Beiträge von DaddlnZockn

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    Zur Taktik im Jugendfußball:
    Ehrlich gesagt, wenn man vier Mal(!) die Woche trainiert und die Kinder in der 10. Klasse Kant und Goethe lesen lässt und in einigen Bundesländern schon mathematisch integrieren (das lernen einige Bundesstaatler auf der Uni), warum sollen sie dann nicht begreifen, wie man in der Gruppe agiert? Meine Schwestern haben mit 11-12 komplexe Turn- und Tanzvorführungen in der Gruppe gemacht, das hat weit mehr Anspruch an Timing, Laufwege und Abgestimmtheit als das Defensivspiel im Fußball. Pressing ist doch keine Raketenwissenschaft. Irgendwann sollte das Defensiv-1:1 sitzen, und das ist jetzt auch kein so ausuferndes Thema, dass man Kinder damit jetzt jahrelang beschäftigen kann. Ich glaube, dass das geistige Vermögen von Kindern und gerade Jugendlichen zum Teil grob unterschätzt wird. Wenn ein Erwachsener sich so viel schwerer als ein Jugendlicher tut, neue Dinge zu lernen, warum sollen gerade die Senioren Taktikinhalte besser verarbeiten können als z.B. D-Jugendliche. Wenn man die Taktik nicht apodiktisch vermittelt, sondern die Spieler da abholt, wo sie sind, dann hat eigentlich jede taktische Maßnahme einen so einleuchtenden Sinn, dass man auf den Mund gefallen sein muss, um das nicht zu verstehen? Soll man den Weg ins Zentrum versperren, um diffizil mit der falschen Neun zu doppeln, oder fängt man sich aus der Mitte nicht einfach die meisten Tore, weil man da gut schießen kann? Eben. Bei meiner Mannschaft klappt das Pressing beileibe nicht perfekt, aber bei gerade mal 2 Trainingsterminen in einer der unteren Ligen klappt es verhältnismäßig gut, weil die Jungs den Sinn dahinter verstehen. Ich glaube, dass viele Jugendliche uns an Urteils- und Denkvermögen sogar übertreffen, weil wir nur mit unserer Erfahrung wuchern können und uns abgesehen davon geistig zur Einseitigkeit spezialisieren, während die in der Schule ein krasses Programm von Sprachen und Naturwissenschaften abspulen, dass es (rein etymologisch) sinnvoller wäre, die Schule "Universität" zu nennen, weil hier wirklich die "universitas" gelehrt wird. Jugendliche sind aufnahmefähig für mehr Zeug, als wir uns das vorstellen können.

    Zu den Ausführungen von TW-Trainer my two cents.
    Ich habe vor 2-3 Tagen Nürnberg gegen Augsburg geschaut. Das Spiel war übel zerfahren, weil beide Mannschaften jeden Spielaufbau mit 3-4 Spielern in der gegnerischen Hälfte unterbunden haben. Ich habe das jetzt auch öfters gerade von unerwartet erfolgreichen Mannschaften gesehen, weil selbst bei Profis unter Druck die Fehlerquote noch so hoch ist, dass man, wenn man nur lauffreudige Offensivspieler hat, die gegnerische Defensive in einen Teufelskreis aus Stress, Ballverlusten, ungewollten langen Bällen und dem Gefühl fehlender Spielkontrolle stürzen kann.
    Ich glaube deshalb, dass das Mittelfeldpressing die eigentliche Königsdisziplin ist und das Angriffspressing eine Waffe, die ziemlich mächtig ist und trotzdem nicht allzu schwer zu spielen ist, wenn man in der gegnerischen Hälfte mit einem Mindestmaß an Mannorientierung(!) agiert und damit den Spielaufbau durch Manndeckung verhindert. Voraussetzung dafür ist nur, dass jeder sich fallende MF konsequent verfolgt wird (umso besser, eine Anspielstation weniger in der Tiefe für den Gegner und eine Anspielstation mehr in Tornähe für uns nach Ballgewinn) und die Viererkette plus Sechser das Zentrum gegen die langen Bälle verdichten und natürlich Lufthoheit haben. Mit dieser Entkopplung: aggressives 1v1 in der gegnerischen Hälfte (little risk, much gain) und Raum/Ball-Orientierung im defensiven Mannschaftsteil kann man nicht nur Profis stark verunsichern, sondern gerade unterklassige und jüngere Mannschaften. Der Grund dafür ist einfach: während den Profi vor allem seine Technik am Ball auszeichnet, verändert sich für die im Angriffspressing pressende Mannschaft relativ wenig, es wird ja hauptsächlich gelaufen, und laufen können Spieler bis in die untersten Ligen! Mit abnehmender Spielklasse steigt also die Wahrscheinlichkeit von Ballverlusten der immer weniger ballsicheren Mannschaften, während das Laufen eine individuell mehr oder weniger gleichbleibende Aufgabe bleibt, weil ja vor allem viel weniger gruppentaktische Anforderungen gestellt werden als beim Mittelfeld- oder Abwehrpressing, wo man gemeinsam Lücken stopfen und Überzahl schaffen muss. Im Angriff spielt dich der Verteidiger vielleicht aus ... na und? Du setzt nach, er hat immer noch keine sinnvollen Anspielmöglichkeiten und vor allem jetzt einen Verfolger im Nacken.
    Habe ich etwas wichtiges übersehen? :)

    Mit großen Erläuterungen brauchen wir uns ja eh nicht aufzuhalten, ich weiß, dass du engagiert und tief in der Materie bist, Zodiac.
    Ich selbst kann dir auch nicht groß helfen, da unsere Gegner diese Saison größtenteils auf einen Spielaufbau verzichten und das Ding lieber hoch und weit in unsere Hälfte bolzen, um ihre körperlich entwickelten Stürmer einzusetzen, was sich in 80 Minuten leider nicht immer verhindern lässt. Deshalb läuft unser Pressing momentan auch ziemlich ins Leere.
    Ich wollte nur kurz verweisen auf dieses Video, wo Ralf Peter verschiedene Pressingarten im 4-4-2 flach und am Ende auch mit Raute coacht. Er spricht größtenteils bekannte Verhaltensweisen an, aber das eine oder andere Detail vergisst man ja im Training vielleicht. Ich finde aber auch, dass man hier die ganze Problematik ziemlich deutlich sehen kann. Die schöne Theorie des Pressings hängt in der Praxis von vielen Faktoren ab, die du m.E. im Training gar nicht richtig reproduzieren kannst, weil der Gegner ebenfalls eine zentrale Rolle spielt. Die Offensivmannschaft im Training weiß einfach, worum es geht. Und was macht der Spieler, wenn er in der Mannschaft spielt, die man in einer Übung zum Fehler zwingen will? Er versucht, ihn zu vermeiden! Man kann das natürlich mit Provokationsregeln (nur nach vorn spielen z.B.) irgendwie umgehen, aber meistens klappt das Pressing nicht mal im Training richtig, und das geht einem DFB-Coach wie Ralf Peter ganz genau so wie uns, auch wenn er mit der A-Jgd vom FC Augsburg arbeitet.
    Ich glaube deshalb, dass dein Problem kein mannschaftstaktisches ist, sondern vor allem individualtaktisch. Da kann man brutal viel ändern und gerade in dieser Zweikampfsituation solltest du vielleicht die Stellschrauben drehen. Mit Giftigkeit, Mut, und einer Prise Spekulation kann man da schon etwas bewegen. Konkret würde ich in so einer Situation schauen, welche meiner Spieler sich anständig in die Zweikämpfe schmeißen, und das Pressing dann nicht auf irgendeine abstrakte Position lenken, sondern den Zweikampf und die Überzahl da suchen, wo du deine stärksten Zweikämpfer und der Gegner seine schwächsten hat (Tuchel hat das mal "Spiegeln" genannt - womit er anfing wegen dem Gefühl der Unterlegenheit... klingelts? ;) ). Den Rest würde ich einfach durch zulaufen blockieren. Das ist jetzt leider kein Konzept, wie eine körperlich unterlegene Mannschaft plötzlich super Pressing spielt, eher eine Art Erste Hilfe, auf die du dir hoffentlich einen Reim machen kannst, weil da mein Latein auch schon endet :)

