Zweikampfverhalten, Wettkampfhärte

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  • Wir haben eine recht gute C-Jugend mit teilweise sehr guten Einzelspielern. Wir haben in den letzten Jahr viel Wert darauf gelegt, die Jungs vor allem technisch gut auszubilden. Das merkt man dann auch im Spiel. In unserer Kreisklassengruppe ist keine Mannschaft, die spielerisch mit uns mithalten kann. Allerdings mangelt es einigen meiner Jungs an der offenbar zunehmend nötigen "Wettkampfhärte". Da werden Zweikämpfe nicht mit dem ganzen Körper, sondern lieber nur mit der Fußspitze gespielt. In Spielen gegen Gegner, die "richtig draufgehen" bekommen wir regelmäßig Probleme, weil nur eine Handvoll Spieler in unserem Team ein solches Spiel annimmt und dagegen hält. Vor allem unsere "Edeltechniker" lassen sich scheinbar gerne halten und wegschieben und finden in der Regel kein Mittel gegen aggressiv auftretende Gegenspieler. Ist vielleicht auch eine Frage der persönlichen Mentalität jedes einzelnen. Ich stelle allerdings fest, dass die Mannschaften von Trainern, die eine aggressive Spielweise fordern, auch in der Breite anders zu Werke gehen als meine Jungs.


    Hat jemand eine Idee, wie ich meinen oft allzu braven Jungs ein robusteres Zweikampfverhalten vermitteln kann?

  • Offensichtlich ist ja eine Möglichkeit, 1 vs 1 zu trainieren mit Fokus auf Intensität, nicht auf Individualtaktik. Gerne zum Beispiel auch auf Ballhalten, in einem kleinen Quadrat. Dazu halt intensives Coaching in die Richtung.


    Wir haben, um den Spaß am Körpereinsatz zu fördern, auch schon mit American Football-Trainern zusammengearbeitet und Übungen ausgearbeitet, die dann auch mit Tackle-Kissen liefen. Da ist der Aufwand natürlich dann etwas höher, aber es hat vielen Jungs auch tierisch Spaß gemacht.

  • der im KIFU-Alter technisch überlegene Spieler, setzt diese ein, hat damit persönlichen Erfolg - warum soll er kämpfen, er muss es nicht, ist eh gut genug


    der Schnellere Spieler hat mit seiner Schnelligkeit Erfolg, warum soll er anders spielen


    der körperlich grosse und kräftige setzt dies ein und hat damit Erfolg, warum soll er sich auf seine schwächere Technik konzentrieren?



    lässt ein Trainer das laufen (macht er oft, hat ja Erfolg) setzt sich das fest und je älter die Jungs werden umso mehr bekommen sie
    Probleme, weil ihre Stärken immer weniger ins Gewicht fallen.


    ein gutes Beispiel ist für mich Özil. Mit seiner überragenden Technik ist er immer gut klargekommen, geht es aber etwas härter
    und körperbetonter zu, kommt er an seine Grenzen, das körperliche Spiel hat er nie gebraucht.


    Ich habe im Kifu-Alter da bewusst dagegen gewirkt. Als Beispiel beim starken Techniker auch das Kämpfen und auch körperbetontere Spiel gefördert und eingefordert.


    Das Ergebnis sehe ich jetzt bei einer A-Jugend, bei der im KIFU-Alter ausschliesslich Wert auf technisches spielerisches
    Element gelegt wurde, was heute auch durchaus deutlich sichtbar ist.
    Jedoch die 2 Spieler, die aus meiner ehemaligen Truppe dorthin gewechselt sind haben jetzt in dieser A-Jugend deutliche Vorteile.
    Nicht nur zielstrebiger zum Tor, sondern auch keine Probleme mit der gewissen (gesunden) Härte, die in einer A-Jugend gespielt wird. Was nicht bedeutet, dass sie technische Defizite haben, die sind natürlich nicht zu vernachlässigen.


    was kann man in einer C-Jugend dazu noch tun?


    im Abschlussspiel dem technisch starken Spieler den Kämpfertyp gegenüberstellen, durchaus mit der Vorgabe des etwas
    härteren körperlichen Einsteigens.


    1:1 mit Toren, also Turnier und Wettkampfform


    Spiel gegen älteren Jahrgang, der nicht unfair, aber etwas körperlicher spielt.


    Vorgehensweise bedarf jedoch schon einer starken Kontrolle, dass gewisse Linien nicht überschritten werden.

  • Ist die Mannschaft denn aus der D-Jugend nach oben gekommen? Dann würde sich das ja schnell erklären, da braucht es einfach ein bisschen Zeit.


