Torwartfrage E1

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  • Hi zusammen,


    ich trainiere seit dieser Saison ( 12/13) die E1 unseres Vereins. Zuvor habe ich auch eine E-Jugend trainiert, die sich allerdings nun aufgelöst hat, da die meisten in die D-Jugend gekommen sind. Die jetzige E1 besteht in der Konstellation schon einige Jahre, das heißt alle kennen sich. Da wir in unserem Verein leider ein Mangel an Jugendtrainern beklagen müssen, spielen in dieser Saison bei E1 und E2 (mehr gibt es nicht) überdurchschnittlich viele Spieler. Ich soll bspw. rund 20 Kinder bekommen. Dazu gehören auch einige, die ich schon in der alten Mannschaft trainiert habe und die nun mit bei der E1 sind. Darunter sind auch zwei Keeper.


    Wir hatten bisher ein Turnier absolviert und haben gestern das erste Mal trainiert. Beim Turnier hat der TW gespielt, den ich aus meiner alten Mannschaft bereits kannte. Beim Training war er auch und ist er auch regelmäßig, soweit ich das von vergangenen Tagen beurteilen kann.


    Der andere TW ist noch mit den Eltern im Urlaub und wird hoffentlich beim nächsten Training zu uns stoßen.


    Da am Wochenende ein Freundschaftsspiel ansteht und es kommende Woche mit Pokal und Meisterschaft so richtig losgeht, bin ich etwas in der Zwickmühle, welchen TW ich nun wie einsetzen soll. Beide zum Freundschaftsspiel mitnehmen und jeder spielt eine Hälfte? TW A der schon gespielt hat zu Hause lassen und den anderen (TW B) testen? TW A mitnehmen, da er schon beim Turnier und Training war und mit seinen Kameraden eingespielt ist und deshalb TW B zuhause lassen?


    Leistungstechnisch sieht es folgendermaßen aus: TW A kenne ich von letztem Jahr, hat das TW-Spiel nicht im Blut, man sieht es bei seinen Aktionen, lässt viel abklatschen, fällt meist wie ne Bahnschranke und bleibt dann erstmal nen Weile liegen, wirkt manchmal lethargisch (das ist jetzt alles ein bisschen überspitzt dargestellt). Er hat sich aber leistungstechnisch gesteigert, ist immer motiviert und fast immer beim Training, auch persönlich sehr freundlich und eher der ruhigere Typ.


    TW B kenne ich nur vom Training im letzten Jahr (beide Teams haben damals gemeinsam trainiert), TW-technisch gut, hat aber auch noch viel zu lernen, beim Fangen sicherer, kratzt auch mal Bälle aus dem Winkel, sehr agil und liebt Flugparaden :D . Ist Stützpunktspieler. Zeigt aber oft nicht das was er kann. Im Spiel immer mal wieder Aussetzer wo man sprachlos ist. Manchmal lustlos im Training im letzten Jahr.



    So, wer sich das alles jetzt durchgelesen hat kann ja mal seine Einschätzung kund tun, wie er oder sie in so einer Situation handeln würde.


    Danke und Gruß

  • Grundsätzlich sind wir in einer E-Jugend, da MUSST du auf jeden Fall beide einsetzen, denn Spaß steht im Vordergrund und wenn einer deiner beiden Keeper während der Runde das Fußballspielen aufgibt hat keiner gewonnen....
    Also: Ich würde es so machen, dass ich entweder beide immer mitnehme und jeder spielt eine HZ oder jedes Spiel abwechseln... ( du kannst es natürlich auch so mcahen, dass du die beiden selbst entscheiden lässt ob Variante 1 oder Variante 2 ) , aber spielen lassen musst du echt beide, du kannst das noch nicht leistungsbeziehen..., wenn du Spielermangel hast, kannst du natürlich auch einen Torwart von beiden ( wenn der andere gerade dran ist im Tor ) drausen auf dem Feld spielen lassen ;)


    Hoffe ich konnte dir helfen


    Lg Patrick

  • Torwart in der E-Jugend ist immer schwierig...


    Als Vergleich:


    Unser Torwart (war schon TW als ich die Mannschaft übernommen habe) spielt ohne Angst und geht freiwillig in den Kasten. Er läuft raus wenn der Stürmer auf ihn zukommt und hält auch manchmal Bälle, die man schon im Tor gesehen hat. Auf der anderen Seite verschläft er manchmal das Training, ist aufgrund seiner Statur schwerfällig und träge, und lässt auch gerne mal Kullerbälle rein.


    Wir haben einen zweiten TW, der normalerweise im Feld spielt, und schon das ein oder andere Mal eingesprungen ist im Tor. Er hat gute Anlagen und ihm machts auch Spaß, im Tor zu spielen. Beim Abschlussturnier vor den Ferien durfte ein ganz anderer Spieler ins Tor, weil der unbedingt auch mal wollte. Bei dem könnte man sagen, er war die absolute Entdeckung zwischen den Pfosten. Der Junge hat instinktiv so vieles richtig gemacht, was die anderen beiden gar nicht hinbekommen. Er stand immer weit vorm Tor und hat mitgespielt. Lange Bälle abgefangen, die Mitspieler als "Libero" unterstützt.


    Der dritte im Bunde wäre also eigentlich mein Wunsch-Torhüter. Nur der mag nicht fest ins Tor gehen, obwohl er leuchtende Augen bekam als er hörte, das er dann auch richtiges Torwarttraining hätte... Spieler Nr. 2 würde auch fest ins Tor wollen. Spieler Nr. 1 aber auch...


    Was die Torwartfrage angeht, gibts also immer Probleme :)


    In deinem Fall würde ich es so machen, das die Jungs sich einfach immer wieder abwechseln im Tor. Jeder eine Halbzeit im Kasten, und eine als Feldspieler. Stützpunktspieler hin oder her, aber in der E-Jugend hat man einfach nur sehr, sehr selten Spieler, die sich wirklich als "Talent" im Tor outen. Guter Feldspieler = Guter Torhüter (aber oft umgekehrt genau andersrum :D)

  • Grundsätzlich ist die Entscheidung einfach, weil Du in der E-Jugend Dich noch nicht auf einen Torwart festlegen solltest und außerdem auch Torspieler regelmäßig Feldspieler-Erfahrung sammeln sollen. Eine echte Festlegung auf die TW-Position findet erst später statt. Lies hierzu mal einige von den Statements vom User "TW-Trainer" hier im Forum (das ist praktisch Pflichtlektüre)


    Deshalb spricht nichts dagegen, im Freundschaftsspiel Torwart B einzusetzen, (TW A hatte das Turnier) und auch sonst die Einsatzzeiten gleichmäßig aufzuteilen. Ich glaube in einem anderen Thread hat "TW-Trainer" mal empfohlen, immer 2 Spiele von einem TW machen zu lassen und dann wieder den anderen ranzulassen. Halbzeitwechsel können auch funktionieren, können aber auch tierisch in die Hose gehen, wenn die Spieler (auch die anderen) anfangen, die kassierten Tore zu vergleichen. Das setzt doch beide zu sehr unter Druck.


    Außerdem solltest Du gleichzeitig flexibel sein, auch mal dritte Spieler, die Lust haben, im Tor einzusetzen. Das sollte in der E noch durchaus vorkommen


    Soweit das Grundsätzliche: Aus eigener Erfahrung kann es aber sein, dass entweder die beiden Torhüter oder auch die Eltern da noch reinreden wollen. Du bist zwar Trainer und solltest das entscheiden dürfen und müssen, aber es ist immer gut, wenn man alle Beteiligten (und in einer E sind das auch die Eltern) von Anfang an einbezieht bzw. auf mögliche Gegenargumente vorbereitet ist.


    So kann es sein, dass TW (oder Eltern) "Platzhirsch"-Argumente ("bin schon länger im Verein") oder gar Leistungsargumente ("meiner ist Stützpunktspieler") anbringen, damit er/ihr Sohn jeweils "Stammtorwart" wird. Ganz schlimm wird die Tränendrüsen-Masche "Mein Junge ist doch mit Leib und Seele Torwart". Für alle diese Fälle gelten aber auch die Argumente, dass Du einer umfassenden Ausbildung verpflichtet bist und dazu unbedingt auch Feldspieler-Ausbildung und -erfahrung gehört.


    Nimm also mal beide Jungs beiseite, versuch mal über ein paar offene Fragen herauszufinden, wie eine gleichberechtigte TW-Lösung ankommen wird und erklär ihnen Deine Gründe. Wenn dann abends Dein Telefon klingelt, bist Du zumindest schon mal vorbereitet. Aber vielleicht passiert das auch nicht - umso besser!

  • Hi, ....es ist nun so wie es ist und wenn du zwei TWte hast, sind sie zu bedienen....z.B.


