Wie geht man mit einer absoluten Fehlbesetzung in der Rolle des Laienschiedrichters um?

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  • Vorbemerkung: hier geht es nicht darum, die bemühten "Hilfsschiedsrichter" bei Jugendspielen zu kritisieren - nicht einmal die leicht parteiischen oder einfach von Natur aus etwas weniger fähigen.


    Nein - hier geht es um den Fall, dass von der Seite, die den Schieri stellen darf, ein echter aggressiver Querschläger benannt wird und dieser das Spiel dann pfeift (E-Jugend).


    Während des Spiels pfeift er dann nicht nur einseitig, sondern übersieht üble Fouls und kümmert sich nicht um verletzte, auf dem Boden liegende Spieler des Gegners, schützt nicht den gegnerischen Torwart und ermöglicht damit daraus folgende Tore.


    Auf sachliche Einwände von Außen und Aufforderungen, verletzte Spieler behandeln zu dürfen, reagiert der "Spielleiter" mit der Aufforderung, das die Störer der Anlage zu verweisen seien und beschimpft diese (mit Beleidigungen).


    Wie verhält man sich sich da eigentlich? Haben Spieler, Trainer und Eltern überhaupt keine (Bürger-)rechte mehr und können/müssen alles nur hinnehmen?


    Stellt euch einfach mal den schlimmsten Störer, den ihr jemals am Spielfeldrand hattet, als Schieri vor und gebt mal Tipps für so einen Fall.

  • Stefan70


    Natürlich kann ich dir nicht deine Fragen beantworten, weil ich nicht dabei war!


    Wenn du dir ein Feedback von Trainerkollegen einholen möchtest, dann solltest du die Szenen etwas genauer beschreiben. Insbesonders interessieren die Zuhörer auch, ob und wann du erstmals beim Spiel mit welchen Worten (sinngemäß= den Schiedsrichter zurecht gewiesen hast? Meistens schaukelt sich so etwas hoch, denn auch Schiris sind nur Menschen und Laienschiedsrichtern fehlt zu dem die Erfahrung, in solchen Situationen souverän gegenüber jedermann zu handeln.


    Du möchtest ja vermeiden, das dir soetwas nicht noch einmal passiert und erwartest Hilfen hier im Forum?!?

  • Natürlich gibst du keine Bürgerrechte ab, allerdings sindd eine Rechte im Fussball sehr limitiert. Denn dort hat erstmal der Schidsrichter recht.


    Was kannst du also machen. Wird zu brutal, nimm deine Mannschafts vom Platz, scheiß auf die drei Punkte und stell dich ggf der Kreisspruchkammer. Dort wirst du zwar auch verlieren, aber der Kollege Schidsrichter ist erstmal in den Akten.


    Bei verletzten Spielern ist das ganze etwas anderes. Siehst du einen Spieler am Boden der verletzt ist, hast du laut Bürgerrecht sogar die Pflicht ihm zu helfen. Verwehrt dir der Schidsrichter den zugang zu ihm würde ich mal über eine Anzeie wegen behinderung nachdenken. Denn in diesem Fall wirst du recht erhalten. allerdings wird dich der Schidsrichter dann vom Innenraum entfernen, eintrag in Spielbericht und ggf auch eine Kreisspruchkammer. Dort wird es aber interessant. Kannst du dort darstellen das eine Notlage zu erkennen war hat der Schidsrichter schlechte Karten. Da eine Notlage relativ ist solltest du am Besten Fotos oder noch besser ein ärztliches Attest haben. dann hat der Kollege ganz verschissen. Aber auch wenn sich nachher festellen läßt, dass nichts schlimmes war, bist du rein rechtlich verpflichtet nachzusehen. Dieses kannst du auch machen, wenn du bereits aus dem innenraum verbannt bist.


    In unserem Kreis hat der Schidsrichter übrigens nicht das recht dich des Platzes zu verweisen, sondern lediglich aus dem Innenraum. Vom Platz kann dich nur ein offizieller der Sportanlage verweisen. Das wäre zB ein Trainer oder jemand vom Vorstand. Sollte allerdings der Schidsrichter beides sein, muss er dich darauf aufmerksam machen dass er nicht als Schidsrichter dich der Anlage verweist, sondern als offizieller des Vereins. das könnte dann auch wieder zu problemen kommen, da der Schidsrichter ja eigentlich neutral sein muss. Aber da will ich mich nicht festlegen.


