Guter Dorfverein gegen Nachwuchsleistungszentrum - warum sind die so viel besser als wir?

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  • Ohne zwingend eure Videoanalyse kritisch in Betracht ziehen zu müssen, möchte ich doch gerne wissen, ob ihr nur Spiele aufnehmt oder auch Training aufzeichnet? Aus welche Perspektive wird aufgenommen? Was sind die Schwerpunkte bei der Szeneauswahl? Ich denke, dass Videoanalyse ein nicht ausgeschöpftes Potenzial hat. Wir konzentrieren uns bei der Videoanalyse hauptsächlich auf einzelne Spieler und korrigieren Körperhaltung, Stellung zum Spiel, technische Ausführung, Entscheidungsqualität (u.v.m.). Ich kenne auch die Videoanalyse ambitionierter (Dorf-)Vereine: Dort werden nur Spiele aufgenommen und in älteren Jahrgängen Mannschaftstaktiken besprochen. Im Gegensatz bekommen in NLZ Spieler wöchentliches und persönliches Video-Feedback. Ein Vorteil der NLZs gegenüber (Dorf-)vereinen (auch da es Extra-Personal je nach Spielklasse gibt).


    Du hast schon richtig geraten, dass es sich bei der regelmäßigen Videoaufzeichnung um die Spiele handelt, nicht um Training. Schwerpunkte werden danach gesetzt, was gerade problematisch ist. Dabei geht es dann um Individual- und Gruppentaktik bzw. auch mal Mannschaftstaktik; von den von dir genannten Punkten sind also Stellung zum Spiel und Entscheidungsqualität regelmäßig mit drin. Technische Ausführung/Körperhaltung eher nicht. Wir haben auch schon mal im Training etwas aufgenommen, wobei es dann um technische Ausführung ging; das findet aber nicht regelmäßig statt.


    Ich finde das Erstellen von Stärken und Schwächen-Profilen als wichtigste Aufgabe. Vor dem Hintergrund einer ausbildungsorientierten und individuellen Entwicklung kann ich so meinen Spielern gezielt helfen.


    Danke, das hätte ich spontan auch so eingeschätzt.

  • Am Wochenende habe ich zwei U12-Spitzenspiele auf unterschiedlichem Niveau gesehen. Einmal NLZ Bayer04 gegen FC Köln und einmal gute Kreisklasse 1. gegen 4.


    NLZ: 2-Mann-Abwehr, also eher ein 2-5-1 oder 2-4-2. Mittelfeld- oder Angriffspressing. Starkes Verdichten des Raums. Kaum Zeit für ruhige Ballannahme, da immer direktes anlaufen vom abwehrenden Spieler. Enormes Laufspiel, die Jungs hecheln wie Rennpferde. Da gibt es immer Tempoläufe oder Vollsprints. Immer direkt wieder hinter den Ball kommen. Dagegen weniger technische Künste wie Zidanes oder No-look-pass. Tore fallen dann meist, wenn sich ein Spieler mal gegen zwei durchsetzt und dann das Mittelfeld schnell überbrückt wird. Die Schüsse sind natürlich Vollspann und platziert. Aber auch nicht unbedingt mit dem schwächeren Fuss. Behaupte mal komplett beidfüssig sind sie nicht. Positiv: Die Jungs gehen in die Schnittstellen und bieten sich passend an.


    Einer Kreisligamannschaft würden sie durch ihre Handlungsschnelligkeit und ihre Intensität sicher in 60 min 12- 20 Tore einschenken.
    Die Jungs sehen da vom Handlungstempo aus wie Schlaftabletten, obwohl da auch Stützpunktspieler dabei sind. Dem Pressing wären sie nicht gewachsen.
    Die Abwehrspieler sollen sich eher fallenlassen und später stellen. Das Spieler-Niveau in der Mannschaft ist unterschiedlicher. Die Spieler sind nicht so komplett, einiges können sie, anderes wieder nicht.


    Der Ausflug zum NLZ war für meinen Sohn lehrreich. Kann ich nur empfehlen. Man muss sich auch klar machen, dass da die Creme de la Creme aus halb NRW gespielt hat.


