Alles anzeigenAlles anzeigenDoch. Es ist mein Ernst.
Und zwar nicht, weil es um Frauen und Mädchen beim Fußball geht, sondern weil viele andere Sportlerinnen und Sportler mit ihren Sportarten auch nicht dauerhaft von ihrem Sport leben können. Soll jeder Mensch, der Sport treibt, automatisch ein Recht auf ein Grundeinkommen während der aktiven Phase bekommen? Das wäre super, ist jedoch Quatsch.
Mateusz Przybilko war z.B. Deutscher Meister und Europameister.
Sein Bruder Kacper war in Deutschland Zweitliga-Fußballer.
Einer macht's hauptberuflich einer nicht.
Ist ganz normal und beide haben sich für ihre Variante des Sporttreibens und den damit verbundenen Einkommensmöglichkeiten entschieden.
Wenn es nach mir ginge, dürfte jede Bundesliga- und Zweitligaspielerin gerne genausoviel Einkommen haben wie der männliche Kollege.
Ich sehe nur nicht die Möglichkeit, das zu refinanzieren. Bei im Schnitt 3.000 Zuschauern kommt halt nicht viel rum. Es zeigt auch, dass diese Beschäftigung anscheinend nicht attraktiv genug ist um sich selbst zu tragen und dann muss man das Profitum eben in Frage stellen. Muss es denn Profisport sein?
Genauso wie Leichtathletik, Schwimmen, Rudern, Bowling, Curling sich für jemand außerhalb der Top 10 einfach nicht "lohnt". Und trotzdem trainieren viele täglich und wollen bei Meisterschaften an der Spitze landen.
In der Frauenbundesliga leben in Summe wahrscheinlich ca. 300 Trainer und Spielerinnen (grobe Rechnung: 12 Vereine a 25 Personen = 300) von einem Gehalt.
Bei Leichtathletik, Schwimmen, Rudern, Bowling und Curling können wahrscheinlich insgesamt keine 300 Männer und Frauen in Deutschland davon leben. Und sie machen trotzdem Leistungssport.
Mhm. Also Fußball finanziert sich nur durch Zuschauer-Einnahmen?
Und das mit der Attraktivität ist ein bisschen wie das Henne-Ei-Problem: Wenn etwas medial unterrepräsentiert ist, ist das Interesse natürlich geringer. Wir werden jeden Tag zugemüllt mit Infos aus dem Männerfußball. Von Kreisklasse Y bis zur Champions-League. Über die Frauen liest man so gut wie nie etwas.
Kaum jemand weiß, wann und wo Frauenfußball übertragen wird - geschweige denn, dass es inzwischen überhaupt Übertragungen gibt. Wie soll da also überhaupt Interesse entstehen?
Platzieren die Medien unsere Frauen in einem angemessenen Umfang, wird auch mehr geguckt - siehe Zuschauerzahlen bei Großveranstaltung wie EM, WM oder auch CL.
Und ja, es muss Profisport sein. Weil der DFB die Spielerinnen so behandelt bzw. vermarktet. Das hatte ich schon relativ ausführlich dargelegt. Wer erwachsene Frauen an einem Werktag zu Kernarbeitszeiten Fußball spielen lässt, behandelt diese wie Profis.
Mir tun die Spitzensportler aus anderen Disziplinen auch leid. Aber deren finanzielle Probleme liegen in ganz anderen Händen. Der Fußball hingegen hat genug Kohle für alle. Und die kommt nicht von den Zuschauern im Stadion.
Nein, nicht nur Zuschauereinnahmen. Behauptet ja auch niemand.
Aber z.B. wenn ich als Sponsor Werbung platzieren möchte, muss diese auch irgendwo zu sehen sein, damit es sich rechnet.
Und wenn das Interesse an der Sportart so gering ist, dass die Reichweite nicht den finanziellen Aufwand rechtfertigt, dann platziere ich die Werbung dort, wo sie sichtbar ist.
Für Medien gilt das gleiche: man braucht Themen, die jemand interessieren, damit man Reichweite hat. Erst durch die Reichweite bekommt man entsprechend Werbung verkauft. Alleine von Stückzahlen oder Klicks kann man sich nicht finanzieren. Man braucht jemand der Werbung platziert.
Was wäre, wenn die erwachsene Frau sagen würde:
"Einen Profivertrag unterschreibe ich nur, wenn ich x Euro mehr als angeboten bekomme!"? Ansonsten rechnet sich das für mich nicht.
Das passiert anscheinend nicht häufig genug, sonst wäre es nicht möglich dieses miserable System aufrecht zu erhalten.
Es zwingt sie doch niemand den unterbezahlten Beruf Fußballerin zu ergreifen.
Ich gebe ich Dir Recht:
Sportler und Verantwortliche müssen sich um ihre Konditionen und Rahmenbedingungen kümmern.
Ich ergänze allerdings: die Fußballerin hat es auch ein stückweit selbst in der Hand.
Eine bewusste Entscheidung zu treffen um einen Profi-Vertrag zu unterschreiben, das sollte man sich im Vorfeld überlegen, ob das passt.
Profi-Langläuferinnen haben deutlich "schlimmere" Arbeitszeiten, im Sommer wochenlang auf dem Gletscher, im Winter entweder im Flugzeug oder Hotel.
Aber sie machen es anscheinend trotzdem.
Wenn's der Fußballerin nicht reicht: dann soll sie es eben nicht machen.
Nur weil der Sport Fußball heißt und andere Menschen damit Unmengen an Geld verdienen, bedeutet das doch nicht automatisch, dass alle davon fürstlich leben können müssen.