Probetraining in einem NLZ Verein für die U9
O Gott! So jung in eine "seelenlose Leistungsmannschaft" zu wechseln, statt mit den Freunden im Heimatverein zu kicken, dass macht fast immer keinen Sinn.
So sieht man es auch in der Kreis-, Landes- und Bundesförderung, weshalb man besonders talentierten Kindern durch zusätzliches Fördertraining und Turnieren auf Augenhöhe die Möglichkeit gibt, sich neben den Vereinsaktivitäten sehr gut entwickeln zu können.
Hat man als Trainer den Eindruck, dass sich ein Kind besonders gut entwickelt, sollte man Kontakt mit dem zuständigen Auswahltrainer aufnehmen. Auch dort kann es kurzfristig an einem Probetraining teilnehmen. Der Vorteil ist im Falle einer Aufnahme, dass es im Verein bleiben kann, weil es sich um zusätzliche Fördermaßnahmen handelt und in der Regel auch nicht so weit zum Training und den Spielen fahren muß.
Wenn dann der Entschluss zum Wechsel gefallen ist, gebe ich den Kindern und Eltern immer den Rat mit auf den Weg, diese Zeit zu genießen, statt darin unangemessene Forderungen abzuleiten. Dann denkt man auch später gern an diese Zeit zurück.
So, nun aber zu deiner Frage, was dort beim Probetraining stattfindet?
Dein Kind wird selbstverständlich genauer beobachtet als die Kinder, die dort bereits kicken. Das beginnt bereits bei den Warmmachübungen, die in diesem Alter zumeist aus den Bewegungsabläufen beim Dribbling und kleinen Finten bestehen. Nach einer kleinen Pause wird die Trainingsgruppe, die zumeist von mehreren Trainern begleitet wird, in kleine Gruppen aufgeteilt. Hier werden Übungen und Spielformen trainiert.
Spätestens beim Abschlussspiel werden Leibchen verteilt. Ist dein Kind das einzige an diesem Tag, so bekommt es ein Leibchen schwächeres Team. wo es mehr gefordert wird! Dann wird geschaut, ob es schon hier und da etwas von den Trainer-Impulsen mitgenommen hat, was zuvor in den Übungen und Spielformen trainiert wurde.
Abschließend werden die Leistungen deines Kindes mit denen des Kaders abgeglichen.
Danach gibt es drei Entscheidungsmöglichkeiten:
1. "Es ist noch zu früh"
Passt es gar nicht dazu, so bekommt man direkt die Antwort, die meistens lautet: "es ist noch zu früh"! Mit dieser Info vergibt man sich nicht, weil man gar nicht sagen muß, es reicht einfach nicht, um hier zu spielen!
2. "Wir wollen den Kind noch ein paar mal beim Probetraining beobachten"
Ergeben sich gute Perspektiven, so wird es noch ein paar mal eingeladen, bis die Entscheidung gereift ist.
3. "Wir wollen dein Kind sofort bei uns spielen lassen"
Handelt es sich um ein Ausnahmetalent, so will man sofort "Nägel mit Köpfen" machen. Dabei wird häufig mit Entscheidungsdruck: z.B. eine Förderung ist unbedingt sofort nötig ... es bekommt bei uns optimale Bedingungen ... und allerlei Argumente erläutert, warum es nur hier im Fußball-Schlaraffenland ist, weil sie ganz genau wissen, was das Talent und seine Eltern am liebsten hören. Sollte letzteres mal der Fall sein, empfehle ich auf jeden Fall, sich eine Zweitmeinung in einem anderen NLZ oder einer Auswahl einzuholen und sich nicht unter Zeitdruck setzten zu lassen. Denn das Kind ist ja noch am Anfang seiner Karriere!
Kinder wissen in diesem Alter noch nicht, was die Konsequenzen für eine Entscheidung bedeutet. Das ist dann eure Aufgabe, weil ihr euch Kind am besten kennt und deshalb auch wisst, womit es am besten zufrieden ist. Weil es aber für fast alle Eltern auch das erste Mal ist, dass sie mit solchen Entscheidungen konfrontiert werden, kann es nicht schaden, sich darüber auszutauschen, um Entscheidungshilfen zu suchen.
Viel Erfolg!