Umgangsformen, eine unendliche Story…

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  • Moin zusammen,


    Ich trainiere zur Zeit eine E-Jugend (2014er) mit 12 Kindern. Einigen Wenigen fehlt es an gewissen grundsätzlichen Umgangsformen. Wenn die Kids zum Training eintreffen, begrüßt man sich normalerweise. Einigen scheint das egal zu sein, die kommen an, setzen sich hin und das wars. Gestern habe ich einen dann von mir aus etwas deutlicher begrüßt und seine Reaktion war: „Jo“. Gleicher Typ passt bei den Übungen nicht auf bzw. Äfft mich und meinen Co manchmal nach.


    Wie geht Ihr mit sowas um? Muss man akzeptieren, dass die Jugend heutzutage so ist oder schickt man solche Kinder auch mal ne Woche heim?

  • 2014 ist der junge E-Jugendjahrgang. Da dürfen die Kinder, auch bei guter Erziehung, noch gewisse Defizite haben.

    Auch wenn man im Fußball nicht die Verantwortung dafür trägt, dass man den Kindern diese Dinge beibringt, denke ich schon, dass es zumindest für einen gewissen Anteil der Erziehung ein angemessener Rahmen ist. Die Jungs kommen ja freiwillig zu Dir und ihnen macht (davon gehe ich zumindest aus). Da ist die Hemmschwelle auf das zu hören, was Du sagst vielleicht niedriger als beim Mathelehrer.


    Ich denke grundsätzlich sollte den Spielern klar sein, was genau man von ihnen erwartet.

    Wenn Du möchtest, dass sich die Spieler gegenseitig begrüßen, dann solltest Du, auch wenn Du es für selbstverständlich hälst, das vor der Gruppe ansprechen und erklären, warum Dir das wichtig ist.

    Wenn Du es nicht schaffst einen Spieler zu überzeugen und er das auh in den kommenden Einheiten nicht macht, dann würde ich (persönlich) den Spieler fragen, warum er das so macht: "Tobi, mir ist aufgefallen, dass Du heute vor Trainingsbeginn keinem Deiner Mitspieler die Hand gegeben hast. Ist alles in Ordnung oder ist etwas vorgefallen, weswegen Du mit niemandem sprechen möchtest?" Man kann so ein Verhalten auch mal vor der Mannschaft missbilligen. Ich denke aber nicht, dass es sinnvoll ist, in dieser Thematik mit Sanktionen zu arbeiten. Am Ende erzeugst Du mit deren Hilfe sicher keine langfristige Verhaltensänderun, sondern nur eine kurzfristige Anpassung an die Sanktion.

    Sobald die Sanktion wegfällt (weil bspw. ein anderer Trainer die Mannschaft übernimmt), wird der Spieler wieder in alte Muster zurückfallen.


    Nachäffen ist ja auch immer so eine situationshängige Sache. Wenn er Euch in ganz normalen Situatonen nachäfft (bspw. beim Demonstrieren einer Übung) dann würde ich das einfach als Gehässigkeit auffasen und mir als Trainer nicht bieten lassen.

    Ich persönlich kenne das aber auch als Abwehrmechanismus gegenüber Kritik. Wenn Ihr den Spieler bspw. schimpft, weil er nicht aufgepasst hat und er Euch dann nachäfft ist das aus meiner Sicht eher ein Zeichen davon, dass er mit dieser SItuation nicht so gut klar kommt und sich dem entziehen will, indem er die Situation lächerlich macht. Das ist natürlich nicht gut, aber eher ein Zeichen begrenzter Konfliktbewältigungsstrategien bei einem Kind. Hier spielt es sicher eine Rolle, wie souverän man als Trainer mit so einer Situation umgeht.

    Es soll mMn klar (und für die Spieler vorhersehbar) sein, was die Folge eines solchen Verhaltens ist. Und dann (und das ist mMn gar nicht so einfach) ist es entscheidend, dass man in seiner Kommunikation das Verhalten des Kindes kritisiert, nicht aber die Person.

  • 2014 ist der junge E-Jugendjahrgang. Da dürfen die Kinder, auch bei guter Erziehung, noch gewisse Defizite haben.

    Das sind Kinder der 3. oder schon 4. Klasse. Die können das. Sie mögen es nicht tun aber sie wissen sehr wohl wie es geht.


