Regel/Taktiken gegen Mauertaktik und Betonrühren

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  • Mir geht in letzter Zeit enorm auf den Keks, dass bestimmte Bundesligamannschaften...aber auch z.B. unsere Nationalmannschaft offensiven Fußball spielt... und vermeidlich schwache Gegner sich hinten reinstellen und Beton rühren. Dann heisst es hinterher in der Presse oder im Interview...man habe so toll verteidigt. Ich spende hier gern ein paar Dachlatten und Nägel und einen Hammer, dann können wir das Tor doch besser zunageln. Bin ich nun unsportlich oder sind die Profis angefangen einfach zu dämlich...sowohl beim vermeidlich besonders Überlegenen, als umgekehrt?


    Müssen wir/sollte man umdenken und selber einige Taktiken proben, die die Betontaktik des Gegner unterwandert...? Vielleicht eine Taktik fahren, die mit viel Geduld zu tun hätte und vielleicht sogar das REGELWERK überdenken lässt.


    Ich spinne mal ein wenig....was wäre, wenn ich meine restlos überlegene Manschaft beim Spiel gegen eine Betonrührmannschaft solange den Ball hinter der Linie hin und her schieben lasse, dass 50000 Leute das Stadion wieder verlassen?


    Es gibt in anderen Sportarten regeln, die meiner Meinung nach beim Fußball eingebracht werden sollten. Zum Beispiel...könnte man darüber - in der Folge - nachdenken, ob es Sinn macht, die Abseitsregel neu zu überdenken/ganz anders zu gestalten und auch...wie lange es dauern darf, bis ein Torabschluss erfolgen muß...damit würde man für beide Teams eine gerechte Regel schaffen und den Fußball vielleicht interessanter gestalten ????

  • @Andre


    Das geht vermutlich nicht dir allein so! Allerdings ist nicht allein die Mannschaft mit besonders defensiver Mannschaftstaktik allein dran schuld! Denn Profi-Fussball ist in erster Linie Ergebnis-Fussball.


    Beim Ballbesitzspiel wird zwar eine optische Überlegenheit noch deutlicher, aber effektiv wird der Unterschied zwischen den beiden Teams geringer. Denn irgendwann bekommt der schwächere Gegner den Ball mal und dann macht er eben durch einen guten Konter ein Tor.


    Es mag ja nichts falsches darin liegen, durch hohes Aufrücken den Raum des Gegners für einen Spielaufbau via Kurzpass-Spiel zu verkleinern. Blöd ist es jedoch, wenn der sich nicht mal für einen langen Paß schämt und der dann auch noch erfolgreich abgeschlossen wird! Da tanzt der Dudelsack unterm Schottenrock!


    Was aber in einer Top-Vereinsmannschaft erst durch intensives Training funktioniert, dass kann eine normale Nationalmannschaft nicht leisten. Konnte man dies früher noch durch "Blockbildung" einzelner Vereine kompensieren, gelingt dies heute deshalb nur schwer, weil weitere mannschaftstaktische Elemente hinzu gekommen sind.


    Natürlich muß und darf auch die DFB-Elf in einigen Phasen experimentell tätig sein, um Impulse für die Bundesliga zu geben. Aber wie auch bei VW und anderen üblich, geht das Meiste davon in die Hose. So auch die Experimente mit 4 Innenverteidigern und/oder 2 Außenverteidiger als offensive Außenbahnspieler.


    Ich denke mal, es ist in den letzten beiden EM-Quali-Spielen deutlich geworden, dass es hier und da taktisch und von der Positionsdefinition noch hakt. Aber zum Glück gibt es ja auch keine fehlerfrei spielenden Gegner, wie das Ausscheiden der Holländer ja gezeigt hat.


    Mir ist es auch ganz lieb, wenn es in einer EM Überraschungen in der Weise gibt, dass ein "David" einen "Goliath" schlagen kann!

  • Mir ist es auch ganz lieb, wenn es in einer EM Überraschungen in der Weise gibt, dass ein "David" einen "Goliath" schlagen kann!

    Sehe ich auch so.


    1) In den 80er und 90er Jahren wurde doch viel defensiver gespielt, als heutzutage. Da sind - empirisch nachweisbar - wesentlich weniger Tore gefallen.


