Training Defensivverhalten

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  • Vielleicht nicht ganz passend, weil es hier um eine Defensivtaktik bzw. Verhalten in Gesamtheit geht.


    Ich würde gerne wissen, wie ich meinen Sohn dabei unterstützen kann, dass er die "neue" Spielweise seines Vereines entsprechend verinnerlicht und somit für sich persönlich schneller voran kommt.


    Info (edit) - E Jugend Spieler.


    Er hatte bei seiner vorherigen Mannschaft die Anweisungen, er sollte hauptsächlich vorne bleiben und nicht zu viel mit nach hinten arbeiten. Also nicht das Prinzip, wir verteidigen alle zusammen... Diese Spielweise hat er natürlich über einige Zeit hinweg verinnerlicht und somit ist es in seinem Kopf immer noch verankert, alles menschlich und vor allem normal. Ich möchte keine Wunder von meinem Kinder erwarten, daher die Frage, wie lange dauert es, bis ein Kind die Prinzipien die im Training gelehrt werden so umsetzen, wie es der Trainer "vorlebt". Natürlich ist das individuell bei einem Kind, aber es gibt sicherlich einen Richtwert?


    Die neue Spielweise ist nun aber, dass er sowohl offensiv als auch defensiv immer volle Pulle spielen soll, sprich er bereits nach Ballverlust, sofort wieder bissig dran bleiben soll und auch wenn man nicht im Ballbesitz ist, den Ball sofort wieder hinterher geht.


    Gibt es da Möglichkeiten, wie ich ihn dabei unterstützen kann? Es ihm spielerisch beibringen kann, ihn ohne "Zwang" bzw. ohne es ihm ewig zu sagen beibringen kann? Ich bin fest davon überzeugt das er das kann, weil es im Verein zuvor auch lange Zeit seine Spielweise war, diese ihm aber ausgeimpft worden war und es eben noch zu sehr in seinem Kopf eingebrannt ist.


    Er hat das auch jetzt schon Phasenweise drin. Offensiv, wo er sich halt auch mehr sieht, macht er das immer schon mit voller Pulle im eigenen Ballbesitz.

    Oder gibt es keinerlei Möglichkeiten und soll ich ihn dabei gar nicht unterstützen und es muss in seinem Kopf einfach wieder klick machen? Ich persönlich schätze, dass ich ihm bestimmt irgendwie helfen kann, ohne Zwang, ohne ihm etwas "vorzuschreiben" und zu sagen, du machst das so.


    Er spielt unheimlich gerne Fußball und es liegt mit Sicherheit nicht an einer Unlust oder das er Fußball nicht spielen möchte. Wäre dem so, wäre es eine Leichtigkeit, dass er einfach aufhört und sich einem anderen Hobby widmen könnte. Ich persönlich habe aus Gesprächen mit ihm mitgenommen, dass er sich selbst kritisch sieht, wenn ihm mal etwas nicht so gelingt, wie er gerne möchte. Ich rede ihm immer wieder zu, was für ein toller Mensch er ist, was für tolle Fähigkeiten er als Mensch und als Fußballer hat und er an sich glauben soll und kann, denn wir als Familie tun das.


    Danke im Voraus :).

  • Hi Peter, ich hatte in dieser Saison auch einen Neuzugang mit demselben Problem. Ich habe ihn dann ein paar Wochen in der Abwehr spielen lassen und danach hat er automatisch auch im Sturm mit nach hinten gearbeitet.

  • Da ich Elternteil bin, würde ich gerne wissen, wie ich das in der Freizeit machen kann. Ich bin ja nicht Trainer.

    Ich glaube das hatte ich nicht geschrieben.


    Die Idee wäre sonst aber natürlich super.

  • Hi PeterUnlustig,


    wenn ich es richtig verstehe reden wir über schnelles Umschaltspiel, das hier verbessert werden soll.


    In der Regel erfordert dies intensives Training im Mannschaftsverbund. Das Thema ist so anspruchsvoll, dass es auch bei jeder Bundesligamannschaft regelmäßig auf dem Trainingsplan steht. Trotzdem schadet es aus meiner Sicht nicht, schon in der E Jugend (entsprechend dosiert) damit anzufangen. Auch die Trainingsphilosophie Deutschland bietet einige Ansätze, wie das schon in dem jungen Alter spielerisch vermittelt werden kann. Allerdings handelt es sich dabei in der Regel um Übungen, die im Verbund, also mit mehreren Spielern gemacht werden, was für dich als Nicht-Trainer natürlich schwierig ist.


    Aus meiner Sicht hast du 2 Handlungsmöglichkeiten, um deinen Sohn zu unterstützen:

    1. du gehst auf den Trainer zu und schilderst die Herausforderung deines Sohnes. Wenn andere Kinder in der Mannschaft dieselbe Herausforderung haben (was ich für sehr wahrscheinlich halte) oder der Trainer das Umschaltspiel insgesamt verbessern will, wird er offen für entsprechende Übungen sein.

    2. Du trainierst mit deinem Sohn Reaktionsschnelligkeit. Hier eine Übung, die mir sehr gut gefällt:

    - Sohn sitzt auf dem Boden du stehst direkt davor und hast einen Ball in den Händen. Deine Hände sind nach oben gestreckt. Du schreist „hopp“, lässt dann den Ball fallen, dein Sohn fängt ihn auf.

    - Steigerungen:

    Du schreist nicht „hopp“, sondern lässt den Ball einfach fallen.

    Du hältst den Ball zu Beginn nicht nach oben, sondern vor deine Brust/Bauch.

    Dein Sohn springt auf, sobald du „hopp“ rufst. Der Ball darf einmal vom Boden ab prallen (auf einer Wiese sehr schwierig), dann nimmt ihn dein Sohn an und jongliert dreimal (oder öfter). Zum Start ist es einfacher, wenn dein Sohn nicht sitzt, sondern auf einem Bein kniet.

    Wenn dein Sohn allein trainieren will, kann er den Ball im Sitzen/Knien auch selber auf den Boden prallen lassen und dann aufspringen und jonglieren.

    Zahlreiche weitere Übungen zur Reaktionsschnelligkeit findest du im Internet


    Wichtig:

    Die Variante mit aufspringen und jonglieren ist sehr anspruchsvoll. Erwarte nicht zu viel und führe langsam an diese Variante heran.

    Bei diesen Übungen spielen technische Fähigkeiten und Spaß nur eine begrenzte Rolle. Deshalb sollten im E Jugend Alter andere Übungen den Schwerpunkt bilden.

  • Danke für die Schilderung. Ich werde das mal versuchen mit ihm zu machen. Der Inhalt beim Trainer ist in bestimmten Formen immer in abgewandelter Form vorhanden. Die Handlungsschnelligkeit wird hier mMn immer in gewisser Dosis gemacht. Bei jedem Training implementiert.


    Die Kinder die nicht neu sind, die haben das schon nahezu verinnerlicht, weil sie halt schon etwas länger da sind. Alles ganz normal und es ist mMn einfach ein Prozess den er durchmacht.


    Früher war er überall auf dem Platz zu finden und hatte genau diese Handlungsschnelligkeit. Sie wurde aber irgendwann nicht mehr verlangt und es wurde ihm im Training "abtrainiert"...


    Ich möchte ihn halt dabei unterstützen, dass er schnell wieder zur alten Stärke finden kann und diese Handlungsschnelligkeit in den Umschaltsituationen ebenfalls hat. Also bei ihm beschränkt sich das eigentlich auf das Defensive. Er hat diese Momente, aber manchmal wirkt es so als ob er da dann keine Lust hat mit zu verteidigen und sich auf seine Mitspieler verlässt.


    Ist das vielleicht eine Einstellungsache? Kann man das irgendwie positiv beeinflussen?


    Ich hatte ihn mal gefragt, ob er wisse, wieso er sein Team nicht unterstützt und ebenfalls mit verteidigt, dass es ihnen helfen würde, wenn er mitmacht und sie es als Team so gemeinsam leichter haben. Ebenfalls meinte ich zu ihm, dass dann der Weg zum Tor viel kürzer ist und er als Einzelspieler aber sie als Team auch viel schneller zu Toren kommen.


    Ich meinte auch zu ihm, wer sein Lieblingsspieler ist, ich weiß es ja vorher, und zeigte ihm, dass auch er sofort nach Ballverlust verteidigt.


    Ich wollte ihm also keinen Vorwurf machen, sondern die positiven Seiten aufzeigen.


    Noch weitere Ideen oder meint ihr, es ist wirklich nur die Handlungsschnelligkeit die er wieder zurück bekommen muss?


    Ich habe das Gefühl, dass er halt gehemmt worden ist, als er genau diese Stärke hatte und sie ihm austrainiert wurde.


    Glaube aber, dass es ein Ding ist, was man bestimmt wieder hinbekommt.

  • Natürlich hast du recht.


    Fußball ist aus meiner Sicht zu 50% Kopfsache/„Wollen“ (nur die anderen 50% macht man mit den Füßen/„Können“).


    Da du schon mit ihm geredet hast und ihm auch positive Beispiele/Vorbilder gezeigt hast, gehe ich davon aus, dass er auch verstanden hat um was es geht. Zusätzlich sagst du, dass er es früher auch gemacht hat, deshalb gehe ich davon aus, dass er auch körperlich dazu in der Lage ist/eine ausreichende Ausdauer hat, um offensiv und defensiv mitzuarbeiten. Es fehlt also wahrscheinlich nur an dem, was ich oben als „Wollen“ bezeichnet habe.


    Dieses „Wollen“ durch Reden/Belohnen/Bestrafen, also extrinsisch, zu beeinflussen ist schwierig, bewirkt, besonders wenn das Kind einen ausgeprägten eigenen Willen hat, oft sogar das Gegenteil. Eine Lösung, die Sportpsychologen/-pädagogen vorschlagen ist, die gewünschte Handlung mit positiven Emotionen/Spaß zu verknüpfen.


    Wenn du also eine Übung findest, in der Reaktionsschnelligkeit (durchaus in Verbindung mit Anstrengung und fußballerischem „Können“) positive Emotionen bei ihm hervorruft, kann er das vielleicht auf das Spiel übertragen und lernen, dass schnelles Umschalten und eine daraus resultierende Balleroberung in der Defensive, genauso viel Spaß machen, wie ein Torabschluss.


    Unterstützen würde ich das ganze dann eher subtil (Vorsicht, mein Sohn durchschaut mich dabei inzwischen relativ schnell) in dem ich Aktionen (von Profis im TV, nicht von seinen Mit-/Gegenspieler!) lobe, bei denen gut nach hinten mitgearbeitet wurde und seine Defensivaktionen genauso feiere, wie gelungene Aktionen in der Defensive.

  • Wie wäre es mit Fangen spielen?

    Geht auch als Familie.


    Kein Kind würde als Fänger in einem Raum stehen bleiben und diesen "bewachen". Dazu braucht man auch kein besonderes Training oder Equipment oder Mannschaftstraining für Umschaltspiel.

    Sobald man Abgeschlagen wurde, wird man Fänger und rennt solange den anderen hinterher, bis man jemanden abgeschlagen hat.


    Das versteht jedes Kind.