Ich möchte noch einmal zurück zum Ausgangspunkt dieser Diskussion: Warum sind viele Mädchenmannschaften so schwach? Zwei Gründe habe ich schon genannt (höheres Einstiegsalter und Nachzieheffekte). Ein wesentlicher Grund kommt aber noch hinzu: Der Großteil aller Mädchenmannschaften entspricht strukturell den klassischen Dorfmannschaften - von "richtig gut" bis "kann gar nichts" ist eben alles mit dabei. Meist nur in großstädtischen Regionen sind hochselektierte Mädchenmannschaften vorzufinden (deren Spielerinnen auch bei den Jungs spielen könnten), wobei diese Vereine recht regelmäßig Mädchen mit weniger Potenzial nicht akzeptieren; diese Mädchen landen dann wieder in den nichtselektiven Vereinen und lassen die Schere zwischen selektiven und nichtselektiven Vereinen noch größer werden. Wenn dann gefordert wird, dass spielstarke Mädchen der nichtselektiven Vereine doch bei den Jungs spielen sollen, um sich besser entwickeln zu können, führt das in letzter Konsequenz zu einer noch weiteren Niveauabsenkung der Mädchenmannschaften nichtselektiver Vereine: Ergebnis sind dann "Alle-können-gar-nichts-Mannschaften", die dann in den Ligen mit 30:0 abgeschossen werden. Deshalb eine zweite Provokation: Wie wäre es, wenn grundsätzlich kein Mädchenspielbetrieb (sagen wir bis inklusive C) mehr stattfinden würde, und alle Mädchen, die Fußball spielen wollen, ausnahmslos zwingend in Jungsmannschaften spielen müssen? Die Zahl der Fußball spielenden Mädchen würde sich auf diese Weise natürlich drastisch reduzieren, dafür wäre für eine optimale Talentförderung, die insbesondere den Auswahlmannschaften zugute kommen würde, gesorgt.
Du gehst aber nicht weit genug. Warum gibt es nicht Perse nur Mixed-Teams im Elementarbereich? In Grundschulen und in der Unterstufe werden Mädchen und Jungs gemeinsam im Sport unterrichtet. Geht alles wenn man nur will.
Ich glaube, dass Mädchen zumeist erst spät einsteigen ist, dass sie sich erst nach und nach von dem anerzogenen rosa-glitzer-Prinzessinnen-Gedanken lösen müssen und ihren eigenen Weg einschlagen. Das ist in allen anderen Sportarten auch kein Problem weil das Einstiegsalter insgesamt höher ist.
Man muss ja wie immer "nur" die Selektionsbasis verbreitern. Ich fände folgendes sinnvoll:
1. nur noch allgemeine Ballschule bei den Kleinsten:
Bis zum Alter von 6 Jahren gibt es nur ein allgemeines Bewegungstraining mit Bällen. Handball, Fußball, Kinderturnen, alles bunt gemischt. Mädchen und Jungen gleichermaßen ansprechen übergreifend über alle Abteilungen eines Vereins (bzw. Angeboten in den Dörfern)
2. Vereine sollten für Quer/Späteinsteigern (m/w) Anfängertraining anbieten, altersübergreifend. Fußballschulen sind mit dem altersübergreifenden Lernen durchaus erfolgreich. Warum sollte das nicht auch im Vereinsumfeld funktionieren? Beim Volleyball haben mir die Trainer der Älteren ne Zeit lang immer ihre Quereinsteiger ins Bambinitraining geschickt bis diese die wichtigsten Basics drauf hatten. Ging eigentlich ganz gut, weil meine Gruppe zu dem Zeitpunkt ehr klein war.
4. Altersgemischte Mädchenmannschaften ohne regulären Spielbetrieb könnten durchaus auch eine Lösung sein. Man kann dann immer noch passende Freundschaftsspiele verabreden.
5. FSJler, die sich große Vereine ja durchaus leisten, könnten in den Ganztag gehen und Mädchen-Fußball AGs anbieten.
Davon ausgehend dass die breite Masse erst mit 10-12 Jahren anfängt, könnte man ja auch folgerichtig die STP-Förderung bis zum Alter von 15 Jahren einstellen. Dann haben alle in paar Jahre Erfahrung.
Denn egal ob bei Mädchen oder Jungen gilt ja eigentlich, dass sie nicht mit 12 top sein müssen sondern nach der Pubertät bzw. sogar erst mit dem Übertritt in den Seniorenbereich.