    2) Mittlerweile gewinnen die guten Mannschaften doch wesentlich häufiger gegen Underdogs, als vor 10 oder 20 Jahren. Da muss man ja nur mal die Punkte der Meister in Spanien oder Deutschland angucken. Auch hat der HSV voletzte Saison mit 27 Punkten den Abstieg verhindern können, in einem Jahr, wo der BVB mit 71 Punkten 19 Punkte hinter der Meisterschaft war.


    3) Wird jetzt ernsthaft gefordert, den am besten besetzten Mannschaften, die es aber nicht schaffen, das in Torchancen und Tore zu transponieren, jetzt mit dem Regelwerk nachzuhelefen, damit die schwächeren Teams gar keine Chancen mehr haben?


    4) Im Sport, auch im Fussball, gibt es keine B-Note. Da geht es darum,(gute) Torchancen zu kreeiren und Tore zu erzielen, und dem Gegner das zu verwehren. (Wir reden vom Herrenfussball.) Mittlerweile ist doch schon genug Entertainment im Sport dabei.
    Und es hat eben auch mit Qualität zu tun, dass ich mich den verschiedenen taktischen Anforderungen, die Gegner, Platz und Wetter vorgeben, erfolgreich bespielen kann.


    5) Außerdem mag zumindest ich auch die taktische Vielfalt verschiedener Mannschaften. Nicht alles gefällt mir, aber wenn alle Mannschaften gleich spielen würden (müssten), nein, das fände ich langweilig.
    Chile mit seiner eigenen Spielweise und offensichtlich anderem taktischen Konzept als (fast) alle anderen Mannschaften hat mir sehr viel Spaß bereitet die letzten Jahre.
    Spiele der Bayern langweilen mich. Unter v Gaal oder im ersten Heynkesjahr sogar extrem, da gab es ja noch nicht mal Torchancen, nur Ballgeschiebe. Aber auch aktuell, finde ich es langweilig. Als sähe man immer das selbe Spiel. Spannung null. (abgesehen vom Championsleaguehalbfinale und manchmal ein Spiel gg den BVB oder letzte Saison gg Wolfsburg.)


    6) Wenn erfolgreich mauern so einfach wäre...
    Das heutige mauern ist nicht zu vergleichen mit dem Catenaccio Interns damals. Heutzutage sind die Mannschaften offensiv wesentlich besser in taktischen Belangen, da reicht es eben nicht mehr, nur 8 Mann hinten zu parken. Wenn man das nicht taktisch hervorragend macht, dann verliert man. Oder der Gegner bespielt die Mauer eben einfallslos, eindimensional, eintönig. (Das hat Deutschland gg Georgien auf jeden Fall gemacht. Bei aller Qualität vor der Defensivleistung Irlands, Deutschland hat das offensiv einfach schlecht gespielt. Eben ohne eine alternative Idee. Und die Iren wussten genau, wie sie zB den stets nach innen ziehenden rechten AV verteidigen mussten, die Außenbahn mussten sie nie doppeln, leiber das Zentrum verdichten. Kroos spielt langsam und behäbig, bewegt sich in den Räumen, wo er Platz und Zeit hat, und defensiv verweigert er jeden Zweikampf - er verliert sie nicht mal, er weicht ihnen aus, als 6er !!!. Die Georgier haben ja das Mittelfeld nicht mit langen Bällen überspielt, da hätte ein guter 6er auf 20-25 gewonnen Zweikämpfe kommen können. Da soll nochmal jemand über Özil schimpfen, der fast einzige Deutsche, der eben auch gegen gute ABwehrbollwerke in den engen Zonen für Torchancen sorgen kann. )



    7) Ich habe überhaupt nicht den Eindruck, dass die meisten Mannschaften mauern. Im Gegenteil, wird tendentiell doch halbwegs offensiv gespielt, verglichen mit der Zeit vor 10-20 Jahren.
    Paderborn letzte Saion hat zuhause offensiv gespielt, Paderborn, mehr Außenseiter geht doch kaum. Auch Freiburg oder Stuttgart. Mainz, HSV oder andere haben doch auch kein Abwehrpressing gespielt, zumindest nicht in der Regel.