    Ehrlich gesagt würde ich die Situation im Zentrum sogar vorziehen, weil man hier viel einfachere Voraussetzungen hat. Hier gibt es keine Auslinie, d.h. das Lenken auf den Mitspieler ist auf jeden Fall immer richtig und du kannst sowohl das individualtaktische 1vs1 sowie den Abstand zwischen den beiden ÜZ-Spielern einfach coachen. Außerdem kannst du im Zentrum beim Coachen auch den Dribbelfuß des Gegners berücksichtigen (Dribbelfuß sollte auf deiner Seite sein, wo du den Durchbruch anbietest), was vielleicht Pluspunkte bringt.
    Auf Außen gibt es mir zu viele Variablen, da hängt die Steuerung m.E. nämlich erstens von der Höhe des Zweikampfes ab und zweitens auch unbedingt von der Schnelligkeit des Gegenspielers. Wenn man einem sehr schnellen Gegenspieler die Außenbahn anbietet und der mit einem enormen Antritt vorbeizieht, dann gute Nacht. Mit genug Raum im Rücken (siehe 1. Höhe des Zweikampfes) kann dann von Ablaufen keine Rede mehr sein. Die Flitzer schickt man also lieber ins Getümmel in die Mitte, während man die Filigrantechniker lieber ins Physische zwingt. Ich habe da abhängig vom Ausbilder auch schon die verschiedensten Sachen gehört. In ÜZ würde ich aber auch auf jeden Fall auf dem Flügel auf den Mitspieler steuern, sonst bringt die ÜZ ja überhaupt nichts.

    Wenn das Thema "Abwehrverhalten in Überzahl" ist, dann lautet die richtige Antwort der Steuerung wohl immer "auf den Mitspieler", vorausgesetzt der Mitspieler sichert in der Tiefe.


    Meiner Meinung nach gibt es hier aber eine Unklarheit. Im "Abwehrverhalten in Überzahl" stecken eigentlich zwei Handlungsalternativen.
    1. aktive Balleroberung durch Doppeln, weil man ja ÜZ am Ball hat
    andererseits
    2. passive Verteidigung, steckt im Wort "Abwehrverhalten". Der Stürmer soll sich den Ball vorlegen und dann wird ihm der Ball mit einer gemeinsamen Aktion abgenommen.


    Da es um die "Verbesserung" des Ab. in ÜZ geht, würde ich mir eine relativ konkrete Situation heraussuchen und nicht zu viel auf einmal abdecken wollen.

    Also ganz platt gesagt: Angriff gegen Verteidigung in einem Spielfeld (Maße so 15x15), der Torwart macht einen Abschlag in das Spielfeld rein. Abwehr soll den Ball klären und der Sturm den Ball verarbeiten und bspw. ein Tor schießen?


    Genau. Das habe ich mit meiner ehem. C mal auf einem halben Großfeld gemacht, um das Zurückweichen der Kette und Dreiecksbildung auch bei hohen Bällen zu trainieren: Vor allem aber, weil meine 6er weder offensiv noch defensiv die zentrale Position in Abwehrrichtung besetzt haben - Stichwort: zweite Bälle. Hat ganz gut geklappt.
    Generell geht aber auch alles in diese Richtung, wo du ein Verarbeiten von hohen Bällen durch Provokationsregeln einbaust. Bei hohen Bällen gibt es immer versprungene Bälle (wo gehobelt wird...) und die müssen durch Antizipation und Spekulieren gewonnen werden.
    Anderes Beispiel: 2 Mannschaften spielen auf Ballbesitz, Punkte macht man durch die Weiterleitung eines Zuwurfs mit dem Fuß zu einem Dritten. Ob das jetzt eine Volleyweiterleitung in die Arme des Dritten ist oder der Ball erst ein paar Meter geführt wird und dann z.B. aufgenommen werden kann oder dem Mitspieler in die Arme gelupft werden muss, spielt egtl. keine Rolle. Ballgewinn dann entweder durch Fangen der Bälle oder auch Abfangen ohne Hände, um dann mit den Händen zu sichern. Um das Spiel abwechslungsreich zu gestalten, kannst du diese Regeln auch alle 3-4 Minuten abarbeiten. Ich würde ein paar Regelsets ausprobieren und schauen, was am besten funktioniert.


    Die Übung mit der Passannahme im Viereck von TWTrainer packe ich öfters in das Aufwärmprogramm vor die Spiele, weil da eigentlich alles drin ist: Bewegung, Passspiel, Ballverarbeitung, Dribbling, Bespielen der freien Räume (vor allem wenn man frei auf 4 Vierecke spielt, also ohne festgelegte Spielrichtung). Die kann ich wirklich nur empfehlen.

