Training und Spielvorgaben bei schlechten Platzverhältnissen???

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  • Hallo,


    ich bin Trainer einer Landesklasse A-Junioren. Wir spielen in dieser Zusammensetzung unser erstes Jahr im Land. Es handelt sich um eine junge (die meißten sind Jg 98/99 - also eigentlich noch B-Junioren), ausgeglichene Mannschaft.


    Wir haben jedoch das Problem (zu Hause) auf grottenschlechten Plätzen trainieren und spielen zu müssen. Besonders im Winter - mehr Lehmacker als Rasen. Dementsprechend schwer tun wir uns (die Gegner natürlich auch) mit einem geordneten Spielaufbau. In der letzten Saison - klar überlegender Kreisligameister - klappte es noch ganz gut (allerdings waren die Gegner natürlich auch um einiges schwächer u die Spiele oft früh entschieden). Diese Saison stehen die Spiele oft auf "Messers Schneide" (unsere Bilanz 6-6-1). Aus diesem Grunde neigen unsere Jungs mehr und mehr zum bolzen. Wir im Trainerteam sind uns ehrlicherweise auch nicht ganz sicher, ob wir sie zum riskanten Spielaufbau animieren sollen oder uns mit der erfolgreicheren "Sicherheitsvariante" zufriedengeben. Grundsätzlich passen die langen Bälle nicht wirklich zu unserem Spiel, da wir in den meißten Fällen körperlich klar unterlegen sind. Nichtsdestotrotz sind wir einigermaßen erfolgreich (gute Defensivleute + ein "Superstürmer").


    Natürlich will ich, dass die Jungs ordentlich fußballspielen lernen, aber wenn bei jedem halbwegs geordneten Gegnerdruck, jede Wurzel Herzrasen verursacht, tut das (A) dem Trainer und (B) auch dem Selbstvertrauen der Spieler nicht gut.


    Meinungen / Vorschläge / Tipps ???


    P.S auf bessere Plätze brauchen wir bei uns im Dorf nicht zu hoffen...

  • Wir spielen generell auf Teufel komm raus hinten raus, egal wie der Platz aussieht. Weil die Ausbildung halt über dem Spielerfolg steht. Allerdings sind wir auch erst in der C-Jugend, je nach Ansicht kann man da ja in der A-Jugend wieder anders abwägen.


    Wobei aber mittlerweile auch lange Bälle mal als Variante eingestreut sind, allerdings geplant. Das würde ich auch bei euch als Ansatz sehen, zumindest anhand den knappen Ausführungen. Für mich klingt es so, dass ihr grundsätzlich Fußball spielen wollt und das auch das ist, was ihr übt. Anhand der Platzverhältnisse sehen die Spieler aber anscheinend Langpassspiel als sicherere Lösung. Dieses Langpassspiel geschieht dann aber, wenn ich dich richtig geschehe, relativ ungeplant. Wie du schreibst verstehst du aber auch, warum die Spieler sich so entscheiden. Hier wäre dann der Ansatzpunkt für mich, zu schauen, wo ihr da Hilfestellungen geben könnt. Indem ihr das Langpassspiel gezielt trainiert. Wie wird der lange Pass vorbereitet, von wo wird er gespielt, in welchen Raum, wie positionieren sich die Spieler dort, wie kommt ihr dann an zweite Bälle. Das heißt ja dann auch nicht, dass ihr das ständig macht, aber ihr verbessert eure Erfolgsaussichten und lange Bälle, die dem Gegner gefährlich erscheinen, führen ja auch oft dazu, dass der Gegner etwas vorsichtiger verteidigt, was dann wiederum zu mehr Platz für Kombinationsspiel auf einem schlechten Platz bietet. Bei uns stellen viele Gegner vorne zu und wir haben damit gute Erfahrungen gemacht, dann zu Beginn mehrfach eine Variante des Spielaufbaus zu nutzen, die lange Bälle beinhaltet. Das führt dann meist zu Räumen fürs Kombinationsspiel.

  • fak also grundsätzlich legen wir den Trainingsfokus auf spielerische Lösungen, wir haben aber auch schon begonnen, dass Üben/Positionieren bei langen Bälle einzustreuen. Als Vorgabe/Lösung im Spiel haben wir zuletzt folgendes probiert:


    - bei Spieleröffnung (Abstoß) breit stehen - jedoch auf dem Sprung zum einrücken
    - wenn irgendsmöglich zumindest den ersten Ball auf IV spielen
    - wenn irgendsmöglich weiter spielen (über IV, 6er, AV etc.) jedoch immer mit der Option - bei zu hohem Druck - auch einen langen Ball spielen zu können
    - da versuchen wir dann schon aufzuzeigen wie sie stehen sollten bzw. wie sie ihre Chancen beim Zocken um die zweiten Bälle erhöhen können


    Mein Gefühl ist jedoch, je mehr wir darüber reden (das trainieren) umso lieber ziehen sie die Option auch.


    Follkao genau da liegt eines der Hauptprobleme - Auswärts spielen wir in der Regel durchaus auf guten Plätzen - doch auch hier "spielen" wir immer weniger...


    Ein Beispiel: letztes Spiel der Hinrunde - Auswärts beim Tabellenführer (11 Spiele 11 Siege) auf Kunstrasen (für uns also völlig unbekannt). Vorgegeben haben wir oben gesagtes. Anfangs werden wir zugestellt und schlagen fast ausschließlich - so ca. ab der 60ten (Spielstand 0 zu 0) hören sie auf zuzustellen, aber die Jungs trauen sich trotzdem nicht zu eröffnen bzw. probieren es einmal, was schief geht und hören dann auf. Endstand 0 zu 0 - zufriedenstellend, aber eben ohne wirklich Fußball zu spielen...

  • Bei uns stellen viele Gegner vorne zu und wir haben damit gute Erfahrungen gemacht, dann zu Beginn mehrfach eine Variante des Spielaufbaus zu nutzen, die lange Bälle beinhaltet. Das führt dann meist zu Räumen fürs Kombinationsspiel.

    Könntest du die eine oder andere Variante vielleicht mal vorstellen???

  • Wenn ich es richtig verstehe steht ihr in der Tabelle irgendwo im vorderen Mittelfeld, ohne Aufstiegsmöglichkeit und ohne Sorgen nach hinten. In diesem Fall würde ich immer Ausbildung vor Ergebnis stellen, also darauf drängen, dass die Jungs sauber hinten raus spielen.

  • ich fasse mal zusammen:
    - Neu in Landesklasse mit (warum auch immer) Spielern die überwiegend 2 Jahre jünger sind als viele ihrer Gegner.
    - sehr schlechte Platzverhältnisse


    Euere Ausgangsposition ist doch eine komplett andere als letztes Jahr.
    Die Gegner sind nicht nur physisch stärker als letztes Jahr, sondern auch technisch, taktisch, mental eine neue "Dimension".
    Letztes Jahr habt ihr alle dominiert und konntet "schön" spielen. Jetzt ist das eben anders.
    Da wäre es doch ein Wunder, wenn der Spielaufbau ähnlich schön anzusehen wäre wie letzte Saison! Wie soll das gehen?
    In dieser Eingewöhnungsphase ist meiner Meinung nach ein gewisser Anteil an "Sicherheitvarianten" unvermeidbar.
    Zufriedengeben oder damit abfinden im Sinne von Resignieren ist nicht damit gemeint, sondern vorübergehende Akzeptanz eines gewissen, kleiner werdenden Anteils, insbesonders wenn es gegen den Tabellenführer geht, oder die Platzverhältnisse wieder mal schlimm sind.
    Das würde ich auch so kommunizieren, damit keine Selbstzweifel aufkommen.
    Daher ist es euer Job als Trainer die "Bolzerei" in sinnollere Alternativen umzuleiten und zeitgleich den geordneten Spielaufbau zu verfeinern und weiter zu optimieren. So kann er mit der Zeit auch wieder stärker eingefordert werden, zuerst bei den schwächeren Gegnern.

    Mein Gefühl ist jedoch, je mehr wir darüber reden (das trainieren) umso lieber ziehen sie die Option auch.

    ist doch klar, alles andere wäre doch wiedersinnig. Ihr zeigt ihnen einen sinnvollen Weg, da sollen und wollen sie den doch auch mal gehen.


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.