    9 ) So manches Mal will ein Gegner womöglich gar nicht so tief stehen. Aber der bessere und dominante Gegner zwingt einem diese Staffelung mit ihrem Spiel auf.
    Mal ehrlich, wer rennt schon gerne nur hinterher und hat dann 60-80 Meter zum gegnerischen Tor zu gehen, wenn man mal den Ball hat. Das macht keinen Spaß und die Wege nach vorne schafft man zeitig auch nicht mehr.
    Gegen einen Gegner, der nur hinten drin steht macht es mir mehr Spaß zu spielen, als wenn man permanent dem Gegner und dem Ball hinterherrennen muss.


    9) Die Zeit für einen Angriff zu beschränken, wie du es vorgeschlagen hast, würde eh eher die Kontermannschaften bevorteilen. Die kommen eh schnell zum Abschluss. Diese Maßnahme würde also dein Anliegen sogar torpedieren, eher Bayern oder Barca mit ihren elendig langen Ballstafetten benachteiligen.


    10) Ich verstehe das Anliegen überhaupt nicht, könnte noch vieles schreiben, reicht aber.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Verstehe den Thread nicht... Man muss man seine Mannschaft so einstellen, um bestmöglichen Erfolg zu erzielen.


    Bestes Beispiel ist Di Matteo mit den Gewinn der CL mit Chelsea. Überall in den deutschen Medien Prügel kassiert, teilweise unverschämte Fragen der beleidigten deutschen Reporter.


    Warum muss man sich dafür rechtfertigen? Wie gesagt: wenn das zum Erfolg führt, muss ich so spielen.


    Warum soll ich ins offene Messer laufen, nur um sauber ausgespielt zu werden? Etwa um den Pöbel zu belustigen? Fußball ist und bleibt ein Ergebnissport, für Trainer und Mannschaft sogar noch deutlich mehr, als für Zuschauer. Also können die sich dafür auch loben- sonst macht es ja keiner.



    Wenn ich auch immer lese: unverdienter Sieg... So ein Schwachsinn, warum soll eine gute Defensiv- und Torwartleistung nicht auch der Verdienst sein, der bei bei einem Konter oder einer Standardsituation den Erfolg (ob 0-0 oder gar 1-0) rechtfertigt?!?!




    Nebenbei:


    Problem ist für mich, dass in Deutschland in der öffentlichen Meinung so eine unfassbare Arroganz im Bezug auf "die Mannschaft" herrscht. Da ist jeder Gegner, der es wagt für seinen persönlichen Erfolg "unschön" zu spielen sofort der, der den Fußball kaputt macht.


    Um Klartext zu reden: ich finde diese Einstellung der Medien und vieler Leute affig und peinlich. Passt aber zu dem Klatschpappenvolk, was sich zu 90% bei der Nationalelf rumtreibt. Hauptsache Event. Schwarz Rot Geil . Sich anmalen und sonst Fußball aber mehr oder weniger hassen.

    "Ihr fünf spielt jetzt vier gegen drei."

  • @TrainerT


    Deine Darstellung gefällt mir deshalb sehr gut, weil es gestattet sein muß, auch den Fans und berichterstattenden Medien mal einen Spiegel vorhalten zu dürfen, wenn es um (die vermeintlich richtige) Taktik geht. Denn wie du schon sagst: Taktik ist ein Plan erfolgreich ein Spiel zu gestalten! Weil aber "viele Wege" nach Rom führen, darf es unterschiedliche Vorstellungen von Taktik geben (den Hinweis auf Chile von Sir Alex fand ich als sehr gelungen) und man wäre törricht, wenn man in seiner taktischen "Roadmap" die Stärken und Schwächen des Gegners sowie deren taktische Mannschaftsausrichtung nicht berücksichtigen würde. In den von @Sir Alex konkret angesprochenen beiden Spielen hätte dies bedeutet, das deutsche Team richtet sich auf einen defensiv und auf Konter bedachten Gegner ein. Wie er in einzelnen Beispielen dargelegt hat, hat dies leider nicht immer so gut geklappt.


