Ich bin bei Soccerdrills auf folgende Zeilen gestoßen
"Die Angriffstechniken sollten langsam, aber gezielt später mit einfließen. Hier ist ein gewisses Maß an Zurückhaltung und zusätzlicher Aufmerksamkeit des Trainers gefordert. Die Angriffstechniken umfassen den Abstoß, Abschlag, und sehr wichtig auch den Abwurf bzw. das Zurollen des Balles. Hier ist es wichtig, dass den Kindern die Zeit gegeben wird, sich mit der Situation der Spieleröffnung vertraut zu machen. Es ist gerade hier vollkommen falsch, bei den Kindern auf das Tempo zu drücken. Den Kindern muss die Zeit gegeben werden, die Spielsituation, die sich im Raum des Spielfeldes abspielt, zu erkennen und dementsprechend zu handeln. Das kann in Abschlussspielen beim Training gut eingeübt werden, bei lockeren Trainingsspielen verliert der Torwart die Angst, den Ball zum „falschen Spieler“ zu befördern."
Gewünscht hätte ich mir allerdings, das den interessierten Trainern vermittelt wird, wie sie es denn hinbekommen, dass ihre Torwartanfänger dem Gegner nicht jeden zweiten Ball vor die Füße werfen oder schießen! Denn das ist ja der Normalzustand, der verändert werden soll!
Bei den Feldspielern ergeben sich diese "Drucksituationen" bei jedem sich anbahnenden Zweikampf. Beim Torwart liegen ein paar Meter dazwischen. Das macht die Sache für die Keeper eben nicht so leicht nachvollziehbar.
Dennoch kann man es zeigen und auch üben, sodasss selbst 10 - 11 jährige Anfänger nach wenigen Trainingseinheiten Fortschritte erzielen!
Beispielübung:
3 Torleute bilden ein Dreieck. Abstände untereinander ca. 6 - 8 m. (Durch Hütchen markieren, damit die Abstände besser gehalten werden können.
Aufgabe 1:
Torwart 1 wirft den Ball hoch zu Torwart 2. Dieser fängt den Ball legt ihn sofort ab und paßt ihn mit dem Innenspann zu Torwart 3. Torwart 3 nimmt den Ball auf, wirft ihn hoch zu Torwart 2. Dieser fängt ihn, legt ihn ab und paßt ihn mit dem Innenspann zu Torwart 1. Bitte darauf achten, dass jeweils der richtigen Fuss zum Flachpaß eingesetzt wird.
Aufgabe 2:
Dito, jedoch mit 2 Bällen gleichzeitig, wodurch ein Zeitdruck simuliert wird.
Aufgabe 3:
dito, jedoch wird der Ball nicht geworfen, sondern flach gepasst und so präzise mit dem "richtigen Fuß" weitergeleitet werden.
Aufgabe 4 - 5:
dito, jedoch wird der Ball auf den Körper geworfen und in den Fuss, sondern in den Lauf geworfen bzw. gespielt wird
Spielformen:
Nach jeder Balleroberung im eigenen Drittel (in der Halle in der eigenen Hälfte) wird der Ball zum Torwart zurück gepaßt. Dieser eröffnet das Spiel durch einen geeigneten Paß (z.B. zur anderen Seite oder und/oder in den Lauf des Mitspielers)
Erläuterung:
Wenn ein Torwart aus dem Spiel heraus keine Anspielstationen findet, dann liegt es fast immer an der zu langsamen Spieleröffnung. Ob er den Ball dann zu einem zentralen oder äußeren Gegner paßt, spielt fast keine Rolle, weil dieser aus dem Fehlpaß resultierend sofort frei zum Tor laufen kann.
Mit der Kenntnisvermittlung:
1. eigenen Abstand zum Ball anpassen (z.B. Übung 1: "hohen Ball fangen" oder Übung 2 "unter Zeitdruck den Ball fangen" oder Übung 4 - 5 "Ball in den Lauf fangen")
2. schnelle Spieleröffnung (z.B. sofortiges Ablegen und Passen über Innenspann )
3. erfolgreicher über die Außenbahnen (z.B. über gezielte Pässe zur Aussenbahn)
erwirbt der junge Keeper Wissen, wie ihm ein erfolgreicher Spielaufbau gelingt.
Natürlich kommen Abstöße und Abschläge als Spieleröffnungsvarianten hinzu. Hier ist es außerdem wichtig, dass die Bälle die richtige Flugbahn nehmen und über die nötige Länge verfügen. Auch das hat weniger mit Kraft, sondern mit Bewegungsdynamik des Keepers zu tun. Jedoch sind die Körpergröße, geringe Muskelkraft und eingeschränkte Koordination Faktoren, die der Trainer nicht beeinflussen kann.
Fazit: Die offensiven Aufgaben sind genauso wichtig wie die defensiven Aufgaben. Ein Grund, warum kaum ein Torwart im oberen Jugend- und Seniorenbereich fussballerisch mit seiner Mannschaft mithalten kann und unter Druck Fehlpässe entstehen, ist die Vernachlässigung der offensiven Aufgaben des Torwarts! Auch ein Kindertorwart benötigt geeignete Übungen, auf die später ein vielseitiges, umfassendes und abwechselungsreiches Training aufgebaut werden kann. Natürlich ist so etwas weit davon entfernt, dass der Torwart die Mannschaft trainiert und die Mannschaft den Torwart trainiert. Weil das aber auch in der Vergangenheit nur mäßig funktioniert hat, sollte man sich besseren Möglichkeiten widmen. Wie wäre es also mit ein paar Übungen, die auch schon in dieser Altersgruppe erfolgversprechend sind?