Schere zwischen guten und schwächeren Spielern

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  • Hallo zusammen


    Im Moment trainiere ich eine F-Jugend mit einem relativ grossen Kader von 13 Junioren. Das Problem ist, dass 5 Spieler sehr viel Potenzial zeigen, generell viel besser sind als die anderen 8 und auch viel mehr gefordert werden wollen (was sie mir auch schon mitteilten). Die anderen 8 spielen teilweise nur Fussball, weil der beste Freund das auch tut und verausgaben sich deutlich weniger, sind auch extrem unkonzentriert. Darunter sind auch 2 Unruhestifter, die häufig das Training stören.


    Natürlich verstehe ich, dass in der F-Jugend der Spass im Mittelpunkt steht, das versuche ich auch umzusetzen. Trotzdem will ich auch die Spieler fördern und fordern.
    Wenn ich immer und immer wieder die "Basics" trainieren lasse, sorgt das für Langeweile bei den einen, und dadurch auch für Unruhe. Wenn ich die Spieler in Gruppen unterteile, und die Besseren schon "fortgeschrittenes" Training machen lasse, öffnet sich die Schere weiter, was bei den Schlechteren zu Unzufriedenheit führte, weil sie auch solche Übungen machen wollten, dazu aber nicht bereit waren.


    Habt ihr irgendwelche Tipps, wie ich beide Lager weiterbringen kann, ohne allzu viel Unzufriedenheit zu schaffen?

  • Was verstehst du denn unter "Basics" und was unter "fortgeschrittenes" Training?


    Generell hat man diese Situation im Prinzip in jedem Verein in diesen Altersklassen. Wenn das von der Betreuungssituation her klappt würde ich durchaus, je nach Thema, die Gruppen mal teilen und in der einen Gruppe etwas schwierigere Übungen machen, in der anderen leichtere. Wichtig ist aber, dass der Respekt untereinander nicht leidet. Wenn da jetzt schon einige ankommen und schwierigere Übungen einfordern, dann kann das für dich durchaus ein Hinweis sein, aber letzten Endes entscheidest du, was angemessene Herausforderungen sind und was noch nicht geht. Kann sein, dass trotzdem alles noch zu einfach ist für den ein oder anderen Grundschulhelden. Wenn solche Sachen angesprochen werden kann ich mir auch vorstellen, dass da manchmal auch Unmut den schwächeren Spielern gegenüber aufkommt, je nach Charakter. Dem würde ich massiv entgegen wirken und respektvollen Umgang fordern.

  • Besorge Dir die aktuelle "fussball training JUNIOR" (Ausgabe 02/15). Da ist das genau ein Kernthema. Es werden verschiedene Übungen gezeigt, die Du je nach Spielerstärke problemlos variieren kannst.


    Generell geht das aber immer in diesselbe Richtung: Lass die besseren einfach schwerere Elemente einbauen. Beispiel: wenn andere nach dem Slalom auf das Tor zudribbeln, sollen die besseren bereits eine Finte einbauen. Beim Schuss, mehr das schwache Bein benutzen. Wenn Du Ihnen den Ball vorlegst, bei den etwas Schwächeren, den Ball flach vorlegen, bei den Besseren, den Ball hoch vorlegen usw.


    Ich lasse bei mir in den Spielen übrigens - und da weiche ich vom Konzept im Heft ab - immer die besseren zusammenspiele. Ich habe gemerkt, dass die nicht so guten dann mit einem Mal viel besser und engagierter mitspielen. Irgendwie verstecken sie sich nicht mehr hinter den Könnern. Oft ist es einigen Jungs ja egal, wie oft sie am Ball sind, hauptsache sie gewinnen das Spiel. Wenn die nicht so Guten jetzt aber in einer Mannschaft sind, können sie den Ball nicht mehr den Guten überlassen und müssen selbst was machen. Probiers mal aus, bei mir scheint das beiden Gruppen ganz gut zu tun.

