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  • Hallo,


    ich habe ein Problem mit meiner Mannschaft. Und zwar ist uns mittlerweile sehr oft gesagt worden, das wir eigentlich guten Fußball spielen aber ein großes Problem haben.
    Und zwar ist es so, das wenn wir angreifen und den Ball verlieren entweder nicht zurück laufen oder nur halbherzig. Wir schaffen es also nicht schnell eine Überzahl hinter den Ball zu bekommen. Die Gegnerischen Stürmer haben somit oft Überzahl.


    Kenn jemand vielleicht Übungen mit denen ich bei meinen Kids dieses Problem ein bisschen beseitigen kann?


    Gruß
    wallinheimo

  • Hallo,


    kleiner Vorschlag aus dem Handball:


    Baue ein Spielfeld auf. Auf der einen Spielfeldseite ein Tor auf der anderen eine gedachte Querlinie (mit Kegeln abstecken).

    Mannschaft A startet an dieser Linie und hat als Ziel den Torerfolg. Mannschaft B verteidigt. Nach dem Torschuss (egal ob gehalten, Ecke, Tor) geht es mit schnellem Abspiel vom Torhüter (Extra Bälle im Tor deponieren) für Mannschaft B darum den Ball schnellstmöglich über die Querlinie am Ende zu dribbeln (bei Ballverlust von Team A natürlich auch). Sollte Mannschaft A auf dem Weg zurück dahin den Ball wieder gewinnen wechselt die Spielrichtung erneut.


    Das ganze läuft solange bis es Mannschaft B hinbekommt die Linie zu überdribbeln (nicht überspielen!) (dann kurz anhalten, diskutieren, Angriffsrecht wechseln). Verteile Punkte für die Ziele (jedes Tor 1 Pkt., das Überdribbeln 5 Pkt. z.B.).


    Die angreifende Mannschaft wird so genötigt schnell zurück zu kommen, das Umschaltspiel besser zu antizipieren und aktiv gegen den Ball zu arbeiten, um möglichst oft ein Tor zu erzielen bis das andere Team die 5 Punkte holt.


    Hoffe es ist verständlich :)

  • Ohne Berücksichtigung der Altersklasse: Du kannst gut mit Provokationsregeln im freien Spiel arbeiten. Jedes Tor gibt 2 Punkte, außer wenn die gegnerische Mannschaft bei Torerfolg des Angriffsteam es schafft, mit allen Spielern in der eigenen Hälfte zu sein - gibt einen Punkt. Des Weiteren die Spieler fragen, warum sie zurück laufen sollten? Was könnte passieren, wenn der gegnerische Stürmer nur den Pfosten trifft und der Ball prallt ins Spielfeld und niemand ist zurück gelaufen, bzw. die Distanz zum Ball ist zu groß?


    Viel Erfolg weiterhin!


    personalityX

    "Don't forget to love your haters. They keep you motivated."

  • wallinheimo


    Ich weiß nicht, ob es dich tröstet, aber es gibt kaum Teams, die keine Probleme in der Rückwärtsbewegung haben. Vielleicht hast du gestern das Freundschaftsspiel unserer Weltmeister gegen Argentinien gesehen? Da gab es eine Szene im Mittelfeld, in der 4 Mittelfeldspieler lustlos nach hinten trabten, während der Argentinier Di Maria gerade dabei war, an unserer "Restabwehr" vorbei zu laufen. Der nichtsahnende Reporter hatte natürlich schnell den Übeltäter an der der gegenüberliegenden Seite ausgemacht. Aber angefangen hatte der Fehler bereits, als man noch am gegnerischen Strafraum in Ballbesitz war, aber Gomez nicht energisch versuchte, an den Paß zu gelangen, bzw. den gegnersichen Abwehrspieler nicht am Spielaufbau hinderte.


    Als jedoch Gomez sein Stürmerhandwerk erlernte, hat er beim Thema "Nachsetzen" gefehlt und so komplizierte Begriffe "Forechecking" das spätere "Gegenpressing" konnte er sich nicht merken. Wenn das also schon einem Nationalspieler passiert, dann solltest du ein wenig Nachsicht mit deinen Jungs haben.


    --------------------------


    So, nun wieder zu deinen Jungs zurück. Typische Konstellationen im Breitensport sind keine homogenen Teams. Wenn man ein offensiv orientiertes Team hat, dann spielt es gut nach vorne, verteidigt jedoch schlecht. Hat man ein eher defensiv orientiertes Team, gibt es häufig nur Konter über lange Flanken, dafür verteidigt man sehr gut.


    Wie bereits gesagt wurde, kann man durch`s Training ein wenig an den Defiziten arbeiten. Umschaltübungen dafür gibts hier, aber sonst auch satt im Internet.


    Man kann die Kids in dieser Altersgruppe mit Provokationsregeln und kleinen Wettkämpfen sehr gut motivieren. Denn sich zu messen macht Spaß und solange mal die Einen und mal die Anderen gewinnen und der Trainer das Ganze durch dosiertes Lob unterstützt, können alle gar nicht genug davon bekommen.


    In dieser Altesklasse würde ich bei den Umschaltübungen oder -spielformen wenig unterbrechen. Die Kinder sollen spielerisch ihre Erfahrungen sammeln. Die merken ja selbst, wann sie bei einer Aktion erfolgreich sind und wann nicht. Nur, wenn eine Übung oder Spielform nicht klappt, dann soll der Trainer sie zum Laufen bringen. Je nach dem was die Ursache ist, kann man eine ergänzende Info geben oder die Aufgabe vereinfachen, bzw. zunächst einfach beginnen und dann schrittweise durch Provokationsregeln etwas schwieriger gestalten.


    Wichtig ist ferner, genügend kurze Pausen einzulegen, denn die Konzentrationsphasen sind in dieser Altersklasse noch nicht so lang.


    Viel Spaß dabei!

  • Positionsrotation nicht vergessen!


    Den Erfahrungswert hinten in Unterzahl zu verteidigen und in einem Wettspiel ein Gegentor zu bekommen, was vermeidbar gewesen wäre, wenn "die vorne" denn mitgemacht hätten, kann dir keine Spielform liefern :P

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • @schimi


    Sehr guter Beitrag als Beispiel für Überforderung! Den Kindern kann man vielleicht noch helfen, aber wohin sollte denn Gomez rotieren? Auf die Reservebank oder besser noch auf einen Zuschauerplatz? =)

  • Mir fällt dazu spontan die Übung von Horst Wein ein. Das normale Funino-Spielfeld aufbauen: ca. 25x20m, zwei Tore pro Seite und eine Schusszone. Dann werden außen an der Mittellinie Bälle bereit gelegt. Sobald eine Mannschaft ein Tor erzielt hat, darf die gegnerische einen Ball von der Mittellinie nehmen und weiterspielen. Die Übung ist denke ich eher zum Konterspiel trainieren gedacht, weshalb ich mir vorstellen kann, dass die Verteidiger gar nicht so schnell hinterher kommen können. Dann sollten die Bälle an der Mittellinie näher an die Tore gelegt werden, sodass auch die Verteidiger die Chance haben, an den Ball zu kommen. Da muss man dann eventuell mit der Position der Bälle variieren ;)

    „Alles, was wir für uns selbst tun, tun wir auch für andere, und alles, was wir für Andere tun, tun wir auch für uns selbst.” - Thich Nhat Hanh

  • Hier ist auch noch ne passende Spielform (wobei es noch zig andere gibt):

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    Die Spielfeldabmessungen würde ich aber etwas anpassen. Mir sind die Wege zu weit...es sei denn, man stellt den konditionellen Aspekt in den Mitteltpunkt.

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Hallo,
    Spielformen 3:3 oder 4:4 auf 2 Tore oder auf 4 Kleintore.
    da müssen automatisch alle Rollen übernommen werden wenn die Mannschaft erfolgreich sein will.

  • @schimi


    Ich finde die Übung von der Theorie her prima. In der Praxis wird es kaum Teams geben, die in dieser Altersstufe (D - C-Jugend) bereits dieses Niveau besitzen. Von daher ist damit zu rechnen, dass es im Mittelfeld längere 1 gegen 1 Duelle geben kann, weil es dem Abwehrspieler gelungen ist, das Tempo heraus zu nehmen und der Angreifer seinerseits sich nicht anders zu helfen weiß, als den Ball mit dem Körper abzuschirmen. Da passiert dann ohne Provokationsregel (z.B. Torabschluß in 10 Sek.) erst mal nix und alle Anderen schauen zu. Auch für die Praxis ist ein zügiger Torabschluß von Bedeutung, weil häufig noch ein Querpaß zuviel gespielt wird.


    Wenn es bei der Übung aber ums rechtzeitige Umschalten nach gegnerischem Ballgewinn geht, dann müßte m.E. die Regel nicht lauten: wer die meisten Tore erzielt hat, sondern wer die meisten Tore verhindert hat. Denn das würde das rechtzeitige Erkennen und agieren belohnen.


    Wie im Video zu erkennen ist, konzentiert sich der überwiegende Teil der Trainingsgruppe auch nicht wirklich ums Verteidigen, sondern auf eine schnelle Spieleröffnung nach gegenerischem Torabschluß. Dabei wird auch nicht immer ein geordneter Spielaufbau (mit nachrückenden Spielern) gewählt, sondern mit langen Bällen der Torerfolg gesucht. Dieses zu erkennen, verlangt auch vom Trainer taktische Erfahrungen, denn sonst wundert er sich, warum diese Abläufe im Training funktionieren, aber der Gegner sich im Wettkampf einfach nicht aus der Defensive locken läßt, so fast alle langen Bälle abfängt und seinerseits das entstandene Loch im Mittel (weil Spieler bei langen Pässen nicht so schnell nachrücken können) nutzen und ein Tor nach dem anderen machen.


    FazIt: Wie gesagt: die Übung finde ich gut. Sie ist jedoch ungeeignet für unerfahrene Trainer und Spieler im unteren Leistungslevel. Ferner sollte es hier Punkte für die erfolgreiche Torverteidigung (statt für Torerfolge) geben. Torerfolg wäre dann wichtig, wenn`s um schnelle Umschalten nach Balleroberung geht.

  • ja, bring Licht in´s dunkle Übungsdickicht und leite unser Auge. 8o
    Für mich jedenfalls wertvolle "Aha-Effekte". :thumbup:


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • TW-Trainer: Ja, da bin ich bei dir.
    Obwohl die Kinder im Video technisch und athletisch sehr gut zu sein scheinen, finde ich das Antizipationsverhalten verbesserungswürdig. Deswegen wird das defensive Umschalten auch unzureichend trainiert (wobei der vom Threadersteller geforderte Ansatz "Zurücklaufen" schon erkennbar ist ;) ). Mein spontaner Ansatz wäre da jetzt mit etwas Coaching gegenzusteuern. Deiner ist sicher noch eleganter.


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt