beste rauszuholen; für ihn selbst, aber auch für das Team.

    Um Gruppentaktisch arbeiten zu können, muss man individualtaktisch geschult sein, Gruppentaktik ist die Grundlage der Mannschaftstaktik.

    Ich will eigentlich nicht schon wieder damit anfangen und vielleicht interpretiere ich da zu viel rein, aber diese lineare Vorgehensweise wird der komplexen Realität eines Mannschaftssports wie dem Fußball und den ebenso komplexen Lernprozessen beim Menschen nicht gerecht. Wir sollten endlich aufhören, die Ausbildung von jungen Spielern wie ein gerade Linie zu sehen, in der erst A gelernt werden muss, bevor man B machen kann, um am Ende einen "kompletten Spieler" zu erzeugen. Viele individualtaktische Aspekte lassen sich auch vermitteln, wenn Spieler (zuerst) in einem Gruppen- oder sogar Mannschaftsverbund üben. Das Gehirn vermag es, die gelernten Inhalte in beide Richtungen zu adaptieren und zu übertragen und so Querverbindungen herzustellen, wodurch letztlich alle Aspekte besser geschult werden, als wenn man sie nacheinander trainiert.

    Zur Individualisierung gehört für mich auch im übrigen, dass dem jeweiligen Spieler sein Verhalten im Raum vermittelt wird.

    So sehe ich das auch und sollte es auch in der Ausbildung gelebt werden, aber tatsächlich werden überwiegend Fähigkeiten im Dribbling und 1-gegen-1 unter Individualität verstanden. Es gibt in der Talentbewertung leider kaum Maßstäbe oder Instrumente, um so etwas wie Wahrnehmung, Raumverhalten (Absicherung der Mitspieler, Schaffen von Verbindungen für den Spielaufbau) und Entscheidungsqualität zu messen/bewerten. Wenn vor allem Kinder gesichtet und selektiert werden, wird doch nur darauf geachtet, wie die direkt mit dem Ball umgehen können und wie schnell sie sind. Die übrigen Bereiche fallen da allzu oft hinten runter und werden ignoriert. Das meine ich damit, wenn es mich stört, wenn es wieder heißt, wir müssen (wieder) stärker individualisieren. Habe mich da nicht konkret genug ausgedrückt.


    Dass es aber eine Zeit gegeben haben soll, in der wir nur oder bevorzugt Passspieler ausgebildet haben, ist meines Erachtens ein Trugschluss. Um 2010 herum, als Barca unter Pep Europa dominiert hat und van Gaal die Bayern auf Links drehte, entstand in der deutschen medialen Wahrnehmung der Eindruck, dass das plötzlich alle so machen. Tatsächlich dominierte vor allem in Deutschland aber weiterhin der Umschaltfokus, in welchem vor allem die schnellen und kräftigen Spieler Vorteile haben.

    Aussagen zur mentalen Verfassung und ob die Spieler es mehr wollten als der Gegner, finde ich immer fragwürdig. Es ist einerseits nicht mess- oder belegbar und zeugt allzu oft davon, dass inhaltliche Probleme nicht erkannt werden.


    Über das individuelle Niveau der Spieler brauchen wir wohl nicht diskutieren. Da finde ich die Verweise auf die Erfolge in der Champions League durchaus sinnvoll. Es gab kaum einen Spieler in der gestrigen Startelf, der nicht wenigstens mal im Finale der CL stand. Und diese Spieler sind in ihren Vereinen keine Bankwärmer. Es geht aber darum, welche Spieler, welche Eigenheiten haben. Wo liegen die Stärken, wo sind die Schwächen. Und da gilt es, eine passende Ausrichtung zu finden. Kroos ist/wurde bspw. bei Real von Leuten wie Casemiro und Varane+Ramos abgedeckt. Der kann/konnte sich ruhigen Gewissens auf das Spiel nach vorne konzentrieren, ohne großartig nach hinten arbeiten zu müssen. In der N11 ist er der tiefste ZM und häufiger mit Abwehraufgaben betraut. Allein diese Nutzung von Kroos entspricht schon nicht dem, was er eigentlich kennt und bevorzugt. Und das war auch bei anderen Spielern der Fall.


    Ein weiteres ganz wesentliches Problem bei den deutschen Angriffen war, dass oft 4-5 Spieler auf einer Linie und dabei auf Höhe der gegnerischen Abwehrlinie standen. So lässt sich nur schwer in den Strafraum kombinieren und nach Ballverlusten sind diese Spieler dann auch nur noch bedingt fähig, rechtzeitig wieder nach hinten zu kommen. Diese Staffelungsprobleme sind ebenso schädlich für das Kombinations- und Angriffsspiel wie für die Konterabsicherung. Mit so vielen Spielern auf einer Linie bleiben letztlich fast nur noch Flanken. Wenn es der Gegner dann schafft, dass diese von Ginter reingebracht werden, wie es die Ungarn gemacht haben, ist das wenig aussichtsreich.


    Obwohl ich eigentlich lange ein Befürworter Löws war, sehe ich die Probleme für die Art und Weise des Ausscheidens bei den vergangenen beiden Turnieren in erster Linie auf der Trainerposition.


    Ich würde nun hinsichtlich der A-Nationalmannschaft kurz- und mittelfristig nicht in Panik verfallen, weil sich das alles unter Flick plötzlich zum Besseren ändern kann. Das Spielerniveau ist mehr als ausreichend, um große Titel zu gewinnen. Dennoch halte ich es unbedingt für angebracht, dass wir die Trainerausbildung überarbeiten, um so auch die Nachwuchsförderung zu verbessern. Dass die vergangenen drei CL-Triumphe von dt. Trainern errungen wurden, sollte uns nicht täuschen. Zumindest Tuchel und Klopp machen nach eigener Aussage vieles anders, als es der DFB lehrt. Der RAE ist in Dtl. leider noch immer sehr präsent und ein Indiz dafür, dass die Nachwuchsförderung zu stark auf konditionelle Aspekte ausgerichtet ist. Wir haben viele schnelle Pressing- und Umschaltmonster, aber im Positions- und Kombinationsspiel hakt es zum Teil gewaltig. Wenn die Gegner tief stehen, wird es dann schwierig. Leider spielen diese Dinge in der Trainerausbildung eine erbärmlich geringe Rolle. Die Lehrinhalte des DFB zum Spielaufbau und Angriffsspiel sind im Vergleich zum Pressing arg oberflächlich und leider zu Ablauffokussiert. Wenn man da mal über strategisch-taktische Prinzipien des Positionsspiels sprechen möchte, wird es dünn.


    Darüber hinaus werden Talente bei uns zum Teil weniger gefördert als viel eher ausgetauscht. Wenn ein Nachwuchsspieler ein schlechtes Jahr hat, ist er so gut wie weg vom Fenster. Das ist fatal. Vielleicht hat er im nächsten Jahr schon wieder einen enormen Entwicklungsschub und startet durch. Dahingehend müssen Trainer sensibilisiert werden und es müssen Grundlagen geschaffen werden, dass der Erfolg bis zum U17-Bereich nur eine untergeordnete Rolle spielt. Schon die Schweizer haben festgestellt, dass Ergebnisse im jungen Nachwuchsbereich (bis 15 Jahre) keine Rückschlüsse darüber zulassen, wie die zukünftige Entwicklung ablaufen wird. Warum selektieren wir dann schon im Kindesalter und setzen so Spieler und Trainer sehr früh unter Druck? Da ist es doch nur folgerichtig, dass es zu so etwas wie dem RAE kommt.


    Gestern hieß es auch wieder von Experten (bspw. Ballack und Bobic bei Magenta TV), man müsse die Ausbildung stärker individualisieren und Persönlichkeiten ausbilden; was auch immer letzteres heißen soll... Das Problem dabei ist: das höre ich schon seit über 15 Jahren. Und seit mindestens genauso langer Zeit macht man eigentlich nichts anderes. Und so sind natürlich auch die DFB-Stützpunkte ausgerichtet. Es geht da teilweise nicht mehr um einen Mannschaftssport. Wir bilden Spieler in erster Linie anhand des 1-gegen-1 aus und wundern uns dann, wenn diese nicht wissen, wie sie sich in Räumen verhalten sollen, in denen mehr als ein Gegenspieler steht. Und wie gesagt: ein mannschaftlich geschlossenes Kombinationsspiel kann so natürlich auch nicht adäquat vermittelt werden. Stattdessen macht man sich abhängig von Einzelaktionen.


