Chancenungleichheit im Jugendfußball

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  • Vorab: Es folgt ein etwas längerer Text, den ich bei Facebook auf einer Jugendfußball-Seite gefunden habe. Es handelt sich also nicht um mein eigenes Werk, finde nur die angesprochenen Punkte sehr interessant und stimme dem eigentlich 1:1 zu. Zumal ich aus dem unten besagten Landesverband stamme und dieser Wettberwerbsform unterliege.

    Was ist euere Meinung dazu? Wie sieht es bei euch so aus?


    <<Im Nachwuchsfußball herrscht nach wie vor eine starke Chancenungleichheit, angefangen bei der Infrastruktur. Während einigen Vereinen im Winter einer oder gleich mehrere Kunstrasenplätze zur Verfügung stehen, trainieren andere in dieser Zeit auf einem Grandplatz. Es gibt sogar noch Vereine, denen im Winter nicht einmal dieser zur Verfügung steht, sodass über Monate nur in der Halle trainiert werden kann. Im Falle des Grandplatzes führt dies zu einem erhöhten Trainingsausfall aufgrund der Wetterlage. Auch Testspiele heim auszutragen, gestaltet sich im Winter für Vereine ohne Kunstrasen schwieriger. Steht nicht einmal ein Grandplatz zur Verfügung und es kann nur in der Halle trainiert werden, ist über Monate hinweg eine Vorbereitung auf die Rückrunde nur auf begrenztem Raum und (oftmals) ohne 5 oder 7m Tore möglich. All diese Punkte stellen einen klaren Wettbewerbsnachteil dar. Hinzu kommen Platznöte, was dazu führt, dass Vereine trotz Bedarf keine weiteren Mannschaften aufmachen können und Mannschaften auf engerem Raum trainieren. Dies wiederum verhindert homogenere Leistungsgruppen und das wiederum widerspricht einer möglichst individuellen Förderung.

    Über die Infrastruktur hinaus verstärken leider auch die Verbände diese Chancenungleichheit in Form von meiner Meinung nach veralteten Wettbewerbsformaten. Ein Beispiel aus Schleswig- Holstein. Mit dem Sprung in die C- Jugend gibt der Jahrgang über dir deine Spielklasse vor. Dies bedeutet, dass ein Verbandsligist in der D- Jugend unabhängig von seiner sportlichen Leistung in der kommenden C- Jugend Saison keine Chance auf überkreislichen Fußball hat, wenn der Verein im höheren Jahrgang keinen Landesligaplatz erspielt hat. In Folge dessen musst du im ersten C- Jugend Jahr (zum Teil als reiner Jungjahrgang) in die Landesliga aufsteigen, damit du im darauffolgenden Jahr als Spieler selbst Landesliga spielen kannst. Schaffst du erst als Altjahrgangsspieler den Aufstieg, musst die in der darauffolgenden Saison hoch in die B- Jugend und wirst selbst wieder keinen überkreislichen Fußball spielen, solange der Verein in dieser Altersklasse keinen entsprechenden Ligenplatz erspielt hat. Dieses System begünstigt, dass die immer gleichen Vereine in den gleichen Ligen spielen. Starke Jahrgänge haben keine Chance, langfristig im Verein herauszustechen und schließlich im Herrenbereich gemeinsam aufzusteigen. Stattdessen werden aufgrund genannter Umstände immer wieder spielstarke Spieler ihren Heimatverein verlassen, um in einer höheren Liga zu spielen. Demotivierend für Vereine und Trainer, die auf eine nachhaltige Jugendarbeit setzen, jedoch durch schwer zu beeinflussende Faktoren ausgebremst werden. Und das bringt mich zum nächsten Punkt: Auch ambitionierte Trainer werden aufgrund dieser stark demotivierenden Rahmenbedingungen zum Teil den Verein verlassen.


    Gestern habe ich über Chancenungleichheit im Nachwuchsfußball berichtet. Thema waren hierbei die Infrastruktur und ein Wettbewerbsformat, das Chancenungleichheit begünstigt. Die Frage, die sich nun stellt, ist: „Was kann ich als Trainer gegen diese Chancenungleichheit unternehmen?“

    Infrastruktur: Als Trainer hast du keinen großen Einfluss auf die Infrastruktur. Gegebenenfalls könntest du dich in einer weiteren Position in der Fußballabteilung oder dem Vorstand engagieren. Zudem kannst du dich als Trainer natürlich immer mit produktiven Ideen einbringen. Dennoch: Ein Kunstrasen ist teuer, das Gelände zumeist Stadteigentum. Einfach ist es nicht, hier etwas zu bewegen und es wird viel Zeitaufwand und Geduld notwendig sein.