    Sonst gibt es ein paar Möglichkeiten, das im Training hervorzuheben. Ich kenn da z.B die "Raupe". Bei der halten sich sechs Spieler in einer Reihe je am Vordermann fest. Ein weiterer Spiele steht vor der Reihe und versucht jetzt, den letzten Spieler in der Reihe zu berühren. Der erste Spieler muss ihn daran hindern, ohne dass die Raupe auseinanderreißt. Macht viel Spaß und ist eine super Übung für Körpereinsatz.


    Oder du zwingst in Spielformen in die Zweikämpfe. Zum Beispiel mit mindestens drei Ballkontakten. Inwieweit das dann funktioniert, kann ich dir jetzt aber nur schwer sagen. Unser Trainer lässt bei den Herren auch gerne Ballbesitzübungen mit zugeteilten Manndeckungen spielen.

  • Unser Trainer lässt bei den Herren auch gerne Ballbesitzübungen mit zugeteilten Manndeckungen spielen.


    Finde ich durchaus sinnvoll. Gerade weil im heutigen Fussball die Manndeckung out ist, kann hierdurch im Training bestimmte Eigenschaften gefördert werden.

  • Absolut. Wir spielen das im Spiel zwar gelegentlich auch, aber ihm geht es vor allem darum, sich von einem Gegenspieler zu lösen. Das fördert Entgegengehen, Aufdrehen, Körper einsetzen. Auch das Spielfeld im Blick haben, immer wissen, wo mein Gegenspieler steht. Dazu dann eben der Zweikampf. Man hat keine Sekunde, dann steht einem jemand auf dem Fuß (und das tut bei manchen Schränken ordentlich weh :D )

  • Finde ich durchaus sinnvoll. Gerade weil im heutigen Fussball die Manndeckung out ist, kann hierdurch im Training bestimmte Eigenschaften gefördert werden.

    Daran dachte ich auch schon. Allerdings wenn ich meinen besten Zweikämpfer gegen meinen besten Techniker (mit großen Defiziten im Zweikampf) in einer Spielform Manndeckung spielen lasse, läuft der zweite den erste leider kaputt. :D

  • Allerdings wenn ich meinen besten Zweikämpfer gegen meinen besten Techniker (mit großen Defiziten im Zweikampf) in einer Spielform Manndeckung spielen lasse, läuft der zweite den erste leider kaputt. :D



    Ich frage mal provokant: Woran machst du fest, dass dieser Spieler dein bester Techniker ist?
    Sehen die Bewegungen besonders elegant aus?



    Ich bin nämlich der Meinung, dass man Technik nie von Zeit- und Gegnerdruck isoliert betrachten darf, wenn man diese qualitativ wertet.




    Natürlich sieht alles nach besserer Technik aus, wenn man die Bewegung eher langsam ausfürhrt und kein Gegenspieler mit dem Oberkörper drängelt etc.


    Ein Spieler, der mit 35 km/h den Ball führt kann gar nicht so eine enge Ballführung haben, wie ein Spieler, der mit 15km/h vorwärts kommt.





    Nochmal provokant:
    Es geht im Fussball nicht um die B-Note. Es geht nicht darum in der Halbzeitpause aufzutreten, sondern eben davor und danach muss man seine Technik zielgerichtet unter Zeit- und Gegnerdruck optimal einsetzten.
    Deshalb gibt es in der Sportwissenschaft auch kein Fachgebiet Technik. Es gibt nur den technisch-taktischen Bereich.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Deshalb gibt es in der Sportwissenschaft auch kein Fachgebiet Technik. Es gibt nur den technisch-taktischen Bereich.


    Mag sein.


    Aber jeder Fussballer weiss was gemeint ist, wenn von einem Techniker, oder technisch starken Spieler gesprochen wird.


    Es gibt nun mal auch eine Fussballersprache, die sich begrifflich nicht nach einer wissenschaftlichen Korrektheit ausrichtet.


    wenn ein Techniker gegen einen Kämpfertyp spielen soll, weiss jeder was gemeint ist.


    von einem Techniktaktikter habe ich dagegen noch nie gehört, kommt wohl noch, bin ja noch jung. :D


    wir können auch Erbsen (oder heisst das doch korrekterweise Hülsenfrucht?)zählen .Egal, du wirst wissen was ich meine.

  • Guenter:


    Da magst du recht haben.


    Ich habe nicht klar herausgearbeitet, was ich eigentlich meinte.



    Meine Frage deshalb:


    Ist der Spieler wirklich so gut, bzw. technisch so gut ( der beste )?


    Oder scheint dies nur so, weil er zwar elegant, aber langsam und ohne Gegnerdruck agiert.




    Da vertut man sich ganz schnell.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill