Beiträge von DaddlnZockn

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    a) Wenn Du taktische Fouls ablehnst, ist es ein Fehler, den Mund zu halten. WARUM sprichst Du sie nicht an? Glaubst Du nicht, dass Dein Schweigen als Zustimmung gewertet wird?


    b) Klar liegt die Entscheidung über die Gangart beim Schiedsrichter, aber den Einfluss des trainers sollte man nicht unterschätzen. Das fängt ja schon damit an, dass im Training die Regeleinhaltung geübt wird (oder halt nicht). Und das geht weiter mit dem Einschwören vor dem Spiel und mit dem verhalten des Trainers am Spielfeldrand, wie Du ja selbst beschreibst.

    Zu a). Ich bin mir bei vielen Spielern in meiner Mannschaft sicher, dass sie die wahre und volle Bedeutung des "taktischen Fouls" überhaupt nicht kennen. Das sind einige wenige aufgeweckte Spieler, die wirklich selten zu diesem Mittel greifen. Warum soll ich da schlafende Hunde wecken? Wenn eine Mannschaft dieses Mittel planmäßig und oft gegen uns einsetzt, beschwere ich mich zuerst beim Schiedsrichter.


    Zu b). Wenn wir schon über den Einfluss des Trainers reden, dann zwingt doch am Ende der aggressivere Trainer dem anderen seine Gangart auf. Wenn ich mich jedes Mal darauf verlasse, dass der Gegner mit olympischem Geist das Feld betritt, würden wir wohl kein Spiel mehr gewinnen. Am Ende passiert auf dem Platz, was geht, und nicht was sein soll. Und da ich da nicht alleine bestimme, sondern zu großen Teilen der Schiri und ansonsten, wie du richtig sagst, ich, aber eben auch der andere Trainer, hilft mir meine Ritterlichkeit unter Umständen keinen Zentimeter weiter. Immer nur moralischer Sieger sein macht eben auch keinen Spaß und nichts tut mehr weh als Ungerechtigkeit, der man sich hilflos ausgeliefert sieht.


    Ansonsten hat guenter sehr richtig bemerkt, dass hier gerade 2-3 Diskussionen nebeneinander herlaufen. Aber ich denke, dass wir uns noch im Rahmen bewegen, passende Argumente gegeneinander ins Feld zu führen. Diese Diskussion macht übrigens richtig Spaß, am Ende lesen wir uns alle noch aus Platons Politeia vor, wo Trasymachos sagt "Es ist schlau, ungerecht zu sein". Die moralische Diskussion über das taktische Foul reicht also zurück bis zu den alten Griechen. Mal sehen, ob wir das hier lösen können 8)

    Ich fühle mich etwas missverstanden.


    Ich habe wiederholt darauf hingewiesen, dass ich taktische Fouls niemals angesprochen und noch weniger gefordert oder gefördert habe. Und meine Einstellung zu taktischen Fouls finde ich auch überhaupt nicht widersprüchlich. Ein taktisches Foul zeugt von der Intelligenz und vom Spielverständnis eines Spielers, wie Follkao es auch beschrieben hat. Ich rede hier eben nicht von Kinderfussball, sondern von der U16. Die Jungs sind zum Teil sehr intelligent und bringen neben meiner fussballerischen Ausbildung, die weit davon entfernt ist, alle Facetten des Spiels abzudecken (die Zeit, die Zeit), einen Haufen eigener Überlegungen in der Spiel mit. Das taktische Foul ist da eine Mischung aus Siegeswillen, fußballerischer Intelligenz und - Fernsehen schauen. Nebenbei bemerkt ist es auch sehr selten bei uns, da wir nicht hochklassig spielen. Ich brauche also gar nichts fordern, der mündige Spieler entscheidet in so einer Situation ganz allein, zumal ich am Seitenrand auch eher der ruhige Typ oder mit dem Coachen der Viererkette beschäftigt bin. In der Praxis lehne ich das taktische Foul daher ab und bespreche es mit meiner Mannschaft nicht, in der Theorie ist es aber absurd, zu leugnen, dass sich darin die Intelligenz eines Spielers ausdrücken kann. Man kann also auch in einer falschen Handlung durchaus das dahinter stehende Potential erkennen, ohne damit die falsche Handlung zu forcieren.


    Und da sich FB mit seinem Hinweis auf den Kampfsport ganz schön in die Nesseln gesetzt hat, ist es vielleicht erwähnenswert, dass Fussball als Kontaktsportart juristisch wirklich als Kampfsport ausgelegt wird. Und auch beim Kampfsport, wie bei jedem Sport, gibt es Regeln. Deshalb finde ich es etwas ungerecht, dieses Wort jetzt als Schimpfwort zu benutzen. Man macht Fussball nicht zum Kampfsport, er ist es. (http://www.jurablogs.com/de/kampfsport-fussball) Wir können jetzt natürlich eine langwierige Debatte darüber führen, wie hart Fussball denn nun sein darf. Ich habe festgestellt, dass bei vielen Leuten direkt nach dem Pazifismusbekenntnis der Ausdruck "Angelegter Arm!" kommt, einer der schönsten Euphemismen für das laut Regelwerk eigentlich auch verbotene Stoßen des Gegenspielers.


    Und damit bin ich bei meinem letzten Punkt: dem Schiedsrichter. Es besteht Uneinigkeit in der Regelauslegung, deshalb braucht man ihn. Es haben Mannschaften schon hart gegen uns gespielt, mit dem Hinweis, dass das in höheren Ligen so üblich ist, und der Schiedsrichter hat diese Auffassung gedeckt, mit dem Ergebnis, dass wir untergegangen sind. Das ist, wie ich schon geschrieben habe, eine direkte Folge der Ausbildungsoffensive des DFB. Es gibt in unserer Liga außer meinem Team keine Mannschaft ohne Co-Trainer, jeder Trainer hat eine Lizenz und deshalb steigen sowohl Niveau als auch Härte. Es ist keine Freizeitliga und ich weiß auch nicht, was daran schlimm sein soll. Dem Schiedsrichter kommt hier doch eine zentrale Rolle zu. Was ich der Mannschaft über Zweikampfhärte etc erzähle, wird Makulatur, wenn der Schiedsrichter jede Berührung abpfeift. Der Schiedsrichter entscheidet über die Gangart in jedem Spiel, und der Fussball bekommt dadurch immer einen völlig anderen Charakter, ja wird fast zu einem anderen Spiel. Ich sage nicht, dass ich das gut finde, und dass es Regeln gibt, bedeutet zum Beispiel noch nicht zwingend, dass es auch einen Schiedsrichter geben muss. Da wir uns aber alle nicht einig sind, gibt es ihn, und seinen Einfluss auf das Spiel darf man nicht unterschätzen. Wenn der gegnerische Sechser also zu oft foult und zu hart spielt, ist die erste Stellschraube für mich nicht der gegnerische Coach, der seit Jahr und Tag seine Auffassung des Fussballs lehrt und sich von mir wahrscheinlich noch weniger belehren lässt als sein Spieler, der ja immer so spielt, sondern der Schiedsrichter, der, wenn er meine Auffassung der Zweikampfführung teilt, diese Härte unterbindet.


    tl;dr (Kurzfassung).
    Ich lehne taktische Fouls aus Liebe zum Spiel ab und spreche sie daher niemals an. Wenn ein Spieler es aber korrekt anwendet (im Rahmen seiner eigenen Wertung), erkenne ich, dass er Spielverständnis und Antizipation hat. Die Entscheidung über die generelle Gangart liegt letztlich auch nicht bei mir, sondern beim Schiedsrichter.

    Letztlich hat das meine Spieler so beeinflußt, dass sie für mich deutlich erkennbar....bis auf die letzten 10 Minuten....restlos gehemmt spielten, was immer noch zum 1:1 reichte. Darüber war ich sauer....richtig sauer, was mir aber -glaube ich- keiner anmerkte. Dem gegnerischen Trainer habe ich das aber während des Spiels unter vier Augen sachlich schonend gesagt, was der sogar einsah. Da war es aber schon zu spät, schade.

    Die Situation kenne ich nur zu gut. Eskalierende gegnerische Trainer sind mit das schlimmste, weil ihre Spieler das Gebrüll von Trainer und Eltern für einen Freifahrtsschein halten und locker noch mehr übers Ziel hinausschießen. Ich habe im Gespräch mit dem gegnerischen Trainer auch frühzeitig zu klären versucht, dass es hier ja um Fussball gehen soll und nicht um Psychokrieg. Es gab aber auch schon Exemplare, die das überhaupt nicht eingesehen oder mich sogar deswegen ausgelacht haben. Und da habe ich nicht den Mund gehalten, sondern dagegen gehalten. Ich habe meinen Spielern erklärt, dass ich das nicht gerne mache, aber ich habe früher immer eher den Mund gehalten, dem Gegner damit das Feld überlassen. Meine Jungs haben nicht nur gehemmt gespielt, sondern hatten auch Angst vor dem gegnerischen Trainer und den Eltern und wir haben das Spiel verloren, was noch frustrierender ist. Ich hatte das Gefühl, sie irgendwie im Strich gelassen zu haben. Seitdem bin ich auch Assi, wenn es gar nicht anders geht, freue mich aber jedesmal über einen zivilen Umgang und bedanke mich auch möglichst beim gegnerischen Trainer und seinen Spielern, wenn die Atmosphäre angenehm und das Spiel sportlich war, um das irgendwie zu honorieren. Drüber stehen funktioniert vielleicht für mich, aber oft nicht für meine Jungs.

    Stimmt, bei den Profis. Der Kinderfußball und so verstehe ich dich, hat damit aber gar nichts zu tun, hier ist der Trainer verantwortlich. Wir können doch den Kindern nicht unsportliches Verhalten antrainieren und dann vom Schiedsrichter verlangen, dass er es unterbindet. Kinderfußball und Profifußball sind völlig verschiedene Welten. Erst wenn wir das begreifen, kann Kinderfußball wirklich kindgerecht sein. Viele meinen ja immer noch, wir bereiten die Kinder mit dem Fußball aufs Leben vor, Ellenbogengesellschaft etc., , dazu gehört dann wohl auch, die Regeln zu umgehen.