    Ich finde, das a und o ist sich 1-2 mal im Jahr Zeit zu nehmen für Teambesprechungen. Dort kann man seine Erwartungen klar formulieren. Wenn man das geschickt macht und die Kinder dahin führen kann, dann wird das ein Regelkatalog den die Kinder selber erarbeitet haben und an den sich die Kinder halten (oder es zumindest probieren).


    Wir kommen pünktlich

    Wir sagen rechtzeitig ab.

    Wir begrüßen uns per Handschlag.

    Wir gehen freundlich miteinander um und wir meckern uns nicht an wenn mal was nicht klappt.

    Alle räumen auf, niemand haut vorher ab.

    ...


    Auf Grund dieser Regeln (Eltern darüber informieren!) kannst du dann auch Fehlverhalten sanktionieren. Ermahnung, gelbe Karte, 5 min Pause, rote Karte...


    Ne E ist ja eigentlich noch pflegeleicht aber wenn man ein paar wenige verhaltensoriginelle Kinder dabei hat, dann muss man aufpassen, dass sie nicht zum Energieräuber werden.

    Unerwünschtes Verhalten kann man ggf. ignorieren und positives verstärken. Recht wirkungsvoll kann es sein, daß Kind leise zu loben. So ein zugeflüstertes "das war prima" hat in dem Alter eine große Wirkung.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • - Die Anregung mit dem Begrüßen nehme ich auf. Das muss ich tatsächlich mal generell einführen, dass sich alle (per Handschlag) begrüßen. 2/3 macht das von sich aus, aber das andere 1/3 hält das nicht für nötig.


    - Das mit dem Nachäffen ist recht neu und war während ich eine Übung erklärt habe. Sprich, es war keine Kritik o.Ä. involviert. Die Konsequenz in dem Moment war, dass ich ihn zehn Minuten rausgesetzt habe. Effekt hat das leider keinen auf ihn.

  • Wenn Du E-Jugendliche hast, bei denen alle diese Dinge hervorragend klappen, dann großen Respekt.

    Ich habe schon Mannschaften im U15-Leistungsbereich erlebt, die diese Dinge nur durchwachsen auf die Reihe bekommen. Bzw. teilweise nichtmal deren Eltern.


    Ich bin schon grundsätzlich der Ansicht, dass man einem 2014er da nicht per se böse Absicht unterstellen muss. Und das war ja die quintessenz meines Beitrags...wobei ehrlich gesagt, so wie Topepe das eben geschildert hat, vielleicht doch das Kind einfach schwierig ist. Aber da sind wir glaub ich einer Meinung: Wenn ein Verhalten so gänzlich unprovoziert und trotz mehrfacher Erinnerung auftritt, dann sollte man das selbstverständlich sanktionieren.

  • Wenn Du E-Jugendliche hast, bei denen alle diese Dinge hervorragend klappen, dann großen Respekt

    Das ist ja nicht der Punkt sondern eher die Frage wie man dorthin findet.


    Zentraler Punkt ist hier die Kommunikation. Wissen eigentlich alle Kinder und auch Eltern, was man von den Kindern erwartet?


    Manche Eltern bekommen es einfach nicht auf die Kette, die Kinder pünktlich zu bringen / loszuschicken. Das darf man einem E-Kind auch nicht vorwerfen. Aber es kann die Erwartung an Pünktlichkeit durchaus schon mit auf den Weg bekommen.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Spannend wird es für mich erst dann, wenn man etwas ausmacht und sich dann nicht dran gehalten wird. Welche Konsequenz zieht man daraus? Denn wenn es keine gibt, mache ich mich lächerlich.


    Ob es sinnvoll ist, von allen ein gegenseitig Begrüßen „einzufordern“, weiss ich noch nicht. Was mache ich, wenn da nicht alle mitziehen? Mich nerven halt solche Stoffel, die noch nicht mal ein einfaches „Hi“ hinkriegen. Vielleicht bin ich da auch zu empfindlich, aber ich betrachte so ein Verhalten als respektlos.

  • Spannend wird es für mich erst dann, wenn man etwas ausmacht und sich dann nicht dran gehalten wird. Welche Konsequenz zieht man daraus? Denn wenn es keine gibt, mache ich mich lächerlich.

    Das ist so eine Vorstellung, bei der ich mich immer sehr schwer tue sie nachzuvollziehen. Macht man sich wirklich unglaubwürdig, wenn man "Vereinbarungen" nicht mit Hilfe von Druck durch Bestrafungen durchsetzt?


    Grundsätzlich gibt es natürlich Dinge, aus denen eine natürliche Konsequenz folgt (wer sofort abhaut und nicht beim Aufräumen hilft, muss beim nächsten Mal alles selber aufräumen). Aber eine Bestrafung, nur damit man als Trainer glaubwürdig bleibt? Gerade bei Dingen, die keinen unmittelbaren Schaden erzeugen (z.B. kein Handschlag, falsche Trikotfarbe im Training, Absagen nach der Deadline) bin ich immer extrem zurückhaltend mit Bestrafungen. Hier geht es um ein nachhaltiges Verändern einer Verhaltensweise. Das erreicht man - wie ich oben geschrieben hatte - nur dadurch, dass ich den Spieler davon überzeuge, dass das sinnvoll ist.


    Bei o.g. Dingen ist es aus meiner Sicht fast immer ausreichend, wenn man den Kindern sagt, dass man mit dem Verhalten nicht einverstanden ist bzw. enttäuscht ist. Von mir aus auch mehrfach.

  • Ich habe einen Thread zum Thema "Nehmen sich Trainer zu wichtig?" eröffnet.

    Aus dieser Perspektive appelliere ich an alle Trainer: Denkt bitte immer daran das es sich um Kinder handelt und nehmt die Dinge nicht immer persönlich. Es kann 1000 Gründe geben warum ein Kind sich daneben benimmt. Fast nie hat es was direkt mit dem Trainer zu tun. Schraubt euer Ego runter. Auch darf man nicht vergessen das die Welt im Wandel ist und unser stark durch Hierarchien bestimmte System bröckelt. Die nächste Generation tickt ganz einfach komplett anders. Auch wenn es im Alltag schwer ist sich das zu vergegenwärtigen: es hat nix mit euch zu tun, also bleibt entspannt!


    P.S. ich sehe auf und abseits des Fußball Platzes die Eltern und AUCH DIE TRAINER als das viel größere Problem. Kinder spiegeln häufig unser eigenes Verhalten - deshalb triggert es uns so hart!

  • Also zum Thema „Bestrafung“: mir geht es nicht um Bestrafung. Ich will niemanden bestrafen. Es gibt aber halt auch Situationen, die eine Konsequenz nach sich ziehen (müssen?). Dazu versuche ich mehr herauszufinden.


    Wenn ich die Regel einführe, dass wir uns zur Begrüßung alle die Hand geben oder mindestens jeder zu jedem Hallo sagt, dann macht das ja nur Sinn, wenn das auch funktioniert. Wenn ein Teil nicht mitmacht, verpufft der gewünschte Effekt in meinen Augen. Und wenn es ohne Konsequenz bleiben soll/muss (was ich akzeptieren kann!), dann brauche ich die Regel aber halt auch gar nicht erst einführen.


    Den erhobenen Zeigefinger (so kommt es bei mir an) mit sich zu wichtig nehmenden Trainern kann ich hier in dem Kontext nicht nachvollziehen. Das hier ist doch ein Forum zum Erfahrungsaustausch und nach Erfahrungen suche ich. Wo ist das Problem?

  • Wenn ich die Regel einführe, dass wir uns zur Begrüßung alle die Hand geben oder mindestens jeder zu jedem Hallo sagt, dann macht das ja nur Sinn, wenn das auch funktioniert. Wenn ein Teil nicht mitmacht, verpufft der gewünschte Effekt in meinen Augen. Und wenn es ohne Konsequenz bleiben soll/muss (was ich akzeptieren kann!), dann brauche ich die Regel aber halt auch gar nicht erst einführen.

    Das sehe ich halt ganz anders. Wenn Du diese Regel einführst, werden von Deinen 12 Kindern sicher mindestens 9 dieser von selbst (vielleicht mal mit Erinnerung) folgen. Und die drei restlichen Spieler werden mit hoher Wahrscheinlichkeit alleine aufgrund von Gruppenzwang mitmachen (wenn mein bester Freund mich mit Handschlag begrüßt werde ich da ja wohl mitmachen. Grade wenn es Dir gelingt in Deiner Kommunikation positive Eigenschaften mit diesem Verhalten zu verknüpfen bin ich mir sicher, dass Du keine Strafen brauchst um dafür zu sorgen, dass sich alle Spieler daran halten.

    Und wenn doch einer aus der Reihe tanzt, kannst Du ja immernoch mit Konsequenzen ankündigen, wenn Dir das so wichtig ist.

  • Wenn ich die Regel einführe,

    Es muss IMO aber heißen "wenn wir die Regel einführen... "


    Würdest du mit den Spielern die Regeln gemeinsam erarbeiten, würde es eine solche Regel gar nicht auf der Liste schaffen, wenn die Mehrheit sie ablehnt. Außerdem kann man sehr wohl auch einen Maßnahmenkatalog vereinbaren.


    Ansonsten muss man sich immer die Frage stellen, ob man etwas durchboxen will oder nicht. Viele Kämpfe lohnen nicht. Wenn es dir wichtig ist, dass du vernünftig begrüßt wirst, dann ist das ein nachvollziehbar. Aber ob Otto und Karl sich für dich sichtbar die Hand geben oder nicht kann dir doch auch wurscht sein. Vielleicht sitzen sie in der Schule nebeneinander oder sie haben sich auf dem Parkplatz schon abgeklatscht oder sie mögen sich nicht sonderlich und wollen das deswegen nicht. Wie bringt dich/euch das weiter?


    Gemeinsam Regeln und Maßnahmen aufstellen und sollte nach einiger Zeit etwas nicht klappen, nochmal drüber sprechen und Regel entweder schärfen oder kippen.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Noch ein Gedanke... In der C-zeit war Körperkontakt komplett untersagt. Das war für einen Erwachsenen eine recht lange Episode. Bei einem 8 jährigen jedoch fast das halbe Leben. Er wurde mit Maske und Abstand aus dem Kindergarten entlassen und eingeschult und der Spuk ging drei elend lange Jahre.

    Ich kann mich noch gut erinnern, wie komisch es sich angefühlt hat, als einem die ersten wieder "normal" nahe gekommen sind, etwa im Supermarkt.


    Das könnte vielleicht auch noch Nachwehen haben.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Würdest du mit den Spielern die Regeln gemeinsam erarbeiten, würde es eine solche Regel gar nicht auf der Liste schaffen, wenn die Mehrheit sie ablehnt.


    Geputzte Fußballschuhe, aufgeräumte Kabine etc. würden es dann in vielen Fällen auch nicht auf die Regel-Liste schaffen, vor allem nicht je näher die Kinder der Pubertät kommen. Ich bin ja grundsätzlich ein Fan von Demokratie - trotzdem erarbeite ich mit unserem Besuch zu Hause nicht erst, ob der sich die Schuhe auszieht oder nicht.
    Von E-Jugendlichen kann ich sehr wohl erwarten dass sie es schaffen, "Hallo!", "Bitte" und "Danke" zu sagen, wir sprechen ja nicht von Kindern die gerade erst aus dem Windelalter heraus sind sondern von Kindern, die mitunter schon auf weiterführenden Schulen sind, und da wird der Unterricht normalerweise ebenfalls mit einem "Guten Morgen!" eröffnet. Mit fortschreitendem Alter werden Regeln immer wichtiger - vor allem in Zeiten, in denen Kinder von daheim aus immer öfter wenig bis gar keine Regeln kennen.

    Und:

    Macht man sich wirklich unglaubwürdig, wenn man "Vereinbarungen" nicht mit Hilfe von Druck durch Bestrafungen durchsetzt?

    Ja, man macht sich unglaubwürdig wenn man Regeln aufstellt, deren Nichteinhaltung aber ohne Konsequenzen bleibt. Wenn Eltern ihren Kindern sagen "Um 21 Uhr im Bett sein!" und das nicht konsequent auch verfolgen, was passiert dann? Die Kinder lernen: "Ich kann eh machen was ich will, meine Eltern labbern ja nur." Inwiefern man Bestrafungen einsetzt, ist dabei ein völlig anderes Thema, eine Konsequenz muss nicht gleichbedeutend mit einer Strafe sein.
    Ich halte es auch für irrelevant dass wir als Trainer nicht wissen ob Spieler X und Spieler Y schon 6h in der Schule nebeneinander gesessen haben. Wenn die sich nachmittags treffen gehen die auch nicht wortlos aneinander vorbei, auch wenn das "Hallo!" dann eben kein "Hallo!" sondern ein "Ey Leon/Tim/Jan/whatever!" ist, und wir sind auch nicht beim bunten Spielenachmittag bei der Mutti eines Mitschülers wo es später noch Kekse und Kakao gibt sondern an einem Ort, wo wir neben unseren eigenen Mitspielern auch noch teamfremde Personen treffen. Und spätestens wenn der E-Jugendliche ins Vereinsheim marschiert und ohne "Hallo!" und "Bitte!" stumpf "Eine Fanta!" verlangt dann wissen wir: wir machen irgendetwas falsch.

  • Ich bin erstaunt...


    Im Team meines Großen waren Regeln und deren Einhaltung samt Konsequenzen in der E-Jugend ein zentrales Thema, weil sich dort auch das ein oder andere unschöne eingeschlichen hatte.

    Hier wurde genau das gemacht... Gemeinsam ein Konzept erstellt, Regeln notiert und eingehalten. Da stand sehr viel mehr drauf, als wir als Eltern erwartet hätten. Viele Punkte kamen von den Kindern, andere vom Trainerteam. Am Ende stand definitiv eine Verbesserung!


    In jedem olle Konzept steht "wir fördern ein soziale Miteinander, blablabla" und alle jammern dass sich niemand mehr engagieren will.

    Seid ihr noch nicht auf die Idee gekommen, dass das Einbinden von Mitgliedern schon bei einer E-Jugend startet?


    Natürlich kann man es top-down machen. Wer sollte euch aufhalten?

    In Gruppen steht und fällt aber das meiste mit der Einsicht...


    Nehmen wir Thema Pünktlichkeit. Alle sind genervt, wenn die immer gleichen drei in schöner Regelmäßigkeit zu spät kommen - außer die drei selber.

    Was meint ihr? Schafft es das Thema Pünktlichkeit "freiwillig" auf die Liste einer E-Jugend? Ganz sicher!



    In der Kindererziehung ist man gut beraten, wenn man zwischen Grenzen und Regeln unterscheidet.


    Grenzen sind eher hart, ähnlich zu Gesetze und nicht zu diskutieren. Hier sollte man die Dinge gedanklich ablegen, die man definitiv als wichtig erachtet.

    "Mal fährt nicht über die rote Ampel"

    "man schlägt niemanden"

    "die Kabine wird ordentlich hinterlassen"

    Oder meinetwegen auch "Schuhe aus bei mir zu Hause" oder "ich als Trainer will vernünftig mit Handschlag begrüßt werden".


    Regeln hingegen sind veränderlich und passen sich u.a. an das Alter der Kinder an. Regeln kann man sehr wohl in Frage stellen und diskutieren. Hier findet man die vielen unnötigen neins im Alltag wieder, die uns alle die Nerven blank schubbern.


    Räumen die Spieler die Tore weg? Ab einem gewissen Alter sicher... Kommen alle einheitlich gekleidet zum Training? (Manche Vereine bestehen drauf, anderen ist das wurscht.

    Muss ich Leon/tim/Jan/ wirklich noch mal so begrüßen, dass auch der Trainer zufrieden ist? Oder macht man am Anfang und am Ende eine Begrüßung und Verabschiedung im Kreis?

    Oder der Klassiker bei Kleinen:

    zieh ne Jacke an.

    Antwort nein.

    Vater: Doch!

    und das familiäre Drama nimmt seinen Lauf. Oder man zuckt mit den Schultern, nimmt die Jacke mit und wenn dem Kind kalt ist, wird es die Jacke schon anziehen...



    Ja, man macht sich unglaubwürdig wenn man Regeln aufstellt, deren Nichteinhaltung aber ohne Konsequenzen bleibt. Wenn Eltern ihren Kindern sagen "Um 21 Uhr im Bett sein!" und das nicht konsequent auch verfolgen, was passiert dann? Die Kinder lernen: "Ich kann eh machen was ich will, meine Eltern labbern ja nur." Inwiefern man Bestrafungen einsetzt, ist dabei ein völlig anderes Thema, eine Konsequenz muss nicht gleichbedeutend mit einer Strafe sein.

    Oder ich lasse die Diskussion zu, warum 21 Uhr zu früh ist und ob nicht auch halb 10 passt.

    Dann lernen die Kinder sich für ihre Interessen stark zu machen und Kompromisse zu finden. Oder eben auch mal abzuprallen. Je nachdem wer besser argumentiert.

    Gerade die Bettzeit ist doch nicht in Stein gemeißelt und ändert sich immer mal wieder.

    Wir haben das mit unseren Jungs immer einvernehmlich festgelegt und es gab noch nie Theater deswegen. Mein jüngerer Sohn (inzwischen 13) stellt sich sogar nen Wecker und kommt pünktlich zum gute Nacht sagen runter.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Sorry, das ist mir alles zu pauschal. Ich kann nicht jede Gruppe über einen Kamm scheren.

    Ich habe derzeit ein Team, da brauche ich (Stand jetzt) keine Regeln. Ich finde es aber nicht falsch Regeln vorzugeben.

    Letzte Saison hatte ich 2 Teams da mussten wir leider Regeln aufstellen, da 2 Kids andere Kinder beleidigt haben.

    Klar kann ich die gemeinsam erarbeiten. Das ist der Königsweg, wird aber nicht mit jeder Truppe funktionieren.

    Wenn mir aber etwas wichig ist, kann ich es vorgeben und erkläre warum mir das wichtig ist. Bei Verstoß zu sankionieren ist doch normal so lange es im Rahmen bleibt und angemessen ist.

    Wer jemanden beschimpft oder beleidigt muss anders behandelt werden als wenn ich zwei Minuten zu spät komme

  • Oder ich lasse die Diskussion zu, warum 21 Uhr zu früh ist und ob nicht auch halb 10 passt.

    Dann lernen die Kinder sich für ihre Interessen stark zu machen und Kompromisse zu finden. Oder eben auch mal abzuprallen. Je nachdem wer besser argumentiert.

    Gerade die Bettzeit ist doch nicht in Stein gemeißelt und ändert sich immer mal wieder.


    Ich plane das Training. Dabei verfolge ich ein Trainingsziel und bin darüber hinaus verpflichtet, das Training gleichzeitig auch noch für die Kinder interessant, abwechslungsreich und fordernd zu gestalten. Ich käme nie auf die Idee, den Trainingsinhalt auszudiskutieren, warum sollte ich das dann bei allen anderen Dingen tun? Höflichkeit und Pünktlichkeit sind keine Option, sondern Voraussetzung. Das Diskutieren und durchaus auch mal dehnbare Auslegen von Regeln im eigenen Haus funktioniert sicherlich bei den eigenen Kindern, die kennt man von Geburt an und hat sie selbst erzogen.
    Bei einer Gruppe von für einen selbst fremden Kindern sieht das anders aus. Da steht dann Tim der es gewohnt ist dass 21 Uhr auch 21 Uhr sein kann, da steht dann Jan der es gewohnt ist dass 21 Uhr eigentlich 20:55 Uhr bedeutet und nicht zur Diskussion steht, da steht dann Leon der es gewohnt ist dass 21 Uhr eigentlich nur dahingebrabbelt ist und es 0 Uhr werden kann weil er eh machen darf was er will. Und noch ganz viele andere. Die muss ich unter einen Hut kriegen, da ist kein Raum für Diskussionen. Das gemeinsame Erarbeiten von Regeln ist sicher eine tolle Idee, trotzdem steht vernünftiges Benehmen in Form von "Hallo!", "Bitte!" und "Danke!" für mich zu keinem Zeitpunkt zur Debatte.
    Es liegt mir sicher fern nur irgendwelche Marionetten zu trainieren die einfach nur machen was ich ihnen sage. Sie sollen selbst mitdenken und Entscheidungen finden, das müssen sie im Spiel ja auch tun, ich habe an der Seitenlinie ja keine Fernsteuerung in der Hand und würde sie auch gar nicht wollen, wenn es sie gäbe.
    Ich gebe mal ein praktikables Beispiel:
    Nachdem unser Trainingslager sehr zufriedenstellend verlief - alle hatten gut mitgezogen - gab es gestern beim Training eine Überraschung. Angesagt war "Laufschuhe mitbringen!", angekündigt war ein Lauf durchs Dorf mit Zusatzaufgaben an verschiedenen Stationen. An der ersten Station war die Aufgabe recht einfach: Dreiergruppen einteilen, die Gruppen durchnummerieren, dann wechselt eine Gruppe nach der anderen die Straßenseite, geht in die Eisdiele und jeder bestellt sich 2 Kugeln, anschließend mit Eis in der Hand langsam zurück zum Platz, so ungefähr 400m. Beim Betreten der Eisdiele hat jeder freundlich "Hallo!" gesagt, und sein Eis entweder mit "Ich hätte gerne..." oder "Sorte X und Y, bitte!" bestellt, da war kein "Schoko und Erdbeere!" dabei.
    Diese Höflichkeit erwarten wir im Verein, und das nicht nur den eigenen Teamkollegen gegenüber, sondern gegenüber absolut jedem.
    Es ist grundsätzlich okay wenn jemand das nicht möchte, dann gibt es für denjenigen aber genügend andere Vereine in der Stadt, wo das dann anders gehandhabt wird. Die Verhaltensregeln bei uns gelten für alle Mannschaften, von der ü32 über die Oberliga-Herren bis hin zur F-Jugend.