    Bei Beleidigungen steht dir der weg zum Gericht auch frei. Je nach schwere dieser würde ich das sogar machen. Vor der Kreisspruchkammer hast du allerdings einen schweren stand, denn dann müsste der gegnerische Verein dieses auch aussagen, ansonsten sind die Chancen sehr gering.


    Wie du siehst, hast du einige möglichkeiten. Die meisten führen allerdings dazu, dass du die Punkte verlierst und der Verein Kosten aufgrund der Kreisspruchkammer am Arsch hat. von daher ist es meist sinnvoll ruhe zu bewahren und nur bei wirklich ganz üblen sachen zu reagieren. Außerdem schließe ich mich meinem Vorschreiber an, dass meisten 2 Leute zum streiten gehören und man auch mal überlegen sollte, wie man mit dem gegenüber in der Historie umgegangen ist. Nicht umsonst gibt es das Sprichwort: Wie du in den Wald hinein rufst, so schallt es heraus

    Einmal editiert, zuletzt von Stefan67 ()

  • Sorry für die Verzögerung - war zwei Tage unterwegs.


    TW-Trainer: ich gebe dir Recht, dass so etwas sich aufschaukeln kann usw. Im Einzelfall habe ich etwas gesagt (ähnlich: sollte/muss man doch pfeifen) bei Szenen, wo der Angreifer dem Torwart beim Abschlagen den Ball aus der Hand trat. Später dann bei nicht unterbrochenem Spiel bei Verletzungen und Heraustreten des Balls unter dem Torhüter. Ja - da habe ich auch etwas von fehlender Regelkunde gesagt. Meist brüllte der Laienschieri aber Eltern an, zu denen er hinlief (die Eltern unserer Mannschaft standen ordnungsgemäß abseits des Platzes hinter einer Laufbahn und hinter einem Handlauf), wenn diese eine Unterbrechung wegen Verletzung ihres Kindes forderten. Diese hat er er auch offenbar beleidigt (Schwachkopf), wie mir gesagt wurde.


    Aber: mein Anliegen war ja eher ein Grundsätzliches. So ein Laienschieri könnte ja noch viel schlimmer auftreten. Zum Beispiel selbst ins Spiel eingreifen oder Kinder beleidigen usw. usw. Die Palette menschlicher Fehlhandlungen ist ja nun einmal unendlich.
    Und da könnte ein jeder von uns wirklich mal dumm dastehen. So besonnen er / sie auch ist!


    Und die Kinder? Was lernen die denn daraus? Der Umgang mit den Schiedsrichtern, die sich Woche für Woche der Kritik von Spielern und Zuschauern stellen, ist doch sowieso für die meisten Menschen schwer zu erlernen. Was man sich da auf der Tribüne eines Spiels oder auch bei einem Herren-Kreisligaspiel als Zuschauer anhören muss...


    Stefan67: Danke für die detaillierte Antwort. Da sind ja fast schon alle Eventualitäten berücksichtigt. Insgesamt ist es für jeden Betroffenen wohl am besten, die Sache schnell zu verdrängen und wieder weiterzumachen. Die Kinder schaffen das auch ganz schnell. Ich habe bloß ein wenig Bauchweh, weil man den aggressiven Nehmen, Nehmen, Nehmen Typen immerzu nachgibt.



    Nach den jüngsten Erfahrungen ist mir das Spiel nach FPL Regeln oder mit "echten" Schiedsrichtern wirklich lieber.

  • Stefan70


    Vielen Dank für deine Erläuterungen, die ich sehr gut nachvollziehen kann. Mein Sohn war auch mal Keeper in dieser Altersgruppe und so habe ich manches noch gut in Erinnerung. Allerdings war es meist so, das er bei seinen Aktionen nicht nur den Ball zu fassen bekam, sondern gleich die Gegenspieler und manchmal auch die eigenen Kameraden seinen "heißen Atem" zu spären bekamen. Insofern mußte ich mehr Angst um die anderen Spieler haben als um meinen Sohn. In diesem Alter ist aber kein Kind bewußt und aus eigenem Antrieb unfair, sondern nur unerfahren und ungeschickt. Ähnlich ist das mit Laienschiedsrichtern! Sie sind unerfahren und ungeschickt. Manchmal soll es sogar vorkommen, das sie in ihrer Hilflosigkeit andere Spielteilnehmer beschimpfen. Leider gibt es sogar Fälle, in denen sich die Streithähne bereits im unteren Jugendfussball vor dem Sportgericht wieder treffen.