    Dazu verweise ich nochmal auf mein Posting. Es handelt sich ja um ein Foulspiel, das eben nicht versteckt geschieht, sondern gepfiffen und geahndet wird, indem ein Freistoß verhängt wird. Es läuft damit doch alles regelgerecht ab. Das ist moralisch vielleicht verwerflich, aber legal völlig in Ordnung. Es wird keine einzige Regel umgangen: Foul -> Freistoß. Das hier genannte Handballbeispiel zeigt, dass das Foul eben zum Fußball dazugehört, sonst käme dieser Fall auch nicht so häufig vor. Und da ist der Schiedsrichter auch im Jugendfußball gefordert, und zwar bei jedem einzelnen Zweikampf. Und dass es bei den Fouls beileibe nicht aufhört, sieht man doch gerade beim darauffolgenden Freistoß. Bei euch stellt sich natürlich nicht ein Spieler zufällig vor den ruhenden Ball, wenn die schnelle Ausführung des Freistoßes sofortige Torgefahr bedeutet. Der Freistoßschütze bittet den Schiedsrichter, die Mauer zu stellen und dann ist der Ball gesperrt und Zeit gewonnen. Das ist alles durchgeREGELT. Dazu gibt es auch einen tollen Schwank: ein Gegner hat versucht, auf diese Weise die Ausführung eines Freistoßes zu blockieren, der stand aber nicht zufällig in der Nähe herum, so dass der Wunsch der schnellen Spielfortsetzung unsererseits das Mittel geheiligt hätte, sondern direkt vor dem Ball. Der gegnerische Coach hatte ihn da auch hinbeordert ("BALL SPERREN!") Daraufhin habe ich meinen Spieler angewiesen, sein Schienbein anzuschießen, weil der Gegner dadurch verwarnt worden wäre, um daraufhin vom gegnerischen Trainer wild der Unsportlichkeit bezichtigt zu werden. Frage: Wer ist hier unsportlicher?
    (Interessant dazu: http://chancentod.wordpress.co…/04/09/kleine-regelkunde/ )


    Außerdem habe ich ja auch gesagt, dass ich taktische Fouls nicht einmal anspreche, geschweige denn fordere, aber durchaus für ein Zeichen von Spielverständnis halte, wenn der Spieler deutlich gesehen hat, wie gefährlich die Situation sich weiterentwickeln wird, und sie mit diesem letzten Mittel stoppt, bevor sie wirklich gefährlich wird (dann ist das Foul m.E. nicht mehr taktisch, sondern plump und - wie anderswo hier richtig bezeichnet - eine Notbremse).

    Ich selber sehe es so, dass ich meinen Jungs das niemals erzählt habe, nicht übe, einfach nicht sehen will, es scheisse finde und -hört gut zu- ....gern, nein sehr gern das Tor gegen uns ertrage, wenn der Gegner es sich verdient hat, weil meine Jungs zu dämlich waren.




    DAS ist für mich dann ein Auftrag.

    Das ehrt dich natürlich, aber da würde ich dann gerne in dein Oberstübchen schauen, wie es da aussieht, wenn dieses eine Tor dann eine Saison ruiniert oder euch aus dem Pokal schmeißt. Du kannst jetzt natürlich auf deine Prinzipientreue verweisen, ich würde dem kategorischen Imperativ da wohl aber nicht mehr genügen.... ;)

    Streng genommen ist doch jedes Foul ein "taktisches Foul".




    Taktisch impliziert doch nur, dass dieses Foul eine Aufgabe erfüllt, die den Gegner stoppen. Und mit jedem Foulspiel, egal ob Festhalten oder Blutgrätsche, unterbindet man den Angriff des Gegners.

    Da bin ich mir nicht so sicher. Eigentlich ist ein Foul doch ein unerlaubter Körpereinsatz im Kampf um den Ball (inklusive dem ungeschickten Zu-spät-Kommen ohne jede unfaire Absicht - wird aber dennoch bestraft), während beim taktischen Foul der Ball schon verloren ist und der Gegner mit unerlaubtem Körpereinsatz gestoppt oder behindert werden soll. Diese intentionale Komponente spielt beim Foulspiel aber wohl noch keine allzu große Rolle, ich kenne nur das "Schon die Absicht ist strafbar" bei rotwürdigen Unsportlichkeiten.

    Ehrlich gesagt zeugt ein taktisches Foul unter gewissen Umständen von Spielverständnis und kann in der Entstehung oftmals auch nicht dem Verteidiger angelastet werden. Das hier genannte Beispiel ist natürlich klar: Schlecht verteidigt. Das Erkennen dieses taktischen Fouls ist, vor allem auch wegen der offenkundigen Verbindung von verlorenem Zweikampf und Foul) einfach und sollte auch sehr hart bestraft werden. Hier ist der Schiri in der Pflicht und der Trainer hält besser den Mund.
    Wenn ich an taktische Fouls denke, dann aber vor allem im Zusammenhang mit einem Ballverlust im Spielaufbau. Das taktische Foul des Verteidigers bügelt dabei oftmals den Fehler seines Vordermanns aus, das ist mit der häufigste Grund, warum Sechser oft so gelbgefährdet sind. Dass diese Art des taktischen Fouls hier noch nicht genannt wurde, liegt gerade an seiner Subtilität und der Antizipation des Foul-Spielenden, der die sich anbahnende Torchance durch ein ziemlich frühes Foul schon im Keim erstickt. Gerade die Diagnose, dass taktische Fouls im modernen Fußball aufgrund des Gegenpressings weniger gebraucht werden, wird dann nämlich eine trügerische. Mannschaften wie Barcelona und Dortmund gehen nämlich so aggressiv auf den Ballführenden bei einem Ballverlust, dass bei einer misslungenen Rückeroberung des Balls am Ende doch das Foul steht, nur eben tief in der gegnerischen Hälfte. Taktisch raffinierter und gemeiner kann ein Foul kaum sein, denn in der Erinnerung behält man dann doch die Grätsche kurz vor dem Torabschluss.
    Ich finde jedenfalls, dass hier die Beurteilung des Schiedsrichters mehr ausrichten kann und muss als die von Trainern und Zuschauern. Wenn ein Schiedsrichter taktische Fouls nicht hart bestraft, so wie ich mir das aus ästhetischen Gründen und für den Spielfluss wünschen würde, ist es unter gewissen Umständen (Ballverlust in der Vorwärtsbewegung, ungefährliche Freistoßentfernung im Falle eines Foulspiels, praktisch niemand mehr hinter dem Ball) ein taktisches Foul moralisch verwerflich, aber intelligent und auch "sportlich" korrekt, weil man die Strafe ja akzeptiert. Es ist also am Schiedsrichter, diese Unart (genau wie das Zeitspiel) konsequent zu unterbinden. Ich als Trainer jedenfalls spreche taktische Fouls überhaupt nicht an. Wenn einer meiner Spieler aber ein angemessenes taktisches Foul spielt, registriere ich das schon und versuche, diese Situationen eben zu vermeiden - richtig war es in der Situation dann aber wohl dennoch.
    Advocatus diaboli, dreht mir da mal keinen Strick draus ;)