    Das ist jetzt pures Brainstorming. Aber wie wäre es mit einer Tabuzone mit der Mitte des Feldes. Bälle in die Endzone könnten also nur weit gespielt werden, was 1. die Abwehr hoher Bälle der Viererkette trainiert und 2. eben das Gewinnen zweiter Bälle, wenn das erwartungsgemäß nicht immer klappt. Wenn du das ausprobierst, kannst du ja hier posten, ob/wie es geklappt hat.

    Da es keine "Bibel" der Endzonenübung gibt, würde ich mich an deiner Stelle einfach Fragen, was genau du mit dieser Übung bezwecken willst, da man mit der Endzonenübung auch verschiedene taktische Ziele (unabhängig vom Passspiel) verfolgen kann. Willst du z.B. Spielaufbau durchs Zentrum mit Steilpässen trainieren, dann kannst du z.B. die Endzonenspieler fest und neutral in die Endzonen stellen und als Ziel ausgeben, dass das Ballbesitzteam den Ball ohne Ballverlust von A -> B transportieren soll. Wenn die Endzonen von Spielern des Ballbesitzteams besetzt werden (also nicht Neutrale sind), dann hat die Ballbesitzmannschaft UZ in der Mitte, und das fördert z.B. das Freilaufverhalten. Du kannst auch Neutrale an den Längsseiten postieren, um Doppelpässe zu trainieren.
    In diesem Sinne reicht es eigentlich, wenn du das Potential eines bestimmten "Aufbaus" erkennst und für deine Bedürfnisse so anpasst, dass du deine Lernziele damit an den Mann bringen kannst.

    Interessante Frage, die sich uns einmal umgekehrt gestellt hat. Dabei hat der Spieler den Ball vorbei geschossen und der Schiedsrichter daraufhin doch den Elfmeter gegeben. Mich hat das ziemlich aufgeregt, weil der andere Spieler ja zum Abschluss gekommen ist und seinen Vorteil selbst vergeben hat. Meine Sicht war, dass die Torchance selbst der Vorteil war und nicht, ob dabei ein Tor herausspringt oder nicht. Durch den Elfmeter hat der Schiedsrichter der gegnerischen Mannschaft also noch eine zweite Chance zum Einschuss gegeben, die sie dann auch genutzt hat. Insofern ist die Vorteilsregel im Strafraum ziemlich ambivalent und fühlt sich - natürlich je nach Ausgang - für beide Seiten ziemlich unfair an. Die Frage stellt sich natürlich auch, ob man dann bei so einem Foul evtl. eine Notbremse pfeift und rot zeigen muss. Dann läuft die Diskussion vollends aus dem Ruder :)

    Mir ist schon klar, dass man aus der Not eine Tugend machen soll und Training und Turniere im Winter irgendwie die Motivation hoch halten sollen. Hätte mein Verein aber einen Kunstrasenplatz, würde ich niemals in die Halle gehen. Mini-Spiele auf engem Raum kann ich draußen auch aufbauen.
    Am Verletzungsargument halte ich auch fest. Ich habe die Bruchverletzungen an der Bande in der B-Jugend selbst miterlebt und ohne Bande inklusive Check wäre das nicht passiert, da gab es gar nichts abzurollen. Teilweise war hier aber auch wieder der Boden schuld, weil der auch rutschig war und deshalb das Tempo notwendigerweise bewusst mit Wand (und leider auch mit Gegenspieler) aufgefangen wurde. Außerdem wird mit Bande merklich mehr gebolzt, weil sich Dribblingfehler nicht so gravierend auswirken, wenn man den Ball zur Not einfach über die Bande weghaut. Das soll man draußen dann mal an der Außenlinie versuchen. Und daran, dass der Hallenboden schlecht für die Gelenke und die Knie ist, habe ich auch keine Zweifel und für gegenteilige Behauptungen zu viele Mediziner in der Familie ;).
    Aber ich möchte auch nicht nur Herumnörgeln, insofern versuche ich schon, ein schönes Hallenprogramm mit meinem Team zu planen, aber immer nur mit dem Vorbehalt, dass ich doch lieber draußen wäre.

