Sprung aufs E-Jugend-Feld - was erwartet uns?

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  • Moin,


    vor zwei Jahren empfand ich die Umstellung vom Bambini auf das F-Jugend-Feld ziemlich krass. Einige Kinder profitierten von den Räumen, andere wirkten überfordert. Die "Dribbler" stießen an ihre Grenzen, die "Kopf-hoch-Spieler" blühten auf. Damals gab es 10m in der Breite und 5m in der Länge. Gerade die Breite hat uns aber gut getan, weil das Spiel variabler wurde. Jetzt bekommen wir beim Sprung auf das E-Jugend-Feld "nur" 15m in der Länge. In der Breite ändert sich nix.


    Wir haben schon ein Testkick gegen eine E-Jugend auf dem E-Jugend-Feld gemacht. Die Beobachtungen bei meiner Mannschaft (ganz ohne Wertung):


    - Spielfreude und Kreativität verbessert
    - Tempo des Spiels erhöht
    - Risikobereitschaft größer
    - "hinten" mehr 1:1-Duelle, verringerte Kompaktheit gegen den Ball
    - "ungestümes" Umschaltverhalten nach Ballgewinn öffnet große Räume und wird dann bei Ballverlust zum Problem weil die Mannschaftstaffelung schlecht ist
    - zum Ende waren die meisten Kinder "platt" und liefen auf dem Zahnfleisch


    Zum einen müssen die Jungs mehr laufen, um die größeren Räume zu covern (auch gegen den Ball), zum anderen müssen die Kinder aber besser auf die Mannschaftstruktur aufpassen und dürfen nicht zu überhastet aus ihren Positionen herausrennen, weil sie sonst Räume öffnen, die ein guter Gegner bespielen kann. Also eigentlich müssen Positionsdiziplin und Laufbereitschaft höher werden, was ich in der Kombination nicht so leicht umzusetzen finde.


    Zudem bin ich unsicher wegen der 15m mehr Spielfeldlänge. Schon jetzt in der F haben wir eher Probleme mit der vertikalen Ordnung. Von der Breite profitieren wir hingegen meist. Die größere vertikale Distanz zwischen den Toren erschwert den Spielaufbau "hintenrum", den wir regelmäßig probieren. Es wird noch anspruchsvoller "flach" nach vorne zu kommen und die Verbindungen zwischen Offensive und Defensive herzustellen.


    Bevor es hier falsch rüber kommt: Ich will gar nicht über Mannschafttaktik diskutieren oder die Kinder damit überfrachten. Ich habe den Zustand zwar mit Erwachsenenaugen analysiert, aber ich rede mit den Kindern in dieser Form nicht darüber. Die Jungs sollen einfach spielen. Wir sind bis jetzt ohne große taktische Vorgaben gut gefahren und werden das in der E auch weiter tun.


    Mir geht es nur darum eure Erfahrungen, mögliche Probleme und deren Lösungen (die sich vielleicht erst mit der Zeit entwickelt haben) kennenzulernen. Vielleicht kennt ihr sogar Tricks wie ihr die gesteigerten Anforderungen an das große Feld den Kindern näher gebracht habt, ohne die Taktiktafel rauszuholen oder Trainingsformen der B-Jugend anzuwenden... :rolleyes:


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

    Einmal editiert, zuletzt von Schimanski ()

  • aus der Erinnerung heraus hatte ich da keine grössere Probleme, die Kids passen sich da schnell an.


    muss jedoch sagen, dass ich schon in der F-Jugend die Abwehr bei eigenen Angriffen immer stark mit aufrücken liess (Kontergegentore
    hatte ich besusst in Kauf genommen, trotz mitspielendem TW)


    und bei Gegenangriffen die Angriffer sich immer weit nach hinten orientierten.


    natürliches Fussballspielen, Hinten oder Vorne auf den Ball warten war bei nich nicht gefragt. (mal einfach und banal beschrieben)


    ich gehe davon aus, dass du als alter Hase weisst, was ich meine.


    gg

  • Danke Günter,


    irgendwie sieht man manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht :rolleyes:


    Wir fordern schon seit der Bambini, dass der Mannschaftverbund kompakt bleibt, dass sich alle an Angriff und Abwehr beteiligen, dass die Verteidiger mit hoch schieben und die Stürmer nach hinten arbeiten.
    Ich muss aber zugeben, dass wir das in letzter Zeit nicht mehr so konsequent eingefordert haben. Der Grund lag wohl darin, dass viele Teams gegen uns - gerade in der Hinrunde - eher gemauert haben und wir mit einer aufgefächerten Formation besser die individuelle Klasse ausspielen konnten (ähnlich wie Madrid in Schalke :D ;) ) und eine hohe Kompaktheit das Spiel meist fahrig und hektisch gemacht hat.


    Ich bin trotzdem für weitere Erfahrungsberichte offen...


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


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    Martin Rafelt

  • hallo Schimmi


    eigendlich halte ich mich ja inzwischen aus der reinen Trainingslehre heraus, da es in diesem Bereich Kollegen gibt, die da auf einem
    besseren, da neuem Stand sind.


    trotzdem empfehle ich mal in Bezug auf dein Problem folgende Traingsübung.


    3 gleichstarke Mannschaft, rot, grün und blau.
    Spiel ohne Tore. 2 Farben spielen immer (z.B. dann 8 gegen 4) zusammen und sollen in Ballbesitz bleiben.
    die kleiner Mannschaft muss nun den Ball abjagen, und die Farbentruppe, die den Ball verloren, muss dann alleine den Ball abjagen.
    es ergeben sich ständig neue Mannschaften in Überzahl.


    anfangs ist evt. Hilfestellung des Trainers (jetzt spielen Rot und Blau zusammen) zusammen.


    meine ursprüngliche Zielsetzung war eigendlich Ballbesitz, Erobern des Balles in Unterzahl, Förderung der Konzentration, da
    ständige Mitdenken wer eigendlich jetzt Mitspieler ist.



    dann stellte ich fest, dass die Kids ganz schön clever sein können.


    ergab sich durch Balleroberung neue Mannschaften, nutzen die Ballbesitzmannschaften sehr schnell die Räumlichkeit, suchten neue Position,
    die ihnen grösstmögliche Anspielsituationen schaffte.


    sie schalteten nicht ab, das was man oft sieht, wenn der Ball von der Abwehr in den Sturm befördert wurde, man spielte weiter mit,
    vor allem auch gedanklich.


    nach einiger Zeit wirkte sich das dann auch im Soiel aus.


    in E mal versucht, jedoch dann erst ab D regelmässig ins Training eingebaut.


    vielleicht ist das was für dich.


    gg

  • Hallo Günter,


    danke für den Tip. So ähnliche Spielformen haben wir schon gemacht. Aber deine werde ich noch diese Woche probieren.


    Ich denke, meine Kinder kommen jetzt so langsam in das Alter, in dem die das Raumdeuten, Auffächern und Freimachen verstehen und umsetzen können. Da eignen sich IMHO Spielformen ohne Tor am besten, weil das "lineare Ziel" Tor weg fällt. Von daher danke für deine Übung. Sie passt sehr gut.


    Grundsätzlich sehe ich meine Jungs in dieser Hinsicht schon relativ stark, aber das Problem dabei ist immer wieder die Ordnung/Staffelung/Formation wenn es zum Ballverlust kommt. Dieses vorausschauende (stehen wir auch gut, wenn der Gegner jetzt den Ball bekommen sollte?) fehlt hält noch völlig, aber das kann man von Neunjährigen auch nicht verlangen. Zudem will ich ihnen die Spiel- und Experimentierfreude nicht nehmen. Deswegen lasse ich sie machen und riskieren dann im Umschaltmoment eine relativ offene Stellung.


    Ich habe mir zuletzt einige Spiele von älteren Mannschaften angeschaut und fand es eigentlich relativ schade, dass die Formationen kaum zwischen eigenem Ballbesitz und fremden Ballbesitz unterscheiden. Ich fänd es ernüchternd, wenn meine Jungs in ein paar Jahren auch so spielen würden, vollkommen losgelöst von den technischen Fähigkeiten. Deswegen bin ich sehr scharf auf Übungen, die den Umschaltmoment und das unterschiedliche Verhalten bei eigenem Ballbesitz und fremden Ballbesitz trainieren.


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Ehrlich gesagt fand ich den Umstieg von F auf E fast nicht wahrnehmbar (ok, ein wenig übertrieben). Schon in der F hatten wir oft Felder, die eigentlich E entsprachen und umgekehrt, die Plätze sind ja nicht alle gleich groß.. Klar, ist im Mittel mehr Platz, aber aus meiner Sicht hatte das alleine nur wenig Einfluss auf's Spiel. Viel auffälliger fand ich, dass in der E die Jungs (Mädelz gab es bei uns keine) viel mehr anfangen, auch wirklich zusamen zu spielen. Doch halt, wenn ich's recht bedenke gab es doch eine Auffälligkeit: Man trifft öfter auf sehr tief stehende Mannschaften, die einen sehr schnellen Konterstürmer haben, der mit einem langen Ball geschickt wird. Diese Spieler haben auf dem längeren Spielfeld mehr Platz, ihren Geschwindigkeitsvorteil auszuleben.


    Mein Großer macht jetzt im Sommer den Sprung von E auf D. Die ersten Testspiele als D9 haben sie schon gemacht, das wird noch ein Kampf 8o. Zum einen das grüßere (vor allem breitere) fFeld, zum zweiten der Spung von 7 auf 9 Spieler und vor allem auch das Abseits.. Aber man sieht auch hier, dass einige Jungs den Wechsel im Kopf sehr gut hinbekommen, während andere vollkommen schmerzfrei 5 m im Abseits stehen, aber lauthals den Ball fordern.


    Grüße
    Oliver

  • Noch eine Frage: Wie groß sind bei Euch die F- und E-Felder?


    FV Rheinand-Pfalz


    identisch, vorgegeben 55 x 35


    in der Praxis sieht es jedoch des öftern anders aus. hängt von der dortigen Platzgrösse ab.


    zu sehen: 16er Linie wird durchgezogen, dann von Aussenlinie bis Aussenlinie
    bei F sieht man aber auch, dass die Länge etwas verkürzt wird.


    letztendlich macht jeder, trotz klarer Vorgaben, wie er es will.


    Nachtrag:


    die vorgegebene Grösse ist kein Muss, sondern es heisst dort: etwa


    und etwas kann dann leider jeder auslegen wie er will.


    gg

    Einmal editiert, zuletzt von guenter ()

  • Meine Frage rührt daher, dass es sehr unterschiedliche Feldgrößen gibt. Und daraus ergeben sich dann auch Umstellungsschwierigkeiten der Kinder (oder eben nicht). Bei uns wird in der E z.B. (noch) auf Halbfeld mit 7+1 gespielt während unsere Nachbarkreise von 16er-Linie bis Mittelline in der Breite und von Seitenauslinie bis ggü-liegende 16er-Außenlinie in der Länge spielen. Nach meiner Beobachtung haben 9-Jährige eher Probleme die Breite zu nutzen als die Länge. An den beiden Enden stehen bekanntlich Tore, um die es schließlich geht :D
    Hast Du hingegen ein (zu) breites Feld, wird es schwierig für einen 9-Jährigen, den Raum zu nutzen. Und Raumaufteilung ist bekanntlich ein E-Jugend-Ziel.
    Dshalb die Frage, wie groß das E-Jugend-Feld ist (und natürlich, mit wie vielen Spielern man darauf spielt.).

  • Hast Du hingegen ein (zu) breites Feld, wird es schwierig für einen 9-Jährigen, den Raum zu nutzen. Und Raumaufteilung ist bekanntlich ein E-Jugend-Ziel.


    es kann kein Nachteil so gross sein, dass er nicht zum Vorteil genutzt werden kann.


    hab ich sowas vorm Spiel registriert, wurde die Zielsetzung in diesem Spiel das seitliche Verschieben, egal wie der Gegner sich verhält.


    Umstellung und Anpassung auf veränderte Situationen gehörte für mich zur Aufgabenstellung als Trainer.



    @Don


    ich habe leider nirgendwo gelesen, dass die vorgegebenen Masse eine Mussbestimmung sind. ist schon etwas schwammig und lässt doch
    einige Interpretationen zu



    gg

  • Um das Feld würde ich mir nicht so große Sorgen machen. Entscheidender ist die Zahl der Spieler, an ihr ändert sich ja aber nichts. Das Feld wird zwar 15 Meter länger, aber deine Spieler werden ja auch älter und größer, und sollten daher rein körperlich mit der Zeit immer besser damit zurecht kommen. Wie du und andere schon festgestellt haben, üben die mittig stehenden Tore noch lange eine unheimliche Anziehungskraft aus, so dass eine Verlängerung des Spielfelds die Spieler eigentlich nicht stört, es dauert halt ein bisschen länger, bis man beim Tor des Gegners angelangt ist, aber man kann weiterhin hauptsächlich vertikal spielen, so wie es der Natur der Kinder entspricht. ;)


    Man trifft ab dem zweiten F-Jahr vermehrt auf Teams mit zugewiesenen Positionen, je nachdem, wie der Trainer den Fokus setzt, kommen dann dabei durchaus auch sehr kompakte Abwehrbollwerke dabei heraus, die nur schwer zu knacken sind. Im ungünstigsten Fall dann kombiniert mit dem einen schnellen oder durchsetzungsstarken Stürmer, wie es Don Quijote öfters gesehen hat. Ich würde mich davon aber nicht kirre machen lassen, mach Euer Ding einfach weiter und schult die Jungs darin, innerhalb des sie umgebenden 15-Meter-Kreises alle Situationen spielerisch zu lösen. Immer den Mut fördern, gleichzeitig aber vermitteln, dass man nur selten mit dem Kopf durch die Wand kommt -- wenn ich feststelle, dass zwei Mann in unmittelbarer Nähe zwischen mir und dem Tor stehen, noch ein Dritter dahinter, dann lohnt es sich, rasch zur Seite oder nach hinten zu blicken.


    In der Defensive tendiere ich derzeit dazu, E-Junioren noch dazu zu animieren, mutig gegen den Ball zu agieren, d.h. ich würde sie weiter in dem, was ich für ihr natürliches Verhalten halte, bestärken: der Spieler, der dem Ballführenden am nähesten ist, setzt diesen unter Druck. In diesem Zusammenhang würde ich beginnen, ins individualtaktische defensive 1:1 einzusteigen. Am Anfang wäre da erst mal nur, dass ich mich als Abwehrspieler geschickterweise zu Beginn der Aktion zwischen Gegenspieler und Tor aufhalte und nicht etwa neben oder gar vor ihm. Das zu verinnerlichen wird seine Zeit brauchen, da man es den Kindern ja auch nicht vorschreiben will, sondern sie nach und nach dazu führen möchte. Über viele 1:1-Übungen und Minispielformen würde ich dann versuchen, den Spielern möglichst viele Erfahrungen im defensiven 1:1 zu vermitteln. Bei den anderen Spielern würde ich versuchen ihnen beizubringen, dass es sinnvoll ist, dass der Spieler, der den Ballführenden attackiert, abgesichert wird. Nur, wenn er weiß, dass er abgesichert wird, kann er wirklich mutig in den Zweikampf gehen, deshalb würde ich mit dem Team erarbeiten wollen, dass sofort ein zweiter Spieler zur Absicherung Position bezieht. Und die anderen sollen alle möglichst rasch hinter den Ball kommen und das Spielfeld verdichten.


    Unsicher bin ich noch, wie man mit dem einzelnen gegnerischen Stürmer umgehen soll. Am liebsten wäre es mir, man könnte ihn einfach ignorieren, mir missfällt daran aber, dass man dann recht viele Gegentore fangen könnte, was die Kinder nicht wirklich gut einordnen können.. Steht der gegnerische Stürmer sehr hoch, so könnte man vielleicht den eigenen Torwart dazu animieren, sich so zu postieren, dass er gleichzeitig am Ball wäre. Dazu braucht man aber einen sehr aufmerksamen, entscheidungsschnellen und selbstbewussten Torwart, der auch noch im defensiven 1:1 sehr geschickt sein muss. Zieht der Stürmer außerdem stark nach außen, so kann der Torwart ihm nicht mehr folgen, sonst wäre er bei einem schnellen Vorstoß der Gegner nicht mehr rechtzeitig vor dem eigenen Tor. Ich habe im zweiten E-Jahr deshalb einen Abwehrspieler zurück gezogen, wenn wir gegen eine solche Taktik gespielt haben, er sollte den gegnerischen Stürmer zwar nicht in Manndeckung nehmen, und sich eigentlich auch am Spielaufbau beteiligen, aber es sollte halt ein Abwehrspieler zumindest so nahe sein, dass der hohe Stürmer nicht völlig ungestört agieren kann. Leider kommen E-Junioren so gut wie nie auf die Idee, den Ball auch mal nach hinten zu spielen, so dass dieser Abwehrspieler meistens tatsächlich eher zugeguckt hat, wenn wir in Ballbesitz waren. Deshalb habe ich auch angewiesen, dass diese Aufgabe alle paar Minuten ein anderer Spieler übernimmt.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)