    Wettbewerbsformat: Wenn du unter dem gestern von mir beschriebenen Wettbewerbsformat leidest, sind gemischte, nach Leistung zusammengestellte Jahrgänge ggf. eine Möglichkeit. Es gibt jedoch genauso Argumente für jahrgangsreine Mannschaften. Unbedingt zu empfehlen ist, sich als Trainer ein gutes Netzwerk aufzubauen, das dir Testspiele und Turniere auf hohem Spielniveau ermöglicht. So kannst du spielstarke Spieler trotz niedrigerer Spielklasse dennoch auf ihrem Niveau fördern. Bei zu heterogenen Mannschaften stößt du allerdings natürlich auch hier an deine Grenzen. Gegebenenfalls wären Tests in geringeren Zahlenverhältnissen oder ein „Best- of“ aus Alt- und Jungjahrgang (wenn ihr im regulären Spielbetrieb reine Jahrgangsmannschaften habt) in Testspielen eine Möglichkeit. Hier gilt es, als Trainer kreativ zu sein.>>

  • Das die Spieler aufgrund der Spielklasse den Verein wechseln ist so gewollt. Das fungiert als Sieb, durch das die „feinsten“ Spieler schließlich beim NLZ ankommen sollen. Wenn man das ändern wollte, würde man vermutlich auf sehr viel Widerstand treffen.

  • Das geht mir zu weit und in die Richtung, dass immer nur äußere Faktoren Deine Leistung bestimmen. Die Welt ist nicht so, dass alle die gleichen Möglichkeiten an Plätzen etc. pp haben. Auch nicht an Spielern und Trainern. In Afrika spielen sie auf Sand, in Südamerika teilweise auf Beton. Und wie sollte es denn anders sein, als dass Du in der nächsten Saison in der Liga spielst, die die Mannschaft in der aktuellen Saison erreicht hat.

    Wenn Du als C den Aufstieg in die Landesliga schaffst, willst Du in der nächsten Saison stttdessen die B in der Landesliga spielen lassen?

    Was ist denn dann, wenn Du als jüngerer Jahrgang in der C den Aufstieg schaffst? Willst Du dann auch statt der C die B aufsteigen lassen und mit der C dann weiter Kreisklasse spielen? Oder was ist, wenn die B schon in der Landesliga spielt? Verfällt dann Dein Aufstieg?

    Viele Vereine machen eben schlechte Jugendarbeit. Nichtlizenzierte Papas machen halt das, was sie für gut halten ohne Ahnung von Jugendtraining zu haben. Wenn da 30 oder 50 Euro gezahlt werden, wieso sollte da ein Junge, ders vielleicht könnte das machen? Der fährt dann lieber Pizza aus.

    Und in manchen Gegenden gibts eben nicht so viele Jungs, dass Du daraus ein Spitzenteam machen kannst.

    Training kannst Du auch eine Zeitlang ohne große Tore machen. Hütchen hinstellen oder auf kleine Monitore spielen. Kreativ sein und wollen und beißen. Dann kannst Du auch unter widrigen Umständen was erreichen.

    Darum gehts doch. Das beste aus den gegebenen Umständen zu machen.

    Echte Chancengleichheit ist eine Illusion.

  • Und wie sollte es denn anders sein, als dass Du in der nächsten Saison in der Liga spielst, die die Mannschaft in der aktuellen Saison erreicht hat.

    Eine Idee könnte vllt sein, Jahrgangsgebunden Ligen Einzuführen. Sprich es gibt immer Ligenstaffelung für den Jahrgang 2006, die dauerhaft beibehalten wird. Verbunden damit dürfte man nur nach oben hin auffüllen, also 2006 dürften nur zu den 2005 gegeben werden. So dass primär forciert wird, dass Jahrgangsteams gebildet werden und es dort keine Umgehung der Regel gibt.

  • Todesurteil in vielen ländlichen Regionen

    Finde ich nicht.

    Nehmen wir mal die aktuelle Saison als Beispiel:

    jahrgang 2006 und 2005 bespielen die B-Jugend.

    Angenommen wir haben 12 Spieler 2005 und 5 Spieler 2006.


    Bei meiner Idee würde man von jung nach alt auffüllen.