    Ich glaube, dass der Mangel an guten Außenverteidigern und Stürmern neben der Tatsache, die stärkeren Spieler eher im Zentrum einzusetzen, auf eine gewisse Einseitigkeit im Fußballtraining zurückzuführen ist. Überall lesen wir, wie wichtig Ballbesitz und generell Übungen nur mit Ball für die Ausbildung ist. Dazu kommt, dass über alle Maßen der Kurzpass trainiert wird, was ja auch völlig richtig ist, weil er im Spiel am häufigsten vorkommt. Alle wollen Tici-taca spielen. Für lange und hohe Pässe bleibt da nicht mehr viel Trainingszeit übrig, gerade bei kleineren Vereinen mit weniger Trainingseinheiten. Auch Flanken werden in vielen Fußballbüchern eher stiefmütterlich behandelt, weil jeder hohe Ball als Kontrollverlust und Hoffnung auf den Zufall wahrgenommen wird, was bei kurzem Flachpassspiel nicht der Fall ist. Meiner Meinung nach sind aber gerade das Kernkompetenzen von Außenverteidigern und Stürmern. Außenverteidiger sollen vorne auf die Stürmer Flanken und hinten Seitenwechsel anleiern. Wird ein Außenverteidiger hinten unter Druck gesetzt, hilft oft ein Flugball in die Spitze, um dem Pressing zu entgehen. Gerade im Unterklassen-Fußball führt das in ein Dilemma. Für das Kurzpassspiel fehlt es an technischem Vermögen und Präzision unter Druck, und Druck können auch technisch schlechte Mannschaften ausüben. Für die langen Bälle als Alternative fehlt es dann aber sowohl an der Passtechnik als auch am Vermögen, gerade die Flugbälle aus der Abwehr anzunehmen, abzuschirmen und weiterzuleiten. Ich staune immer wieder, wenn ich sehe, wie ein zwar großer, aber auch schmächtiger Stürmer wie Lewandowski Flugbälle mit der Brust aus der Luft holt und den Verteidigern keine Chance zum Klären lässt. Huntelaar bei Schalke, aber auch sein 8 Millionen Stellvertreter Szalai, bekommt das nicht ansatzweise so gut hin. Jetzt bin ich über das Training in der Ausbildung bei Leistungsvereinen nicht so gut informiert, aber ich denke schon, dass dort gruppentaktische Mittel und damit verbunden Kurzpasstechniken häufiger im Trainingsprogramm und in Passübungen auftauchen als lange Bälle und ihre korrekte Verarbeitung, obwohl eines der vielversprechendsten und von Bayern sehr gerne genutzen Mittel gegen die Viererkette ja der Diagonalball hinter die Kette ist.
    Verkürzt ausgedrückt: wir wollen quirlige Offensiv-Dribbler, durch die falsche Neun mittlerweile selbst ganz vorne. Das Spielen und Verarbeiten von langen Bällen ist deshalb im Fußballtraining ins Hintertreffen geraten, und das sind meines Erachtens Kernkompetenzen der AV und S. Es liegt also nicht nur am Personal, sondern auch am Wunsch, wie Fußball gespielt werden soll. Flach, präzise, schnell. Hummels kriegt deshalb ja von Löw öfter aufs Dach für seine hohen Spieleröffnungen. Dabei waren auch und gerade Guardiolamannschaften (erst Barca, jetzt Bayern) immer brandgefährlich bei hohen Steilpässen aus dem Halbfeld auf aus der Tiefe startende Spieler.