    Ich halte es für richtig, Spieler individuell zu fördern und sich auf ihre Eigenarten einzustellen. Aber das muss immer in einem mannschaftlichen Kontext stattfinden. Wie kann ich Spieler ausbilden und einbinden, sodass ihre Stärken der Mannschaft dienen und ihre Schwächen von der Mannschaft kompensiert werden?

    Nicht jede Überbelastung führt automatisch zu Verletzungen. Trotzdem sollte man Vorsicht walten lassen. Auch wenn es bei manchen Vereinen keine anderen Platzzeiten gibt, sollte man zumindest die Trainingsintensität so anpassen, dass die Spieler im Wettkampf noch halbwegs leistungsfähig sind. Man sollte also schon gewisse Prinzipien berücksichtigen, um Spieler nicht dauerhaft zu gefährden. Und diese Prinzipien gelten unabhängig von Alter und Leistungsniveau.

    Durch das jahrelange Training sind Profis aber auch deutlich robuster, was Belastungen betrifft. Schick mal einen Amateur ins Bayerntraining. Wenn der versucht mitzuhalten, wird er schnell an seine Grenzen stoßen und sich ohne Erholung bald verletzen.

    Will sagen: Man gewöhnt sich an Belastungen. Wer nur zweimal die Woche trainiert, bekommt Probleme, wenn es plötzlich drei oder vier Trainings werden. Auch bei einer geringeren Trainingsbelastung muss periodisiert werden. Und dabei sind die gleichen Prinzipien zu berücksichtigen.

    Freitagabend Training und Samstagmittag Spiel ist belastungstechnisch suboptimal. Entweder man trainiert nur mit geringerer Intensität oder verkürzt die Trainingsdauer. Andernfalls riskiert man tatsächlich Verletzungen oder die Spieler sind so ermüdet, dass sie nicht ihre Leistung abrufen können.


    Fast noch schlimmer ist Samstag Spiel und Montag Training bzw. Sonntag Spiel und Dienstag Training. Der Körper braucht nämlich nach einer Belastung wie einem Fußballspiel etwa 72 Stunden, um sich wieder komplett zu erholen. Und der zweite Tag nach einer derartigen Belastung ist der gefährlichste, weil hier die Nährstoffspeicher komplett leer sind. Das ist die Phase, in der die Verletzungsanfälligkeit an größten ist.


    Ich kann Dir diesen Artikel von spielverlagerung.de empfehlen. Die darin behandelten Prinzipien und Mechanismen gelten für alle Alters- und Leistungsklassen: » Trainingssteuerung.

    Ähnlich wie die Übung von Constantin , aber mit Verlagerungen in zwei Richtungen und einem größeren Feld:


    Der Spieler muss beide Tore verteidigen, wird der Ball verlagert, muss er quasi zum anderen Tor laufen. Viel umschalten und für die Spieler draußen gilt es, die Verlagerung vorzubereiten und dann blitzschnell zu treffen.

    Und warum lässt Du nicht ein normales 4-vs.-2-Rondo spielen, wobei es einen Punkt gibt, wenn ein Pass von Stirnseite zu Stirnseite gelingt (also durch die Schnittstelle der Verteidiger)? Was sollen die Tore? Sie unterbrechen doch nur den Spielfluss und der Verteidiger hat sie ständig im Weg.

    Mein Angebot steht: Wer möchte, kann sich gerne bei mir melden und ich begleite dann Euer Training. Es kostet nichts.


    Es geht mir nicht um Schwarz-Weiß-Malerei. Wenn jemand Hemmungen hat, vollends auf Spielformen zu setzen, kann ich das verstehen. Es ist ein sehr radikales Vorgehen und sicherlich verunsichert es, weil es Konzepten widerspricht, die noch immer als unumstößlich gelten. Ich möchte Euch nur gerne die Hemmungen nehmen.


    Aber wenn Leute behaupten, dass man gewisse Dinge nur mit Isoübungen vermitteln kann, ist das einfach falsch. Das lasse ich auch nicht unwidersprochen. Wenn diese Leute ihre Trainings hier posten, wobei Isoübungen einen Großteil der Trainingszeit einnehmen, passt das leider in das Bild, was ich von Trainern in Deutschland habe: es sagen immer alle, dass sie überwiegend mit Spielformen trainieren. Es macht tatsächlich aber kaum jemand.

    Wie so viele vermeintliche unumstößliche Trainingsgrundsätze halte ich auch "vom Leichten zum Schweren" für problematisch. Zunächst ist "leicht/schwer" rein subjektiv. Was ich als leicht empfinde, mag für andere schwer sein und umgekehrt.


    Trotzdem habe ich selbst natürlich auch eine persönliche Auffassung darüber, welche Spielformen (noch) zu anspruchsvoll sein könnten, weil meine Spieler darin auf sehr vieles achten müssen und verschiedene Zielsetzungen haben. Aber manchmal überfordere ich sie auch ganz bewusst. Und zwar aus primär drei Gründen.


    1. Verbesserungen setzen sehr oft dann ein, wenn man mit Aufgaben konfrontiert wird, die man (noch) nicht bewältigen kann. Man erkennt dadurch, was einem noch fehlt, worauf man achten muss usw. Wenn ich dann leichtere Aufgaben absolviere, gelingt es mir eher, passende Lösungen zu erkennen und auszuführen. Ich erkenne leichter die Zusammenhänge.


    Wenn ich nach einiger Zeit dieselbe Spielform nochmal mache, funktioniert es in der Regel. Hier spielt mal wieder der Inkubationseffekt eine entscheidende Rolle. Eine Aufgabe, die einen überfordert, wird in der Erholungs- und Ruhephase vom Gehirn neu bewertet und geordnet, sodass es mir beim nächsten Versuch leichter fällt. Auch wieder ein Selbstorganisationsprozess (ähnlich wie beim differenziellen Lernen).


    2. Wenn ich bedenke, wie viele Trainer (davon schließe ich mich nicht aus) Talente und Fähigkeiten falsch bewerten, ist es recht anmaßend, anzunehmen, dass Spieler dieses oder jenes (noch) nicht können und stattdessen in übersimplifizierten Übungsformen vermeintlich ideale Bewegungsabläufe einschleifen sollen. Kinder und Jugendliche sind sehr wohl in der Lage, Techniken zu erlernen, ohne sie vorher isoliert zu üben und dabei instruiert zu werden. Manchmal reicht es nämlich, dass Spieler sich was abgucken, was ein anderer im Spiel gemacht hat und versuchen es unter Gegnerdruck anzuwenden. Einfach mal ausprobieren.


    3. Das bewusste Überfordern kann auch ein Motivationsschub sein. Wenn Spieler mit der Umsetzung einer Spielform zunächst Probleme haben, ich sie nach einiger Zeit aber wieder mit genau derselben Spielform konfrontiere und sie es tatsächlich gut umsetzen, ist das ein Schub fürs Selbstvertrauen. Letztlich kann es sogar dazu führen, dass das Wettkampfspiel als viel leichter empfunden wird. Das steigert die Stressresistenz, was wiederum die Wahrnehmung verbessert.


    Insgesamt ist "vom leichten zum schweren" leider wie so oft ein Grundsatz, der auf einer zu simplen Spiel- und Trainingsauffassung beruht, wobei Erkenntnisse aus der Lernforschung ignoriert werden. Übrigens einer meiner zwei Hauptkritikpunkte an der DFB-Trainerausbildung: es werden keine Lernmethoden behandelt; geschweige denn wissenschaftlich betrachtet.



    "Ich gehe doch nicht in eine Spielform und rufe dann bei einzelnen Spielern "das Standbein bitte neben den Ball und dann den Ball mittig treffen" rein. Ich lasse sie vorher "trocken" Pässe spielen, bei denen sie auf unterschiedliche Dinge achten sollen und eventuell sogar selbst erarbeiten, wie der Ball am besten gespielt wird. Möglichst hohe Wiederholungszahl - die ist bei Partnerübungen deutlich höher als in einer Spielform im 6 gegen 6."


    Zu dem Thema habe ich mich im Thread zur fußballspezifischen Ausdauer sehr ausführlich geäußert.

    ..., wogegen sie im Spiel meist sehr auf das messen mit dem Gegner fokussiert sind und irgendwie durchkommen wollen. Wenn es ihnen irgendwie gelingt, denken sie nicht darüber nach ob es auch besser gegangen wäre.

    Eine Aktion klappt und der Spieler sammelt dadurch positive Erfahrungen. Das ist doch das Ziel! Sie müssen auch gar nicht darüber nachdenken, weil sie dafür auf dem Platz ohnehin keine Zeit haben. Ihre Entscheidungen und Aktionen müssen zur Intuition werden. Und warum sollten sie überhaupt darüber nachdenken, ob es besser gegangen wäre, wenn ihre Aktion erfolgreich und im Sinne der Spielidee war?

    Ich würde das tatsächlich eher als Chance für den Trainer sehen, sich über den erfolgreichen Lösungsweg seines Spielers Gedanken zu machen. Vielleicht war dieser ja besser/passender als der, den man als Trainer im Kopf hatte.


    Vorausgesetzt, die Aktion des Spielers klappt nicht: Dann kannst Du doch hier sofort anhalten und ihm die passende Lösung aufzeigen. Dabei hast Du gleich eine spielnahe Situation. Ohne Gegnerdruck fehlt einfach der Spielkontext. Und zuhören tun die Spieler in Spielformen ebenso.

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    Hier noch das Video von Iniesta.

    Auch wenn das Ursprungsthema ein anderes war, sind wir nun doch wieder bei der Diskussion um Spielformen & Isoübungen. Daher gehe mal darauf ein, was ich unter Spielformen verstehe.

    Spielformen sind nicht nur X vs. X-Spiele, in denen man schweigend danebensteht und die Spieler sich selbst überlässt. Ich nutze sehr viele sogenannte Positionsspielformen, in denen ich oft in kleinen Räumen Über-/Unterzahlverhältnisse schaffe. Das ist ein unfassbar effizienter Weg, um strategisch-taktische Prinzipien (keine Abläufe!) zu vermitteln und gleichzeitig Wahrnehmung, Technik, Beweglichkeit, Koordination und (Vor)Orientierung ganzheitlich zu schulen. Ich habe dazu mal vier beispielhafte Spielformen samt Erklärungen angehängt. Für Kinder im Alter bis 11 Jahre würde ich zwar kein Sechsfelderrondo oder das Octagon machen, aber die anderen Spielformen sind durchaus auch für Kinder geeignet. In allen Spielformen sind hohe Pässe verboten.


    Ein ganz wesentliches Problem, das ich mit isolierten Technikübungen habe, ist, dass das Fußballspiel dabei viel zu simpel gedacht wird. Fußball ist die vielleicht komplexeste Sportart, die es gibt. Unzählige Faktoren wirken zusammen und beeinflussen sich gegenseitig. Und noch immer denken viele Trainer, sie könnten Kontrolle über diese Komplexität gewinnen, indem sie das Spiel bis in seine kleinsten Einzelteile zerlegen und dann nach und nach wieder zusammensetzen. Aber so funktioniert Fußball einfach nicht.


    So werden etwa ganz oft technische Fehler gesehen, wo gar keine sind, weil die beobachtenden Trainer nicht die komplexen Zusammenhänge von Wahrnehmung, Entscheidung, Orientierung und Ausführung (Technik) erkennen. Wenn bspw. ein Spieler den Ball bekommt und sich dann aufdreht, während in seinem Rücken ein Gegenspieler naht, verliert er in der Regel den Ball. Aber nicht, weil er keine gute Technik hat, sondern weil er den herannahenden Gegner mangels Schulterblick oder schlechter Orientierung übersehen hat.


    Ich beobachte zudem sehr häufig, dass Spieler in engen Räumen katastrophal zueinanderstehen.

    Blickfelder und Verbindungen.bmp

    Im linken Bild stehen die drei Grünen gut zueinander. Egal, wer hier den Ball hat, er könnte zu jeweils beiden Mitspielern ohne Probleme einen Pass spielen. Im rechten Bild ist Spieler 1 von seinen Mitspielern weggedreht. Hat er den Ball, kann er Spieler 2 nicht nutzen und Spieler 3 nur über einen technisch schweren 90°-Pass anspielen. Solche Staffelungen oder Verbindungen sehe ich bei sehr vielen Spielern oder Mannschaften, die kaum Erfahrungen in engen Räumen haben. Typischerweise sind das Mannschaften, die kein gutes Aufbauspiel haben und das Zentrum meiden.


    Von sämtlichen Trainern, mit denen ich mich darüber unterhalte, wird die schlechte Technik der Spieler dann als Ursache für das schwache Pass- und Aufbauspiel genannt. Keiner erkennt, dass die schlechten Verbindungen in Folge schlechter Orientierung das eigentliche Problem sind. Ein gutes Passspiel ist in erster Linie von den Verbindungen der Spieler untereinander abhängig. Gute Verbindungen verringern die technischen Schwierigkeiten, weil die Passdistanzen kleiner sind und sich nicht mit Ball am Fuß aufgedreht werden muss, was Zeit kostet und Gegnern die Gelegenheit gibt, in Zweikämpfe zu kommen. Wenn man sich mal die Strukturen von Barca unter Guardiola ansieht (insbesondere die zwischen Xavi, Iniesta und Busquets), erkennt man, dass man kein Übertechniker sein muss, um hier einen Pass sauber ans Ziel zu bringen. Dennoch sind die drei Genannten natürlich überragende Techniker. Es geht darum, den Gegner stets in eine strukturelle Unterzahl zu zwingen (meist 3-gegen-1-Situationen), damit er nicht an den Ball kommt.


    Die Schaffung solcher Strukturen kann aber nicht in Isoübungen vermittelt werden. Mittels isolierter Passübungen werden nämlich lediglich Abläufe und reine Bewegungswiederholungen behandelt. Aber sobald ein Gegner auf den Plan tritt, brechen Ablauf und Bewegung unweigerlich zusammen. Stattdessen werden Prinzipien benötigt, die alle Spieler verinnerlicht haben und situativ nutzen.


    Ballan- und Mitnahme werden ebenso wie das Passen in solchen Positionsspielformen implizit geschult, weil sich die Spieler ständig auf attackierende Verteidiger einstellen und anpassen müssen. Da der Raum in meinen Spielformen recht klein ist, ist man ständig in irgendwelchen zweikampfartigen Situationen oder versucht zumindest, diese zu meiden. Die Notwendigkeit, hier das richtige Timing beim ersten Kontakt zu haben und den Ball in die situativ passende Richtung weg vom Gegner mitzunehmen, oder eine gezielte Körpertäuschung zu machen, ist für die Verbesserung der Ballverarbeitung viel besser geeignet als isolierte Übungsformen. Denn hier haben die Spieler sofort eine Rückmeldung darüber, was Ihre Entscheidungen und Aktionen für Konsequenzen haben. Klappt eine Aktion, wird sie beibehalten und ggf. situativ angepasst. Misslingt eine Aktion, werden neue Lösungen ausprobiert, bis sie erfolgreich sind. Das ist ein fortwährender Selbstorganisationsprozess, der bei den Spielern abläuft. Und das ist insbesondere bei Kindern der Fall. Die Auswirkungen auf die Technik lassen sich dabei durch den differenziellen Lernansatz erklären.


    Erst dann, wenn Spieler wiederholt die gleiche Lösung nutzen und diese nicht zum gewünschten Erfolg führt, greife ich ein und coache explizit. Ich korrigiere aber niemals Bewegungen bzw. Techniken.


    Für viele ist die Anzahl der Ballkontakte in Isoübungen ein großer Vorteil ggü. Spielformen. Davon abgesehen, dass ich bezweifle, dass es tatsächlich zu mehr Ballkontakten kommt, ist für mich die Qualität der Ballkontakte viel wichtiger. Ein Ballkontakt unter Gegnerdruck fordert in den Bereichen Wahrnehmung, Entscheidung, Orientierung etc. zahllose Fähigkeiten, wohingegen in Isoübungen all das vom Trainer bis ins Detail vorgegeben ist. Wie sollen Spieler unter solchen Voraussetzungen Erfahrungen sammeln? Ein nachhaltiger Lernprozess kann so doch gar nicht einsetzen. Bei Kindern führt das sogar nachweislich zu einer verminderten Wahrnehmung und infolgedessen zu einer Behinderung ihrer Kreativität, weil sie nicht lernen, selbständig potenzielle Lösungen zu erkennen; geschweige denn zu nutzen. Das Ziel muss es sein, dass sich die Spieler ein intuitives Erfahrungswissen aneignen können, mit dessen Hilfe sie in der Lage sind, möglichst jede Situation sowohl individuell als auch als Mannschaft passend lösen können.


