Diskusionen mit Sportlichen Leiter

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
  • Hallo zusammen,


    seit ich an meinem Trainerschein gearbeitet habe (und auch schon sehr gerne vorher) arbeite ich sehr gerne in Spielformen und kaum in irgendwelchen starren Übungen. Spielformen nehmen etwa 2/3 eines jeden Trainings ein. Das fängt schon beim Aufwärmen mit einer Mischform an (sehr häufig 4v2). Der Hauptteil besteht aus zwei teilen, einer taktischen Spielform und einer zum Schwerpunkt passenden Übungsform und dann schließlich ein "gesteurtes Abschlussspiel". Naja vielleicht doch nicht ganz 2/3... Auf jedenfall ist das ganze unserem Sportlichen Leiter nicht ganz so angenehm (er ist ein Fan von Endlospassformen) da er der felsenfesten Überzeugung ist das die Technik so am ehesten kommt. Ich mein es mag ja sein das man so besonders toll die eine spezielle Technik erarbeiten kann aber die Übungen werden meiner Meinung nach wenigen Wiederholungen sehr langweilig. Auch wenn eine Spielform auf Anhieb technisch Anfangs vielleicht noch nicht sauber ist, so glaube aber das in Spielformen wesentlich breiter trainiert werden kann und jeder einzelner Spieler eigentlich mehr von lernen kann.


    Ich meine ich nehme seine Infos ja auch gerne auf er hat glaube ich mehr Trainerjahre als ich Jahre auf alt bin hinter sich, dann noch die A-Lizenz aber es gibt eben Dinge wo wir einfach nicht auf den selben Nenner kommen und versperrt sich absolut vor meinen Argumententen und man merkt das er sauer wird.


    Daher mal meine Frage wie würdet ihr damit umgehen?


    Gruß
    René

  • Ich habe leider noch nicht in deiner Altersklasse trainiert, trotzdem gebe ich hierzu meinen Senf ab.
    Vielleicht hilfst trotzdem.
    Basics sollten nach meiner Meinung immer wieder trainiert werden.
    Endlospassformen sind jedoch ohne Gegner, oder Zeitdruck in der Regel, wenn sie nicht auf ein späteres Spielsystem hinarbeiten, (siehe Peter Schreiner) wohl eher sinnlos und werden auch mit der betreffenden Intensität und Konzentration von den Spielern betrieben.
    Häufig sieht man schematische Passwege mit oder ohne Torschuss. Solche Trainingsübungen konnte ich mir leider auch schon häufig anschauen. Leider habe ich diese Passkombinationen in den betreffenden Mannschaften im Wettkampf nie gesehen.
    Daher nach meiner Meinung visuell reizvolle Zeitverschwendung mit tollem Aufbau.

  • Wenn man anhand einer Uebung, schön oder nicht schön aussehend, 100 Pässe spielt, so ist eine Verbesserung der benannte Technik, vorprogrammiert und alles andere als sinnlos.


    Solange man nicht ständig die gleiche Uebung macht, dafür aber die gleiche Thematik bearbeitet, wird's kaum langweilig.


    Um reine Technik zu trainieren sind Uebungen (mit aber auch ohne) mit vielen Repetitionen bestimmt besser als Spielformen.
    Anders sieht es hingegen bei Technisch-Taktischer Uebung aus. Da stimme ich Peter Schreiners These zu. Möglichst viele Szenen aus Spielen zu Uebungen umwandeln.


    Viele Grüsse
    TRPietro

  • Das man so eine bestimmte Technik weiter verbessern kann ist ja wahrscheinlich auch richtig. Aber um eine technik wirklich beherrschen zu können braucht man doch rund 10.000 Wiederholungen (war doch um den dreh so oder?) Und um andere techniken nicht wieder zu verlernen benötigt man auch eine gewisse Anzahl and Wiederholungen. Da ist die Frage wann soll das alles geschehen bei zwei bis drei einheiten die woche?

  • Unter uns mit dem sportlichen Leiter Trainingseinheiten duchsprechen...ich weiß ja nicht.