    Für mich sind Hallenturniere meistens Zeitverschwendung.
    Wir spielen in Bayern mit Bande, und da wird mit dem Alter einfach die Verletzungsgefahr zu hoch - Handgelenksbruch, Schlüsselbeinbruch, alles schon gesehen wegen dieser unsinnigen Bandenchecks. Außerdem ist der harte Hallenboden schlecht für die Gelenke, da sind mir die vielen Fußgelenks- und Knieverletzungen der Handballer und Volleyballer in meinem Bekanntenkreis Abschreckung genug. Ist ein Hallenboden dagegen mit einer Schonschicht überzogen, die das Hängenbleiben verhindern soll, dann ist der Boden total seifig und jede Richtungsänderung und jedes Dribbling beschäftigt einen Spieler eher damit, sein Gleichgewicht zu halten, als dass er etwas sinnvolles mit dem Ball anstellen kann.
    Den einzigen Nutzen sehe ich ehrlich gesagt im Pressings- und Defensivtraining wie von TWTrainer ausgeführt, sowie im Lösen vom Gegenspieler, weil gerade nach dem Abstoß oft einfach Manndeckung in der gegnerischen Hälfte gespielt wird. Das bringt billigen Ballgewinn mit sofortiger Abschlusschance.
    Deshalb beschränken sich meine "Taktik"-Anweisungen in der Halle auch meistens darauf, den Keeper nach einem Doppelpass den Ball in die gegnerische Hälfte schlagen zu lassen und dort zu pressen. Meistens spielen wir auf seifigem Boden und da ist der Ballführer in der Regel angeschmiert. Das Bandenspiel ist in der eigenen Hälfte verboten und in der gegnerischen erlaubt, weil in beiden Fällen der Ball eben ins Zentrum zurückprallt und man das hinten nicht und vorne sehr gerne will. Zu guter Letzt wird der Anstoß immer für einen Torschuss genutzt. Das haben uns bei einem besser besetzen Turnier vor ein paar Jahren am Ende selbst die Bayern und 60er nachgemacht, weil das gerade bei jüngeren Jahrgängen mit kleinen Keepern immer für ein schnelles Tor gut ist.

    Dazu bietet sich auch diese Analyse von Juventus' 3-5-2 an. Da hat man Defensivverhalten, Pressingoptionen und das Aufbauspiel anschaulich beleuchtet und ich denke, dass Juve ein relativ idealtypisches 3-5-2 spielt. Vielleicht mache ich in der Rückrunde was Verrücktes ;)

    Als Folge wurde ja erwähnt, dass man deshalb zunehmend mehr Dreierketten sieht. In der Spieleröffnung hat man so fest seinen abkippenden Sechser im System, alle drei IV bleiben hinten und müssen so keine komplizierten Pendelbewegungen mit dem ballfernen AV veranstalten, um den offensiven ballnahen AV abzusichern. Einzig beim Verteidigen geht der ballferne MA in die Dreierkette, um ihr Tiefe zu geben. Meine Frage: Wäre dieses System (z.B. 3-5-2 oder 3-4-3) nicht gerade im Jugendfußball wesentlich einfacher zu spielen? Wenn schon die Profis solche Probleme mit dieser komplexen Position haben, ist ja gerade bei Jugendlichen mit wesentlich weniger Trainingszeit und noch vielen anderen Ausbildungszielen die Überforderung und damit auch die Fehler auf dieser Position vorprogrammiert, oder?

    Aber ist es nicht denkbar, dass ein Trainer, dem diese Übertragung gelungen ist, das durch Training hinbekommen hat? Ich habe mal einen gegnerischen Trainer gefragt, wie er seine AV dazu bekommen hat, immer zu überlaufen, weil meine sich da hartnäckig geweigert haben. Er meinte "Ich fordere das in jedem Training". Insofern lag bei ihm der Schlüssel zum Transfer wohl nicht in einer besonders anschaulichen Taktiksession vor dem Spiel, sondern eben im Training.

    Das Freilaufen und Lösen war im letzten Spiel der absolute Knackpunkt, weil der Gegner knallhart Manndeckung gespielt hat. Fast jeder Pass ein Fehlpass, weil der Gegner früher dran war. Wir kamen kaum hinten raus. Ein Lehrstück darüber, wie wichtig beim Freilaufen auch das Timing des Lösens ist.
    Ich werde mich demnächst mal mit dem DFB Info-Abend Nr. 10 (Anbieten und Freilaufen) beschäftigen.


    Eine Übung, die schon mal ganz gut geklappt hat (vom DFB glaube ich): Baut eine Pressingzone auf, darin z.B. 4 vs 6 oder 6 vs 8. Die Unterzahlmannschaft hat außerhalb der Pressingzone 2-3 Aufbauspieler (IV evtl. mit abkippendem Sechser), die zum Punktesammeln in die Zone hereinpassen und einen Pass herausbekommen. Also rein -> raus = Punkt. Der Effekt war natürlich, dass sich dadurch, dass die Anspieler nur auf einer Seite waren (zwecks realistischer Spielrichtung), alle Spieler in der Nähe der Anspieler herumtrollten, jegliche Tiefe aus dem Spiel war und alle nur für den kurzen Pass herumstanden. Also habe ich die Pressingzone in der Mitte geteilt und ein Punktesystem eingeführt: Startet der Zielspieler aus der nahen Hälfte 1 Punkt, startet der Zielspieler aus der hinteren Hälfte (wo der den Ball dann bekommt, ist wurscht, er startet ja entgegen), 2 Punkte. Ich habe dann 2 Minuten gestoppt und wir haben die Punkte gezählt. Das hat schon besser geklappt und den Blick für den tiefer postierten Mitspieler geschärft. Im letzten Schritt haben wir dann auf Tore gespielt, die aber erst durch Pässe innerhalb(!) der Pressingzone freigeschaltet werden mussten. Pässe aus oder in die Pressingzone wurden also nicht mitgezählt, boten sich aber bei engen Spielsituationen zwecks Spielverlagerung oder einfach Ballsicherung an, ab dem nächsten Pass in die Pressingzone wurde dann weitergezählt. Die Anspieler durften dazu die Pressingzone jetzt auch betreten. Ich habe die Einheit leider nur einmal gemacht (danach gab es dringlichere Probleme abzustellen), aber ich fand die Übung ganz gut und es war echt viel drin (Tiefe, Ballhalten, Spielverlagerungen, Ballbesitz vor dem Torangriff um nicht immer Kontertaktik zu spielen).

    Was sich als Idee noch anbietet, wäre ein 5+1 gegen 4 in einer ganzen Hälfte, wobei das 5+1 einer Viererkette mit einem Sechser (abkippend) und Torwart entspricht. Eine Hälfte sollte ja eigentlich viel Platz hergeben, so dass eine eingespielte 6vs4 Überzahl zunehmend sicherer werden sollte, sofern man diese Übung nur oft genug genau so praktiziert. Ich finde, Trainer versuchen zu oft, ihr Training zu abwechslungsreich zu gestalten, um die Motivation hoch zu halten und den Spaß zu fördern. Ich bilde mir aber manchmal ein, dass jedes Training neue Übungen das Einschleifen von Automatismen und Sicherheit ganz enorm verzögern. Immerhin bleibt das Fußballspiel ansich jedes Wochenende größtenteils doch dasselbe!
    Ergänzend stellt man zentral ein Tor (goldener Pass auf den 10er) auf und daneben zwei MA-Spieler, die den Ball entweder klatschen lassen oder selbst als Zielperson angespielt werden, um den Spielzug erfolgreich zu beenden. Bei ähnlichen Experimenten hatte ich nämlich bisher immer das Problem, dass bei einer Verknappung des Spielfelds auf eine Hälfte oder 2/3 die offensiven Mittelfeldspieler alle viel zu tief spielen, weil sie den Spielfeldausschnitt nicht als Ausschnitt interpretieren, sondern als kleineres Spielfeld mit sonst gleich bleibenden Relationen. Insofern muss man den MA bzw. dem 10 das Mitspielen fast verbieten, indem man sie hinter eine Ziellinie "verbannt". Gerade die nötige Tiefe in solchen Spielen herzustellen, fällt mir deshalb besonders schwer.
    Das ermöglicht dann folgenden Spielzug: IV gehen in die Breite. Werden beide zugestellt, lässt sich der AV auf Abstoßseite fallen und der IV rückt etwas nach Innen ein, damit der ST nicht beide decken kann. Der T spielt zum AV, der hat dann zwei Möglichkeiten:
    1) Der hoch stehende MA startet in den freien Raum zurück, wird vom AV angespielt und lässt auf den 6er klatschen, der dann die Seite wechseln oder den 10er anpassen kann.
    2) Der 6er kommt kurz für einen Doppelpass mit dem AV oder spielt den Ball steil auf MA/10er, die den Ball dann auf AV oder 6er klatschen lassen.


    Taktiktafel habe ich dazu im Training noch nicht probiert. Wer da Erfahrungen zu teilen hat (auch wegen der Reihenfolge, wie und wann erklärt man wie lange und wie wurde das dann umgesetzt), ich wäre sehr dankbar!