    Die pfeifen meist nur 1 mal, wenn sie erkennen, das ihre Leistungen nicht gleichermaßen anerkannt werden. Wer hat schon Spaß am Streß mit gegnerischen Eltern? Ein weiterer Vorteile der unteren Jugendligen besteht darin, das man pro Saison in 2 Staffeln spielt und so auch andere Gegner bekommt.


    Ich würde mich im Nachhinein nicht so sehr über diesen Laienschiedsrichter aufregen, sondern (wie du es schon sehr gut selbst beschreibst) mich schöneren Dingen zuwenden und mich auf meine Traineraufgaben konzentrieren.


    Es wird immer mal wieder vorkommen, das man sich über das Verhalten vom Gegner oder dem Schiri ärgert. Wichtig ist aber, das man nicht
    Über Zeit, die man mit Ärgern verbringt, ärgert man sich hinterher am meisten!

  • Man kann es nachher im Bericht vermerken, der Effekt hängt dann von den Offiziellen ab, wir brauchten mal 1 Jahr lang nicht in einem Nachbardorf antreten... Man muss immer sehen: jeder Laiendarsteller kann im KiFu den "Unparteiischen" geben, Hauptsache: billig/umsonst: solange uns der KiFu keinen echten Schieri (geld)wert ist, es keiner außer einem wie von dir beschriebenen machen will, was darf man erwarten? Wer essen geht u. nichts bezahlen will, darf sich auch nicht wundern, wenn der Koch willkürhaft serviert, was er will, ohne auf Qualität zu achten ;) Natürlich leidet der Fairnessgeist ALLER Kinder daunter, auch derer, die bevorteilt wurden. Das sollte man den "unverantwortbar-Verantwortlichen" klar zu machen versuchen.

    Leistung (von der verantwortlichen Seite) muss uns allen etwas mehr wert sein, sonst kommt son Fall heraus: was man ja nur auf die gesamte Vereinsstruktur übertragen kann, die so wen zulässt, der die Folgen egal sind. Einzelne Proteststimmen sind chancenlos dagegen, solange nicht ein Ruck durch Fußball-Deutschland geht. Du schaust immerhin hin, tun wenige, das ist der Grundfehler. Meine Empfehlung: nicht antreten, die Strafe für diese Notwehr tragen u. ein nettes Freundschaftsspiel für die Kiddies machen... und wenn man schon drin steckt: einfach mal zum Kinderschutz weggehen, zivilen Ungehorsam vorleben, den Fall der örtlichen Presse zuschicken etc. Vllt sorgt man so für mehr Bewusstsein für Fairplay, dass wir Kindern schulden würden...

    Jeder Erwachsene kann nur so gut spielen, wie er als Kind trainiert wurde....

    Einmal editiert, zuletzt von Kicker ()

  • Handy zücken und das ganze filmen und wenn es dann nicht besser wird die Mannschaft vom Platz holen und sich auf die Spruchkammersitzung freuen. Beweismaterial hat man dann ja.


    Einer meiner Trainerkollegen hat einen Schiri, der unterirdisch gepfiffen hat und jedes Fould hat durchgehen lassen, mal in der HZ darauf hingewiesen, dass HZ2 geflimt werden wird. Der gute sah nicht begeistert aus, aber hat dann wohl ganz ordentlich gepfiffen.

  • Uns haben sie vor ca 1 Monat (es ging dabei extra um "Mantel- und Degenschiedsrichter") gesagt (Schiedsrichterlehrwart)


    der Schiedsrichter hat GAR KEIN Recht irgendjemand der Anlage zu verweisen


    Dieses Recht hat nur der gastgebende Verein


    In diesem Fall würde ich als Trainer der Gastmannschaft den anderen Trainer in der Spielpause ansprechen. Alternativ steht mir das Recht zu, den Spielberichtsbogen zu fordern und dann kann ich entsprechende Eintragungen im Kommentarfeld vornehmen




    Aber wir hatten hier im kreis auch schon einen Fall (ähnlich - durch Eltern geforderte "Spielhärte", wo das Ganze durch einen Videofilm eines Elternteils der anderen Mannschaft nachgewiesen wurde. Das Spiel (E-Jugend) wurde daraufhin zugunsten der "klagenden" Mannschaft hin umgewertet




    Gruß


    Lutz