    Die guten Fragen zum Schluss, würde ein Stützpunktspieler das Niveau mit dem Training vom NLZ auch erreichen? Soll man sich in dem Alter so dem Fussball verschreiben und den körperlichen und geistigen Verschleiss auf sich nehmen. Es gibt dann nur Schule und Fussball. Brauche ich diese Intensität schon in der U9, U12 oder erst in der U14, damit ich mit 18 voll da bin?


    PS: Ein Unterschied noch: NLZ spielt in der Breite eingerückt, Kreisliga ganze Breite des Erwachsenenfelds.

    Geht natürlich auch anders!

  • @Leverkusener/@all


    Das NLZ-Team besteht aus einem Ausleseteam von Talenten und zwar den besten der Talenten...soweit die ein gutes Auge bei der Auswahl hatten.


    Die sind vom Kopf her/ihrer Entwicklung her - von Gott gegeben - halt weiter. Das sind Spieler, die am Straßenrand dann rübergehen, wenns passt!....


    im krassen Gegensatz zu den geschätzt....70 bis 99 Prozent Gleichaltriger.


    Für mich besteht die Frage, wo -nach deiner Beschreibung- der Unterschied dieser NLZ-Mannschaft zu dem derzeitigen Spiel von z.B. Schalke 04 liegt?
    Für mich besteht auch die Frage, wo der wirkliche tatsächliche Anteil des Trainers dieser von dir beobachteten NLZ-Mannschaft liegt?


    Für mich besteht auch die Frage, ob nicht fast jeder Vollidiot -sorry- dieses Team relativ siegreich führen würde....ähnlich wie man einem Pepp jedes Weltteam anvertrauen kann, aber bei einem Kreisligateam würde er kläglich versagen??? oder es zumindest nicht besser tun können, als ein guter Kreisligatrainer im F oder D - Bereich.


    Und auch die Frage, wieviel Prozent der Spieler des NLZ....U 12...denn bei der A Jugend ankommt (Drop Out...bitte googlen um zu verstehen!) und auch, wie hoch der Anteil der Schuld des NLZ-Trainers liegt, der diese dort nicht ankommenden Jungs versaut hat!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!


    Und deshalb auch mein Hinweis auf meine Anmerkung der letzten Jahre....ebend nicht die Erwachsenenthemen auf Talentsöldnertruppen überzustülpen, sondern sie in einem gewissen Themenfeld mit schwierigeren Aufgaben zu versorgen (um SO zu fördern und zu fördern)....statt ihnen -wie hier- bereits in der U 12 anscheinend und stellvertretend benannt....passiert ist....nähmlich lupenreinen perfekten Erwachsenenfußball abzuverlangen.


    DENEN/vielen wird Fussball bald langweilig sein!


    Frage wäre auch...wie gut einige werden könnten, wenn man sie einfach mal - mit allen fußballerisch-taktischen Fehlern spielen lassen würde...Die Frage kann NIEMAND (anscheinend) beantworten....weil dieser Frage offenbar keiner der Fußballpäpste nachging, ...ich kenne jedenfalls kein Beispiel für ein solches Experiment...da "oben"...wie oftmals auch da "unten"! SCHWACH und aus meiner Sicht DUMM zu gleich!


    Passend hierzu mein neuer Thread den ich zufällig vor Leverkuseners Bericht einstellte:


    Wie wichtig ist die Förderung und Sichtung von Talenten überhaupt

  • Hallo Andre, ich weiß nicht, ob ich dir hier oder in deinem Trend antworten soll.
    Ich sehe da bei uns unterschiedliche Zielrichtungen zum NLZ. Mein Sohn ist 11 und spielt genug Fussball mit dem Stützpunkt und Fussballgeburtstagen und Schulmeisterschaften und und und.
    Realistisch wird er nicht 1. oder 2. Bundesliga spielen. Das NLZ hat aber eigentlich nur dieses Ziel und selektioniert daraufhin. Einzelschicksale sind denen dann wieder egal, auch wenn sie natürlich professionell nett zu allen sind.
    Mein Sohn ist Einzelschicksal und plant (träumt von) für Liga 4-6. Und ich hänge auch genug auf Fussballplätzen ab. IST das NLZ dann erste Wahl?


    Das Training im NLZ konnte ich auch beobachten (war ca. U10). Die Jungs sind gedrillt wie bei der Bundeswehr. Im Laufschritt werden die Tore geholt und es wird keine Minute verschwendet. Das Training ist hoch komplex mit den Laufwegen und Variationen. Das bekommt ein Normalo-Trainer so nicht hin (Spieler auch nicht?). Dazu gibt es meist mehrere Trainer pro Gruppe, auch aus unterschiedlichen Bereichen für Athletik, Kondition und Koordination.


    Grundsätzlich habe ich hohen Respekt vor dem professionellen Training von allen Beteiligten. Das kann nicht jeder. Ich meckere auch gerne über Hilbert und Boenisch bei Bayer 04, aber wenn man das Level an Können und Klasse auf den verschiedenen Leveln von Jugend bis zur Bundesliga sieht, dann haben 98 % echt keine Ahnung, was da abgeht, ob Trainer oder Spieler.


    Der Pep macht auf den PK ein bisschen Karneval fürs doofe Volk und Tuchel ist der Fussball-Professor wenn er von 4-4-2 erzählt. Die Trainer auf dem Level sind deutsche oder internationale Klasse und 1 unter 100.000.
    Der Profifußball muss verkauft werden und jeder kann mitreden. Aber machen können es nur sehr wenige. Ich würde nicht nur an Zufälle und Vitamin B glauben.

    Geht natürlich auch anders!

  • Leverkusener
    Ich kann deine Wahrnehmungen bestätigen. Habe Mannschaften aus unterschiedlichen NLZ in der Altersklasse U12/13 gesehen. Auffällig war ein sehr hoher Laufaufwand. Die Spieler waren zumeist körperlich sehr weitentwickelt. Passspiel, An- und Mitnahme und Schusstechnik sehr gut, allerdings habe ich sehr wenige Dribblings oder riskante 1 gegen 1 Situationen gesehen. Vielmehr wurde versucht über schnelles Passspiel Überzahl und Lücken zu schaffen, die dann konsequent genutzt wurden.


    Diese Betrachtungen führten bei mir zu der Frage: Wird zu viel und zu früh Wert auf das Passspiel gelegt? Im Rahmen verschiedener Diskussionen im Zusammenhang mit der N11 wurde das Fehlen dribbelstarker AV thematisiert. Könnte diese Situation ihren Ursprung im zu frühen Fokussieren auf das Passspiel haben?


    Bereits bei U9 bzw. U10 Mannschaften von "Leistungsvereinen" habe ich schon mehrfach den Eindruck gehabt, dass die Kinder gezielt von Dribblings abgehalten wurden. Wenn sie es in dieser Altersklasse allerdings nicht lernen, dann können sie es später auch nicht abrufen.
    Es wäre interessant zu lesen, ob andere diese Beobachtungen auch gemacht haben.


    Über die körperlichen Unterschiede brauchen wir sicher nicht diskutieren. Zum einen haben die NLZ ein deutlich höhere Trainingsbelastung, zum anderen scheint es mir so, dass, zumindest bei einzelnen NLZ, gezielt nach körperlichen Gesichtspunkten gesichtet wird. Der RAE-Effekt wurde auch schon mehrfach diskutiert.

  • Ich möchte auch an dieser Stelle darauf hinweisen, dass das Schubladenmodell nicht auf jedes NLZ zutrifft. Ich kann Grätsche´s These widerlegen, da bei uns der Schwerpunkt in einer U11 größtenteils auf 1vs1-Situationen (Finten, Abkappbewegungen) liegt. Die Grundtechnik des Passspiels wird gelehrt und auch in einigen Szenen herausgestellt, in denen ein Pass besser als ein Dribbling sein könnte. Letztlich entscheidet die Spielintelligenz des Spielers, wie er in ein Situation entscheidet. Eine Vorgabe, möglichst viel und mit wenigen Kontakten zu passen, gibt es bei uns nicht.

    "Don't forget to love your haters. They keep you motivated."