Ab Sommer „schrumpfen“ die Teams im Kinderfußball. Was dahinter steckt, erklärt NÖFV-Koordinator Hannes Bratschko.
Österreich steht vor „einer Revolution im Kinderfußball“. So umreißt Hannes Bratschko, der Sportkoordinator des NÖ-Fußballverbandes, die ab Sommer geltenden Regeln für die Nachwuchsklassen bis zur U13. „Uns ist bewusst, dass dies eine große Umstellung sein wird“, sagt Bratschko, der als Teil einer vierköpfigen Arbeitsgruppe das Projekt mitgestaltet hat, „vor allem die bundesweite verpflichtende Einführung des Funino-Konzepts (drei gegen drei auf vier Minitore, Anmerkung) von der U6 bis zur U8.“
Dabei haben die Fachleute nicht nur konkrete Partien regionaler Teams analysiert - etwa nach Parametern wie Ballaktionen, Kontakte, Abschlüsse - und die Auswirkungen von Spielfeldgröße und Spielanzahl mittels Tracking gemessen. Auch internationale hat man sich orientiert - "aber nicht kopiert", wie Bratschko erklärt.
Die Kernpunkte der Reform: Mannschaften und Spielfelder werden kleiner, die Spielzeit strukturierter.
IM DREI-DRITTEL UND VIER-VIERTEL-TAKT
„Das Match laufen lassen und erst in den Pausen korrigierend eingreifen“, lautet die Coachingdevise. So sind bei der U9 und U10 vier Matchviertel zu jeweils zwölf Minuten vorgesehen, in der U11 und U12 Drittel à 20 Minuten, in der U13 sind’s dann dreimal 25 Minuten. Erst ab dieser Altersstufe werden künftig offizielle Tabellen geführt.
„Mir ist schon klar, dass jeder Spiele gewinnen will. Aber das Ergebnis ist im Kinderfußball nicht das Wichtigste“, erklärt Bratschko. „Da brauchen wir einen Sinneswandel. Das Ziel muss es sein, die Spieler bestmöglich zu entwickeln.“ Das war auch die, sportwissenschaftlich begleitete, Prämisse bei der Konzeption der neuen Spielformen: „Es sind pro Team weniger Spieler nötig, diese haben aber mehr Ballkontakte und damit auch mehr Spaß am Sport.“
Der NÖFV-Sportkoordinator verweist auch auf eine bessere Entwicklung der jungen Kicker, wenn die Teams kleiner sind: "Keiner kann sich verstecken, jeder ist gefordert, mutig zu spielen." So hat beispielsweise Belgien bereits 2003 auf den Zweier- und Dreierfußball bei den Kleinsten umgestellt. "Ganz zufällig sind die Belgier nicht die Nummer eins in der FIFA-Weltrangliste", gibt Bratschko zu bedenken.
DROPOUT-QUOTE SENKEN
Bislang gingen dem Fußball bereits im ersten Jahr 26 Prozent der Jungkicker wieder verloren, zum Teil auch weil diese zu wenig zum Zug kommen. „Diese Dropout-Quote wollen wir senken“, sagt Bratschko.
„Ausgerollt“ wird das Nachwuchsprojekt ab März mit einer Serie von Workshops in den Jugendhauptgruppen. Sie umfassen Theorie und Praxis, stehen allen interessierten Trainern und Jugendleitern offen. Die Landesverbände stellen den Klubs je acht Minitore zur Verfügung. NÖ-weit gehen somit im Sommer rund 4.000 Tore gratis an die Vereine.
AUF EINEN BLICK IN KÜRZE
Ab Sommer wird im Kinderfußball die Spielerzahl bis zur U13 jeweils um zwei reduziert.
U7/U8 spielen ihre Matches im Modus 3 gegen 3 (Spielfeld: 25x20m).
U9/U10 spielen 5 gegen 5 (40x25m).
U11 und U12 spielen 7 gegen 7 (55x40m).
U13-Teams spielen 9 gegen 9 (75x55m).
DIE REFORM IM DETAIL
Wer tiefer in die Thematik eintauchen möchte: Den detaillierten Überblick zu den einzelnen Spielformen findet ihr in der folgenden Übersicht.
U6 neu
Spielmodus: 2:2.- Feldgröße: 16x15 Meter.- Torgröße: 120x80 bis 200x107.- Toranzahl: 2/4.- Ballgröße: 3 (Empfehlung: 4 light).- Spieldauer: 6 Minuten bei max sieben Spielen.- Rotation: mindestens 1 pro Team alle zwei Minuten (maximal drei Rotationsspieler).- Besonderheiten: Schusszone 6 Meter. Von der U6 bis zur U8 werden Turniere gespielt, Einzelspiele erst ab U9 möglich.
U7
Spielmodus: 3:3.- Feldgröße: 16x15 Meter.- Torgröße: 120x80 bis 200x107.- Toranzahl: 4.- Ballgröße: 3 (Empfehlung: 4 light).- Spieldauer: 8 Minuten bei max sieben Spielen.- Rotation: mindestens 1 pro Team alle zwei Minuten (maximal drei Rotationsspieler).- Besonderheiten: Schusszone 6 Meter.
U8
Spielmodus: 3:3.- Feldgröße: 29x22 Meter.- Torgröße: 120x80 bis 200x107.- Toranzahl: 4.- Ballgröße: 3 (Empfehlung: 4 light).- Spieldauer: 8 Minuten bei max sieben Spielen.- Rotation: mindestens 1 pro Team alle zwei Minuten (maximal drei Rotationsspieler) empfohlen.- Besonderheiten: Schusszone 6 Meter.
U9
Spielmodus: 5:5.- Feldgröße: 40x25 Meter.- Torgröße: 300x160 bis 500/200 (die kleinere Variante wird empfohlen).- Toranzahl: 2.- Ballgröße: 4 (Empfehlung: 5 light).- Spieldauer: 4x12 Minuten.- Rotation: empfohlen nach jedem Viertel, maximal vier Rotationsspieler.- Besonderheiten: Strafraum 6 Meter, kein Ausschuss über die Mittellinie, Tore können erst ab der Mittellinie erzielt werden.
U10
Spielmodus: 5:5.- Feldgröße: 40x25 Meter.- Torgröße: 500/200.- Toranzahl: 2.- Ballgröße: 4 (Empfehlung: 5 light).- Spieldauer: 4x12 Minuten.- Rotation: empfohlen nach jedem Viertel, maximal vier Rotationsspieler.- Besonderheiten: Strafraum 6 Meter, kein Ausschuss über die Mittellinie, Tore können erst ab der Mittellinie erzielt werden.
U11
Spielmodus: 7:7.- Feldgröße: 55x40 Meter.- Torgröße: 500/200.- Toranzahl: 2.- Ballgröße: 4 (Empfehlung: 5 light).- Spieldauer: 3x20 Minuten.- Rotation: nach jedem Drittel, jeder Spieler muss zumindest ein Drittel gespielt haben. - Besonderheiten: Strafraum 11 Meter, nun mit Abseitsregel, kein Ausschuss über die Mittellinie. Ab dieser Altersklasse werden die Partien mit Schiedsrichtern besetzt.
U12
Spielmodus: 7:7.- Feldgröße: 55x40 Meter.- Torgröße: 500/200.- Toranzahl: 2.- Ballgröße: 4 (Empfehlung: 5 light).- Spieldauer: 3x20 Minuten.- Rotation: nach jedem Drittel, jeder Spieler muss zumindest ein Drittel gespielt haben. - Besonderheiten: Strafraum 11 Meter, mit Abseitsregel, kein Ausschuss über die Mittellinie.
U13
Spielmodus: 9:9.- Feldgröße: 75x55 Meter.- Torgröße: 500/200.- Toranzahl: 2.- Ballgröße: 4 (Empfehlung: 5 light).- Spieldauer: 3x25 Minuten.- Besonderheiten: Strafraum 11 Meter, mit Abseitsregel, kein Ausschuss über die Mittellinie. Erst ab dieser Altersklasse werden Tabellen geführt!
U14
Spielmodus: 11:11.- Großfeld.- Torgröße: 732x244.- Spieldauer: 2x40 Minuten.- Ballgröße: 4 (Empfehlung: 5 light bis 350g). In der U14 (und den höheren Alterklassen) ändert sich durch die Reform also nichts.