    In der Theorie des Ballbesitz-Fussballs mag sich das ja noch ganz gut anhören, zur Vermeidung des Ballverlusts jegliche Zweikämpfe zu vermeiden und stattdessen über einstudierte Lauf- und Paßwege zum erfolgreichen Torabschluß zu gelangen. Aber was ist, wenn die dafür benötigten Räume über 90 Minuten vom defensiv orientierten Gegner gut zugestellt und verteidigt werden?


    Wer einen Plan A hat, der sollte auch einen Plan B haben! Früher wurden Spieler ausgetauscht, um bestimmte Effekte durch dessen besondere Stärken zu erzielen. So einfach ist das heute aber nicht mehr. Man kennt sich viel zu gut, weil man sich ständig analysiert!


    Ein wesentliches Merkmal, warum es nicht geklappt hat, war die fehlende Bereitschaft, in günstigen Situation am Strafraum über ein erfolgreiches Dribbling neue Situationen zu schaffen, in der der gegnerische Abwehrblock für einen kurzen Moment unsortiert nur noch reagieren kann.


    Leider war Toni Kroos nicht der Einzige, allerdings wars bei ihm am offensichtlichsten, weil er aus seiner zentralen Position heraus sehr viel öfter die Chance hatte, mal durch eine Finte in eine gute Schußposition zu gelangen. Na ja, in der 2. Halbzeit hat er es ja ein paar mal (halbherzig) probiert.


    Gut ist, dass es Trainer und Spieler selbst erkannt haben und sich für die EM bessere taktische Alternativen ausdenken werden!


    Gerade, weil es hier und da noch hakt, finde ich eine Diskussion unter Trainern besonders interessant! Können wir doch alle hier und da auch etwas für unser Team mitnehmen!

  • Natürlich muß und darf auch die DFB-Elf in einigen Phasen experimentell tätig sein, um Impulse für die Bundesliga zu geben. Aber wie auch bei VW und anderen üblich, geht das Meiste davon in die Hose. So auch die Experimente mit 4 Innenverteidigern und/oder 2 Außenverteidiger als offensive Außenbahnspieler.

    Ich vermute, dass für Löw die Aufstellung von vier Innenverteidigern bei der WM 2014 auch nicht die Optimallösung war, sondern halt so sein musste, bis Schweinsteiger wieder spielen konnte. Denn solange brauchte er Lahm im zentralen Mittelfeld, das ist die wichtigere Position als die des Außenverteidigers.


    Mit den AV als offensiven Außenspielern spielst du wahrscheinlich auf die letzten zwei Spiele zur EM-Qualifikation an. Da verstehe ich nicht ganz, worauf du hinaus willst. Selbstverständlich müssen doch die Außenverteidiger die Offensive mit tragen, oder? Die Rolle als Flügelläufer ist doch eine ganz klassische Interpretation der Rolle des AV. Dabei muss er technisch gar nicht so stark beschlagen sein, dafür schnell und in der Lage, den Ball von der Außenlinie vors Tor oder in den Rückraum zu bringen. Wenn AV und offensiver Flügelspieler es schaffen, eine 2:1-Überzahl zu schaffen, können sie sich weiter nach innen kombinieren, das sieht man ja auch ziemlich häufig, meistens als Doppelpass, ggf. als Anschlussaktion zum Hinterlaufen des AV.


    Offensive Außenverteidiger sollten jedenfalls keine Achillesferse einer Mannschaft sein, dieses Risiko geht man bewusst ein, weil es lohnender ist, im Angriff zwei zusätzliche Spieler zu haben. Die Absicherung übernehmen ja immer noch die beiden Innenverteidiger. Und wenn der Gegner mit zwei Spitzen attackiert oder wenn er in seinen Kontern gerne die freien Flügel bespielt, wohin sich dann ein Innenverteidiger begeben muss und so das Zentrum zu dünn besetzt wird, dann begegnet man dem, indem man einem Sechser eine defensivere Interpretation empfiehlt. Das Problem der Deutschen Nationalmannschaft in den letzten zwei Spielen war in dieser Hinsicht ja aber doch, dass zeitweise gar kein Sechser auf dem Platz stand. Kroos und Gündogan sollten das zwar machen, aber das sind beides keine Sechser, sondern Achter oder Zehner. Kroos kann ganz fantastisch spielen, aber ich teile da die Meinung von @Sir Alex, defensiv empfinde ich ihn häufig als ein reines Ärgernis, und auch im Angriff spielt er mir oft mit zu wenig Drive. So manchmal fällt mir zu ihm, aber auch zu ein paar anderen Spielern "der Mannschaft" der britische Begriff des Flat-Track Bully ein.


    Allerdings glaube ich auch, dass ein paar der Spieler der nach der WM ja doch stark gewandelten Nationalmannschaft sich erst noch in ihre Rollen finden müssen, einige Spieler müssen da noch dazu kommen, mehr Verantwortung zu übernehmen. Mich würde die Kritik von @Sir Alex zum Offensivspiel gegen Georgien noch interessieren, ich fand eigentlich, dass die deutschen Spieler sich da eigentlich recht gut durch das ja sehr dicht besetzte Zentrum spielten. Aber sie übertrieben es damit meiner Meinung nach, zeitweise kam es mir so vor, als wollten da ein paar Spieler gar nicht abschließen, sondern lieber den Ball noch eine und noch eine Station weiter schieben.. Aber auch da ist es so, dass zumindest ich dieses Spiel nochmal sehen müsste, und zwar mit Rückspulmöglichkeit, um dann einzelne Situationen genauer unter die Lupe nehmen zu können.


    Hoch stehende AV waren übrigens ja nicht das Problem bei den Gegentoren. Beim Treffer der Iren haben die Innenverteidiger kurz gepennt, als der lange Ball kam -- das ist eine klassische Situation: kein Druck auf den Ballführenden, der zum langen Ball in den Rücken der Abwehr ansetzen kann. Verlege alle Spieler um zehn bis zwanzig Meter nach hinten, dann findest du das in einer Vielzahl an Lehrmaterialien.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Aber sie übertrieben es damit meiner Meinung nach, zeitweise kam es mir so vor, als wollten da ein paar Spieler gar nicht abschließen, sondern lieber den Ball noch eine und noch eine Station weiter schieben.

    Ja, das fand ich nicht nur übertrieben, sondern scheußlich anzusehen Denn erinnern wir uns! Dem 1 : 0 ging ein Dribbling von Özil aus dem Halbfeld kommend in den 16-er voraus.


    Ich will in solchen Situationen auch keinen Sicherheits-Rückpaß sehen, sondern ein Dribbling und möglichst viele (erfolgreiche) Torabschlüsse.


    2 oder 3 Torchancen pro Spiel empfinde ich als langweilig. Außerdem: je eher ich ein Führungstor erzielen kann, je eher muß auch der Gegner seine Defensivtaktik ändern und bekomme die Räume, die ich mir wünsche!


    Allerdings würde ich mir auch bei Ballbesitz mehr Spieltiefe wünschen, um nicht bei einem einfachen Befreiungsschlag des Gegners in ein 1 vs 1 zu geraten. Da kann man auch nicht immer dem 6-er alle Schuld zuschieben, wenn gleichzeitig einer der beiden IV pennt und man gar keinen Druck mehr auf den Ball bekommt.


    Sicherlich würde eine heutige Vereinsspitzenelf jede Nationalmannschaft schlagen, aber darum gehts nicht! Es spielen die unterschiedlichen Nationalmannschaften gegeneinander. Die trainieren weitaus weniger miteinander, werden jedoch in ihrer Leistung häufig im Vergleich mit ihren Vereinsleistungen gesehen. Es ist ja nicht zufällig, dass die Teams der Austragungsorte fast immer sehr weit kommen. Wie sonst sollte man den EM-Titel der Griechen unter Köning Otto "Rehakles" erklären?


    Gut, dass es hier kein Sparschwein fürs "Phrasen-Dreschen" gibt! Denn es ist manchmal schwierig Aussagen zu treffen, ohne zu weit in die Details gehen zu wollen.

