Übergang in die D-Jugend

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  • Hallo Trainerkollegen,


    nachdem ich schon seit langem hier stille Mitleserin bin, habe ich mich nun angemeldet und möchte einige Fragen stellen.


    Ich trainiere aktuell eine E-Jugendmannschaft, die nach den Ferien in die D-Jugend wechseln wird.


    Meine erste Frage richtet sich auch nach dem Spielsystem. Ein Kollege hatte ja die Frage vor kurzem auch gestellt. Auch wir (mein Kollege und ich) haben uns gefragt welches System bei einer Neunermannschaft das Beste ist.
    Ich habe gelesen, dass viele hier das 3-2-3 bevorzugen.
    Ich selben hätte zwischen 4-3-1 mit offensiven Außen oder einem 3-1-3-1 tendiert. Auch 3-3-2 haben wir in Erwägung gezogen. Ich bin mir da noch nicht so ganz sicher, aber ich glaube ich würde zum 2. System tendieren. Ich glaube, dass das unseren Jungs am ehesten gerecht wird, aber hat das schon mal jemand in der Praxis ausprobiert?
    Das 3-2-3 erschiließt mich mir ehrlich gesagt noch nicht so ganz. Auf den ersten Blick ist es ja sehr offensiv, aber sehe ich das richtig, dass zwei Spieler aus der vorderen Reihe dann in der Defensivbewegung nach hinten rücken?


    Dann spielen die Jungs ja ab der kommenden Saison mit Abseits. Wie erklärt man das den Kindern am Besten? Für die Stürmer finde ich das noch relativ einfach zu erklären und ich glaube auch, dass die das recht schnell verstehen werden. Aber wie vermittelt man das den Abwehrspielern am Besten? Immerhin haben sie ja jahrelang gelernt, dass sie auf ihre Gegner aufpassen müssen und jetzt, wo das relativ gut klappt, sollen sie rausrücken und die Stürmer im Abseits stehen lassen. Also wir haben jetzt nicht vor eine "Abseitsfalle" aufzubauen, da ja meist Betreuer pfeifen und nicht alle es mit der Unparteilichkeit so genau nehmen. Aber trotzdem können und sollen die Jungs sich ja jetzt nicht mehr nach den Stürmern richten, sondern raus rücken. Wie verinnerlichen die Jungs das am Besten?


    Dann noch eine wie ich finde sehr interessante Frage eines Spielers von mir. Ich persönlich bin eine große Freundin der Raumdeckung und die Jungs, insbesondere die drei im Mittelfeld verschieben auch schon sehr ordentlich. Im Moment ist das allerdings natürlich kein richtiges Verschieben, sondern irgendwie eine Mischung zwischen Mann- und Raumdeckung. Ich hoffe, man kann irgendwie nachvollziehen wie ich das meine.
    Nun hat mich ein Spieler, nachdem er ausgewechselt wurde, mit einer Frage ziemlich überrumpelt.
    Er spielte im linken Mittelfeld und der Gegner war im Angriff. Er hatte einen Spieler gedeckt und ein anderer Spieler lief mit Ball auf ihn zu. Ich wusste auch noch welche Situation er meinte, aber ich fand es sehr schwer, ihm die Frage zu beantworten. Er wollte wissen, ob er vor musste oder nicht. In dieser Situation hätte er tatsächlich vor gemusst und der Abwehrspieler hinter ihm hätte seinen Spieler übernehmen müssen. Das ist aber ja nicht immer so. Hätte der Abwehrspieler selbst einen Gegner gehabt, wäre es ja besser gewesen nur zu verzögern. Und es nützt ja nichts, wenn der betreffende Spieler das weiß, die anderen aber nicht. Daher müsste ich das ja wenn allen erklären.


    Ich spiele selbst Fußball und bin von meinem damaligen Trainer taktisch sehr gut geschult worden, als wir auf Viererkette umgestellt haben. Wir spielen 4-3-2-1 und das klappt hervorragend, weil er uns das wirklich sehr gut beigebracht hat. Er hat uns das damals wirklich in mühevoller Kleinarbeit beigebracht und wir profitieren noch heute davon. Allerdings weiß ich auch, dass das eben nur funktioniert, wenn das Verschieben wirklich alle beherrschen.
    Daher frage ich mich, ob es sinnvoll ist, den Jungs das Verschieben, wenn auch in anderem System, beizubringen oder ob ich sie damit komplett überfordere. Die Mannschaft besteht nächstes Jahr ausschließlich aus Spielern des jüngeren Jahrgangs. Als der Junge mich gefragt hatte, habe ich mir halt die Frage gestellt ob man die Jungs tatsächlich taktisch schon jetzt so weit schulen sollte, jedenfalls im Defensivverhalten.
    Wenn möchten wir das aber auch vernünftig machen und da frage ich mich wie man das am besten macht ;).
    Oder lässt man diese Fragen in dem Alter einfach unbeantwortet?


    Ich habe dem Jungen damals nur kurz geantwortet, dass er in der Situation Recht hatte und vor gemusst hätte, aber dass das nicht immer so ist ;).

  • Hallo Mumpi,


    ich mache mal den Schnelldurchgang..


    1. Ich würde dir raten dich noch mehr in die Materie einzulesen, da du einige Sachen noch nicht vollkommen verstanden zu haben scheinst, was taktische Dinge betrifft.


    2. Es gibt nicht die Formation oder taktische Grundausrichtung. Es wird Spiele geben, die du im 3-2-3 oder 4-3-1 gewinnen wirst oder umgekehrt. Mach dich da nicht verrückt!


    Generell ist gefordert: Alle Spieler sollen sich in Offensive und Defensive einbeziehen. Das heisst also, wie du bereits gesagt hast, dass bsp beim 3-2-3 bei gegnerischem Ballbesitz ein 3-4-1 ergibt. Planst du mit einem 4-3-1 dann sollten deine Spieler bei eigenem Ballbesitz dazu übergehen, dass sich die AV mit in die Offensivaktion einschalten.
    Merke: Nicht die Formation ist entscheident, sondern dass möglichst viele Spieler sich der Situation entsprechend verhalten....
    Ich tendiere wie bereits geschrieben zum 3-2-3. DIe Gründe habe ich bereits in einem anderen Thread dargelegt


    3.Abseits ist auf diesem Niveau eher ein "Abfallprodukt"
    Schule deine Spieler in allen Formen des 1-1, 1-2, 2-2, 3-2 etc...uund du wirst merken, dass sie automatisch ballorientiert verteidigen und äußere Gegner auch mal (zurecht) einfach stehen lassen.
    Und Hochrücken heißt auf keinen Fall dass auf Höhe der Mittellinie verteidigt wird!
    Ganz häufig ist es wichtig, dass sich die Kette nach hinten fallen lässt, um den Raum hinter der Kette zu schließen und Schnittbälle zu verteidigen! Such mal diesbezüglich nach den Onlineseminaren von Ralf Peter, der in diesen genau aufgreift, wann eine Kette höher schieben oder sich fallen lassen sollte

  • Kleine Randnotiz: Ich habe am Mittwoch ein Relegationsspiel für die Leistungsklasse, C-Jugend Jungjahrgang gesehen. Die spielbestimmende Mannschaft hat 2:4 verloren. Alle vier Gegentore sind durch Konter/Pässe in den freien Raum hinter die Viererkette gefallen.


    Ich habe leider noch nicht viele Spiele im mittleren Jugendbereich verfolgen können, aber meine Vermutung ist, dass Viererkette und Abseits auf Kreisklassenniveau oft schlecht/falsch umgesetzt wird. Ich würde lieber auf das letzte Quentchen Kompaktheit verzichten und die Abwehrkette tiefer stellen (gerade bei gegnerischem Ballbesitz).


    Ansonsten halte ich die Formationsdiskussion auch für überbewertet. Entscheidend ist, was die Kinder daraus machen. Gerade im Umschaltmoment gibt es da große Unterschiede. Eine gut ausgebildete spielintelligente Mannschaft spielt eigentlich schon instinktiv zwei verschiedene Formationen. Eine bei Ballbesitz und eine gegen den Ball, z.B. kann aus einem 4-3-1 gegen den Ball, ein 2-3-3 bei Ballbesitz werden (die Außen schieben hoch, die IV breit). Gegen den Ball versucht man kompakt zu bleiben und kollektiv zu verschieben, bei Ballbesitz fächert man auf. Wenn die Mannschaft das gut umsetzt ist das wirkungsvoller als jede Formationsumstellung.


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Ansonsten halte ich die Formationsdiskussion auch für überbewertet. Entscheidend ist, was die Kinder daraus machen. Gerade im Umschaltmoment gibt es da große Unterschiede. Eine gut ausgebildete spielintelligente Mannschaft spielt eigentlich schon instinktiv zwei verschiedene Formationen. Eine bei Ballbesitz und eine gegen den Ball, z.B. kann aus einem 4-3-1 gegen den Ball, ein 2-3-3 bei Ballbesitz werden (die Außen schieben hoch, die IV breit). Gegen den Ball versucht man kompakt zu bleiben und kollektiv zu verschieben, bei Ballbesitz fächert man auf. Wenn die Mannschaft das gut umsetzt ist das wirkungsvoller als jede Formationsumstellung.

    @Schimi


    ich bin da mit dir auf einer Ebene. auf der echten Leistungsebene mag das anders aussehen, aber im allgemeiinen Breitensport.war
    im D-Bereich dein letzter Satz für mich auch die Devise gewesen. welche Grundaufstellung vorgegeben wird ist da nicht von vorrangiger Bedeutung.


    taktische Aufstellunge werden für mich im unteren Jugendbereicht total überbewertet.


  • Ansonsten halte ich die Formationsdiskussion auch für überbewertet. Entscheidend ist, was die Kinder daraus machen.

    100% Zustimmung.
    Ich werfe trotzdem noch das 2-4-2 in den Raum. Defensiv wird das zum 4-3-1 oder zum 4-4. Ist die Weiterentwicklung des "Gemeinsam Tore schießen, gemeinsam Tore verhindern" und Vorbereitung des 4-4-2 auf dem 11er Feld,

  • Zuerst mal danke für eure Antworten!


    Ich verstehe, was ihr mir versucht habt zu erklären. Ich möchte auch, dass die Jungs möglichst flexibel sind. Also die sollen, falls das so klang auf keinen Fall auf ihren Positionen "kleben" bleiben. Wie gesagt, im Moment tauschen die Jungs ihre Positionen auch schon mal selbstständig, was sie auch weiter so machen sollen. Man muss ihnen aber ja ein System vorgeben. Klar kann man das ändern, aber die Jungs müssen ja auch verstehen was das bedeutet.


    Viele der Jungs machen sehr vieles instinktiv richtig. Auf dem kleinen Feld konnten sie aber auch vieles einfach wieder auffangen, weil viele Jungs sehr schnell sind. Aber genau die Situationen wie die oben beschriebenen meine ich. Auf dem großen Feld sind ja nun mal auch viele Lücken, die man nutzen kann. Ich glaube, dass uns das offensiv sogar sehr entgegen kommt, weil die Jungs bereits (jedenfalls meistens) ein gutes Passspiel beherrschen. Ich würde ihnen aber die oben genannten Gegentore gerne soweit wie möglich ersparen ;).


    Wir möchten die Jungs halt gerne möglichst gut vorbereiten, aber meint ihr, ich mache mir da zu viele Gedanken?