    Er soll dir den ausbildungsplan für die u15 geben, dann siehst du zu wie du den erfüllst. wie man am ende des tages die ziele erreicht oder erreichen will, dass ist doch auch immer sache der eigenen philosophie. ich bin mir sicher, dass alles so seine vor- und nachteile hat.


    generel finde ich es schwierig, wenn mir jemand vorschreibt wie ich etwas zu trainieren habe. der rektor an der schule sagt ja auch dem lehrer nicht wie er zu unterrichten hat, sonder was die ziele sind und die hat er zu erreichen. schafft man es nicht, dann muss man halt seinen hut nehmen bzw. seine eigene philosophie hinterfragen.


    bloß weil jemand eine a-lizenz hat, die er vor 20 jahren gemacht hat ist der noch lange nicht besser. manchmal ist es ganz gut jungen, motivierten c-leistungslizenzinhabern das ruder in die hand zu geben.

  • Ich antworte hier mal, ohne die entsprechenden Nachweise bzw. Passübungen zu suchen und zu verlinken.


    Eigentlich hast Du zwei Fragen: Wer hat Recht? Und: Egal wer Recht hat, wie gehe ich mit der Meinungsverschiedenheit um?


    Zur ersten Frage: Ihr beide! Spielformen sind toll und gut und sinnvoll, aber auch Endlosspasskombinationen haben ihren Sinn (sie müssen auch nicht eintönig sein).
    Im DFB-Ausbildungskonzept steht bei den Ausbildungszielen D und C-Jugend u.a. so etwas wie "Verfestigen der Grundtechniken": Das funktioniert über Endlospassformen sehr gut. Im Rahmen eines Trainingsschwerpunktes "Passspiel" sind dann im Aufwärmteil Übungen wie Passquadrate oder Passdreieck (Soccerdrills) mit ihren Abwandlungen sehr gut. Wichtig bei den Endlospasssübungen sind:


    - Technikvariationen einfordern, zum Teil mit steigendem Schwierigkeitsgrad: Innenrist-/ Außenristpässe, nur links/nur rechts, Max. drei/zwei Ballberührungen zur Ballannahme und Passpiel oder nur Direktspiel, Ballannahme und Passpiel mit unterschiedlichen Füßen.
    - Laufwege variieren: Richtungsänderungen und variierende Laufwege machen die Endlospasskombinationen auch zur kognitiven Herausforderung.


    Endlospassformen haben außerdem den Vorteil, dass Du besser noch technische Grundlagen beobachten und korrigieren kannst (Körperhaltung in Erwartung des Balles, Fußhaltung bei Ballannahme oder beim Passspiel) das alles soll in einer U15 durchaus vorkommen. Außerdem erreichst über diese gezielten individuellen Technik-Korrekturen bei älteren Spielern tolle Fortschritte.


    Zur 2. Frage: Wichtiger als die harten Argumente sind bei Konflikten manchmal "weiche" Kriterien, die wir als Außenstehende gar nicht beurteilen können (Vereinsstruktur, "Standing" der handelnden Personen, wie wird ein (eventuell vorhandenes) Ausbildungskonzept von den Verantwortlichen gelebt und (miss)verstanden, "informelle" Hierarchien. Warum nimmt der sportliche Leiter Einfluss auf die Trainingsgestaltung? Oder vielleicht nimmt er gar nicht Einfluss (wenn man ihn fragt), sondern er geht davon aus, einen guten Tipp gegeben zu haben und wundert sich über die "Verbohrtheit" des Trainers.


    Meistens sind gute Konfliktlösungen diejenigen, womit beide Seiten gut leben können.


    Wenn das Euer einziger fachlicher "Konflikt" ist, kannst Du ihm gegenüber so etwas sagen wie: "Habe zurzeit einen anderen Trainingsschwerpunkt, aber im März ist der Schwerpunkt "Passpiel als Grundlage der Ballkontrolle" geplant, da werden sicher Endlosspassübungen fester Bestandteil sein". Du kannst auch so weit gehen, dass Du sagst: "Da habe ich Endlosspasskombinationen zwar nicht besonders eingeplant, werde das aber berücksichtigen - danke nochmal für den Hinweis". Im Hauptteil kannst Du sinnvoll mit Spielformen auf den Passkombinationen aufbauen, weil so am besten das Passspiel unter Gegnerdruck trainiert werden kann.





  • Danke für die Antworten. Mir geht es eigentlich nach einigen Nachdenken weniger um unseren Konflikt sondern glaube ich für mich eher um die Vor und Nachteile der jeweiligen "Philosophien". Das mit den Endlospassformen hatte er als Beispiel dafür genannt als ich ihm sagte das ich überwiegend mit SPielformen arbeite und ich denke er wollte das als Anreiz nehmen das ich da ein wenig mehr über den Tellerrand blicke was glaube ich für uns Trainer nicht unbedingt falsch ist.