    -pro Spiel einer....der andere wird zum Spieler
    -oder...Halbzeit....wechsel
    -oder bei Turnieren....von Spiel zu Spiel...und der andere wird zum Spieler


    Abseits dessen...wäre es auch für mich wichtig....das ich eine E nur nach spielerischem Können bestücke. Die E 1 wäre bei mir z.b. nur mit den derzeit talentiertesten Spielern besetzt. Der TW sollte meiner Meinung entsprechend spielerisch mithalten. Das sollte er...um offensiv mitspielen zu können und auch...weil die Rotation ein wichtiger Punkt ist, d.h....er sollte auf jeder Position mal spielen, damit er später als gesetzter TW...so ab der D/möglichst C sich besser in seine direkten Gegner (wie gehe ich vor, um den Zweikampf im 1:1 als TW gegen Gegner zu gewinnen) und auch Mitspieler (wie gebe ich den Ball an sie ab, damit sie ihn schnell und gut annehmen können) eindenken kann.


    Also der super TW, der aber nicht gut dribbelt, schlechten Zweikampf zeigt...zu dick ist etc....wäre niemals mein TW in der E 1, weil er spielerisch nicht ins Team passt....aber das mal nur so am Rand.

  • Mal ne ganz andere Idee: Wie wäre es, wenn du sie jeweils eine Halbzeit im Tor spielen lassen würdest und in der anderen auf dem Feld? Wenn ich die Diskussionen in der Vergangenheit richtig mitbekommen habe, ist doch ein ein rotieren in der E-Jugend noch sinnvoll, ganz davon abgesehen, dass es wohl unbestritten ist, dass ein guter Torwart auch ein ordentlicher feldspieler sein sollte!?


    gruß
    dinazen

  • Zunächst einmal vielen Dank für die Tipps und Anregungen. Dass es in der E nicht primär um Leistung und Tabellenplätze sondern eher um den Lerneffekt geht ist mir natürlich bewusst. So lasse ich trainieren und auch spielen. Zumindest die Feldspieler sollen mal überall spielen und wenn dann auch mal keiner der beiden TW-Kandidaten da ist, geht ein anderer in den Kasten. Die zwei Torhüter habe ich jedoch allenfalls bei Trainingsspielen mal auf dem Feld spielen lassen. Das werde ich in Zukunft ändern.


    Ich habe mich nun entschieden, beide Torhüter zum Freundschaftsspiel mitzunehmen und dann pro Halbzeit abwechselnd im Feld und im Tor einzusetzen.
    Beide werden definitiv zu den schwächeren Feldspielern auf dem Platz gehören, da sie spielerisch (noch) nicht so viel drauf haben und diese Wettkampfsituation bisher nur als TW kannten.
    Es wird bestimmt für jeden eine Erfahrung wert sein. Ich bin gespannt wie das Feedback der Kinder und der Eltern ausfällt. ^^

  • Dass Du die Torspieler auch im feld einsetzen willst, finde ich prima - aus meiner Sicht genau der richtige weg :thumbup: ! In der letzten Saison als F1 haben wir auch meist in der Halbzeitpause den TW gewechselt. Das hat oft viel Unruhe in die Mannschaft gebracht. Nach dieser Erfahrung würde ich heute eher von Spiel zu Spiel wechseln.


    Grüße
    Oliver

  • Es wurden schon sehr viele hilfreiche und nützliche Tipps gegeben. Evl. könnte man noch die Rotation nach je 2 Spielen hinzufügen, um erst gar nicht den Eindruck zu erwecken, der jeweilige Torwart müßte sich einem besonderen Leistungsdruck aufgrund der Konkurrenz auf dieser Position aussetzen. Denn auch hier sollte der Spaß im Mittelpunkt stehen.


    Besondere Bedeutung kommt sicherlich auf den mitspielenden und mitdenkenden TW zu, wie es u.a. Andre schon richtig formulierte. So lassen sich auch von Laien die beiden unterschiedlichen TW-Typen meist sehr rasch identifizieren. Da gibt es zum einen den "Liniensteher", der von Anfang an immer nur im Kasten stand. Zum Anderen gibt es den "Ausflügler", der er ab der C-Jugend in diese Position wechselte. Während man den Ersten von der Linie holen muß, besteht die Aufgabe beim Zweiten vielmehr darin, ihn von seinen Ausflügen ins Mittelfeld etwas defensiver auszurichten. Es gibt also fast immer eine Chance, etwas an sich zu ändern, wenn man es wirklich will und der Trainer einem läßt, was ich am nachfolgenden Beispiel ein wenig erläutern möchte.


    Nun kann man einen guten Feldspieler nicht automatisch auch zu einem guten TW machen. Selbst dann nicht, wenn er bereits ein TW-Talent war! Es gehört schon etwas mehr hinzu, denn er ist "der Spezialist" im Team. Als solcher muß er sich Spezialaufgaben stellen.


    Da sind also 2 Keeper: der eine TW hat als gesichtetes Talent, hat mehrere Jahre lang auf dem DFB-Stützpunkt zugebracht, ohne jedoch in das Vergnügen kommen, ein spezielles TW-Training zu erhalten. Nach dem Ende der Stützpunktförderung sucht er sein Glück als Feldspieler, wurde ein ordentlicher Mittelstürmer, geht aber wieder ins Tor, als man dort jemanden braucht.
    Der andere hatte das Pech, einen physisch und psychisch besonders starken, gleichaltrigen Keeper vor die Nase gesetzt bekommen zu haben.
    Beide wechseln in einen neuen Verein und starten bei Null! Der Ex-Stützpunktkeeper ohne TW-Training erweist sich trotz Stürmerqualitäten als "Einbeiniger"! Auch tut er sich schwer, eine fachliche Kritik anzunehmen. Er fragt zwar viel, gibt sich aber nur dann mit den Antworten zufrieden, wenn sie in seinem Sinne ausfallen. Der Andere erkennt seine Chance, ist bei jedem Training und jedem Spiel voll motiviert und versucht alles umzusetzen, selbst wenn erstmal einiges schief geht und für Dritte unbeholfen wirkt. Binnen weniger Wochen ändert sich aber seine Körpersprache nach dem ersten Ballkontakt. Das Lob seine Kameraden spornt ihn noch mehr an. Unsicherheiten, die jahrelang seine Entwicklung hemmte, verschwinden nach und nach. Auch bei der Verarbeitung von Rückpässen und/oder der Spieleröffnung agiert er beidfüssig, wodurch auch seine Koordination und Liniendominanz deutlich besser wird und steht nunmehr vor seiner ersten Saison im Leistungsbereich.


    Bei einem Feldspieler lassen sich Defizite mit nur einem Schußbein selbst bei Mittelstürmern kompensieren. Die wenigsten Spieler sind soweit beidfüssig, als dass sie in beiden Füssen die identische Schußpräzision und -härte haben. Beim Torwart setzen sich koordinative Defizite in der Fussarbeit nach oben hin fort, sodass ein Fussfehler beim Sprungansatz meist zu einem Gegentor führen kann. Beim Feldspieler spielt es nicht so sehr die Rolle, ob man jeden Ball bekommt, der für einen gedacht ist. Beim Torwart endet die falsche Interpretation einer Situation meistens mit einem Gegentor. Wer also meint, er könnte schon deshalb einen guten Torwart bekommen, wenn er ihn nur häufig genug auf eine andere Position stellt, der irrt. Andererseits hilft es jedoch, ihn überall dort spielen zu lassen, wo er seine TW-Aufgaben auch aus anderer Warte erleben kann.


    Zusammenfassend kann man sagen: es gibt im Fussball (wie im Leben) so gut wie keine Konstellation von Voraussetzungen oder Entwicklungen, die man nach bestimmten Mustern abbilden und prognostizieren könnte. Deshalb sollte man sich als Trainer davor hüten, eine bestimmte Erfolgsprognose zu stellen. Manchmal übersteht diese Prognose gerade mal die Saisonvorbereitung! Denn die liegt weitaus mehr in den Händen der Nachwuchsspieler und deren spezielles Umfeld und die Möglichkeiten als Trainer sind dagegen eher bescheiden.


    Besonders häufig wird betont, das ein guter Torwart im besonderen Maße einen ausgleichenden Charakter besitzen müsse! Den besaßen weder Kahn noch Lehmann und viele andere auch nicht. Da gibt es Extrovertierte genauso wie eher Introvertierte. Vielmehr sind nach Zufälligkeiten ausgewählt und mit ihren Aufgaben gewachsen. Es sind Alltagsmenschen, die Ihre Selbstzweifel mit sich tragen. Ihnen ist seltenes Glück und manchmal auch Unglück angeboren! Es sind also Menschen wie du und ich!


    Andererseits ist die Entscheidung auch sehr einfach für den Trainer, denn man muß lediglich ein glückliches Händchen beweisen!