    Also auch im Bereich der Ballan- und -mitnahme ist nicht (nur) die reine Technik entscheidend, sondern wiederum Elemente wie Wahrnehmung, Entscheidung, Orientierung usw. Insofern sind abermals Spielformen ein ausgezeichnetes Instrument zur Verbesserung.


    Kommen wir abschließend zum Dribbling und Fintieren: Hier behauptet ja eine berühmte Fußballschule aus einer Süddeutschen Landeshauptstadt, man müsse 100 Finten/Tricks beherrschen. Vielleicht sollte das mal jemand Lionel Messi oder Arjen Robben sagen… Natürlich können Tricks hilfreich sein und ich würde auch jeden Spieler dazu ermutigen, sich auszuprobieren, aber eine solche Zahl ist völlig aus der Luft gegriffen. Außerdem ist auch hier wieder nicht nur die Technik entscheidend. Sehen wir uns mal ein für Andres Iniesta typisches Dribbling und Fintieren an:


    Iniesta nutzt hier gegen Cavani lediglich eine zur Situationsdynamik passende leichte Körperdrehung und Geschwindigkeitsänderung. Mir kann keiner erzählen, dass das technisch anspruchsvoll ist. Das tatsächlich Schwierige sind das Timing der Drehung und die kurze Tempoverschleppung. Die müssen dazu führen, dass der Gegner reagiert. Tut er das, muss wiederum der passende Moment erkannt und dann im passenden Winkel wegbeschleunigt werden. Also abermals sind Wahrnehmung und Entscheidung ganz wesentliche Faktoren, die hier (zusammen mit der Technik) den Ausschlag über Erfolg und Misserfolg geben. All das kann ich nicht adäquat trainieren, wenn die Spieler Hütchen austricksen sollen oder in stupide 1-gegen-1-Situationen geschickt werden. Denn Iniestas Finte hätte niemals funktioniert, wenn er in einer 1-gegen-1-Übung gewesen wäre, weil der Verteidiger dort nicht damit rechnen muss, dass der Ballführer einen Pass antäuscht, oder dass eine Tempoänderung nur zur Vorbereitung einer Finte genutzt wird, aber nicht als Finte selbst. Denn es sind ja nur diese beiden Spieler an der Situation beteiligt.


    Und genau das ist auch der Grund, warum ich es für absolut fatal halte, dass hier im Forum für den Jugendbereich ein so großer Fokus auf Individualtaktik und vereinzelt sogar Technikübungen gelegt wird, wohingegen Gruppen- und Mannschaftstaktik überwiegend abgelehnt werden. Der hochkomplexe Fußball wird so in Einzelteile zerlegt, die nur noch wenig mit dem tatsächlichen Spiel gemein haben. Die Folge ist, dass wir keine Mannschaftsspieler ausbilden. Das 11-gegen-11 wird somit letztlich zu einem 11x 1-gegen-1.


    Isoliertes Techniktraining hat durchaus seine Effekte. Das stelle ich gar nicht in Abrede. Aber der Nutzen ist extrem begrenzt, weiletwaige Verbesserungen eher kurzweilig und nur auf die reine Technik bezogen sind. Unter Gegnerdruck bricht das in aller Regel zusammen. Und wenn ich mindestens die gleichen Effekte in Spielformen erreichen kann, wo ich gleichzeitig alle anderen Aspekte trainiere, sind Isoübungen für mich Zeitverschwendung und taugen höchstens als aktive Erholung oder wenn Kinder unbedingt Torschuss machen wollen. Natürlich ist es nicht leicht, die passenden Spielformen samt Sonderregeln zu finden, um bestimmte Dinge gezielt zu trainieren. Keine Frage! Das benötigt Zeit, eine Menge Erfahrung und auch ein gewisses Vertrauen in diese Methodik. Dass das für viele Überwindung kostet, kann ich durchaus verstehen.


    Ich stehe jedem gerne zur Verfügung, der es ausprobieren möchte. Ihr sagt mir, was Ihr trainieren wollt und bekommt Vorschläge für Spielformen. Hilfreich sind dann auch Videos von Euren Durchläufen, damit ich das analysieren kann (vorausgesetzt, es darf wieder trainiert werden), um darauf aufbauend das weitere Vorgehen zu planen.