Auch auf die Gefahr hin, mich hier im KiFu-Bereich wieder auf mir unbekanntes Terrain zu wagen:
Wie kannst du behaupten, dass die Forderung des DFB "taktische Grundregeln für Raumorientierung und -aufteilung" einigen Aussagen hier im Forum entgegensteht, wenn du im Satz darauf fragst, was mit taktischen Grundregeln gemeint ist?
Wie schon dem Wortlaut zu entnehmen ist, handelt es sich um Grundregeln, also im Prinzip einfachste Dinge, die man bereits 8-jährigen so erklären kann, dass sie es kapieren und im Spiel (idealerweise) auch umsetzen können. Wichtig ist aber auch der zweite Teil: Es geht um den Raum. Das hat dann eher weniger damit zu tun, wenn man dir hier davon abrät, in der E bereits auf offensive und defensive Taktik im 1-gegen-1 zu gehen, sondern vielmehr damit, dass man den (natürlich vorhandenen und bei den Bambini oftmals perfekt zu beobachtenden) "Instinkt" der Spieler, sich zuallererst auf den Ball zu stürzen, ein wenig regulieren möchte, ohne dabei allerdings (!) die Ballorientiertheit, die ja an sich eine gute Eigenschaft ist, komplett "abzutrainieren".
Das fängt damit an, dass man den Kids i.d.R. eine (für Kinder verständliche) bestimmte Formation vorgibt, z.B."Wir spielen wie ein Drache" (F-Jugend, 1 Torspieler (= Schwanz des Drachen), davor 1 hinterer Spieler, einer links und einer rechts, ein vorderer Spieler, die zusammen eine Raute, die Form des Drachens ergeben) oder "Wir spielen wie ein Tannenbaum" (E-Jugend, 1 Torspieler (= Stamm), 3 hintere Spieler, 2 Mittelfeldspieler, 1 vorderer Spieler (= Spitze des Tannenbaums).
Man kann die Raumorientierung in vielfältigster Weise schulen, z.B. mit einfachen Dribbelübungen (10x20-Feld), bei denen auf ein Signal hin die Spieler mit dem Finger in eine bestimmte Himmelsrichtung zeigen müssen (für Kinder aber besser nicht "Nord", "West" usw., sondern eher "Straße", "Turnhalle", "Vereinsheim", "Weide" o.ä.). Dann wird diese Raumorientierung natürlich in sämtlichen Spielen (auch in den "kleinen" Spielen 2-gegen-2 o.ä.) geschult, sobald man ein begrenztes Feld vorgibt und die Kids nicht gänzlich frei kicken lässt. Eine weitere Übung, die u.a. auch die Orientierung im Raum in Bezug auf Mitspieler und freie Räume beinhaltet, hab ich dir ja in einem anderen Thread bereits benannt.
Deine Aufteilung bzw. das Runterbrechen der Prozente auf die Trainingseinheit sieht in meinen (eher Jugendfußball-affinen) Augen ganz gut aus, jedenfalls würde ich eine Einheit ähnlich angehen. Die "vielfältigen sportlichen Aktivitäten" kann man ja gut am Anfang zum Aufwärmen machen, das können alle möglichen anderen Ballspiele sein, aber natürlich auch gänzlich anderen Dinge, die z.B. Laufen, Hüpfen, Springen usw beinhalten. Literaturtipp hierzu: Vom wfv gibt es ein Buch "Ballorientierte Koordination", die tolle Übungen enthält, die man zum Aufwärmen machen kann oder zwischendurch einfach mal einstreuen kann, um auch diese Apsekte spielerisch zu schulen. Natürlich sollten Technikübungen nicht zu kurz kommen, denn schon in der D sollen die "Kleinen" ja dann ein ordentlich großes Feld beackern können, da müssen z.B. grundlegende Pass- und Schusstechniken schon mal angegangen werden. Hauptaugenmerk liegt aber, das wurde hier ja bereits entsprechend thematisiert, auf den Spielen.
Individualität stärken hieße für mich z.B. nicht per Vorschrift allen Spielern Dinge aufzuzwingen, die sich vielleicht so nicht können oder anders umsetzen (rechter Fuß/linker Fuß, bestimmte Lauftechniken). Weiterhin eben dann, dass man jeden so fordert und fördert, dass er sich weiter entwickelt. Das geht einerseits gut, wenn man "stärkere" gemeinsam üben lässt, da sie dort mehr gefordert werden. Gleichzeitig sollte man aber immer auch wieder mischen, um auch für "schwächere" eine Herausforderung zu haben und allgemein den Teamgedanken zu fördern. Ganz allgemein fällt mir da immer die Devise eines meiner Jugendtrainer ein (schon ewig her): "Stärken stärken und Schwächen schwächen."
Die Schwierigkeit deiner Übungen sollte variierbar sein, z.B. so wie du schreibst, jeder sein eigenes /natürlich möglichst hohes Tempo beim Dribbling gehen, aber auch für viele anderen Dinge findet man mit der Zeit Lösungen. Wo der Fortgeschrittene einen Ball vielleicht direkt spielen soll, lässt man dem "Schwächeren" eben noch einen zweiten Kontakt zu, wenn es nicht auf Anhieb klappt. Wenn einer deiner Kids den Ball schon 50mal jonglieren kann, dann sollte das eben nicht der Maßstab sein, sondern vielleicht ist es ein Ziel, dass jeder Spieler die Zahl, die er am Anfang des Trainings geschafft hat, am Ende überbietet. usw.