  • Die Streuung ist doch normal, Stichwort Gaus'sche Normalverteilung. Der Hinweis auf die FT Junior ist genau richtig. Habe das bei mir in den Teams auch immer so umgesetzt, die Besseren bekommen höhere Anforderungen. Für einen mit besonders großer Klappe auch gern mal einen Tick zu schwer, damit er sieht, dass er auch noch nicht alles kann.
    Wenn ich die Truppe teile, dann auch eher so, dass die Stärkeren zusammen eine Übung machen und die Schwächeren unter sich sind. Letztendlich sollen die z.Z. Besseren ja auch entsprechend gefördert werden.
    Beim Abschlussspiel habe ich die Erfahrungen gemacht, dass bei gemischten Truppen die Besseren im Zweifel versuchen, alles allein zu lösen, weil sie glauben, mit den anderen nicht spielen zu können. Also eher die Besseren zusammen und Zusatzaufgaben gestellt, Tor nur mit schwachem Fuß, alle müssen vorher am Ball gewesen sein, usw.

  • Gleich zu Beginn: 13 Kinder halt ich noch nicht für einen sonderlich großen Kader, das ist für F- und E-Junioren, die 6+1 spielen, ziemlich nahe dem Optimum. Für eine D-Jugend und dem D9 ist das schon das Minimum, und wenn man mal ganz weit in die Zukunft blickt, so bekommst du damit mit ziemlicher Sicherheit keine elf Mann in der C-Jugend auf den Platz. Insofern solltest du meiner Meinung nach nicht bestrebt sein, den Kader zu verkleinern oder zu beschränken, sondern eher darum, ihn noch zu vergrößern. Das setzt aber natürlich voraus, dass du entsprechend Unterstützung erhältst und das Training nicht alleine bestreiten musst.


    Wie meine Vorredner schon sagten ist ein heterogener Kader im Breitensport völlig normal. Man muss da den Spagat schaffen, möglichst alle Spieler gleichermaßen zu fordern und zu fördern, und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass sie sich als ein Team verstehen. Gerade der letzte Punkt, die Integration aller Spieler ins Team, die Verhinderung der Grüppchenbildung, die Förderung der gegenseitigen Unterstützung aller Spieler untereinander und die Prävention gegenüber Arroganz, Überheblichkeit und Gehässigkeit auf der einen, Frustration und Minderwertigkeitsgefühlen auf der anderen Seite, wird von vielen Kindertrainern in seiner Bedeutung unterschätzt und ihm zu wenig Aufmerksamkeit und Energie geschenkt. Bei aller verständlicher Begeisterung darüber, wie toll die besten Spieler eines Kaders die Sache schon machen, darf man als Trainer die übrigen Spieler nicht aus den Augen verlieren, sonst bekommt man sie über kurz oder lang nicht mehr zu Gesicht..


    Die Hinweise auf die aktuelle ft Junior sind schon sehr gut. Es ist durchaus sinnvoll, eine heterogene Gruppe im Training zu trennen und jeder Teilgruppe Aufgaben zu stellen, die ihrem Niveau entsprechen. Dabei würde ich aber versuchen, letztlich die gleiche Übung oder Spielform zu nehmen und sie nur im Schwierigkeitsgrad abzuwandeln. Das ist im Aufbau und in der Planung einfacher, außerdem haben die Kinder nicht das Gefühl, etwas anderes zu machen, was sonst schnell zu Neid oder Überheblichkeit führen kann. Ich würde auch versuchen, die Gruppe immer mal wieder gemeinsam etwas machen zu lassen oder auch völlig gemischte Gruppen zu bilden, um das Gefühl der Zusammengehörigkeit zu fördern bzw. nicht außen vor zu lassen. Das kann man z.B. sehr gut im Aufwärmteil machen, wenn man ja häufiger mal nicht so viele reine Fußballelemente drin hat: beim Leibchenfangen spielt z.B. die Ballfertigkeit keine Rolle, ebenso wenig wie bei einer Sprint- oder Koordinationsstaffel, dem Fun-Jogging von Dirk Coerverfan oder Naka Naka aus der Sammlung von Matze Nowak.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)