    Erfolge bemessen sich natürlich immer am eigenen Anspruch, und den kann man flexibel setzen.
    Ich nehme das anderen Trainern aber nicht 100%ig ab, wenn sie die Befriedigung überzeugend herausgespielter sportlicher Erfolge (= Ergebnisse) rundweg bestreiten. Natürlich macht es Spaß, verdient und schön zu gewinnen. Der letztliche und rein formale Zweck des Fußballspiels ist natürlich das Tore zählen. Die Spieler revoltieren ja nicht umsonst, wenn man nur Trockenübungen ohne Torabschluss abhält und sie nicht als Wettbewerbe organisiert. Das Ziel des Wettbewerbs ist doch der Sieg.
    Neben überzeugend verdienten sportlichen Erfolgen habe ich aber auch schon große Befriedigung gefühlt, wenn ein Spieler in einem Spiel den Zidane oder Flip-Flap richtig angewendet hat und ich dachte "Den hat er von mir!" Oder wenn ich nach einer komplett vermurksten ersten Halbzeit mit der Mannschaft in der Halbzeit den Reset-Knopf gedrückt habe und wir das Spiel verloren, aber die zweite Halbzeit gewonnen haben und deshalb alle irgendwie zufrieden waren.
    Erfolg bedeutet für mich also die Entscheidung, sich nicht komplett vom Ergebnis zu lösen, denn gewinnen wollen meine Jungs und ich immer, aber zu erkennen, wann es keinen Sinn mehr hat, sich darauf zu versteifen, und sich dann neue, realistische, und dennoch wertvolle Ziele zu setzen. So kann man auch schön verlieren oder sogar im Kopf gewinnen, wenn man den Spielern erzählt, dass die drei Freistoßtore der baumlangen, weil älteren Gegner aus 30 Metern in den Giebel unseres (damals noch) Großfeldtores in der D-Jugend einfach nicht zählen. Das ist natürlich Selbstbetrug, aber ich bin so frei... und zufrieden macht es obendrein.
    Mit "Realitätsverweigerung" kann man also auf alle möglichen Weisen große Erfolge im Fußball feiern, ohne dabei das Gewinnen gänzlich aus den Augen zu verlieren. Voraussetzung ist dabei aber immer, dass einem die Mannschaft dabei folgt, sonst steht man irgendwann alleine da :whistling:

    [offtopic]
    Das mit den "dicken" Paules ist ja ein ganz heißes Thema hier. Ich persönlich kann sowohl guenter als auch andre verstehen.
    Einerseits hat ein zahlendes Mitglied eines Sportvereins das Recht auf Training. Wenn ich ins Fitnessstudio gehe und der Fitnesstrainer sagt "Tut mir leid, du tanzt scheiße, bei mir darfst du nicht mehr zur Step Aerobic", dann geht das auch nicht. Und in jüngeren Altersklassen ist die soziale Komponente des örtlichen Fussballvereins wirklich überhaupt nicht zu überschätzen.
    Andererseits ist Fußball aber ein Mannschaftssport, und da wird die Sache richtig kompliziert. Wenn jemand fußballerisch total abfällt, und das ein Verein aufgrund fehlender Größe nicht mit einer angemessenen Mannschaftsdifferenzierung auffangen kann, dann gibt es automatisch Probleme. Der Junge merkt irgendwann selbst, dass er schwach ist, und zwar nicht durch den Trainer, weil der ihm das verständnisvoll niemals mitteilt, sondern durch seine Mitspieler, die ihn in der Schule als letzten in die Mannschaft wählen und beim Trainingsspiel (und dann beim Punktspiel) nicht mehr anspielen, weil dann ja der Ball eh weg ist. Darunter leidet dann nicht nur der Spieler selbst, sondern auch das Mannschaftspiel des ganzen Teams.
    Die soziale Komponente und die Leistungskomponente, die hier gegeneinander angeführt werden, sind für mich spätestens ab der D- oder C-Jugend, wenn die Spieler mindestens genau so gewinnen wollen wie ihre Eltern, gar nicht mehr so scharf zu trennen. Und wenn die Schere innerhalb einer Mannschaft dann so weit auseinandergeht, dass man weder die schwachen, noch die starken Spieler angemessen fördern kann und dazu noch das Mannschaftsklima vergiftet ist, dann hilft die "richtige" Einstellung des Trainers meiner Meinung nach überhaupt nichts mehr, da es einen für alle Seiten befriedigenden Weg überhaupt nicht mehr gibt, wenn der Verein nicht die richtigen Rahmenbedingungen hat, und dazu gehört für mich ein einigermaßen homogenes Leistungsniveau ab dem Alter, wo es wirklich um Fußball geht und nicht mehr um eine Ball- und Laufschule. Das ist für mich also eher ein strukturelles, denn ein individuelles Problem.
    Schön ist es natürlich, dass es bei uns auch Dorfvereine gibt, die ihre schwächeren Spieler richtig mitziehen und wo ich als Außenstehender das Gefühl habe, dass die Paules die sozialen Vorteile der Mannschaftsteilhabe genießen. Das geht dann aber meistens doch mit Abstrichen bei der Einsatzzeit einher. Auch beim 11 gegen 11 kann man sich irgendwann keinen Totalausfall auf einer Position mehr erlauben, und das hängt, und hier schließe ich meinen Teufelskreis, auch mit der spürbaren Offensive der Fußballverbände in der Trainerausbildung zusammen....
    Außerdem gibt es auch negative soziale Aspekte, und zwar die Übertragung des Wertes eines Spielers für seine Sportmannschaft auf reale soziale Hierarchien. Ich habe oft den Kopf geschüttelt über blitzgescheite und äußerst begabte Kinder, die aufgrund ihrer relativen Fußballschwäche auch geistig zu Versagern oder Prügelknaben im "Rudel" reduziert wurden. Und der schnelle und technisch versierte Holzkopf war selbstverständlich geachtet, selbst von den intelligenteren Mitschülern. Insofern tut sich auch ein glühender Fußballfan manchmal selbst den größten Gefallen, wenn er versucht, sich soziale und auch Selbstachtung nicht aus einem Feld zu holen, wo er seine Stärken absolut nicht hat. Der Mensch verallgemeinert gern. Und wenn jemand beim Fußballspielen richtig blöd aussieht, bleibt das Prädikat "blöd" jedem assoziativ denkenden Menschen irgendwo im Hinterstübchen hängen.
    Das gilt natürlich erst ab einem gewissen Alter - auf keinen Fall vor der D-Jugend - und für eine wirklich groß klaffende Leistungsschere, also bei absoluter Talentlosigkeit. Und die gibt es wirklich :)
    Ich hoffe, ich habe mir selbst nicht zu oft widersprochen... das war jetzt eine nächtliche Brainstormingsession :)


    /offtopic

    Ok, danke für die Info. Aber innerhalb der Altersklassen dürfte das ja keinen Unterschied machen, oder? Man meldet beim Verband ja die Mannschaften, die dann je nach Spielklasse nach unten durchnummeriert werden, aber über den Spielerstamm haben die ja außer den Spielberichtsbögen nichts offizielles zur Verfügung. Ich kann mir daher, ohne jetzt eine genaue Kenntnis der Sachlage zu haben, nicht vorstellen, dass man verbieten und dann auch noch durchsetzen kann, dass D1-Rambos nicht in der D3 auflaufen (vorausgesetzt, sie werden am selben Tag nicht noch in einer anderen Mannschaft eingesetzt).

    Wenn die Spieler einen Pass haben, sind sie für jede Mannschaft des Vereins spielberechtigt, von der D3 bis aufwärts A1 (wenn sie masochistisch veranlagt sind). Rein formal gehören sie ja keiner bestimmten Jugendmannschaft an, es ist ja eure Sache, ob ihr D1, D2, D3, waldorfschulenmäßig nur eine große D-Jugend oder die D-Adler und die D-Falken habt. So lange ein Spieler an einem Tag nicht für zwei Mannschaften spielt, könnt ihr eure Spieler einsetzen, wie ihr wollt. Woher will denn der Verband wissen, ob Maxi Müller nicht in eine anderen Mannschaft verschoben wurde? Das löst natürlich nicht das "ethische" Problem, Mannschaften in schwächeren Gruppen mit starken Spielern aufzurüsten.

    Mit Doodle habe ich auch gute Erfahrungen gemacht, allerdings auch eine ziemlich schlechte. Man kann bei Doodle nämlich nicht nur seinen eigenen Eintrag bearbeiten, sondern auch die der anderen Spieler. Da gab es dann einmal den Vorfall, dass jemand sich für ein Spiel ausgetragen hat, und ich ihn dann auch nicht in den Kader aufgenommen habe. Hinterher stellte sich heraus, dass er das gar nicht war und wir wissen bis heute nicht, wer das geändert hat... Für ihn eine totale Belastung, weil eben aus dem Hinterhalt passiert.


    In meiner jetzigen C sind eigentlich alle bis auf 2-3 Spieler bei Facebook, deshalb erledige die Spielplanung mittlerweile dort. Die Jungs sind öfter online, als ihre Eltern ihre Emails checken. In Facebook habe ich eine C-Jugend-Gruppe geöffnet und alle Jungs dorthin eingeladen. Jetzt kann ich sehen, wer meine Ankündigungen liest (Von X Leuten gesehen), kann Spiele als Veranstaltungen erstellen und die Jungs müssen nur noch "Zu- oder Absagen", so habe ich das Ganze auf einen Blick.


    Natürlich gibt es mit guten Gründen auch Facebook-Verweigerer, die mich weiterhin per Email anschreiben, aber die Facebook-Teilnehmerliste macht mir die Kaderzusammenstellung mittlerweile doch ziemlich einfach. Und wenn es hart auf hart kommt und sich nicht genügend Spieler gemeldet haben, dann muss ich nicht mehr herumtelefonieren, sondern schicke eine Privatnachricht per "Gruppenchat" herum, da leuchtet dann bei jedem der Nachrichtenbutton, wenn er online kommt, und die Jungs rufen sich dann auch untereinander an und geben das Feedback direkt in der Facebook-Gruppe. So habe ich innerhalb von 5 Minuten nachträglich doch noch mal 3 Spieler mobilisieren können.


    Wer also nicht Facebook-scheu ist und Spieler im entsprechenden Alter hat, kann mal ausloten, ob das für ihn eine Alternative ist.

    Was macht man denn, wenn man im 1:1 mithalten kann, aber nicht in die Zweikämpfe kommt?
    Anspielstationen zu! Ich würde mal probieren, in der gegnerischen Hälfte im 3:3 mit Manndeckung zu spielen, damit der Gegner keine Anspielstationen hat. Mit 1:1 Defensivtraining kaufst du dem Gegner hinten schnell den Schneid ab. In der eigenen Hälfte würde ich dann ballorientiert verteidigen. Das ist nicht schwierig zu erklären: Mannschaft zwischen Ball und Tor. Das ist jetzt kein Rezept zum Nachkochen, aber einfach mal in den Raum geschmissen ;)

    Dazu mal zwei Beispiele:
    1. Ein Freund hat in der Jugend Tennis gespielt und da spielt jeder Spieler auf seiner Seite auch den Schiedsrichter. Da gab es nun Spezialisten, die (mehr oder weniger vereinsabhängig) auffällig oft die Bälle des Gegners im Aus gesehen haben. Gegen solche Mogler hat dann nur geholfen, sich auf den Platz zu setzen und zu sagen, dass man erst weiterspielt, wenn ein neutraler Schiedsrichter das Spiel weiterleitet oder der Gegner sich zusammenreißt.
    2. Ein gegnerischer Trainer hat in einem Spiel gegen mein Team mal mit Spielabbruch gedroht, um seine Spieler zu schützen. Ich habe das nicht wirklich verstanden, weil im Mittelpunktes jedes Zweikampfes der Ball stand und mein Team maximal 2 oder 3 ungeschickte Fouls gespielt hat, die alle geahndet wurden und sich die Spieler auch sofort entschuldigt haben. Die Reaktion des gegnerischen Trainers auf die aus seiner Sicht zu harte Zweikampfführung fand ich aber überlegenswert.


    Ein Boykott (Verlassen des Platzes oder einfach nicht mehr mitspielen und sich halt hinten einschenken lassen) zeigt nämlich die eigene Philosophie deutlich:
    Die Priorität von Lernerfahrung und Spaß am Sport und die Zweitrangigkeit des Ergebnisses, wenn es irregulär oder unsportlich zustande kommt. Wenn man das durch einen Boykott so konsequent verfolgt, erzielt das manchmal den gewünschten Eindruck beim Gegner. Wenn nicht, dann kann der Gegner seinen "Erfolg" wenigstens nicht genießen, er hat ja nur gegen sich selbst gespielt.


    Klar ist allerdings auch, dass der Boykott die ultima ratio ist, wenn der Schiedsrichter total versagt. An den sollte man sich nämlich als erstes wenden (am besten im ruhigen Gespräch in der Halbzeit, während des Spiels herumschreien hilft da nicht viel)


    *Edit*: Ich meine übrigens auch nur, dass man das gegen Gegner machen sollte, die offensichtlich von ihrem Trainer auf Unsportlichkeit getrimmt werden: Beschimpfen, Nachtreten, auf Zeit spielen, und desgleichen. Jede gespielte Minute ist wertvolle Übungszeit, deshalb ist auch Zeitspiel bei mir absolut tabu. Einer Schlussoffensive konzentriert standzuhalten bringt mehr, als 20 Mal zu wechseln und Ecken einfach nicht auszuführen, wie man das schon in der D-Jugend erleben darf...

    Ich sage ja nicht, dass du die Kinder mit den Regeln erschlagen und alles durchregulieren musst.
    Aber (edit: KEIN =) ) absichtliches Foulspiel ohne Aussicht auf den Ball, oder Zuhören, wenn eine Übung erklärt wird gehören m.E. zum guten Ton und es ist jetzt keine Zumutung, das zu befolgen. Beim ersten Beispiel hat keiner mehr Lust auf das Trainingsspiel und beim zweiten Beispiel geht die Übung los und keiner weiß, was zu tun ist. Die Vorteile dieser Abmachungen sollten eigentlich auch den Kindern einleuchten.


    Und wenn jemand neben das Tor schießt, kritisierst du gar nichts. Wir nehmen einfach mal an, er wollte in das Tor schießen. Wenn er dabei aber einen viel besser postierten Mitspieler übersieht, der ihn mit dem Ars*h reingemacht hätte, dann kritisierst du ihn "konstruktiv", indem du ihm klarmachst, dass das Tor für seine Mannschaft zählt und nicht für ihn und es deshalb wurscht ist, wer es schießt. Deshalb soll der Spieler abschließen, der in der besten Position dafür ist. Auch wenn er in einem Punktspiel 4 Mal trifft, verliert die Mannschaft immer noch, wenn der Gegner 5 Buden macht und er 10 Chancen versiebt hat, weil er den Ball nicht abgespielt hat. Das heißt, du musst falsche Entscheidungen und technische Fehler auseinanderhalten. Falsche Entscheidungen kannst du mit Kritik verbessern, aber technische Fehler nur mit Techniktraining.

    Ich würde dann doch das Koordinationstraining und Lauf-ABC ausprobieren, bevor ich jemanden an mir herumrenken lasse.


    Das klingt dann nämlich so:
    https://www.youtube.com/watch?v=BJQfT9C5Adc
    ;(


    Du musst mir verzeihen, ich komme aus einer reinen Medizinerfamilie und habe daher eine sehr "schulmedizinische" Sicht auf alternative Heilmethoden. Chiropraktik und Osteopathie können bei vorgeschädigten Strukturen viel Schaden anrichten und stehen aus ihrer historischen Entwicklung her Lehrmeinungen nahe, die apodiktisch behauptet werden, aber wissenschaftlich überhaupt nicht erwiesen sind (z.B. Aktivierung der Körperselbstheilungskräfte durch Stimulation des Bindegewebes). Im Moment wird außerdem heiß diskutiert, ob (im Bereich der Wirbelsäule) beim Einrenken eingeklemmte Nerven zu Lähmungen oder Adern zu Schlaganfällen führen können. Das ist aber eine reine Einstellungssache und aus wissenschaftlicher Sicht kann ich da als Politikwissenschaftler nur wiedergeben, was ich in Artikeln gelesen und in meinem Familienkreis gehört habe. Ich jedenfalls vertraue eher auf eine Medizin, die ihre Grundsätze aus wissenschaftlichen Experimenten ableitet, als auf eine Medizin, die erst Grundsätze aufstellt und die dann beweisen will. Aber wie gesagt, ich will das nicht vertiefen. Oft helfen ja schon richtige Einlagen in den Schuhen, und die kriegt man wohl von beiden Seiten empfohlen.

    Klar kannst du das. Hauptsache ist, dass du es vorher, am besten bei der Begrüßung vor einem Training (und evtl. mit Zetteln, die du den Kids für die Eltern mitgibst) angekündigt hast. Da verweist du auf das schwierige Klima, das ein gewinnbringendes und spaßiges Training nicht nur dir, sondern auch den Kindern, die mitziehen, unmöglich macht. Du willst, dass jeder gern zum Training kommt, und deshalb führst du Regeln ein. Und die Einhaltung genau dieser Regeln überprüfst du ab dann, dann ist das auch glaubwürdig. Unglaubwürdig ist es, wenn du Regeln aufstellst, 1-2 Einheiten lang durchsetzt und danach ist alles wieder beim Alten.


    Ein hilfreiches Argument, um gegenseitiges Anmeckern abzustellen, ist übrigens folgendes: Es gibt zwei Arten von Fehlern:
    Falsche Entscheidungen und Pech.
    Für falsche Entscheidungen (Eigensinnigkeit vor dem Tor, hinten nicht aushelfen) wird man kritisiert, aber nur vom Trainer, und zwar konstruktiv!
    Aber niemand verstolpert absichtlich den Ball und schießt absichtlich neben das Tor. Wer dafür kritisiert wird, macht das dadurch das nächste Mal bestimmt nicht besser. Es hilft also überhaupt nicht und vergiftet nur die Stimmung. Lieber aufmuntern und zweite Chance geben, zu zeigen, dass man es besser kann.

    Ich hingegen spekuliere mal mit und kann sagen, dass in meinen Mannschaften die Kinder, die meines Wissens auch Tischtennis gespielt haben, sich immer ausgezeichnet im Tor geschlagen haben. Allerdings gilt dasselbe für die Handballer. Für mich klingt es plausibel, nicht die eine oder andere Sportart als besonders geeignet hervorzuheben, sondern ich glaube, dass nahezu jeder Ballsport (aber auch Leichtathletik) gewinnbringend komplementär zum Fußball betrieben werden kann. Ich rate jedenfalls immer zu weiteren Sportarten (besonders in jüngeren Teams). In (in dieser Hinsicht) besonders umtriebigen Mannschaften kann man sich in den wenigen Trainingsstunden dann nämlich mehr auf fußballspezifische Übungen konzentrieren, wenn man weiß, dass die Koordination woanders besorgt wird. Das kann man durch ein einfaches Nachfragen (Was für Sport treibst du noch? Wie sieht da euer Training aus?) herausfinden. Das hört sich wie fieses "Outsourcing" an, aber so kriegt man halt irgendwie alle wichtigen Inhalte durch, die man mal loswerden wollte :D

    Das "auf der Bank schmoren lassen" ist als Schuss vor den Bug m.E. unbedingt der kompletten Nichtberücksichtigung am Spieltag vorzuziehen. Ich hatte auch schon Eltern, die dachten, dass sie mit Trainings- und Spielverboten ihre Kinder disziplinieren können. Die Idee, dass sie damit nicht nur ihr Kind, sondern gleich noch die ganze Mannschaft mitbestrafen, die dann evtl. in Unterzahl antreten muss, kommt ihnen meist gar nicht.
    Da sollten dann eher die Computerstunden oder Xbox-Stunden gestrichen werden oder sie soll Rosenkohl mit Schnecken zum Abendessen servieren und der Kleine muss aufessen :evil:

    Habe mich vielleicht missverständlich ausgedrückt, wollte eigentlich schreiben "da sprechen nicht NUR 12 Jahre Fussballtraining", so lange mache ich das nämlich schon. Den "Job" als großer Bruder immerhin schon seit 28 Jahren.


    Edit:
    Zählt man noch Schulnachhilfe und Musikunterricht dazu, bilde ich mir schon ein, dass ich im (pädagogischen und didaktischen) Umgang mit Kindern ziemlich erfahren bin, jedenfalls mehr als ein kinderloser Lehrer, der mal Rousseaus Emile gelesen hat.

    Da gibt's verschiedene Ansätze.


    Was schon hilft, ist, dass man z.B. beim Erklären und bei der Durchführung der Übungen selbst die üblichen Verdächtigen räumlich trennt, d.h. beim Erklären eine der Plaudertaschen auffordern, den Rest der Erklärung neben dem Trainer zu stehen und bei der Übung in verschiedenen Gruppen zu trainieren. Natürlich muss man auch die Schuld bei sich selbst suchen. Komplizierte Übungen mit laaaangen Erklärungen sind für F-Jugendliche einfach stinklangweilig.


    Außerdem kann man strafen (5 Minuten Pause oder Strafrunde). Da gibt es aber sehr wichtige pädagogische Grundregeln. Die Strafe muss unbedingt sofort verhängt werden (zeitliche Nähe von Delikt und Strafe), transparent und zuverlässig für alle kommuniziert werden (beim Erklären ruht der Ball, ab 2. Ermahnung = Strafrunde, und zwar immer), muss unbedingt für alle einsichtig gerecht sein und darf auf keinen Fall dem Kind körperlich schaden, es ist schon Strafe genug, etwas tun zu müssen, worauf man keine Lust hat. Liegestütze gehören für mich nicht als Strafe in ein Kinder- und Jugendtraining. Wenn ein Kind nicht versteht, warum es gerade bestraft wird, schadet sie Strafe mehr, als dass sie nützt.


    Was im Notfall immer mal für die ganze Mannschaft beeindruckend wirkt, ist ein "Donnerwetter". Hier würde ich nur im Notfall einzelne Übeltäter rauspicken (kein Pranger, sonst fühlt sich der Rest nicht angesprochen), besser die ganze Mannschaft adressieren. Einfach mal laut werden, kurz schimpfen, und dann geht es weiter. Da reicht dann meistens auch ein "Hey!" und ein scharfer Blick. Da geht es einfach darum, dass eine Grenze aufgezeigt wird mit dem Hinweis, dass es 5 vor 12 ist... Das darf aber nicht inflationär gebraucht werden, ein Ausraster muss immer ein absolutes Ausnahmemittel bleiben, sonst wirkt es nicht mehr disziplinierend, sondern untergräbt sogar die Autorität und sorgt nur dafür, dass man als "Choleriker" angesehen wird, der dann ja doch nichts macht (das ist übrigens keine Aufforderung, handgreiflich zu werden! ;) ). Ganz ohne geht es in einem bestimmten Alter meiner Meinung nach aber auch nicht, und da sprechen nicht 12 Jahre Jugendtraining, sondern ein Leben als älterer Bruder von 7 Geschwistern ;)

    Wesentlich für eure Probleme ist wohl die Tatsache der Ballverluste beim Spielaufbau.
    Dafür gibt es verschiedene Lösungen, mit denen man reagieren kann:


    1) Ich versuche, den möglichst ungefährlichen Balltransport in das letzte Spielfelddrittel mit einer Kosten-Nutzen-Rechnung zu erklären. Je weiter hinten du in ein 1v1 gehst, um so schlechter die Bilanz... Du kannst hinten mit einem gewonnenen Offensivzweikampf wenig gewinnen (fast die komplette gegnerische Mannschaft ist noch hinter dem Ball) und viel verlieren (bei Ballverlust marschiert der Stürmer allein durch). Vorne ist das umgekehrt.


    2) Ich trainiere speziell für die Zentralspieler das Dribbling auf "Ball halten", das aus verschiedenen Elementen besteht:
    a) Ballannahme GEGEN die Laufrichtung des attackierenden Gegenspielers (lässt sich Trainieren im Überzahlspiel mit >= 3 Pflichtballkontakten)
    b) Ballführen mit dem gegnerfernen Fuß (Trainingsform: Ball rausschießen im Hütchenquadrat, variante: Ball des anderen mit dem eigenen Ball rausschießen (Billard). Auch gut: 2er Pärchen postieren sich hintereinander (wie ein Tunnel oder Spießrutenlaufen -> ::::::::::::::: ) einander gegenüber, ein Spieler dribbelt durch und versucht, den Bällen auszuweichen, indem er den Ball sicher führt und das Tempo variiert)
    c) Richtungsänderungen mit dem gegnerfernen Fuß (Innenseite, Außenseite, Sohle, hinter Standbein) (Trainingsform: 5-6 Spieler mit Ball, 3-4 ohne Ball, wer nach 2 Min ohne Ball dasteht verliert die Runde. Oder: Hütchentore kreuz und quer im Raum verteilen, 2 Spieler machen Koordinationsübungen mit Ball, auf Startsignal gewinnt der Spieler, der zuerst durch 4 Tore (hintereinander oder insgesamt) dribbelt, der Gegenspieler probiert, ihm den Ball abzunehmen und selbst durch 4 Tore zu dribbeln, die Vielzahl der Tore garantiert viele Möglichkeiten und Richtungen, durch die man entwischt)


    Dadurch lernen auch die kleineren, aber technisch versierten Spieler, dass sie im zentralen Spielfeld auch für körperlich überlegene und schnellere Gegenspieler nie zu fassen sind, wenn sie gegen seine Laufrichtung mit dem gegnerfernen Fuß und vielen Richtungsänderungen arbeiten. Das führt dann auch zu mehr Selbstbewusstsein und weniger gegnerischen Kontersituationen, in denen der Gegner seine Schnelligkeit ausspielen kann.


    Hoffe, das hilft ein bisschen :)