    Wer jemanden beschimpft oder beleidigt muss anders behandelt werden als wenn ich zwei Minuten zu spät komme


    Das sowieso.

  • Es ist natürlich erstmal grundsätzlich legitim, dass wir da unterschiedliche Vorstellungen von Mannschaftsführung haben. Ich habe meine Sicht auf die Dinge, die wir hier diskutieren in meiner Zeit als Trainer auch mehrfach verändert.

    Ich käme nie auf die Idee, den Trainingsinhalt auszudiskutieren, warum sollte ich das dann bei allen anderen Dingen tun?

    Das sehe ich z.B. komplett anders. Ich hatte jetzt in meiner Zeit als Trainer nicht oft die Situation, dass ich mit einem Spieler über Trainingsinhalte diskutiert habe (im Gegenteil hätte ich mir diese Art von Eigeninitiative eher öfter gewünscht). Aber wenn Rahmen und Tonfall angemessen sind, dann darf ein Spieler natürlich auch Meinungen und Wünsche zu Trainingseinheiten äußern. Und für den Montag nach einem Spieltag habe ich auch schonmal meine Spieler gefragt, welche regenerative Übung sie gerne machen würden.

    Ich finde, dass das zu einem gewissen Grad den Respekt gegenüber den Jugendlichen und ihrer Meinung zum Ausdruck bringt. Wenn ich hier als Vorbild fungiere, kann ich auch von den Spielern erwarten, dass sie anderen gegenüber einen respektvollen Umgang haben.

    Ich bin der Ansicht, dass ich mit dieser Art die letzten Jahre recht erfolgreich gefahren bin: Ich trainiere jetzt seit 4 Jahren im Altersbereich U14-U16, ein Altersbereich bei dem ich auch hier im Forum öfter gelesen habe, dass man auch mal draufhauen müsste und diese Spieler klare Grenzen brauchen.

    Trotzdem hatte ich kein einziges Mal ein Problem mit Respekt oder dem Umgang zwischen den Spielern.


    Dass wir uns nicht falsch verstehen: Natürlich übernehme ich die meisten Vorschläge meiner Spieler nicht...aber ich kann zumindest zuhören und meine Beweggründe für eine andere Sichtweise erklären. Oft ist das schon ausreichend, dass die Jungs das dann auch akzeptieren.


    Wenn Du mit Deiner Linie erfolgreich fährst, dann ist das natürlich legitim. Jeder vermittelt die Werte, die einem persönlich am wichtigsten sind. Mir persönlich wichtig ist es Jugendliche zu erziehen (oder zumindest sie ein wenig in diese Richtung zu schieben), die Entscheidungen von Vorgesetzten/Trainer hinterfragen, kritisch mitdenken und für Dinge die ihnen wichtig sind auch einstehen. Das sind mMn insbesondere in einer Demokratie sehr wichtige Persönlichkeitseigenschaften.