    Sprich Ein gemischtes Team aus Jahrgang 2005 und 2006 würde dann in einer Klasse gegen 2005 Jahrgänge spielen.
    Aktuell hättest du ja den Fall, dass es vermehrt vorkommen kann, dass reine 2005 Mannschaften als 1. B Jugend gegen reine 2006n Jahrgänge spielen, die als 2. Mannschaft in der selben Liga spielen. Das ist sportlich gesehen nicht gerecht, da in der Regel körperlich eine komplett andere Entwicklung vorliegt.
    Ein Auffüllen, wo nicht genug spieler von einem Jahrgang da sind, ist ja immer noch möglich, nur spielen die dann halt in der Klasse der jeweils älteren.

  • Auf Kreisebene finde ich die Meldeliga mit Qualifikationsrunde wie wir es gerade in Bayern spielen die beste Lösung.

    aber es ist ja nicht auf landesebene?
    Heißt, wenn du mal im Verein ein guten Jahrgang hast und der JAhrgang davor und danach schlechter ist, schießt der eine Jahrgang dann alles in der Liga kreuz und klein (auch total unterfordert) damit dann der nächste jahrgang im zweifel total ohne chancen absteigt? das ist doch sche***e

  • Du verlagerst aber das Problem und erzeugst neue Chancenungleichheiten. In dem Moment wo eine Norm erfüllt werden muss (Stichtag, Gewicht, etc) gibt es immer Gewinner und Verlierer des Systems

    sehe ich anders.
    es geht ja dann bei der einteilung innerhalb eines jahrganges rein um die sportliche komponente und weniger darum, wie erfolgreich oder eben nicht die vorgänger jahrgänge waren.
    So hat jeder Jahrgang selber für sich in der hand, wie leistungsgerecht die spiele wollen/können.
    Alternativ könnte man auch die Jahrgänge anders ziehen (von sommer bis sommer, wie in der schule) wobei da tatsächlich nur eine veschiebung auftritt, aber so würde man weniger freundschaften cutten

  • Todesurteil in vielen ländlichen Regionen

    Das verstehe ich nicht.


    Im Moment wandern Spieler zu etwas größeren Vereinen ab. Weil dort Bezirksliga gespielt wird. Die Bezirksliga der C Jugend wurde aber nicht von dem Jahrgang erspielt. Das passierte vor 5 Jahren. Der nächste schwache Jahrgang wird dann mit Neuzugängen kompensiert.

  • Im Moment wandern Spieler zu etwas größeren Vereinen ab. Weil dort Bezirksliga gespielt wird. Die Bezirksliga der C Jugend wurde aber nicht von dem Jahrgang erspielt. Das passierte vor 5 Jahren. Der nächste schwache Jahrgang wird dann mit Neuzugängen kompensiert.

    So nehme ich es auch wahr.
    Jahrgänge könnte man leichter bei kleineren Vereinen halten, wenn diese selbst dafür verantwortlich wären, wo sie spielen.
    Talente/bessere Spieler würden aber immer noch zu größeren Vereinen gehen, wegen der tendenziell besseren Ausbildung und langfristig besseren perspektiven (also Vereine Regionalliga aufwärts)

  • Viele Vereine machen eben schlechte Jugendarbeit. Nichtlizenzierte Papas machen halt das, was sie für gut halten ohne Ahnung von Jugendtraining zu haben.

    Sogar sehr viel Vereine. Angefangen bei den NLZ,

    Nachwuchsfußball: Das große Aussortieren der NLZs - FuPa



    Zitat

    Wenn Du als C den Aufstieg in die Landesliga schaffst, willst Du in der nächsten Saison stttdessen die B in der Landesliga spielen lassen?

    Was ist denn dann, wenn Du als jüngerer Jahrgang in der C den Aufstieg schaffst? Willst Du dann auch statt der C die B aufsteigen lassen und mit der C dann weiter Kreisklasse spielen? Oder was ist, wenn die B schon in der Landesliga spielt? Verfällt dann Dein Aufstieg?


    Wir leben im Jahr 2022. Eine Idee.

    Nächste Saison besteht die C Jugend aus 2008 und 2009. Die spielen auf Kreisebene die 5-6 stärksten Mannschaften aus.

    In 2 Jahren spielen diese beiden Jahrgänge auf Regionalebene in einem Ligasystem.

    Und 2 weitere Jahre später gibt es die höchsten Ligen.