Vereinsstrukturen unmodern

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  • Moin,

    an anderer Stelle bereits geschrieben, möchte ich hier einen neuen Tread zu diesem Thema starten:

    Mir fällt auf 8o , dass in den Vereinen mit größerer Jugendabteilung -gerade im unteren Bereich- , Talente aus mehreren Gründen nicht gefördert werden:

    1. Der Verein führt keine Sichtungstrainings zur Einteilung der Kinder in ihre Leistungsgruppe durch.

    2. Hierdurch spielen oft Spieler -oft auch Trainersöhne- zu weit vorne und nehmen anderen talentierteren Spielern -meist über Jahre- die Möglichkeit, in ihrer Leistungsgruppe spielen zu können.

    3. Ich vermute auch, dass die mir hier positiv auffallende Talentförderung der Kreisauswahl von einem talentierten Spieler einer hinteren Jugendmannschaft keinen Wind bekommt, da man nicht bei einer F 6 nach einem Talent Ausschau hält und vielleicht davon ausgeht, dass

    3.1 der Trainer das Talent schon meldet
    3.2 der Verein die besten Spieler in der jeweiligen 1 Jugendmannschaft spielen hat :rolleyes:

    Das ist für mich ein Trugschluss. In meinem Verein sind es derzeit 7 F Jugendmannschaften und 9 E Mannschaften. Im kommenden Jahr 10 E Mannschaften, Tendenz durch die EM steigend. Hier liegt Potenzial, welches durch eine schlechte Vereinsphilosphie und Struktur verloren gehen könnte. ;)

    Beispiel: Der Verein bildet eine F1 nach einer Besprechungsrunde. Auch alle anderen F Mannschaften werden gebildet -am Tisch-. Der nächste Trainer übernimmt die Namen im vollem vertrauen. Eigentlich soll nach "Leistung" eingeteilt werden. Diese neue F 1 spielt nun im Jahr 08/09 und da man zusätzlich noch nach Jahrgang einteilt, blockieren diese Spieler nun die F 1 im schlechtesten Fall zwei Jahre lang die F 1. In den zwei Jahren wurden aber hinten ab der F 5 30 oder sogar 50 Spieler neu aufgenommen. Da sind 8 bei, die richtig gut kicken und super Anlagen haben, die spielen dann aber nur 8 Monate, denn bei der nächsten Einteilung kommen sie, TROTZ DER TATSACHE DAS SIE TALENTIERTER UND BESSER SIND ALS DER EIN ODER ANDERE IN DER F 1 ODER F2 lediglich in die F 4 oder 3. Dann nach der F Jugend geht es weiter und diese Spieler landen wieder in der E 4, 3 oder 8. Das finde ich schade, denn in meinem Verein läuft das so. Diese Spieler werden auch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht in die Kreisauswahl und nicht einmal zum Sichtungstraining finden. Wenn doch, haben sie meist in den Jahren davor qualitativ schlechteres Training genossen, womit ich nicht sagen will, dass das Training einer E 5 oder 8 schlecht sein muß.

    Mein Statement: Es sollte ein festes MUß für Vereine gerade mit großer Jugendabteilung sein, durch professionelle kindgerechte Sichtungstraings dafür Sorge zu tragen, dass jeder dort spielt, wo er leistungsmäßig hingehört damit uns kein Talent verloren geht. :)

  • Ich glaube das ist ein sehr spezielles Problem deines Vereins. Wir haben 2 E-Jugend-Mannschaften, und die meisten Vereine hier haben auch nicht erheblich mehr. Da passiert das kaum, was du beschreibst. Bei so vielen Mannschaften gebe ich dir aber Recht, da sollte man sich was einfallen lassen, es reicht ja, wenn es einen Kleinfeld-Koordinator gibt, der sich die Spiele/Kinder mal anschaut im Laufe der Saison während Spiel/Training und dann die Mannschaften zusammenstellt. Von einem Sichtungstermin in dem Alter würde ich abraten, ich kann mir schon lebhaft vorstellen wie da erfolgsgeile Papis am Rand stehen und nachher das Diskutieren anfangen (Horror...)

  • Tja Andre... schön währe es. Aber wie schon oft geschrieben und gelesen, hat es in den meisten Vereine so "altmodischdenkende" die bei jedem Vorschlag folgende Antwort geben: "Es war immer so und so wird es auch immer bleiben..."
    Aber gebe Dir prinzipiell recht.

    Gruss
    TRPietro

  • Hi Leute, wäre schön, wenn ich noch ein paar Antworten von Kennern bekommen könnte. Wichtig wäre, wie es Vereine mit großen Jugendabteilungen machen, beispielsweise ab 4 Jugendmannschaften. Ich höre in diesem Jahr ersteinmal auf. Ich habe mich -sozusagen- als Springer für Trainerausfälle in bestimmten Mannschaften angeboten, ansonsten bin ich erstmal fertig, die Hörner müssen erstmal nachwachsen. Ich möchte für die Kidis jedoch diese Sache geregelt wissen. Im bin mir nicht sicher, ob ich die Sache zu ernst bzw. zu wichtig nehme oder ob man diese Sache einfach laufen lassen sollte. Die Besonderheit ist hier, dass es sich wohl um einen kleinen Vorstadtverein handelt mit einer bombastisch großen Jugendabteilung -bedingt durch WM/EM/Neubaugebiete/guter Ruf usw.- . Es kommt immer wieder vor, dass gerade in den hinteren Mannschaften (F 7/E8/E9; bald E 10) neue hochtalentierte Spieler ankommen. Erst gestern habe ich in der E8/E9 über den Tellerrand geschaut. Zwei Jugendliche trainieren die Jungs, es handelt sich um teilweise völlig untallentierte übergewichtige Kinder die alles im Kopf haben, aber keinen FUßball, und dazwischen sind in jeder der benannten Mannschaften zwei Kinder, die richtig Talentiert sind. Die werden aber wahrscheinlich nicht in der vorderen Mannschaft ankommen können, denn die sind voll und weil ja nicht jährlich neu nach Leistung eingeteilt wird, werden die in ihrer Leistungsgruppe nicht ankommen und ein zwei stehen gebliebene Spieler der vorderen Mannschaft sind dort überfordert, ...ist doch scheiße, oder?
    Ich habe mich bereits an den Leiter der hiesigen Kreisauswahl gewandt und habe vorbehaltlos von dem Problem geschildert. Eine Antwort bedurfte dem nicht, die stünde aber auch noch aus.

    Einmal editiert, zuletzt von Andre ()

  • Hallo André,

    du schreibst, dass du in Kürze eine Pause einlegst. Dann biete dich doch einfach für den Posten des Juniorenkoordinators im unteren Jugendbereich in deinem Verein an. Mach den Leuten in einer großen Versammlung klar, welche Aufgaben du übernehmen wirst und dass du vor allem durch Beobachtung und vielleicht sogar Sichtungstrainings versuchst, die Mannschaften leistungsgerecht einzuteilen - dass man das nicht ganz allein regeln kann, sollte klar sein, aber du gibst die Empfehlungen, entschieden wird dann am runden Tisch.

    Viel Erfolg dabei.

    Gruß
    Sven

  • wie siehts denn in etwa mit diesem Vorschlag aus?

    1.Die Betreuer aller Teams tauschen sich in einem gewissen Turnus (alle 4-6 Wochen) untereinander aus, hierbei informieren sich die Betreuer über die Anzahl und den Leistungsstand der Spieler.

    2.Eine Mannschaft besteht Grundsätzlich aus einem Jahrgang (unter berücksichtigung des Punkt 1 lässtsich bei so einer Masse an Spielern dann evtl 1-2 Mannschaften mit den auffälligsten Spielern erstellen).

    3. evtl. 1x im Monat mit dem älteren Jahrgang trainieren

    4.Die Spielsysteme sollten unter den Betreuern der einzelnen Teams
    abgesprochen und – je nach Möglichkeit – angeglichen werden

    "Der Geist des Balles verbindet die Herzen der Spieler"

  • Mit Sicherheit sollen die Kinder anständig gefördert werden. Du setzt natürlich voraus, dass Kinder sich besser entwickeln, wenn sie mit ungefähr gleichstarken spielen. Aber wirft es einen Spieler wirklich weit zurück, wenn vor allem in den unteren Jugendmannschaften (Bambini - E-Jgd) nicht so eingeteilt wird oder er vielleicht 8 Monate in einer etwas schlechteren Mannschaft spielt? Es gibt wohl zu viele Faktoren, die darauf Einfluss nehmen.

    Wie dem auch sei, ich bin der Meinung, dass jeder Verein eine Art "Philosophie" finden sollte, wie er einen Verein führen möchte. In dem etwas größeren Verein, indem ich trainiert habe, gab es soetwas auch nicht. Dort war es den Trainern der Jahrgänge überlassen wie die Mannschaften eingeteilt werden.

    An deiner Stelle würde ich mir ein Konzept überlegen und dies bei einer der nächsten Trainersitzungen vorstellen und zur Diskussion stellen. Du hast ja schon recht viele Gedanken. Die Trainer und der Jugendvorstand sollten mit eingebunden werden, damit alle hinter diesem Konzept stehen.

    "Zufriedenheit ist Stillstand"

  • Das wäre nicht so schlimm, gebe ich Dir recht. Ich finde es nur schade, dass es dann passieren könnte bzw. hier mehrfach passiert ist, dass ein solcher Spieler, der dann beispielsweise 8 Monate in der "falschen" Truppe war, danach wieder unbemerkt "untergeht" und weiterhin in der "falschen" Einheit ist.

    Ich habe mich neulich mit dem Koordinator erneut unterhalten. Er ist nicht für diese Sichtungstrainings. Ich fragte ihn dann nach einem Spieler in der E 8 der mir aufgefallen ist. Er kannte den Spieler nicht, was für mich der Beweis ist, dass er, obwohl er sich wirklich viel Mühe gibt, das System für den Allerwertesten ist. Trotz des freundlichen Hinweises meinerseits, interessiert ihn und damit auch die anderen das nicht.

    Das Problem wird sein, dass mein Verein ein Breitensportverein ist. Diejenigen die das Sagen haben, haben keine Lust am Spitzensport, das scheint lästig zu sein. Würde der Nachbarverein die Sache übernehmen, bin ich mir sicher, dass die nicht allzu viele Spieler für ihre B und A Jugend -Landesliga- heranlocken müßten, weil der eigene Unterbau den Nachwuchs bringen würde. Die sagen natürlich, lass die man Ausbilden, wir holen sie uns dann schon weg, ...aber das ist auch noch ein anderes Thema.

    Ich werde den Koordinator nicht machen, weil meine Lobby hierfür nicht ausreicht. Der Koordinator hat einen A Schein und genießt respektierter Weise hier großes Ansehen, dass ist auch o.k.. Dennoch macht er hier -so glaube ich- einen kapitalen Fehler, der dem Verein und den Kindern, in wenigen Fällen der Kreisauswahl und dem Fußball allgemein nicht dienlich ist. Ein Stadteilverein eines kleinen Ortes mit -so konnte ich es gestern wieder lesen- mit nunmehr 41 Mannschaften und die erste Mannschaft steigt gerade aus der Kreisliga B in die A auf, das ist für mich lächerlich und unprofessionell. Das liegt meiner Meinung nach aber nicht an den einzelnen Trainern, sondern an der fehlenden richtigen Vereinsphilosphie.

    Ich werde mir für die nächste Trainerversammlung ein Herz fassen und darauf erneut in großer Runde hinweisen. Danach werde ich mich verabschieden. Vielleicht würde ich mit Schein bei einem anderen Verein besser aufgehoben sein, ich weiss es auch nicht. Gruß Andre

  • Hallo Andre,

    das Thema Talentförderung ist leider in vielen Vereinen ein Problem. Das beginnt mit unprofessionellen Strukturen und endet mit Trainern der unteren Mannschaften, die ihre Talente aus Erfolgsgründen unbedingt behalten wollen und ihnen so die Möglichkeit der Förderung nehmen.

    Wir sind für unsere Region ein relativ großer Verein mit ca. 700 Mitgliedern (davon rd. 500 Kinder und Jugendliche). Bei uns spielen ab den E-Junioren in allen Altersklassen Teams auf Landesebene (auch 1. Männer) mit dem Fokus auf mehr und eine große Anzahl von Mannschaften auf Kreisebene (in der nächsten Saison werden wir ca. 20 Juniorenteams stellen.

    Dabei versuchen wir die Gratwanderung zwischen Leistungs- und Breitensport dahingehend, dass wir für beide Bereiche Angebote bieten. Grundsätzlich wird bei uns im Jahrgang gespielt und es sollen die jeweils talentiertesten Kicker in den Landesliga-Teams spielen und dann auch zusammenbleiben.

    Das Ganze steht und fällt natürlich immer sehr stark mit der Bereitschaft der Trainer, in geeigneten Fällen die Spieler zu ermuntern, es in der nächst leistungsstärkeren Mannschaft zu versuchen.

    Sichtungstrainings führen wir bislang nicht durch, da man diese entweder häufiger machen müsste oder diverse Spieler, die eigentlich das Talent haben, wegen schlechter Tagesform durchfallen würden. Von Leistungstests, wie sie andere Vereine durchführen, halte ich in der von mir trainierten Altersklasse (E-Junioren, Landesliga) nichts.

    Schöne Grüße

  • Mehr als im Verein ansprechen und evtl. Fürsprecher finden kannst du wohl nicht machen. Es ist natürlich sehr schade, dass ein Verein mit diesem Potenzial scheinbar nicht viel daraus macht. Wenn du deine Idee vorstellst und die Mehrheit im Verein dagegen ist, musst du es halt akzeptieren.

    In dem Verein, in dem ich damals trainiert habe, gab es im unteren Bereich eine Menge Jugendmannschaften. Zwar keine 10 E-Jugendmannschaften, aber ich hatte beispielsweise 38 Kinder für einen Jahrgang (damals F-Jgd jüngerer Jahrgang) zur Auswahl. Von den vielen unteren Mannschaften kam aber kaum eine bis zur A-Jugend an. Zum damaligen Zeitpunkt gab es gerade mal eine A-Jgd. Als Trainer mit Visionen denkt man doch zwangsläufig, dass etwas schief läuft. Ich hatte mich damals auch geärgert, dass aus soviel Potenzial verloren geht.

    "Zufriedenheit ist Stillstand"