  • Ja, das fand ich nicht nur übertrieben, sondern scheußlich anzusehen

    Stimmt. Ich habe mindestens zwei, drei mal laut gesagt: "Jetzt schieß doch!" Aber sie haben nicht auf mich gehört.. Von den drei Chancen, die Marco Reus in der elften, dreizehnten und achtzehnten Minuten hatte, darf er aber auch gerne eine oder zwei machen.. Die waren auch schön heraus gespielt. Auch das Ding in der 31. vergibt er fast schon fahrlässig. Interessanterweise hat aber sonst scheinbar kaum einer aufs Tor der Georgier geschossen. Kroos einmal einen Drehschuss aus einem Abpraller, Schürrle, glaube ich, einmal. Tja, und dann kam der Elfer.


    Denn erinnern wir uns! Dem 1 : 0 ging ein Dribbling von Özil aus dem Halbfeld kommend in den 16-er voraus.

    Stimmt. Und die Einladung zum Stolpern über das Bein des Abwehrspielers..


    Ich will in solchen Situationen auch keinen Sicherheits-Rückpaß sehen, sondern ein Dribbling und möglichst viele (erfolgreiche) Torabschlüsse.

    Es wäre interessant gewesen, wie die Situation weiter gelaufen wäre. Özil hätte nach noch ein, zwei Schritten "abziehen" können, das macht er ja aber eigentlich nie, sondern schlenzt den Ball fast immer mit Effet auf den langen Pfosten. So gut, wie der georgische Torhüter da schon drauf war, hätte es mich nicht gewundert, wenn er den auch gehalten hätte.


    2 oder 3 Torchancen pro Spiel empfinde ich als langweilig. Außerdem: je eher ich ein Führungstor erzielen kann, je eher muß auch der Gegner seine Defensivtaktik ändern und bekomme die Räume, die ich mir wünsche!

    Naja, aber beim Spiel gegen Georgien haben sich die Deutschen schon genügend Chancen heraus gespielt. Und der Wunsch nach dem frühen Tor war schon zu erkennen. Der unbedingte Wille dazu, davon bin ich wiederum nicht so überzeugt. Das ist aber auch nicht die Art von Spielern wie Reus, Schürrle, Kroos und Gündogan, zumindest noch nicht.


    Allerdings würde ich mir auch bei Ballbesitz mehr Spieltiefe wünschen, um nicht bei einem einfachen Befreiungsschlag des Gegners in ein 1 vs 1 zu geraten. Da kann man auch nicht immer dem 6-er alle Schuld zuschieben, wenn gleichzeitig einer der beiden IV pennt und man gar keinen Druck mehr auf den Ball bekommt.

    Da stimme ich dir zu. Ich finde zumindest auch, dass die IV der Nationalmannschaft öfters bei eigenem Ballbesitz zu hoch stehen. Natürlich möchte man den Druck auf die andere Mannschaft erhöhen und den Ball nicht unnötig weit nach hinten spielen, wenn man das Spiel verlagert. Aber ein etwas mehr nach hinten versetzter IV hat z.B. noch den freien Raum vor sich, um z.B. einen Diagonalflugball zu schlagen. Und er gerät nicht so schnell unter Gegnerdruck. Außerdem kann er die Stürmer des Gegners auch ein Stück auf sich ziehen und so den Zwischenlinienraum für den Sechser oder einen Achter öffnen. Und er hat halt fünf Meter Vorsprung vor dem Gegner, wenn denn mal ein langer Ball kommt.


    Es ist ja nicht das erste mal, dass die hoch aufgerückten deutschen Innenverteidigern dem Konterstürmer hinterher rennen..


    Sicherlich würde eine heutige Vereinsspitzenelf jede Nationalmannschaft schlagen, aber darum gehts nicht!

    Wenn es um die Frage geht, wo die taktischen Akzente gesetzt werden, schon. Und darauf habe ich in dem Zusammenhang geantwortet. Bzw. habe ich die Meinung geäußert, dass es weniger die Nationalmannschaften als die Spitzenmannschaften im Vereinsfußball (und vor allem ihre Trainer) sind, von denen die meisten taktischen Innovationen stammen.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Ist das wirklich ( mittlerweile) so, dass die taktischen Innovationen im Vereinsfussball entstehen?



    Früher war das definitiv oft anders, da entstanden neue Ideen oft bei großen Turnieren, vor allem WM.
    Die Zeitung Fussballtraining in den darauffolgenden Monaten hat sich dann immer auf lesenswerte Art damit befasst, diese Ausgaben und Artikel habe ich vor allem anderen gelesen.
    Und erst dann kamen die Ideen so richtig im Verwinafussball an.
    Man könnte fast sagen: alle vier Jahre veränderte sich der Fußball signifikant in Bezug auf die Taktik.



    Und die Dreierkette als Gegenentwurf zum Ballbesitzdominanten Fußball mit falscher Neun würde ich jetzt zum Beispiel den Chilenen zuschreiben.
    Die haben das schon bei ( seit) der WM 2010 so gespielt. Da hat Pep das noch lange nicht praktiziert.


    Zwischen den Turnieren verändert sich im Nationalelffussball aber sicherlich wenig, dazu braucht es die Vorbereitung auf ein Turnier.


    Und unser Bundesjogi scheint auch stark auf Barca und Bayern zu gucken, bei dem Fußball den er spielen lässt, das kann man so sagen.
    Aber gilt dies auch für alle anderen Nationen?

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Wenn es um die Frage geht, wo die taktischen Akzente gesetzt werden, schon. Und darauf habe ich in dem Zusammenhang geantwortet. Bzw. habe ich die Meinung geäußert, dass es weniger die Nationalmannschaften als die Spitzenmannschaften im Vereinsfußball (und vor allem ihre Trainer) sind, von denen die meisten taktischen Innovationen stammen.

    Dann haben wir uns mißverstanden.


    Ich meinte lediglich, dass die Schere in der Qualität des Fussballs zwischen den Vereins-Topteams und den Nationalmannschaften immer weiter auseinander geht. Du hast zwar einerseits recht, dass in diesen Vereinen ein taktisch verfeinerte Fussball gespielt wird, leider lassen sich die Ergebnisse nicht vollständig auf die Nationalmannschaft übertragen. Also muß man nach anderen Wegen suchen.


    Dafür gibts m.E. 2 wesentliche Gründe
    1. Es fehlt in der Nationalmannschaft die Zeit, um die gewünschte Taktik mit dem Spilerpersonal soweit zu verfeinern, als dass sie ans Niveau des Top-Teams erran langt
    2. Ein Top-Team stellt sich seinen gewünschten Kader aus dem weltweiten Spielermarkt zusammen, ein Nationalcoach kann das nicht und hat auf einigen Positionen eine "Überbesetzung" und auf anderen eine "Unterbesetzung", weshalb er manchmal nur axelzuckend auf die Topteams schauend "nice to have" sagen kann.


    Dennoch braucht sich unser Coach nicht beklagen, denn in seinem Team spielen überwiegend Akteure, die sich auch international in der Champions-League messen dürfen oder aber als hoffnungsvolle Talente gelten dürfen. Ein Umbruch einer besonders erfolgreichen Mannschaft gestaltet sich fast immer als schwierig, weil man sich nur allzuschnell an Selbstverständlichkeiten gewöhnt. Man vergißt leider nur allzu schnell, dass die Stars von heute früher auch mal kleine Brötchen gebacken haben oder aber im jetzigen Verein (z.B. Kroos) nicht die gewohnte Leistung abrufen können.


    Natürlich sollte auch Marco Reus nicht so viele Torchancen vergeben. Seitdem er den Führerschein hat, fehlt ihm einfach der Nervenkitzel vor dem Tor???

  • Und man könnte auch darüber streiten, wer zuerst erfolgreich und prägend den Fußball der ballbesitzdominanz mit gewollter Überladung ( offensiv) einer Seite praktiziert hat. Also nicht das schnelle bespielen der offenen Seite, sondern das lange Bespielen enger Räume bis dann die andere seit extrem frei ist bzw. auch irgendwo große Lücken ergeben.


    Denn Spanien hat damit schon 2008 den EM-Titel geholt, also vor Peps Zeit bei Barcelona.
    Klar, viele zentrale Akteure kamen auch damals aus Barcelona ( wobei Silva, Senna, Torres und Villa zentrale Spieler in Angriff und Mittelfeld waren, neben Iniesta und Xavi. Busquets war noch nicht da.)und Barcelona hat schon immer einen vergleichbaren Stil gespielt.
    Aber so extrem kam das erst mit Pep ab 2008.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill