So, ich mal wieder, diesmal würd ich dann gerne auch mal etwas polemisieren mit einer ziemlich banalen Frage.
Welche Art von Trainer würden denn - offenbar gleich scharenweise - unserer ach so heilen Fußballwelt den Rücken kehren, wenn man sie dazu verpflichten würde, alle ihre Spieler auf verschiedenen Positionen einzusetzen? (Wie gesagt, ich bin gegenüber einer Anordnung skeptisch, halte aber eine vehemente Bewerbung der Rotation für machbar und sinnvoll.)
Das sind doch genau diejenigen, denen am Ende das Ergebnis wichtiger ist als das Spiel selbst. Der Tabellenplatz wichtiger als der (Lern-)Fortschritt der eigenen Mannschaft. Das in irgendeinem Käseblatt gedruckte Meisterschaftsbild wichtiger als glückliche und zufriedene Kids.
Ich würde, ehrlich gesagt, dieser Art von Trainer keine Träne nachweinen, und das aus einem einfachen Grund. Ja, wir haben "Nachwuchs"probleme bei den Trainern und Betreuern. Im gleichen Maß haben wir aber auch "Nachwuchs"probleme bei den Schiris und bei den Spielern. Unser Sport wird aber nicht aussterben. Man kann doch jetzt schon bei den Minis sehen, dass es gar nicht so verkehrt ist, wenn die Mannschaften dann eben nicht mehr der Drill-Instructor mit der verkappten AH-Trainings-Methode übernimmt, sondern jemand, dem wichtiger ist, dass die Kids altersgerecht Spaß miteinander haben und - wenn sie mal fünf Minuten während eines Turniers keinen Bock auf Kicken haben - vielleicht mal mit nem Kind aus nem anderen Verein ne Runde toben.
Sollten sich Trainer abwenden, weil sie fürchten, dass sich "ihr" Fußball durch eine stärkere und verbreiterte Rotation um 180 Grad verändern würde, dann wird es sich andere Leute geben, die das gutheißen, sich davon überzeugen lassen und dann entsprechend den Job übernehmen.
Ich bleibe weiterhin dabei, dass die Rotation sinnvoll ist und sich letztlich während der kompletten fußballerischen Ausbildung umsetzen lässt. Selbstverständlich geht das im KiFu (idealerweise tatsächlich Minifußball im 4+1 bis max. 6+1) einfacher als dann aufs Großfeld in der B oder A. Dennoch sollte man auch hier eben nicht "Positionsidioten" züchten, die am Ende wirklich nur z.B. rechts hinten spielen können, sondern vielmehr dafür sorgen, dass jeder nach Möglichkeiten mehrere Positionen ausprobiert und Erfahrungen sammelt.
Im Übrigen ist ein weiteres Argument, das ich bisher hier immer nur zwischen den Zeilen gelesen habe, ja gerade das, dass der Spieler sich so auch in andere Positionen hineinversetzen kann und somit neben seiner aktuellen Position ein besseres Verständnis für Mit- wie auch für Gegenspieler hat. Wenn die "Spitze" mal zentral hinten spielen musste und über 80 Minuten erlebt hat, was gut und was schlecht klappt, wo man als Spieler in der Kette eher Probleme hat, geht sie womöglich ganz anders mit dem Gegenspieler um.
Fazit: Rotation ja, Anordnung nein. Je mehr (sinnvolle und ohne großen Aufwand umsetzbare) Anreize man schaffen kann, desto besser. Irgendeine Form von Bonussystem sehe ich z.B. als eine erste gute Idee. In Turnieren wird meist der beste Torschütze, der beste Spieler, der beste Torspieler geehrt. Warum nicht (auch) die Mannschaft, die die meiste Anzahl an Torschützen stellt?