Fehlende Einstellung

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  • Hallo an die Community,


    nach monatelangem stillen Mitlesen habe ich mich nun entschlossen mich hier anzumelden und mich mit einem "Problem" an euch zu wenden. :rolleyes:


    In meiner Mannschaft scheint es ein Einstellungsproblem zu geben. Das schlägt sich darin nieder, dass wir uns gegen vermeintliche schwächere Gegner dem Niveau anpassen, gegen vermeintlich gleichstarke häufig gnadenlos unterlegen sind und gegen vermeintlich stärkere Mannschaften häufig besser sind. Klingt komisch, ist aber so :wacko:


    Ganz konkret sind das Dinge wie Laufbereitschaft (nach Ballverlust stehen bleiben), fehlende Bereitschaft zum Zweikampf etc. Die Jungs nehmen das auch so hin, sind selbst nicht sauer wenn sie auf die Weise verlieren.


    (Nicht falsch verstehen, ich bin kein Typ der unbedingt gewinnen will, ich will nur sehen, dass jeder sich anstrengt und offensichtlich versucht Alles zu geben).


    Habe die Mannschaft seit 6 Jahren (haben am Anfang 2 Jahre alles verloren- deswegen habe ich immer propagiert, dass Niederlagen nicht schlimm seien und versucht ihnen gut zuzureden).


    Mittlerweile hat die Mannschaft jedoch gutes Kreisniveau. Das rufen wir nur leider viel zu selten aus oben geschilderten Gründen ab. Wenn man ihnen jedoch mal etwas klarer mitteilt , dass zum Fussball auch Kampf dazugehört, läuft das im nächsten Spiel meist sehr gut. Ím Spiel danach ist es aber eigentlich immer ein Rückfall ins selbe Muster.


    Bin mittlerweile echt ratlos.


    Könnt ihr mir helfen? Wie soll ich das weiterhin angehen?




    Vielen Dank im Vorraus,


    Antikicker :thumbup:



    Sorry, hatte ich vergessen. Wäre vielleicht wichtig zu erwähnen, dass wir (Spielen in der Kreisklasse 1) trotz des fehlenden Kampfgeists die meisten Spiele gewinnen. Denke, dass das einer der Gründe für die Situation ist.

    Einmal editiert, zuletzt von Antikicker ()

  • Wie soll ich das weiterhin angehen?

    in diesem Satz könnte schon die Lösung liegen.
    Womöglich wäre ein Trainerwechsel förderlich.
    Sechs Jahre sind eine lange Zeit.
    Nicht falsch verstehen! In dieser Zeit warst du für die Mannschaft wertvoll, hast sie weitergebracht und einen soliden Grundstein gelegt.
    Konstante, verlässliche Bedingungen sind ja am Anfang für die Kids auch wichtig.
    Aber sie werden älter, brauchen irgendwann neue Inputs. Jeder Trainer nutzt sich irgendwann ab.
    Trainertypen passen nicht zu jeder Altersklasse gleich gut. Dem einen Jugendtrainer liegen die "Kleinen" mehr, dem anderen die etwas älteren.
    In der D hängt dein Einfluß u.U. auch vom Eigenkönnen ab, weiß nicht ob der Name "Antikicker" das aussagen soll ???


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • Hast du schon einmal daran gedacht, dass du gegen schwächere Gegner ein paar neue Reize setzt?


    Ich weiß es natürlich nicht sicher, allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass du oft das Gleiche machst. Heißt z.B wir spielen 4-4-2, jeder kennt seine Position und seine Rolle. Das ist eine gute Idee, gegen die guten Mannschaft scheint es ja zu funktionieren.


    Aber wie wäre es, wenn du gegen die schwachen Gegner mal etwas anders machst? Stelle deinen Sechser mal in die Innenverteidigung. Lass deine Flügelspieler mal Positionen tauschen oder Außenverteidiger spielen. Spiel mal mit Mittelstürmer und hängender Spitze. Oder geh noch weiter und ändere deine Grundordnung. Von 4-4-2 auf 4-2-3-1, dann hast du einen Zehner. Oder vielleicht sogar auf eine Dreierkette. Es gibt eine ganze Menge Sachen, die man im Fußball ausprobieren kann - zum Glück!


    So müssen deine Spieler sich aus alten Rollen befreien und wieder mehr denken im Spiel. Du stellst neue Herausforderungen, die erstens mal deine Spieler weiterbringen in Sachen Kreativität, Flexibilität und Spielintelligenz und die zweitens auch die ganze Mannschaft weiterbringen.


    Das "Kampf-Problem" ist oft einfach darauf zurückzuführen, dass der Trainer einen letzten Schritt oder einen kleinen Sprint vermisst. Jetzt stell mal deinen linken Mittelfeldspieler nach links hinten und seh zu, wie er dem Gegner hinterfetzt, weil er meint, dass er gerade einen Fehler gemacht hat, der dem eigentlichen LV nicht passiert wäre.


    Allerdings nicht zu viel Änderungen auf einmal. Hier ein bisschen, dort ein bisschen. ;)

  • Sorry, hatte ich vergessen. Wäre vielleicht wichtig zu erwähnen, dass wir (Spielen in der Kreisklasse 1) trotz des fehlenden Kampfgeists die meisten Spiele gewinnen. Denke, dass das einer der Gründe für die Situation ist.


    Das kann ich mir auch vorstellen, wobei ich open-minded's Option auch prüfen würde. Aber es ist doch ein bekanntes und weit verbreitetes Phänomen, dass ein gutes Pferd eben nur so hoch springt wie es muss. Um das einschätzen zu können, müsste man deine Truppe etwas genauer kennen. Sie ist ja offenbar schon recht lange im Kern beisammen, da kennt jeder den anderen und sich recht gut, die Rollen sind soweit innerhalb der Gruppe wahrscheinlich auch schon ganz gut verteilt und die meisten Spieler sind mit ihrer Rolle soweit ganz zufrieden. Es würde mich auch nicht wundern, wenn die meisten Spieler meinen, nicht nur ihre Position im Team, sondern auch auf dem Platz gefunden zu haben. So hat jeder seine eigene Wohlfühloase und ist mit sich selbst so ziemlich zufrieden, denn besser als er macht es in der Mannschaft auf seiner Position ja wohl keiner, schließlich gehört er da hin und die anderen auf ihre Positionen.


    Wenn ein solches Team dann noch häufig Spiele gewinnt, dann würde es mich sehr wundern, wenn da die Spieler sich nicht zunehmend selbst spiezialisieren und sich nur noch für ihren Teil verantwortlich fühlen, aber eben nicht mehr für das große Ganze. Das klappt dann gegen schwächere Gegner noch ganz gut, aber gegen gute Mannschaften, bei denen, wenn ich jetzt mal vom D9 ausgehe, sechs Spieler aktiv angreifen und alle acht Feldspieler (oder zumindest sieben, wenn der Stürmer sich schon als Anspieloption für den Fall des Ballgewinns anbietet) in der Defensive mit arbeiten, sieht man dann überhaupt kein Land mehr und ist permanent und überall in Unterzahl. In diesen Mannschaften haben es die Spieler gelernt bzw. nie aberzogen bekommen, dass sie stets alle gemeinsam den Angriff tragen, aber auch geschlossen verteidigen müssen. Meiner Meinung nach erreicht man dieses Ziel am besten, indem man eine konsequente Positionsrotation betreibt und gerade im Kinderbereich sehr viel mit kleinsten und kleinen Mannschaften spielt, also vom 1:1 bis zum 4+1:4+1, aber nur selten mit größeren Mannschaften -- von mir aus gerne auch mal zum Spaß, ich verbinde damit aber in der F noch keinerlei Lerninhalte.


    Ich wünsche mir, dass man sich so Spieler heran zieht, die gleichermaßen angreifen wie verteidigen können, die es gewohnt sind, ständig mit spielen zu müssen, sowohl im Angriff als auch in der Abwehr, und die in beiden Bereichen schon vielfältige Erfahrungen gemacht haben. Sie werden es, so meine Einschätzung, dann in der E, wenn das 6+1 kommt, dann leichter haben zu verstehen, dass sie weiterhin die gleichen Aufgaben haben wie zuvor, dass sich aber der Fokus verschiebt, je nachdem, wo sie spielen. Ich würde da aber natürlich unbedingt weiterhin rotieren. Im D9 geht das dann weiter, jeder Spieler muss im Spiel sowohl defensive wie offensive Aktionen bestreiten, je nachdem, wo er aber positioniert wird, verschiebt sich deren Gewichtung und auch ihr Charakter. Rotiere ich da weiterhin, so sorge ich dafür, dass das Spiel für jeden Spieler genügend Reize behält.


    Interessant in diesem Zusammenhang finde ich übrigens die Vorgehensweise der Münchner Fußballschule bei der Positionsrotation im 6+1 und 8+1. David Niedermayer erklärt da, dass er im 6+1 für die Feldspieler ein 2-3-1 bevorzugt und im Spiel quasi nach Volleyballmanier rotiert. Wenn man die Positionen im 2-3-1 von hinten nach vorne als LV, RV, LA, ZM, RA und ST bezeichnet, so geht bei ihm der neu ins Spiel kommende Spieler auf die Position des RA, der Rest rutscht in der Folge RA->ZM->RV->LV->LA->ST->Bank jeweils eine Position weiter. Das macht er wohl so oft, dass jeder Spieler am Ende des Spiels auf jeder Position, außer der des Torhüters, gespielt hat. Beim 8+1 stellt er die Feldspieler im 2:4:2 auf und teilt sie in vier Pärchen auf: IV, LMF, RMF und ST. Da wird dann ein neues Pärchen als RMF eingewechselt, der Rest rotiert dann in der Form RMF->IV->LMF->ST->Bank.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Hallo Antikicker,


    und wenn Du das Niveau im Training erhöhst? Und dann die neu erworbenen Trainingsschwerpunkte im Spiel umgesetzt sehen möchtest?
    Die Jungs wollen gefordert werden. Kinder in dem Alter sind schnell gelangweilt und denken vor allem, dass bestimmte Ergebnisse auch mit weniger Einsatz erreicht werden können. Also neue Herausforderungen über neue Trainingsinhalte schaffen.

  • @Antikicker


    Das ist gar nicht so komisch, was du da beschreibst!


    1. Gegen schwächere Gegner spielt sich sehr viel in dessen Hälfte ab. Also rennen alle deine Spieler nach vorn, weil jeder ein Tor machen will! HInzu kommt, das einige Spieler (die meist noch besonders weit weg vom Ballführenden laufen) mit lauten "hier" Schreien den Ball fordern und so den Ballführenden zusätzlich unter Handlungsdruck setzen. Dabei vom Gegner ausgekontert zu werden, dürfte für jeden Gegner leicht sein. Denn niemand sichert diesen Angriff ab und jeder schaut nur zu, wenn das Leder wegen "höherer Gewalt" futsch ist. Selbst Keeper hat auf "Zuschauermodus" umgeschaltet und wird erst "wach", wenn der Gegner nur noch "einlochen" braucht!.


    2. Gegen stärkere Gegner können deine Jungs sich zeitweilig nicht aus der eigenen Häflte befreien. Der Gegner ist . Die meisten Ballkontakte hat man also in der eigenen Hälfte.


    Was kann man machen?


    zu 1.) Kontrollierte Offensive
    statt bei Balleroberung alle gleichzeitig und in einer Reihe nach vorne zu rennen, sollen sie im Training die "Dreieckbildung" üben. Der hintere Spieler sichert (im Falle des Ballverlusts) ab, sodass die Mitspieler zeit finden, sich wieder zu sortieren und den Gegner gemeinsam attackieren. Ferner dient der hintere Spieler als Anspielstation, wenn der Angriffsraum des Ballführenden vom Gegner zugestellt wurde. Zusätzlich sollte der Keeper lernen, das er seine Distanz zum Ball anpaßt (statt an der Torlinie zu kleben)


    zu 2.) Kontern lernen mit Köpfchen
    statt den ballführenden gegnerischen Angreifer direkt an der Mittellinie zu attackieren, sollte dieser lediglich angelaufen werden, damit er den Ball zurück spielt und selbst ohne Ball weiter in eure Hälfte vordringt. Erst, wenn ein gegnerischer Abwehrspieler an der Mittellinie den Ball führt, solll er attackiert werden. Denn, weil sich nun keine gegnerischen Spieler mehr hinter dem Ball befinden, kann dein Angreifer nach der Balleroberung aufs gegnerische Tor zulaufen. Sobald er in den torgefährlichen Raum eindringt, kann er entweder selbst den Torabschluß suchen oder zum ggf. mitgelaufenen Mannschaftskollegen passen.


    Weil es nicht genügt, jedem Spieler einen Zettel in die Hand zu drücken, wo draufsteht, was er wann wie zu machen hat, bedarf es spielerischer Übungen ohne und mit Gegnerdruck.


    Eine schöne Übung mit Gegnerdruck für das schnelle Umschalt- und Konterspiel kannst du nachfolgend finden:


    Markiere ein Feld von ca. 20 x 20 m mit Hütchen. An den 4 Ecken markiere Torräume mit Hütchen je Felder von 2 x 2 m.
    Ein Torerfolg zählt nur, wenn der der Ball ins eines der beiden gegnerischen Torräume gepaßt und dort vom Mitspieler angenommen werden kann.


    Bei dieser Übung werden gleich eine Reihe von Techniken und Taktiken trainiert
    A. Technik
    1. Balleroberung
    2. Ballmitnahme
    3. Dribbling
    4. Paßspiel


    B. Taktik
    1. akt. Spielsituaion scannen
    2. aktiv werden, z.B. fallen lassen und Zustellen des torgefährlichen Paßraums
    3. Anlaufen des ballführenden Gegners
    4. Scannen der Spielsituation unmittelbar vor Ballbesitz für Kontereinleitung (z.B. schnellen Diagonalpaß zum Mitspieler).


    Sollte dein Team damit überfordert sein, dann beginne mit 2 statt 4 Toren. Auch dabei kannst du Variantionen einbauen, wie:


    1. per TR-Kommando wird festgelegt, auf welche der jeweiligen Tore gespielt werden soll (können mal direkt gegenüber und mal diagonal sein)
    2. zeige durch Hütchen (oder Leibchenfarbe) nach jeder Balleroberung an, auf welches Tor gespielt werden soll


    So ganz nebenbei bekommen deine Jungs auch mit, das es gar keinen Sinn macht, gemeinsam nach vorne zu rennen, weil man dabei seinen Gegenspieler, der zum Schluß immer alles versaut, gleich mitzieht. Man kann sich nur gemeinsam gut organisieren, wenn man die Breite und Tiefe es Spielraums soweit vergrößert, dass man mit dem Gegner "Katz und Maus" spielen kann!


    Also, es besteht gar keinen Grund zur Verzweiflung! Schon ein wenig gemeinsame Denkarbeit hilft weiter!